@pattranSoweit ist deinen Ausführungen zur schweizer Geschichte nicht zu widersprechen.
Man könnte allerdings noch näher auf die Neuzeit eingehen.
Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, in dem ganz Deutschland verwüstet wurde und ca. 30% der damaligen deutschen Bevölkerung den Tod fand, während sich französische, spanische, schottische, dänische, schwedische und kroatische Truppen auf deutschem Boden einen Kampf lieferten, war die Schweiz Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Z.B. die bekannte, heute württembergische Stadt Rottweil war bis 1802, bis zur Zerschlagung des HRR durch das revolutionäre Frankreich, offiziell der schweizer Eidgenossenschaft zugehörig, während weite Teile des heutigen Baden-Württembergs und Bayerns österreichisch waren.
Den damaligen Schweizern ging es nicht darum eine neue Nation zu erfinden, sondern darum ihre Rechte gegen den Adel durchzusetzen.
So wie es auch in deutschen Freien Reichsstädten, den Hansestädten und einigen ländlichen Gebieten im HRR Freiheiten und teilweise autonome Bürgerrechte/Bauernrechte gab.
Man denke in diesem Zusammenhang auch an den Deutschen Bauernkrieg und die vielen, weiteren militärischen Auseinandersetzungen zwischen Städten, Rittern und Landesherren im HRR im 15. und 16. Jahrhundert.
Der Zeitraum zwischen ca. 1450 und 1650 ist übrigens eine der mitteleuropäischen Epochen die mich in historischer Hinsicht am meisten faszinieren.
Zu erwähnen ist hierbei auch der Herzog von Burgund, Karl der Kühne, dessen Leben mit Hilfe der Eidgenossen in der Schlacht bei Nanzig 1477 beendet wurde und dessen Herzogtum Burgund infolge dessen in den Besitz Maximilian I. von Habsburg überging, durch Heirat mit Karls Tochter und Erbin Maria.
Was den Beginn darstelle für den französisch-habsburgischen und später französisch-deutschen Gegensatz und die Rivalität zwischen Deutschland und Frankreich bis 1945.
Währenddessen nach der Reformation Deutschland meist der Unterlegene gegenüber Frankreich war, bis zur deutschen Einigung 1870/71 und den letzten drei Kriegen, zwischen 1870 und 1940, zwischen Frankreich und Deutschland.
In einer jahrhundertelangen Reihe französischer Aggression und kriegerischer Auseinandersetzungen.
Wenn ich schon mit der S-Bahn von Lörrach nach Riehen oder Basel gefahren bin, oder aus der Konstanzer Altstadt über die Grenze nach Kreuzligen gelatscht bin, habe ich keinen Schock aufgrund einer etwaig fremden Kultur bekommen.
So wie man wahrscheinlich auch keinen Kulturschock bekommt wenn man den Kanton Schaffhausen durchquert um die BRD-Exklave Büsingen zu erreichen.
Wo teilweise BRD-deutsches und schweizer Recht gleichzeitig gilt und deutsche und schweizer Polizisten gleichzeitig Befugnisse ausüben.
Während ich die schweizerdeutschen Dialekte relativ problemlos verstehe, verstehe ich von manchen niederdeutschen Dialekten kaum ein Wort.
Da meine Mutter jahrelang in der Schweiz gearbeitet hat, in den 50er Jahren als die Firma Bosch Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen hat, habe ich auch zeitweilig Halbwaisenrente aus der schweizer Rentenkasse bezogen.
Ich hoffe das macht mich in deinen Augen nicht zum Schmarotzer.
Ich war folglich, wie astronaut, ein schweizer Rentner.
Mein Vater war, wie schon erwähnt, Österreicher.
Mir geht es auch nicht darum den Schweizern ihre staatliche Souveränität gegen ihren Willen abzusprechen, sondern mir geht es um die gemeinsamen Wurzeln und um die kulturelle Zusammengehörigkeit aller heutigen, deutschen Staaten.
Mit Österreich oder Luxemburg ist die Geschichte wiederum anders als mit der Schweiz.
Die Österreicher z.B. haben bis 1866 Deutschland regiert und wollten bis 1945/1955 immer die deutschesten aller Deutschen sein.
Bis nach dem 2. WK viele Österreicher plötzlich ein totaler, kollektiver Gedächtnisverlust ereilt hat.
Mit einem Schlag sollte ein Jahrtausend deutscher Geschichte völlig vergessen sein.
Dass die Millionen Sudetendeutschen, Ungarndeutschen usw. die in die BRD geflohen sind ja Österreicher waren hat auch niemanden mehr interessiert.
Kamerad Schnürschuh hat versucht sich völlig neu zu erfinden.
Gruß
Ferdinand