Abschnitt IIIDiagnosestellung der ZuckerkrankheitMan bestimmt aus dem abgenommenen Blut den aktuellen Blutzuckerwert. Dazuhin untersucht man den Urin (Morgenurin) auf Zucker und Aceton. Beide Untersuchungen kann man schon recht aussagekräftig mit einem Teststreifen durchführen, exaktere Werte liefern die inzwischen weit verbreiteten Blutzuckermessgeräte. Misst man Zucker im Urin, so ist das immer hochverdächtig, da die Nieren erst bei Blutzuckerwerten über 180mg/dl „Zucker durchlassen“. Ketone findet man, wenn die Zellen Zucker nicht verwerten können, wenn also zu wenig Insulin vorhanden ist oder wenn die Insulinrezeptoren der Zellen „schwächeln“.
Ist erst einmal eine Verdachtsdiagnose im Ansatz bestätigt, muss man die erkannte Zuckerkrankheit genauer unter die Lupe nehmen.
Man bestimmt dann den Verlauf der Blutzuckerwerte, erstellt also ein so genanntes Tagesprofil.
Dazuhin kann man einen Glukosetoleranztest durchführen, bei dem man zwei Stunden nach Trinken einer Zuckerlösung nachmisst, wie hoch der Blutzuckerspiegel ist. Misst man mehr als 200mg/dl, dann ist von einer manifesten Zuckerkrankheit auszugehen, auch wenn der Nüchternwert noch im Normalbereich lag.
Dasselbe gilt natürlich auch schon, wenn der „Nüchternwert“ über 110mg/dl lag.
Der heutzutage zusätzlich oft bestimmte HbA1c-Wert macht dagegen Aussagen über den durchschnittlichen Blutzuckerlangzeitwert, er entlarvt die Diätsünder, die meinen, dass es ausreichend sei, nur am Tag vor der nächsten fälligen Blutzuckerkontrolle beim Hausarzt sein Diät einzuhalten. Außerdem macht er eine Aussage darüber, wie ausreichend eine Zuckerkrankheit medikamentös eingestellt ist.
Behandlung des Diabetes mellitusIn der Regel ist beim Vorliegen eines Diabetes mellitus davon auszugehen, dass eine Dauererkrankung vorliegt, dass man also nie mehr „zuckergesund“ wird.
Ausnahmen sind selten und bestätigen lediglich die Regel.
Typ 1-DiabetesHier ist der Insulinmangel Ursache der Erkrankung, die Therapie ist also prinzipiell einfach: das fehlende Insulin muss dem Bedarf gemäß zugeführt werden.
Insulin muss immer gespritzt werden, Insulin in Tablettenform einzunehmen macht keinen Sinn, da das Insulin in unserem Verdauungstrakt unverzüglich zerstört würde.
Auch jede andere Form einer Einnahme von Diabetesmedikamenten ist absolut sinnlos, da die Bauchspeicheldrüse ja gar kein Insulin mehr produziert.
Idealerweise sollte jeweils nur die aktuell tatsächlich erforderliche Insulinmenge gespritzt werden, dieser Forderung versuchen die modernen in den Körper eingepflanzten Insulinpumpen nachzukommen, leider funktionieren diese Apparate meist noch keineswegs wie gewünscht. Eine lückenlos fehlerfrei arbeitende Insulinpumpe wäre ein bedeutender Durchbruch in der Behandlung der Zuckerkrankheit!
Meist bleibt es aktuell dabei, dass die Typ 1-Diabetiker während des Tages immer wieder mit einem kleinen Blutzuckermessgerät ihren aktuellen Blutzuckerwert bestimmen, um dann die erforderliche Insulinmenge zu spritzen. Durch Erfahrungswerte wissen diese Patienten auch, wie viel Insulin sie einer aktuellen Nahrungsart und –menge zugeben müssen.
Verhalten sich Typ 1-Diabetiker diszipliniert, so können sie ein weitestgehend normales Leben führen. Sie haben auch keine Minderung in ihrer Lebenserwartung. Von manchen Berufen bleiben sie aber zum Beispiel vorerst ausgeschlossen, eine Pilotenlizenz ist mit einem Typ 1-Diabetes unerreichbar, erkrankt ein Pilot an diesem Diabetestyp, verliert er seine Lizenz! Ähnliches gilt für einige andere Berufe.
Typ 2-DiabetesHier ist die Auswahl an Behandlungsmöglichkeiten weit größer.
Zunächst muss man versuchen, dem „Auslöser“ der Erkrankung zu Leibe zu rücken. Man muss die Ernährung umstellen, vorhandenes übergewicht abbauen und sich ausreichend bewegen.
Erst wenn diese Maßnahmen keinen ausreichenden Effekt zeitigen, ist der Einsatz von so genannten „Antidiabetika“ – in der Regel in Tablettenform - unerlässlich.
Erst wenn die Bauchspeicheldrüse weitestgehend oder endgültig erschöpft ist, müssen auch die Typ 2-Diabetiker Insulin spritzen.
Zur Therapie des Typ 2-Diabetes gibt es ein Fünfstufen-Modell:
Stufe 1: Diät und Gewichtsreduktion reichen aus, Medikamente sind nicht erforderlich.
Stufe 2: Dicke Diabetiker bekommen Metforminin Tablettenform, schlanke Diabetiker erhalten ein so genanntes Sulfonylharnstoffpräparat. (Euglucon o.ä.)
Stufe 3: Reicht der Einsatz der unter Stufe 2 genannten Medikamente nicht aus, so können andere Antidiabetika (blutzuckersenkende Arzneimittel) dazukombiniert werden.
Stufe 4: Mit Tabletten allein lässt sich der Blutzucker nicht mehr ausreichen senken, der Patient erhält zusätzlich zu seinen Tabletten Insulin.
Stufe 5: Die Insulinproduktion ist völlig erschöpft, eine Tabletteneinnahme daher völlig sinnlos, der Patient erhält ein Insulinpräparat.
Bei den Insulinen unterscheidet man ganz grob 2 Insulinarten:Altinsulin: (das zuerst entdeckte Insulin) wirkt sofort, wird allerdings auch blitzschnell verbraucht und muss daher oft nachgespritzt werden.
Langzeit-Insuline: sind so genannte retardierte Insuline, der Wirkstoff wird über längere Zeit in kleiner Dosis aus dem Medikament freigesetzt.
In der Humanmedizin sind heutzutage fast ausschließlich Humaninsuline oder synthetische Insuline in Gebrauch.
Detailfragen zur Insulintherapie beantworte ich auf Wunsch gern im Tip Forum
www.forum.thailandtip.de unter der Rubrik „Sonstiges“.
Orale Antidiabetika – umgangssprachlich „Zuckertabletten“Hier haben wir ganz unterschiedlich angreifende Medikamente zur Auswahl.
Die
Sulphonylharnstoffpräparate regen die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse zu einer verstärkten Insulinproduktion an. Sie wirken so lange, wie die Inselzellen noch nicht zu sehr erschöpft sind. Hauptsächliche Nebenwirkung ist die Gewichtszunahme.
Vorsicht! Bei unregelmäßiger Nahrungszufuhr kann der Blutzucker gefährlich absinken.
Biguanide: steigern die Zuckerverwertung in den Muskelzellen, außerdem bremsen sie den Umbau aus Eiweiß zu Zucker. Der Wirkstoff heißt Metformin.
Nebenwirkungen sind gelegentlich Übelkeit, Durchfall und (eher selten) Appetitlosigkeit.
Vorsicht: Wer schwer nierenkrank ist, darf keine Biguanide bekommen.
Diese beiden Präparatesorten sind derzeit die gängigsten eingenommenen Antidiabetika.
Noch relativ neu und bisher eher selten eingesetzt sind
Glinide: wirken ähnlich wie die Sulphonylharnstoffpräparate, setzen in ihrer Wirkung allerdings sehr schnell ein. Sie werden zu den Mahlzeiten eingenommen und sorgen dafür, dass es nach einer Mahlzeit gar nicht zu einem erheblichen Blutzuckeranstieg kommt. Die Dosis richtet sich nach der Größe der Mahlzeit. Wer sich dabei verschätzt, riskiert gefährlich niedrige Blutzuckerkonzentrationen.
Alphaglukosidasehemmer: sollen die Aufspaltung von Nahrungsmitteln im Darm in Zucker verhindern oder wenigstens verlangsamen. Auch dadurch steigt der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit nicht so stark an.
Nebenwirkung sind Blähungen!
Glitazone: können in der Frühphase eines Typ 2-Diabetes zum Einsatz kommen. Sie steigern die Insulinempfindlichkeit im Gewebe und senken so den Blutzuckerspiegel. Sie sollen also die Bauchspeicheldrüse vor einer Überlastung durch permanenten hohen Insulinbedarf schützen.
Nebenwirkung: Hauptsächlich Gewichtszunahme, selten Unterschenkelödeme und allgemeine Störung des Gewebewasserhaushaltes.
Weitere neue Medikamente, die Einfluss auf den Zuckerhaushalt nehmen, sind in der Warteschleife oder auch schon im Handel. Langzeiterfahrungen gibt es allerdings noch kaum, ein ganz entscheidender Durchbruch scheint nicht dabei zu sein. Aber die Entwicklung geht weiter!