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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 409259 mal)

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Low

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Es regnet in Hinterindien
« Antwort #1155 am: 03. August 2010, 21:56:17 »

Hallo Wolfram

Du hast recht. Möglicherweise brachten die Kollegen überflüssige Nägel nach BKK.
Warum die Polizei die gefährlichen Dinger nicht beschlagnahmte, bleibt uns ein Rätsel.
Verbrecher nagelten vor etwa zweitausend Jahren einen nunmehr Heiligen
auf ein Stück Holz. Sollte etwa so etwas in BKK geschehen?
Bleibt am Ball und lest den Tip, auch wenn er von vorgestern ist.

Low, tiefste Prvinz, ahnungslos. - Es regnet.
 

« Letzte Änderung: 03. August 2010, 21:59:33 von Low »
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Low

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Selbsthilfe und Selbstbedienung in Hinterindien
« Antwort #1156 am: 06. August 2010, 12:59:39 »

Selbsthilfe und Selbstbedienung                              Anfangs Juli / August 2010

Während unserer Abwesenheit stolperte unsere einfallsreiche, um so einfältigere Haushalthilfe über ihre eigene Habgier.
Meine Lohnpolitik ist, dass eine Mitarbeiterin weder einen Nebenerwerb benötigt, noch klauen muss, um bequem mit allfälliger Familie zu leben.
Anteile an Hilfsmitteln wie Brillen entrichteten wir stets ohne Aufforderung. Dagegen finanzierten wir weder schicke Uniformen noch
Geschäftswagen.

Unsere Raumpflegerin erhielt einen erhöhten Betrag dafür, dass sie selbständig auf die Liegenschaften aufpasste und Sohnemann in der
frühen Morgenstunde vor der Schule etwas betreute. Sie nutzte Geld und Freiheit grenzenlos aus. Während hier tatenlos Tantiemen klimperten,
heuerte sie zusätzlich bei einem neuen Arbeitgeber an. Unsere Unterkünfte wurden in vielen Wochen nie gereinigt.

Doch die studierte Analphabetin hatte plötzlich einen Untergebenen, welcher nicht nur lesen und schreiben konnte, sondern für seine Tätigkeiten
noch bezahlen sollte. Sie befahl Mowgli, sein Zimmer, Badezimmer und Küche im Beautysalon selbst zu reinigen.
Dafür schloss sie alle Fenster in unserem Haus, obwohl wir in der tropischen Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit auf etwas Lüftung erpicht waren.
Vor der Abreise erteilten wir entsprechende Anweisungen. Die Fensteröffnungsweiten sind seit Jahren mit aufgeklebten Pfeilen markiert.

Sofort nach unserer Rückkehr brachte Dick zwei Pakete mit Airline Frühstück in die Kühlschränke des Beautysalons, weil Mowgli solche
Aufmerksamkeiten mag. Von der Haushälterin entdeckte sie keine Spur. Zwei Stunden später waren die Fresspakete unauffindbar verschwunden.
Sie verging sich an Mowglis Suppen und verkaufte ihm dafür Sticky Rice. Sie erwarb den gekochten Reis für fünf Baht und wollte von Mowgli
das Doppelte. Als sich Mowgli im Laufe der Zeit weigerte, ihre überteuerte Pampe zu kaufen, gab es eine kleinere Auseinandersetzung.
Sie nahm ihm zweihundert Baht ab, angeblich für die Wasserrechnungen. Mowgli bezahlte und verbuchte die Ausgabe wie üblich im
Haushaltungsbuch.
Ich war erstaunt, als einige Tage später der Wassermann klingelte und Geld wollte. Nein, nein, er habe nichts von niemandem eingefordert,
sondern auf uns gewartet. Zwei Stunden später brachte die ertappte Schlaumeierin dem Knaben die ergaunerten Banknoten zurück.

Wir wechselten unsere Hilfe blitzartig. Eine ehemalige Kleptomanin, sie brachte das Diebesgut nach Aufforderung jeweilen zurück und war
eine fleissige Mitarbeiterin, meldete sich. Sie verfolgte den Dorfklatsch während unserer Abwesenheit und kannte die verfahrene Situation.
Sie erzählte Dick, sie habe sich gebessert und möchte gerne wieder bei uns arbeiten. Schlimmer als mit einer unbekannten Neuen kann es
kaum werden. Bis Ende Monat fehlte jedenfalls bis auf den Dreck aus der Unterhose nichts.

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unsichtbar

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1157 am: 06. August 2010, 16:02:21 »

Geld lockt sie nicht aus der Reserve, zumindest wenn es um Arbeitsleistung geht. Auch wir haben schon die ein oder andere Haushalts"hilfe" verschlissen und sind zu dem deprimierenden Ergebnis gelangt: "es gibt niemanden der fähig und willens ist diesen Job zu übernehmen". In der Nachbarschaft ist burmesische Importware weit verbreitet. Aber auch das hat seine Tücken, denn sobald die jungen Mädels eine Legalisierung bekommen haben, sind sie sich oftmals zu gut für den einfachen Job.

Wir putzen selbst und ja, die Nachbarn wunderten sich anfangs über den Farang der am Wochenende seine Auffahrt selbst fegt. Aber nach kurzer Erklärung weshalb das so ist, kamen gleich bekannte Geschichten über die Unfähiglkeit Unwilligkeit der eigenen "Hilfen". Familien mit großen Häusern bilden quasi eine Schicksalsgemeinschaft. Und das in einem Billiglohnland. Verflixt.

Low, sei froh das dein Mowgli ein Kassenbuch führt. Jetzt musst du ihm noch beibringen das er sich nicht auf offensichtliche Kuhhandel einlassen soll.  ;)
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Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.   (Loriot)

drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1158 am: 06. August 2010, 16:07:01 »

Lieber Low,

wieder eine Deiner unvergleichlichen Beobachtungen!
Auch hier erfahren wir wieder, dass manche Thais nicht nur Falangs betrügen, sondern selbst vor eigenen Landsleuten, ja sogar vor Kindern des heimatlandes nicht haltmachen.
Dann doch lieber die Kleptomanin, da weiß man wenigstens, was man hat! }}

Nun liegt aber noch etwas anderes an:

Ich möchte Dir ganz herzlich zu Deinem bevorstehenden Geburtstag gratulieren und Dir vor allem ganz viel Stabilität in Deiner Gesundheit wünschen. Dazu natürlich viel Kraft und Lust, uns weiter mit Deinen Geschichten aus Hinterindien zu erfreuen und manchmal auch nachdenklich zu machen. Und ein bischen Glückgehört natürlich auch noch auf den Geburtstagstisch. ;)
Da es noch so viel zu erzählen gibt, ist es wichtig, dass Du uns noch lange Zeit erhalten bleibst.
Aber auch für Deine allernächste Umgebung bist Du unentbehrlich.

Ich hoffe also, dass Du eine schöne Geburtstagsfeier erleben wirst.
Der Anlass verlangt nach einer besonders guten Flasche Wein zu leckerem Geburtstagsessen.

Ganz herzliche Grüße aus Deutschland

Wolfram
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Low

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Schulfest und Etiketten
« Antwort #1159 am: 08. August 2010, 15:53:11 »

Danke Wolfram für die guten Wünsche.
Für die folgenden Geschichten war die Kraft noch ausreichend.



Schulfest und Etiketten                                                   8. August 2010


Zu einem grosses Schulfest eine Woche vor Asanha Pucha (Asalha Puja? Bitte um Aufklärung @hmh) wurden Mönche, Behördenvertreter und
Eltern eingeladen. Mae nahm sich als eine der wenigen anwesenden Mütter viel Zeit für den Anlass. Weil Mönche zugegen waren, legte sie Wert
auf entsprechend klassische Garderobe. Der Seidenrock war nicht unbedingt der ideale Dress fürs Moped. Deshalb benutzte sie unseren
sechsjährigen Corolla mit all seinen Kratzern und Schrammen.
Mir als freiberuflichem Alkoholiker ist sogar drittklassiger Wein lieb und teuer. Deshalb wurde das motorisierte Stück Blech noch nie neu lackiert,
weil die Halbwertszeit für Farbschäden an Fahrzeugen in Lanna Land bloss im Minutenbereich liegt. Bisher genügten für Schulbesuche die rote,
ebenfalls unverfälscht verkratzte Yamaha Fino vollumfänglich.

Alle die Erwachsenen trugen festliche Gewänder. Ihre Kleidung war dem weltbewegenden Ereignis angepasst. Die Kinder glänzten frisch
gebürstet und gekämmt mit aufwendig gebügelten Uniformen.
Ein Saalbau war mit bunten Blumen und abwechslungsweise gelben Buddha- und Thai-Flaggen geschmückt. Seitlich vorne stand ein gut
nachempfundener, wenig antiker, spärlich vergoldeter Buddha. Von ihm aus lief eine weisse Baumwollschnur quer durch die chantenden
Mönche und von dort bis hoch an die Decke. Hunderte von Baumwollfäden hingen hinunter, direkt auf jeden einzelnen Kopf der Kinderschar,
wohl um die Weisheit und den Segen Buddhas ungehindert auf die jungen Gehirne einwirken zu lassen.

Wie wenig diese heilige Prozedur bewirkte, zeigte sich zwei Tage später. Einigen geistig leicht verwirrten Kameraden passte der Besuch von
Mowglis Mae am Schulfest gar nicht in den Kram. Sie waren an sie und ihr rotes Moped gewohnt und mussten plötzlich einsehen, dass die Frau
ebenfalls über einen weissen Wagen, mit 1.8 Litern bereits ein Bolide, verfügte.
Sie beleidigten Mowgli, indem sie ihm vorwarfen, seine Mutter verkaufe Sex für schnelle Autos! Darauf kritzelten sie Dicks Namen auf Zettel,
schmissen sie auf den Boden und trampelten heulend und kreischend wie erbärmliche Irre darauf herum.
Mowgli blieb nichts anderes übrig, als sich ins übel verschmutzte Sch.eisshaus zu flüchten, wo er seinen Tränen freien Lauf liess. Er war zu schwach,
um sich alleine gegen die feige Bande zur Wehr zu setzen.

Wie gering die studierten Herren Pädagogen die Autorität von Eltern einschätzen, durften wir in derselben Woche zur Kenntnis nehmen. Wenn
Mowgli bei Hausarbeiten wenig Sorgfalt zeigte, schmierte und unbekümmert kleckste, schrieb Mama öfters ins Heft:
„Unsaubere Arbeit, bitte wiederholen!“
Danach lieferte gleiche Knabe plötzlich makellose Leistungen. Nur einer der Lehrer zeigte Mitgefühl und meinte wohlwollend zum Getadelten:
„Deine Mutter hat sehr altmodische Ansichten!“

Welchen Schwachsinn dieser armselige Lehrbeauftragte verbreitete wird deutlich, wenn man weiss, dass die meisten Kinder keine Hausaufgaben
erledigen. Finanzstarke Familien erwerben die Lösungen einige Schritte von der Schule entfernt. Diese schlitzohrige Durchtriebenheit fördert
Betrug, Bequemlichkeit und Schlendrian.
 
Arme Familienväter lösen ihre Alltagsprobleme mit Lao Khao. Deren Kinder gehen oft ohne erledigte Pflichten mit leerem Rucksack und Magen
zur Schule. An dieser Lehranstalt gibt es einen mir bekannten Vierzehnjährigen, welcher weder lesen noch schreiben kann. Was machen solche Schüler
den ganzen langen Tag während des Unterrichts? Wie entgehen solche Tatsachen den Lehrkräften?

Anstand, Sauberkeit und Perfektion - auch im Denken - sind nicht mehr gefragt.
Die Lehre Buddhas dürfte mit über 2500 Jahren ziemlich verstaubt sein, unwürdig einer zeitgemässen Schule, irgendwo in der Provinz von
Hinterindien. Doch für Repräsentationszwecke lassen sich Religionen allemal gekonnt inszenieren, vom Vatikan über Usbekistan bis nach
Korruptistan. Ich schwöre es.



Asanha Pucha (Asalha Puja? Bitte um Aufklärung

Bitte sehr: http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1352.msg135532#msg135532

MfG hmh.  :)
« Letzte Änderung: 09. August 2010, 04:09:38 von hmh. »
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khun mai ru

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1160 am: 08. August 2010, 19:29:45 »

Lieber Low,

ein japanisches Sprichwort sagt: "Ein Nagel, der heraussteht, muß eingeschlagen werden".
In Japan mag das dann noch ein akzeptables Gesamniveau der Köpfe ergeben. Es tut aber
schon beim Lesen weh, wenn man spürt, welches Niveau in Mowglis Umfeld offenbar Standard
ist.
Wie kann man ein Kind fördern und gleichzeitig schützen in einem Land, wo man durch Intelligenz,
Sauberkeit, Fleiß und Kreativität fast automatisch einen Exotenstatus hat?  Diesen Status hast
Du und Dick ja auch und werdet daher auf verschiedenste Weise attackiert und verleumdet.

Was also tun? Ich habe leider keine Idee, aber ich habe wenigstens wie von Dir am Ende jedes Deiner
Postings "gefordert" - versucht, dieses auszudrücken..

mfg kmr








  
« Letzte Änderung: 08. August 2010, 19:33:07 von khun mai ru »
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Samuijumbo

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1161 am: 08. August 2010, 19:56:23 »

Die Joseph Schule der Nonnen auf Samui ist sehr gut. Diese Privatschule gibt für gut Schüler, weniger betuchter Eltern, Gebührenermäßigung. Liegt halt nicht im Isaan.  :'(  :'(
« Letzte Änderung: 08. August 2010, 19:59:25 von Samuijumbo »
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hellmut

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1162 am: 09. August 2010, 01:01:12 »

... Liegt halt nicht im Isaan.  :'(  :'(

@ Samuijumbo, wie lange liest(?) du jetzt Lows Gechichten aus Hinterindien?  ???

Der wohnt genauso wenig wie du im Isaan.  {; Hang Gong liegt in der Provinz Chiang Mai.

Und von einer Nonnenschule die gut für die Schüler ist, habe ich noch nie gehört.  {+
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namtok

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1163 am: 09. August 2010, 02:25:39 »

Hang Gong liegt in der Provinz Chiang Mai.

Kaufe ein D für hellmut...  C--
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hellmut

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1164 am: 09. August 2010, 02:50:07 »

Ups, habe keine Ahnung wie mir das "G" darein gerutscht ist. Es muss natürlich หาง heißen.  {[  Link: Wikipedia
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1165 am: 09. August 2010, 03:09:03 »

Hellmut hat recht, Hang Gong liegt nur ein paar Kilometer von Chiangmai entfernt.
Nicht nur im Isaan läuft vieles völlig falsch.
Aber darauf kommt es wohl ohnehin kaum an.

Low beschreibt hier ein thailändisches Grundproblem, das man ohne großes Suchen im ganzen Königreich verbreitet finden kann.
Dass es in LOS auch vereinzelt teure Eliteschulen gibt, die im internationalen Stil und Sinn geführt werden, wissen wir auch.
Nach meinem Wissen sind diese Schulen aber den Kindern der (reichen) Elite vorbehalten - und den Kindern von ebenso finanzkräftigen Ausländern.
An diesen Schulen erreichen sie den Vorteil vor den von ihnen meist gering geschätzten übrigen Mitmenschen, den sie später ein Leben lang nicht mehr freiwillig aus der Hand geben werden.

Thailands Klassengesellschaft wird gerade auch in den Schulen geschaffen und erhalten!

Wer abseits von Bangkok und einigen ganz wenigen anderen Orten mit Schulen von internationalem Niveau groß wird, hat einfach Pech gehabt und in der Folge kaum eine reele Chance, dieses Manko aufzuholen.
Wer es nicht auf eine der Eliteuniversitäten schafft, wird es kaum in eine Spitzenposition schaffen.
Wer aus den Eliteschulen und Topuniversitäten kommt und wer dazu noch eine Ausbildung an einer der Eliteuniversitäten im Ausland vorweisen kann, hat es eh' schwer. Der kann auch gleich dumm und faul - und damit leicht manipulierbar - bleiben.
In den Augen der Elite ist das gut so.

Low und Dick haben es aus manchen Gründen nicht leicht, wenn sie ihren Ziehsohn fordern und fördern wollen. Einer der wichtigsten Gründe ist aber meiner Meinung nach, dass sie sich mit ihrem Erziehungsstil gegen den Willen der herrschenden Elite stellen.
Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich jeder dahergelaufene interlligente Sprössling den Kindern der Hisos Konkurrenz machen könnte???


Über das Niveau der Josef Schule auf Samui kann ich mir kein Urteil erlauben, da ich diese Schule schlicht und einfach nicht kenne - nicht mal ein kleines bischen!

Wolfram
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hellmut

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1166 am: 09. August 2010, 03:12:29 »

@ namtok, hast du noch ein D für unseren Doc.  ;D
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hellmut

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1167 am: 09. August 2010, 04:32:29 »

@ drwkempf, ich hoffe du weist den vorigen Scherz als solchen zu nehmen.

Mit "Hang Gong" war mir, wie namtok richtig bemerkte, ein Tippfehler unterlaufen.
Es muss natürlich Hang Dong bzw. Hangdong heißen.

Deiner Einschätzung (sinngemäß), "wer in Bangkok aufwächst ist klar im Vorteil", stimme ich voll und ganz zu.
Doch würde ich das nicht auf die Besucher von privaten "Eliteschulen" reduzieren. Es gibt einfach zu wenige um die vielen Universitäten zu füllen. Somit haben auch Schüler von "normalen" Schulen gute Chancen einen Studienplatz zu finden.
Es dürfte kein Geheimnis sein das die staatlichen Schulen in der Zentralregion von der Gebäudeausstattung weit besser dastehen als die auf dem Land. Das ein Lehrer, es sei denn, er ist Ortsgebunden, lieber in einer gut ausgestatteten Schule in einer Stadt mit allen städtischen Annehmlichkeiten unterrichten möchte, als im Hinterland, ist naheliegend.
Wer möchte schon in einem Dorf in einer abgelegen Provinz ohne familiären Anschluss versauern?

Die besten Absolventen können sich naturgemäß nach einiger Zeit aussuchen an welcher Schule sie unterrichten möchten, das ist in Deutschland auch nicht anders, die Schlech(ter)en müssen nehmen was an offenen Stellen übrig bleibt. Abgesehen davon das solche Lehrer schon aus Frust kaum vor Engagement platzen dürften, fände ich es nicht weiter verwunderlich wenn sie ihr Ego dadurch aufzupolieren versuchen indem sie ihre Schüler (und deren Eltern) tyrannisieren.

Ob das von der Zentralregierung in Bangkok (un)gewollt ist? - Ich habe dazu eine gewisse Meinung.
In der ehemaligen Sowjetunion war es auch so das die Jugend in den abgelegenen Provinzen möglichst flach gehalten wurde.

Gute Bildungsmöglichkeiten in den Dörfern zieht automatisch eine Landflucht mit sich. Wer über das notwendigste Maß hinaus lesen, schreiben, rechnen beherrscht wird wohl kaum Lust haben sich nach der Schulzeit als Tagelöhner auf dem Acker zu verdingen. Solche Leute zieht es in die Großstädte, wo Industriebetriebe ansehnliche Löhne, für Leute die man als Vorarbeiter gebrauchen kann, zahlen.

Der umgekehrte Fall; das ein schlechter Schüler einer bangkoker Schule nach Nakhon Nirgendwo zieht, um dort einen Landarbeiterjob zu suchen, existiert de facto nicht.
Somit muss der Zentralregierung daran gelegen sein den Dorfschülern möglichst wenig Bildungsmöglichkeit zukommen zu lassen. Ein geistiger Überflieger auf so einer Schule wäre somit mindestens ein unerwünschtes Übel oder gar ein gefährliches Virus. Entweder die Eltern schaffen ihn schnell auf eine (private) Schule wo andere Regeln gelten, oder die Lehrer müssen ihm mit drakonischen Mitteln seinen Eifer abgewöhnen, bevor er seine Mitschüler "infiziert".
« Letzte Änderung: 09. August 2010, 04:37:37 von hellmut »
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namtok

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1168 am: 09. August 2010, 18:48:36 »

@ namtok, hast du noch ein D für unseren Doc.  ;D

klaro, gimme a D

zur Sache. Auch meine bessere Hälfte hat mal in einer Dorfschule unweit von Hangdong angefangen. Diese hat sich die letzten Jahrzehnte anscheinend äusserlich nicht verändert, die etwas in die Jahre gekommene, aber gepflegte Holzkonstruktion liegt idyllisch von riesigen Bäumen beschattet neben einem über 1000 jährigen Tempel.

Sie hat nur gute Erinnerungen daran und es hätte ihr Spass gemacht, dort zu lernen, mangels Andrang kleine Klassen mit ca.10 Schülern und sie wüsste auch nicht , das sie dadurch in ihrem späteren Werdegang irgendwie behindert wäre. Damals gab es noch "Khanom", Somtam oder Nudelsuppe für weniger als 1 Baht, die "gute alte Zeit"...
« Letzte Änderung: 09. August 2010, 19:28:37 von namtok »
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Low

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Eigentlich?
« Antwort #1169 am: 12. August 2010, 11:55:15 »

Eigentlich?

Danke für die rege Mitarbeit.
Ein Lob an unseren Schriftgelehrten hmh. Gerne verweise ich auf seine Erklärungen zu wan asanlaha bucha:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1352.msg135532#msg135532
Vielleicht wäre eine Kopie des Artikels in die Geschichten aus Hinterindien sinnvoll.

@namtok
Das Schulgebäude ist ein üblicher Betonklotz, keine alte, gepflegte Holzkonstruktion. Aber der Tempel in der Nähe dürfte an die dreitausend
Jahre alt sein!! !

Eigentlich wollte ich nach dem letzten Schulbeitrag eher wieder auf Probleme von Frau Kummer & Co. wechseln. Das unerwartete Echo gibt
Gelegenheit für einige zusätzlich Worte zum hinterindischen Erziehungssystem. Das ganze ist nicht System, sondern mutwillige Willkür und
hat mit Erziehung oder Bildung wenig gemeinsam.
Zu Semesterbeginn erkundigten wir uns nach allfälligen Unterbrüchen, Ferien und Feiertagen. Höhnisches Gegrinse und verständnisloses
Anstarren waren die vielsagenden Antworten. Innerhalb Monatsfrist fallen nun zum zweiten Mal fünf Freitage in Folge an, Bekanntgabe einen
Tag zuvor. Längerfristige Planung ist in den fraktalen Unschärfen (Chaostheorie) des Universums verborgen.

Erst Mowgli erlaubte mir den näheren Einblick ins Schulunwesen. Ich begegnete Kindern in ihren Uniformen am ersten Tag meiner Ankunft in
Thailand. Jahre später im Dorf waren die uniformierten Kleinsten zu jeder Tages- und Nacht-Stunde ein alltäglicher Anblick. Meine Frage war damals:
„Wann schlafen die eigentlich?“

Vor etwa zehn Jahren erhielt ich in Chiang Mai ich einen bösartigen Augenöffner. In Einkaufszentren drängten sich ältere Schülerinnen wiederholt
auf, für ein Mobiltelefon oder eine modische Handtasche zu einigen Liebenswürdigkeiten und zum Beischlaf bereit zu sein. Warum denn nicht für
Knaster, Zaster und Moneten? Etwa wegen allfälligem Gesichtsverlust durch Prostitution?
Unsere erwachsenen Söhne könnten ein Lied über ungehemmt launige Lanna Ladies pfeifen oder gar blasen.
Mir waren die Scharen junger Frauen in den Einkaufszentren in ihren Uniformen immer suspekt und ich fragte mich:
„Wann lernen die eigentlich?“
Noch schöner fand ich, dass ganze Busladungen von uniformierten Kindern aus dem Hinterland zum praktischen Studium des Wirtschaftslebens
in diese Einkaufsparadiese und Konsumtempel verfrachtet wurden und werden.

Mowgli lernte in einer privaten christlichen Provinzschule ausser Prügel, Diebstahl und dem differenzierten Gebrauch der Fortpflanzungsorgane
nichts mehr.
Ich war erstaunt, ob dem vielfältigen Stoffangebot hier. Aus vielen Gesprächen mit Kindern, Eltern und Lehrern weiss ich, dass es in Chiang Mai
eine Menge teurere, jedoch wenig bessere Schulen gibt. Wenn ein Kind an Mowglis Schule lernen will, dann ist der Stoff und dessen Vermittlung
vorhanden. Allerdings sind die Eltern gefordert. Viele Eltern haben keine Ahnung, dass nach der Schule das Üben zu Hause dringend erforderlich
ist. Die Lehrer kennen diese Art Kooperation meistens nicht. Darum verstehe ich deren ausgefallene Reaktionen teilweise.
Wenn die nämlich die gemachten Hausaufgaben zum Kauf anbieten, ist es doch dumm, wenn man das preisgünstige Angebot nicht berücksichtigt.
Besonders darum, weil die erteilte Punktezahl durch eigene Erarbeitung nicht höher wird.

Der Einfluss laotischer Kunst im Norden Thailands ist spür- und sichtbar, besonders bei den Tempeln. Ich mag diese zart geschwungenen Formen
und ich konnte Mowgli für solche Linienführung begeistern. Der Stil liegt ihm in der Hand.
Anstatt dass der Herr Lehrer die Kinder als erstes mit Thaikunst bekannt machte, schnitt er ein geradezu exotisches Thema an. Italienische
Renaissance: Leonardo da Vinci - Mona Lisa. Er forderte die Kleinen auf, die Mona Lisa abzukupfern, oder eine Kopie im Laden um die Ecke zu
erwerben.
Als ich das vernahm, hungerte meine Zirbeldrüse nach Di-Methyl-Triptamin, dem Molekül des Geistes. Ich beschloss leicht genervt, dem
Kunstexperten La Gioconda frei Haus zu liefern und Mowgli dabei nach besten Kräften zu unterstützen.
Wir zeichneten eine so bezaubernde Mona Lisa, dass Leonardo der Grosse sein Werk beschämt in eine Ecke gestellt hätte. Neben die Zeichnung
klebten wir provozierend eine Weinetikette “Monna Lisa“  ins Heft. Der Wein war noch schlechter als der fehlerhafte Druck.
Wie geplant ärgerte sich der Lehrer:
„Hast du das kopiert?“
Mowgli antwortete mit meinem eingetrichterten Satz:
„Jede Kopie der Mona Lisa ist eine Kopie.“
Was blieb dem konsternierten Lehrer anderes übrig, als Mowgli achtzehn Punkte zu geben. Alle anderen Kinder, die mit gezeichneten üblen
Fratzen, oder mit Kritzeleien, Motto: „Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht,“ sowie die gekauften Kopien - erhielten zwanzig
Punkte.

Wenn wir in Euroland Schuhe erstehen und dafür von 100 Teuro aufwärts hinblättern, schmeissen wir verdreckte Galoschen nicht gleich weg,
wie in Thailand die 99 Baht Latschen. Wir investierten nicht nur in Schuhreinigungsartikel und Politur, sondern zeigten Mowgli, wie wir damit
umgehen.
Nach Monaten Schulbesuch sehen seine Schuhe noch neu aus. Das realisierte ein Lehrer ebenfalls und der kombinierte sehr schnell:
„Mowgli, deine Schuhe sind zu sauber. Mach sie schmutzig, sonst werden sie geklaut!“

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Chaostheorie.html


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