@Suksabai,
Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass die iranische Staatsführung dieses vom werten AS2000 angepriesene Werk "P.A. Samuelson: Volkswirtschaftslehre" nicht besonders beachtet
Ich bin mir sehr sicher, die Iraner haben Samuelson gelesen und verstanden. Genau so sicher bin ich mir aber auch, dass der Autor des von Dir genannten Artikels ihn nicht gelesen hat. Bei jemandem, der zu berichten weiß, dass bei Ölexporten des Irans „Kunden wie die Vereinigten Arabischen Emirate und China die wichtigsten sind“ und der annimmt, der Petrodollar sei erst in den 70er Jahren entstanden erscheint mir letzteres doch sehr nahezuliegen.
Die Lektüre eines Lehrbuches der Volkswirtschaft versetzt einen in die Lage, leichter zu beurteilen, was an solchen Dingen nur Kulisse ist, was Wunschdenken ist, was reine Spekulation ist und was ökonomischen Gehalt hat.
Dazu einige Beispiele.
Zur Kulisse, ich zitiere:
„Nun will die iranische Notenbank den Dollar abservieren und hat Ende Januar angekündigt, dass sie ab 21. März den Dollar nichts mehr als Währung in ihren Finanz- und Währungs
berichten verwenden wird.“
Das wird die Amerikaner hart treffen. Oder glaubt jemand, es macht einen Unterschied, ob die lichte Höhe eines Wohnzimmers mit 5 Metern oder 5,46807 Yard angegeben wird?
Entscheidend ist, welche Währungen und wie viele davon als Reserve tatsächlich gehalten werden. Deren Wert kann man von mir aus auch in Baht ausdrücken.
Zum Wunschdenken:
Kenntnis der Volkswirtschaftslehre setzt einen in die Lage, auch ein wenig genauer über die Konsequenzen und Seiteneffekte wirtschaftlichen Handelns nachzudenken.
„Ohne den Petro-Dollar würde der Boden unter dem Dollar herausfallen, woraufhin er auf sein angemessenes Niveau abstürzen würde.“
Denkt man über die Folgen ein wenig nach ist sofort klar, welch gravierende Auswirkungen das auf die Weltkonjunktur haben würde. Dazu habe ich mich unlängst hier unwidersprochen geäußert. Schade eigentlich, ich hätte mich sehr darüber gefreut, wüsste jemand da eine Lösung.
Nicht erwähnt habe ich, dass der Dollar Weltreservewährung ist und viele Notenbanken ihre Währungsreserven auch in Dollar halten. Was machen die, wenn „der Dollar auf sein angemessenes Niveau abstürzen“ würde?
Mit Samuelson hätte der Autor dieses Artikels gewusst, dass die dann riesige Abschreibungen vornehmen müssten oder alternativ ihre Währung entsprechend abwerten müssten. Werten alle mehr oder minder gleich ab, was bringt das dann?
Natürlich, jeder ist unzufrieden mit einem System, dass es den Amerikanern gestattet, über ihre Verhältnisse zu leben. Aber ich erinnere an das asiatische Sprichwort vom Ritt auf dem Tiger. Von dessen Rücken kann man nicht mehr so einfach herunter.
Jedem, der auch übermorgen noch essen möchte, sollte klar sein, dass man ein Wirtschaftssystem nicht
nur abschaffen kann. Man muss es zeitgleich durch ein anderes ersetzen. Und das ist die eigentliche Crux. Solange ich nicht weiß, wie ein anderes System aussehen soll und, ganz wichtig, wie der Übergang auf das Neue gehen kann, bleiben nicht viele Alternativen.
Deshalb meinte ja auch der Artikel zum Schluss, ich zitiere: „Anleger sollten die Politik von Trump weiter genau im Auge behalten. Er will zwar einen schwachen Dollar und redet ihn daher bei jeder Gelegenheit nach unten. Einen Kollaps des Dollar kann aber auch Trump nicht wollen.“
Zur Spekulation, ich zitiere:
„Entsprechend steckt Saudi-Arabien in der Klemme: will das Land nicht noch mehr Marktanteile in China verlieren, muss es den Renminbi als Zahlungsmittel akzeptieren“
Die Chinesen horten wahre Dollargebirge. Bei rein ökonomischer Betrachtungsweise, warum sollten die nicht damit ihre Importe bezahlen und so ihre Dollars loszuwerden?
Klarer wird das einem Beispiel aus früheren Jahren. Hättest du die DDR besucht, hättest du aus dem Zwangsumtausch MDN und aus der Heimat DM in der Tasche gehabt. Und ganz bestimmt hättest du versucht, dort zuerst die MDN loszuwerden obwohl jeder viel lieber DM genommen hätte.
Zum ökonomischen Gehalt, ich zitiere:
„Als Ersatz käme der Euro in Frage.“
Wenn ich ein wenig zurückblättere, Du hast Dich sich sehr dezidiert zum Euro geäußert. Muss ich jetzt schließen, dass die Iraner komplette Idioten sind?
Solange man jederzeit problemlos Dollar in Yuan tauschen kann (und umgekehrt) ist es wirtschaftlich belanglos, in welcher Währung fakturiert wird. Natürlich erklärt Herr Smuelson auch den Unterschied zwischen einer Reservewährung und einer Fakturawährung. Ich zitiere:
„Russland akzeptiert beim Bezahlen den chinesischen Renminbi, während Saudi-Arabien weiterhin auf den Dollar besteht“
Hätte der Autor Samuelson gelesen, hätte er den Unterschied zwischen Finanzierung und Geldanlage gekannt. Ökonomisch entscheidend ist, was die Russen mit den (überschüssigen) RMB machen. Nehmen sie die in ihre Währungsreserven auf oder tauschen sie die in andere Währungen.
Hätte der Autor Samuelson gelesen, käme er nicht auf die Idee, zur Beurteilung des Dollars allein nur den Ölmarkt heranzuziehen. 2016 hatten die USA ein Leistungsbilanzdefizit von rd. 480 Mrd. Dollar. Die flossen vor allem an die Ölexporteure und die Exportweltmeister. Daraus könnte er schließen, dass es für den Dollar erst dann kritisch wird, wenn die Chinesen, die Japaner und die Deutschen den nicht mehr akzeptieren. Dagegen sind die in dem Artikel genannten 41 Mrd. Dollar der Ölexporte des Iran eher vernachlässigbar.
Zum Abschluss noch eine Frage zum Gold. Was würde wohl passieren, wenn alle Überschussländer versuchten, ihre Dollars in Gold zu tauschen?
Werter Suksabai, nicht alles was im Internet steht ist allein schon deshalb richtig und wahr. Ein gutes Beispiel dafür ist HDK – die (Aus)Denkfabrik für den deutschsprachigen Raum. Oder google mal nach Perpetuum Mobile. Du wirst bestimmt jemanden finden, der ganz fest davon überzeugt ist, jene Wundermaschine sei längst erfunden und ihre Einführung sei von der gierigen Industrie verhindert.