Zu dem Bericht ueber die falsche Aerztin,passt meine Geschichte,wie der
kleine Jock "geheilt " wurde.
Jock wuchs in einer kleinen Stadt im Walviertel auf.Behuetet von seiner
Grossmutter und auch ein Onkel und eine Tante hatten ein Auge auf ihn.
Onkel und Tante hatten eine verheiratete Tocher,deren Belesenheit allge-
mein bekannt war. Auch war sie weitgereist.
Die Belesenheit ruehrte von der Lektuere,des zweiwoechtlich erscheinenden
Lesezirkel,ihre Weltgewandtheit von einem 3 monatigen Aufenthalt in der
Ladeshauptstadt Linz,wo sie einen Haushaltskurs besuchte.
Eines Tages erschien sie und verkuendete meinen baldigen Tod.Gross-
mutter,Tante und Onkel fuhr der Schreck in die Glieder,und sie kalkulierten,
was billiger kaeme : das Begraebnis oder die Heilung durch eine wundersame
Frau,die in Oberoesterreich wirkte.
Man erzaehlte von ihr,dass lahme Patienten,bereits einen Tag nach der Behandlung,
Marathon trainierten und Blinde sich eine Bibliothek zulegten.
Da der finanzielle Ueberschlag ergab,dass eine Behandlung billiger kommt,als die
Ausrichtung der Beerdigung,wurde der kleine Jock 9 Jahre alt) ins Auto verfrachtet
und 160 Km zu der Wunderheilerin,die der Himmel geschickt hat,gefahren.
Dort angekommen,warteten schon eine ganze Menge Leute,um ihr Siechtum und
Geschlagenheit,behandeln zu lassen.
Als Jock an der Reihe war,wurde er auf einen Stuhl gesetzt,dahinter nahm die gute
Frau Platz,murmelte unverstaendliches Zeug und machte mit der Hand einige Zeichen
auf seinem Ruecken.
2 Minuten spaeter war die Behandlung beendet und mein Onkel verabschiedete sich
von einigen Geldscheinen.Bevor wir entlassen waren,meinte die Frau,dass wohl alles im Moment
in bester Ordnung sei,aber um Nachhaltigkeit zu erzielen,waere es besser,eine Medizin,
die sie selber entwickelt hat,fortan zu verabreichen.
Nach Uebergabe weiterer Geldscheine,erhielt mein Onkel einen Bogen,worauf die
Zutaten fuer die Medizin notiert waren. Viele Eier waren aufgezaehlt,ein gutes Kilo
Zucker,etwas Alkohol aus der Apotheke u.s.w.
Naechsten Tag bereits wurde mit der Herstellung begonnen,und ich sollte taeglich
2 Loeffel davon nehmen.
Das war aber fuer meine Altvorderen schwierig.Jock hatte damals schon ein gesundes
Misstrauen zu Aerzte und die damals verabreichten Medikamente,schmeckten scheusslich.
Daher flossen Traenen,als man mir einen Loeffel in den Mund zwang.
Aber dann geschah das Wunder ! Sobald die Medizin die Zunge beruehrte,versiegten
die Traenen und Jock begann sogar,den Loeffel abzuschlecken.
Bald musste fuer Nachschub gesorgt werden.Bei Verrichtungen dazu,war eine
Tante aus Wien zugegen.Sie war Krankenschwester und natuerlich an der Sache
interessiert.Leider kam sie schon nach kurzem Studium drauf,dass die herzustellende
Medizin,dem Rezept eines Eierlikoers verdammt nahe kam.Und sie verbot eine weitere
"Behandlung".
Die wundersame Frau in Oberoesterreich wirkte weiter und ihr Kundenkreis schwoll
staendig an.Zwar sah man sie niemals ubers Wasser schreiten,jedoch immer oefters
in ihrem Mercedes einsteigen.
Eines Tages,besann sich der oertliche,niedergelassene Praktiker,seiner zwei Pflichten
in seinem Leben : 1.) Kranke zu heilen und 2.) sein Vermoegen zu vermehren und er
rief die Polizei,die dem Spuk ein Ende bereitete.
Seither sind mehr als 60 Jahre vergangen.Ich fuehle mich immer noch gesund,aber
in nachdenklichen Stunden frage ich mich manchmal,ob vielleicht doch die damalige
Medizin" schuld "daran ist.
Jock