Hier noch mal ein Kommentar aus der Bangkok Post, der ganz interessante Hintergründe humorvoll beleuchtet:
Das Geflüster der Geckos in den ParteizentralenYingluck Shinawatra mache ein langes Gesicht, erzählte mir der Gecko, den wir als Zuträger ins Hauptquartier der Phüa-Thai-Partei eingeschleust haben.
Sie sei besorgt und habe Kopfschmerzen.
Wie kann das sein, daß diese Dame, die gerade einen überwältigenden Wahlsieg errungen hat und kurz davor steht, der erste weibliche Premierminister in Thailands Geschichte zu werden, so angefressen und gestreßt daherkommt und offensichtlich einen schweren Durchhänger hat? Diese Frage stellte ich – selbst erstaunt und besorgt – unserem Gecko.
Dieser lachte ein bißchen und antwortete: „ Ach, mein Junge, die Dinge sind halt einfach selten wirklich so, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.“
Fräulein Yingluck, so seine Erklärung, leide ganz einfach an einem Syndrom, das häufig Neulinge und Blauäugige befalle, wie z.B. Personen, die sich plötzlich mit einer höheren Aufgabe betraut sehen.
Die Dame mit dem süßen Lächeln und dem netten „na ka“ möchte wohl gerne etwas Gutes bewirken, so unser Gecko. Dieses Leiden nenne man gemeinhin Idealismus. Es könne einen zu jedem Zeitpunkt befallen, kicherte der Gecko. Aber man müsse keine Sorge haben, denn es sei nicht ansteckend und leicht zu kurieren.
In der Phüa-Thai-Partei sei sie als Fräulein Ja bekannt, führte unser Gecko aus – ein Spitzname, mit dem eine Dame der Liebling jedes Mannes wird. Die Parteimitglieder schätzten sie sehr, denn sie widersetze sich nie deren Forderungen. Dies sei einer der Gründe gewesen, warum sie die Partei wie ein Magnet wieder zusammenziehen konnte, als es vor einigen Monaten danach aussah, als ob alles auseinander brechen würde.
Aber Fräulein Ja wolle nun nicht mehr länger Fräulein Ja sein, grinste unser Gecko verschmitzt. Jetzt sage sie auch mal nein.
Fräulein Yingluck möchte eigene Maßstäbe setzen und Standpunkte vertreten. Sie wünsche sich gute, fähige Leute in ihrem Kabinett, die ihr dabei helfen sollen, dem Land die glänzenderen Zeiten zu bringen, die diesem Königreich eigentlich zustehen würden.
Aber, wie unser schlauer Gecko anmerkt, fänden sich gute, fähige Leute eher nicht in den zahlreichen Gruppierungen innerhalb der Phüa Thai. Daher würde Fräulein Yingluck gerne auf Außenseiter zurückgreifen.
Als Beispiel führte unser Gecko folgendes Intrigenspiel an: Die zukünftige Premierministerin möchte eigentlich den ehemaligen Botschafter in Großbritannien, Vikrom Kumpairote, als Außenminister, da er als integer und kompetent gelte.
Das Problem sei nur, so unser Gecko mit teuflischem Grinsen, daß es in der Phüa Thai drei bis vier einflußreiche Gestalten gebe, die bereits ein Auge auf diesen Posten geworfen hätten. Jeder von ihnen habe sogar bereits eigene Teams für auswärtige Angelegenheiten gebildet und jeder verfüge über einen direkten Draht zu Thaksin Shinawatra.
Daher werde es immer jemanden geben, der unzufrieden sei, egal, wie die Entscheidung ausfalle.
Das sei schon komisch, grinste der Gecko. Parteimitglieder, die mit Fräulein Yingluck unzufrieden seien, würden zu ihrem Bruder Thaksin rennen und diesen darum bitten, seine Schwester in ihre Schranken zu verweisen… Wie unser Gecko dazu anmerkte, würde der baldige De-Facto-Premierminister Thailands auf so etwas mit einem Lächeln antworten und versichern, daß er sich um die Geschäfte von jedem kümmern werde.
Klar, Thaksin kümmert sich ja immer um’s Geschäft…
Die Vertrauten von Fräulein Yingluck seien besorgt, meinte der Gecko mit einem Anflug von Sympathie. Sie möchte gerne ihr Image als Fräulein Ja loswerden, aber das sei nicht gerade einfach. Die altgedienten Politiker in den Reihen der Phüa Thai stünden ihr dabei im Wege.
Zudem, flüsterte ein auf einmal sehr nervöser Gecko, würde der Herr in Brunei auf keinen Fall ein Fräulein oder einen Herrn Nein haben wollen. Man sage einfach nicht „nein“ zum baldigen De-Facto-Premierminister von Thailand. Das gehöre sich nun wirklich nicht.
Am Ende, so die Warnung unseres Geckos, könne sie vielleicht sogar das gleiche politische Schicksal erleiden wie Abhisit Vejjajiva – nämlich in der Rolle einer Marionette oder eines Klones enden.
Aber lassen wir solche Spekulationen, meinte der Gecko in weiser Voraussicht. Schauen wir einfach mal, wie das Kabinett aussehen wird und es dürfte auch eine ganze Weile dauern, bis klar sei, welche Macht diese zukünftige Premierministerin wirklich hat.
Wird sie tatsächlich Premierministerin sein oder nur eine solche von jemand anderes Gnaden? Der Gecko nimmt noch Wetten an.
Der Autor hat zwar eine gewisse Vorahnung, aber er ist keine Spielernatur, auch wenn er Thaksin hier als zukünftigen De-Facto-Premier bezeichnet. Das alte Spiel halt.
Auch im Hauptquartier der Demokraten braue sich Ärger zusammen, so ein weiterer gut informierter Gecko, den wir dort eingeschleust haben.
Dieser Gecko gab einige Hintergründe preis, daß nämlich die Demokraten ganz allgemein in eine Fraktion aus Zentralthailand und eine solche aus dem Süden gespalten seien.
Die Fraktion aus Zentralthailand umfasse solche Namen wie Korn Chatikavanij, Apirak Kosavodhin und Kalaya Sophonpanich, die anscheinend alle drei auf den Posten des Generalsekretärs scharf seien, den bis jetzt Suthep Thaugsuban inne hatte.
Die Fraktion aus dem Süden zerfällt noch mal in zwei rivalisierende Lager. Eines davon schart sich um Herrn Suthep, das andere um den ehemaligen Parteivorsitzenden Banyat Bantadtan und Ex-Premier Chuan Leekpai. Witthaya Kaewparadai ist Herr Sutheps Wunschkandidat für den Posten des Generalsekretärs.
Herr Banyat und Herr Chuan sollen dagegen Khunying Kalaya favorisieren, auch wenn diese aus Zentralthailand stammt.
So sehe das laut unserem Gecko aus.
Herr Abhisit werde den Parteivorsitz wieder übernehmen, das sei kein Problem, versicherte er außerdem.
Was nun das Gerangel um den Generalsekretär angehe, so zuckte unser Gecko mit den Schultern und meinte, Herr Apirak habe erklärt, das sei nicht von Bedeutung, denn die Demokratische Partei stehe fest zu demokratischen Prinzipien und ganz egal, wie das Ergebnis letztlich aussehe, werde jedes Parteimitglied den Ausgang des Rennens akzeptieren. Das seien ja schließlich alles echte Ladies und Gentlemen.
Allerdings zwinkerte der Gecko dabei spitzbübisch und meinte, dieser Kampf um den Posten des Generalsekretärs könne schon die Formen eines wilden, regellosen Freistilringkampfes von höchstem Unterhaltungswert annehmen.
Wieso das? Nun, die Probleme der Demokraten seien schließlich tief verwurzelt, so der Gecko. Dabei verlor sich sein Blick im Nirgendwo und er schüttelte seinen Kopf.
Seit 19 Jahren hätten diese keine landesweiten Wahlen mehr gewonnen. 19 Jahre! Der Gecko hob die Hand (Ja, ich weiß, Geckos haben keine Hände und können eigentlich auch gar nicht sprechen, aber hier sind sie halt meine Zuträger).
Im Gegensatz dazu ihre Gegner, die von den Panzern vertrieben wurden, aber die nächsten allgemeinen Wahlen wieder gewannen.
Dann traten die Gerichte sie in die Tonne und sie kamen erneut wieder und gewannen die Wahlen.
Als nächstes ließ Newin Chidchob sie fallen wie eine geldgierige Hure ihren unbedarften, älteren, liebestollen Farang abserviert, nachdem sie ihn restlos ausgenommen hat. Und wieder kamen sie zurück und gewannen die Wahlen.
Wäre es nicht so traurig, könnte man glatt darüber lachen, spottete unser Gecko.
Seiner Meinung nach habe Alongkorn Ponlaboot, der scharf auf den Posten des stellvertretenden Parteivorsitzenden sei, das am besten formuliert:
„Die Demokratische Partei benötigt einen Neuaufbau. Sie braucht visionäre Führer, die die großen Zusammenhänge erkennen können. Sie kann nicht mehr länger von einigen wenigen geleitet werden. Reformen tun Not. Sie muß sich von den altgedienten Politikern in ihren Reihen lösen.“
Dann grinste der Gecko erneut vielsagend und meinte, die Demokraten könnten tolle Reden schwingen, aber viel mehr zumeist auch nicht.
Wie schon sein Gecko-Kollege von der Phüa Thai riet auch der Demokraten-Gecko davon ab, jetzt schon Schlüsse zu ziehen. Die Zeit sei noch nicht reif dafür, schließlich sei es erst ein paar Wochen her seit der äußerst peinlichen Niederlage vom 3. Juli.
Werden wir wohl mal eine neue, geläuterte Demokratische Partei erleben oder wird außer großen Sprüchen nichts passieren? Der Gecko nimmt noch Wetten an. Der Autor hat zwar eine gewisse Vorahnung, aber er ist keine Spielernatur. Allerdings ist er der Meinung, daß ohne einen Wechsel bei den Funktionären für die Demokraten alles beim Alten bleiben dürfte. Mit Traditionen ist schwer zu brechen – das alte Spiel. Man kann einem alten Hund einfach keine neuen Tricks mehr beibringen.
Aber egal, die Demokraten haben nun vier Jahre für Planspiele und strategische Überlegungen. Fräulein Yingluck dagegen hat gerade mal noch eine Woche, um zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Ja, geneigter Leser, ich weiß, was Sie jetzt denken. In mancher Hinsicht mögen die Geckos klüger sein als wir Menschen...
Voranai Vanijaka Quelle:
http://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/248501/the-whispers-of-the-party-lizards