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Wien,Wien,nur du allein

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jock:
Wien,Wien,nur du allein,sollst stets die Stadt meiner Traeume sein..

Immer,wenn diese schmalzige Hommage an Wien erklingt,denke ich
an die Zeit zurueck,wo ich innerhalb der Mauern dieser Stadt wohnte.

Dann und wann steigen Erinnerungsbilder auf,wie es damals war,als
ich jung und schoen war,die Stadt hingegen,haesslich,grau und furch-
bar langweilig, die Jahre an sich vorbeiziehen liess.

1960 gab es nicht viele Unterhaltungsmoeglichkeiten ausserhalb der
Heurigen,der Kaffeehaeuser und der Kinos.

Da gabs Kinopalaeste,die Filme spielten,die 40 Wochen und laenger
tagtaeglich am Spielplan standen und man die Karten 2 Wochen im
Vorhinein kaufen mussten,da bis dahin alle Vorstellungen ausverkauft
waren.

Spartacus,Ben Hur,Doris Day und Rock Hudson waren die Highlights,
die ein wenig Licht in den grauen Alltag brachten.

Nur das Rondell - Kino in der Riemergasse 11 war nie im Vorhinein aus-
verkauft.,obwohl es das erste Kino war,wo Pornofilme gezeigt wurden
und man im Kinosaal rauchen durfte.

Denn der Besuch einer Vorstellung dort war immer in bisschen kom-
pliziert.

Niemand ging bewusst ins Rondell - Kino.Meist war man rein zufaellig
dort, weil man sich in der Programmanzeige verlesen hatte und  mit
blankem Entsetzen feststellte,dass statt einem chineographisch wert-
vollen Film ueber die Schloesser an der Loire,ein von der Katholischen
Filmbewertungsstelle verdammtes Machwerk zu sehen bekam.

Schuld daran ist man natuerlich auch selber,wenn man kapp vor oder
nach Beginn der Vorstellung rasch eine Karte kaufte und ueberhastet in
das Dunkel des Kinosaals betritt.

Als dann die ersten weiblichen Geschlechtsteile,farbig und gut ausgeleuchtet
auf der Leinwand erschienen,war man zu hoeflich,das gebannte Publikum
durch einen uebereilten Aufbruch zu stoeren und blieb sitzen.

Der Inhalt der gezeigten Streifen war sicherlich fuer angehende Gynaekologen
interessant,beim gewoehnlichen Zuseher jedoch verstaerkte es das Minder-
wertigkeitsgefuehl betraechtlich.

In knapp 90 Minuten,10 Geschlechtsakte des Hauptdarstellers hinnehmen
zu muessen,hielten nur gefestigte Charaktere unbeschadet aus.

So manchen Zuseher,durchfuhr ein gehoeriger Schreck,wenn er im Halb-
dunkel seinen Blick herumstreifen liess und rechts vor ihm seinen ehe-
maligen Lateinlehrer zu erkennen glaubte und 5 Reihen hinter ihm,den
Obmann des Kirchenbeirats wiedersah.

Um eine,fuer beide Seiten unangenehme und erklaerungsbeduerftige Be-
gegnung zu vermeiden,brach der halbe Kinosaal knapp vor Ende der
Vorstellung auf und strebte der Anonymitaet der Grossstadt zu.

1991 schloss das Rondell - Kino seine Pforten und war Gegenstand einer
parlamentarischen Anfrage an den zustaendigen Minister.

Jock







Wiener:
In den ersten 1960er Jahren waren noch keine versauten Filme im RONDELL-Kino zu sehen, da gab es Filme von "FUZZY" den Helfer vom Sheriff oder Eddi Constantine, oder "Stan&Olli", erst später, gegen Ende der 60er wurde es schmuddelig! Das damalige Rondell war für uns der Hit, weil man rauchen konnte und an den Tischen gabs Bier oder Cola.......... Manchmal drehte ich eine Runde durch die Kinos, begann im Opernkino,das war damals ein "Non-Stop-Kino", man konnte sitzen bleiben,  dann ins Krugerkino und weiter in das  Metrokino, wenn Zeit übrig war, eben ins Rondell! Auch am Bahnhof-Praterstern wurde ein Top-Kinopalast eröffnet mit dem Film "Der längste Tag", ein Kriegsfilm und wenn oben die Bahn drüberfährt wackelte der Saal.
Es gab auch hinter dem Rathaus das größte Kino Wiens, das Forum-Kino, wo Filme liefen wie "Brücke am Kwai" oder "in 80 Tagen um die Welt" mit der größten Leinwand Österreichs...............
In der Annagasse gab es die erste Discothek und am Graben das "Chatanooga" eine Mischung von Disco und Varietee, mit Auftritten von Hazy Osterwald Sextett. Aber leider sind alle diese Orte heute nicht mehr existent.........
Ach ja, bald hätte ich es vergessen, König Bhumipol mit seiner Sirikit war damals eine Sensation, denn die Bevölkerung ging "König schauen"(!),sie wohnten im Imperial und zum Dinner waren sie im "Kerzenstüberl" geladen, und ich war heimlich dabei... ;D....ich war damals noch als Kochlehrling tätig! Und Kennedy mit Frau war auch im Kerzenstüberl gewesen.
Die 1960er bis Mitte 80er Jahre waren meine schönsten Jahre gewesen, heute ist Wien ein Tollhaufen geworden {/ {-- und die Stadt versinkt in Kriminalität

jock:
@Wiener

Ich glaube deine Erinnerung taeuscht dich.

Das Opernkino war nie ein Non-stop  Kino.Das Non-stop-Kino
befand sich am Graben 29.

Das Forum - Kino hatte leider nicht die groesste Leinwand,sondern
die befand sich im Gartenbaukino.

Gerade fuer die Groesse des Zuschauerraums (ca 1.100 Sitzplaetze)
war die Leinwand zu klein.Konnte aber auch nicht vergroessert werden,
da die Tragepfeiler im Weg waren.

Deiner Einschaetzung,dass Wien in Kriminalitaet versinkt,kann nicht
einmal die Kronenzeitung folgen.
Noch im Dezember 2015 berichtet das Blatt,dass nur 13,7 % der befragten
Wiener sich unsicher fuehlen.

Beim Bereich "Lebenswerte Stadt" kommt eine Vergleichsstudie "Quality
of Living" zu dem Ergebnis,dass unter 230 internationalen Grosstaedten
Wien einen fuehrenden Rang einnimmt.

Jock

TeigerWutz:

--- Zitat ---1991 schloss das Rondell - Kino seine Pforten und...
--- Ende Zitat ---

der Billeteur Rudi wurde zum Taxifahrer.

Der "Top-Kinopalast" am Praterstern war's Panorama Kino.

Suksabai:

Legendär waren die kurzen Modeschauen im "Gartenbau" vor der eigentlichen Vorstellung.. . .

lg

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