Es muss ein leidenschaftliches Feuer gewesen sein,dass sie zu-
einander verzehrte.
Eruptivartig brach der Trieb durch und sie fielen sich in die Arme
und kuessten sich innigst,ungeachtet der vielen Ehrengaeste und
der Fotoapparate.
Tags daruf ging das Foto um die Welt und zeige uns Herrn Honecker und
Herrn Breschnew.
Nuechterne politische Analytiker bestreiten bis heute,dass es Liebe war,
sondern verweisen gerne daruf,dass der Kuss seit eh und je,ein poltisches
Signal darstellt.
in der Tat,der Kuss spielte schon immer eine grosse Rolle in der Politik.
Auf den mittelalterlichen Hoefen (und auch spaeter) wurde es als Auszeichnung
verstanden,wenn es dem Gesandten,nach Ansuchen,gestattet wurde,den Rock-
saum des Monarchen zu kuessen.
Wurde die Gnade erteilt,sogar die Hand zu kuessen,erging sofort eine Benach-
richtigung an die eigene Regierung.
Dort verstand man sofort,die nicht ausgesprochene Botschaft,dass man bereit
waere,auch nichtoffizielle Angelegenheiten,via Botschafter,auszutauschen.
Der Kuss war aber auch im eigenen Land,Ausdruck der Verehrung und des Re-
spektes fuer den Koenig.
Mann kuesste ihm die Schuhe,den Rocksaum und wenn der Koenig nicht er-
reichbar war,sogar den Schweif seines Pferdes.
Kein leichtes Unterfangen,wenn des Koenigs Ross,gerade aepfelt.
Den Kuss fuehrt der glaeubige Katholik gekonnt aus,wenn er sich ueber den
Fischerring beugt und erreichte damit,dass ein Kardinal sein Schreiben mit
Heil Hitler schloss.Judas dachte an die 30 Silberlinge,als er Jesus verriet.
Aber auch bei uns Normalsterbliche,kann der Kuss,der ja eine Unterwerfungs-
geste ist,verheerende Folgen haben.
Bei der Handanhaltung einer Geliebten,wird vor der Brautmutter niederge-
kniet und um ihre Einwilligung gebeten.Das Zeichen der Einwilligung ist die
zum Kuss dargebotene Hand.
Sodann wird vor der Braut gekniet und um ihre Hand gebeten.Das Zeichen,das
dem Begehr stattgegeben wird,ist die zum Kuss dargebotene Hand.
Kuesst man sie,wird oft uebersehen,dass diese Geste das Zeichen fuer die
Zukuenftige ist,die "Hosen" anzuziehen und sie nie mehr wieder herzugeben.
Ein Leben als Pantoffelheld ist die Folge.
Da hilft dann auch keine Prostratio.
Die bekannteste Prostratio hat Koenig Heinrich IV Papst Gregor VII gegenueber
vollzogen,als er den Canossagang absolvierte und sich barfuessig dem Papst
vor die Fuesse warf.
Eine Demonstration der kirchlichen Macht gegenueber der weltlichen.
Was man weniger weiss ist,dass dieses Ritual wohl abgesprochen war. Im Vor-
feld wurde nicht nur Ort und Zeit ausgehandelt,sondern auch der richtige Zeit-
punkt fuer die Versoehnungsgeste des Papstes festgeschrieben.
Es sollte ja niemand,sein Gesicht total verlieren.
Das ist alles lange her,sollte man glauben und ist nicht mehr zeitgemaess.
Da irrt man etwas,die Prostration wird bis zum heutigen Tage,als politisches
Instrument verwendet.
In einem fernen Lande,wurde sie 1935 gesetzlich abgeschafft.1952 wieder
eingefuehrt,als der Thron wackelte und mithalf,die Stellung des Monarchen
zu festigen.Mit grossen Erfolg,uebrigens !
Jock