Diesen Urlaub lass ich mich bei niemandem der Familie im Dorf sehen.
Da kommt COVID ja sozusagen goldrichtig.
Letzte Woche hat meine Frau ihre Tante im Dorf besucht, deren Mutter vor Jahren schon einen Schlaganfall erlitten hat. Seitdem sitzt sie zu Hause auf dem Boden und wird von der Familie betreut. Hört Radio und spricht auch mit den Leuten in der Nachbarschaft, oder mit Besuchern.
Geld für eine Behandlung gibt es sowieso nicht. Die ist aber geistig noch recht vital und kriegt auch alles mit.
Nun, jedenfalls hat mir meine Frau dann erzählt, daß die Oma nach mir gefragt hat und daß ich sie deswegen mal besuchen solle.
Das hätte ich sowieso vorgehabt und fuhren dort einige Tage später vorbei.
Vorher aber kauften wir im Supermarkt einige Großpackungen von diesen kleinen Milchtüten. Die trinkt sie auch gern.
Frau sagt, daß wir dort nicht mit leeren Händen aufkreuzen sollen, sonst denken die womöglich noch "Falang Kinuk".
Und wir geben ihr dann auch 500 Baht als "Gastgeschenk".
Ich sagte zu meiner Frau dann, wenn das Deine Mutter herausfindet, daß ich nur die Oma besuche und ihr auch noch Geld gebe, dann wird sie sicherlich eine ganz schöne Schnute ziehen.
Ja - sagte sie, das wird Yai dann ganz schön traurig machen.
Recht so, dachte ich mir, ich mag die Alte sowieso überhaupt nicht.
Also besuchten wir "nur" die behinderten Oma an, die sich riesig darüber freute. So konnte aber fast nichts mehr sehen, da ihr Augenlicht auch schon sehr beeinträchtigt ist und es wurde ihr eben alles von ihrer Tochter und meiner Frau erzählt und erklärt.
Ich saß auf einer Bambusmatte in der Nähe der Oma und sie rutsche ein wenig zu mir herüber. Dann reichte sie mir die Hand und erfühlte meinen Arm. Das macht sie eigentlich immer und gibt ihr vermutlich ein Gefühl der Freude.
Später dann hat sie mich sogar gesegnet.
Ich mag sie gern, weil ich das auch Klasse finde, wie sie mit ihrer Behinderung umgeht und sich nicht unterkriegen lässt.
Als wieder wieder nach Hause fuhren, kamen wir aus der kleinen Seitenstraße heraus auf die Hauptstraße des Dorfes. Meine Frau sagte "fahr lieber nach links", denn rechts ca. 30 Meter weiter lebt ja ihre Mutter. Und die muß das auch nicht gleich sehen, daß wir mit dem Auto unterwegs sind und nicht bei ihr reinschauten.
Aber die kriegt das alles noch früh genug mit.