"In hundert Jahren werden wir alle kahl (sein)"
(spanische Redewendung)
Die Aussage kann auf unterschiedlicheWeise verstanden werden: resignierend-melancholisch oder mit
augenzwinkernder Ironie, vielleicht von beiden etwas. Im vielfach noch barock geprägtem spanischen Lebensgefühl
liegen Lebensbejahung und memento mori (das Eingedenken der eigenen Sterblichkeit), oft dicht beieinander.
Die Kahlheit, auf die wir alle zusteuern, ist die Kahlheit des Totenschädels. Die Redewendung gedenkt aber nicht bloß
der Endlichkeit des Lebens, sondern auch der großen "Gleichmacherei" des Todes. Wir "alle" werden kahl sein. Schon
die Totentänze des Mittelalters und die Schädeldarstellungen inmitten prachtvoller Auftritte und Szenen der barocken
Malerei erinnerten nicht nur an die Eitelkeit alles menschlichen Strebens, sondern auch daran, daß der Tod zu allen
kommt, ob Kaiser, Papst, Edelmann, Bürger oder Bettler.
Ein bekanntes memento mori zeigt drei Schädel nebeneinander und darunter den Text:
"Sag mir, Beschauer: Wer war König, wer Bettler, wer Bauer?"