Die zauselbaertigen Herren,die sich im Buero des gefluechteten afghanischen
Praesidenten versammelt haben,sahen nicht so aus,als wuerden sie demnaechst
den Rosenball in Monaco besuchen.
Ein Symbolfoto,ein Erinnerungsfoto - nicht mehr.
Dagegen ist die abgehaltenen Pressekonferenz schon interessanter und verspricht
nicht allzuschlimmes weiteres Vorhaben.
Niemand wird verfolgt,keiner braucht Angst zu haben und die Beamten sollen doch
bitte wieder an ihre Arbeitsplaetze zurueckkehren.
Einen Gottesstaat will man errichten,aber schoen langsam,damit kein Investor ver-
schreckt wird.Und den Frauen wird sogar zugesichert,dass sie zur Arbeit gehen koen-
nen und ihre Ausbildung vollenden.
Die Botschaft hoerte man,doch kann ihr auch trauen ?
Pessimisten glauben kein Wort und die heute erscheinenden westlichen Pressebe-
richten,von der Erstellung von Listen junger Maedchen und Frauen,die zur Zwangs-
verheiratung "freigegeben " werden sollen,verstaerken die Aussicht auf duestere Zu-
kunft in Afghanistan.
Vorweg - eine Zwangsverheiratung ist nicht durch den Koran eindeutig gedeckt.
Daran werden sich doch hoffentlich die Gotteskrieger halten.
Die Talibans tun gut daran,die Weltoeffentlichkeit nicht durch radikale Massnahmen
zu veranlassen,ein "Enduro Freedom 2.0" in Gang zu setzen,denn dann verlieren sie
ganz schnell wieder ihre Machtposition.
Daher werden sie,insbesondere mit den USA,versuchen,eine Gespraechsbasis zu er-
halten und Geschaefte anzuleiern.Die USA haben ja viel Verstaendnis fuer Gottessta-
aten,und der Praesident (Trump) scheute sich nicht,mit ihren Fuehrern zu tanzen.
Afghanistan (und die Taliban) 2021 sind nicht mehr das und die,wie vor 20 Jahren.
Mittlerweile gibt es dort Internet und Handys.Auch ausserhalb groesserer Staedte
ist den Einwohnern wohl bekannt,wie die Verhaeltnisse ausserhalb und auch inner-
halb des Halbmondes sind.Glitzerstaedte und Staaten,wie die Emirate und Saudi-
Arabien,geben Beispiel gottesgefaellig und doch bequem zu leben.
Und damit haben sich Wuensche und Erwartungen in die Gesellschaft getragen.
Eine Konsumgesellschaft,speziell bei den Eliten,hat sich herausgebildet und mit nur
60.000 Gotteskrieger und "Allahu-akbar "- Rufen,laesst sich Geist nicht mehr in die
Flasche zwingen.
Haben die Taliban dies erkannt und lassen Machtanteile bei den Stammesfuersten
und tasten die Traditionen der Clanoberhaeupter und Warlords nicht an,kann die Trans-
formation durchaus mit einem blauen Auge gelingen.
Was sie aber nicht der Aufgabe enthebt,den Analphabetisierungsgrad,auch bei der
weiblichen Bevoelkerung zu heben.
Eine Polizeibehoerde,die zu 70 % nicht lesen und schreiben kann,kann auch nicht Ge-
setze lesen und verstehen und macht sich eigene Regeln.
Nur 32 % der weiblichen Bevoelkerung sind alphabetisiert und muss aus dem kleinen
Pool qualifiziertes Personal ausbilden.Zum Beispiel Aerztinnen - die auch in einem
Gottesstaat gebraucht werden.
Viel Arbeit fuer die Talibans.
Jock