Heute,genau vor 100 Jahren hat sich Oberst Redl erschossen.
Da der Fall hinlaenglich bekannt sein duerfte,erspare ich mir,
nochmals alle Details anzufuehren,sondern will nur auf die
Kuriositaet hinweisen,wie aus einer versuchten Vertuschung,erst
recht,die Oeffentlichkeit davon erfuhr.
Conrad von Hoetzendorf war der oberste Militaer des k.u.k.Heeres.
Die kaiserliche Gnadensonne stand nicht mehr ueber ihn,sondern schon
recht tief.Zuoft ist er dem Kaiser und auch dem Thronfolger auf die
Nerven gegangen,wenn er wieder und wieder mit seinen (praeventiven) Kriegs-
plaenen daherkam.
Es passte ihm schon gar nicht,wenn jetzt der Skandal um Oberst Redl auf-
fliegen wuerde und er befahl,strengste Geheimhaltung und Vernichtung
aller Spuren.
Der erste Teil des Planes war leichte Uebung.Redl wurde in seinem Hotel-
zimmer gestellt,mit den Fakten konfrontiert,worauf er ein Gestaendnis ab-
legte.
Danach legte man ihm eine Pistole und ein Saeckchen Gift auf dem Tisch
und ersuchte,doch eines davon in den naechsten Stunden zu gebrauchen.
Er tat,wie ihm empfohlen und man fand seine Leiche naechsten Morgen.
Zur selben Zeit war eine weitere Untersuchungskommission nach Prag
aufgebrochen,um die Privatwohnung zu durchsuchen.
Kurz vor Mittags wollte man den beamteten und zur Verschwiegenheit
verpflichteten Schlosser beauftragen,die Wohnungstuere aufzusperren.
Leider war er nicht auffindbar.Entweder roch er den Sonntagsbraten im
Rohr,den er sich nicht entgehen lassen wollte oder er besann sich darauf,
dass Beamte an einem Sonntag nicht zu arbeiten pflegen.
Daher blieb der Untersuchungskommission nichts anderes ueber,als einen
zivilen Schlossermeister mit dem Aufsperren zu beauftragen.
Der Meister sperrte die Tuere auf - und blieb.Die Augen offen und die Ohren
spitz.
In kurzer Zeit bekam er mit,worum es ging.Doch das nuetzte vorerst nicht viel.
Das Pech,dass Conrad von Hoetzendorf hatte,liegt darin begruendet,dass der
Schlosser eine Stuetze seiner Fussballmannschaft war.Durch den Einsatz in der
Wohnung des Redls,versaeumte er das nachmittaegige Match.
Naechsten Tag wurde er vom Vorsitzenden des Fussballvereines zur Rede ge-
stellt,warum er gestern nicht anwesend war.
Jetzt erzaehlte er,wo er gewesen sei und worum es dabei gegangen ist.
Das Pech des Conrads von Hoetzendorf verdoppelte sich,den der Vorsitzende
des Vereines war niemand geringerer als Egon Erwin Kirsch,der "rasende" Reporter
und bei der Tageszeitung "Bohemia" angestellt.
Der zaehlte 1 und 1 zusammen und hatte bereits die Schlagzeile fuer seine Zeitung.
Doch HALT,so einfach war das nicht.Die Gefahr,dass die Zensur das Erscheinen ver
hindern wuerde war zu gross,wenn er die Fakten einfach so niederschreiben wuerde.
Also entschloss er sich,den Sachverhalt in der Form eines Dementis,zu veroeffentlichen.
Die Zeitungsleser konnten daher lesen,das es ein Geruecht sein,dass Oberst Redl als
Spion fuer Russland gearbeitet haette und dass er sich daher erschoss.Es sei auch ein
Geruecht,dass Redl homosexuell veranlagt war,vielleicht deshalb erpresst wurde u.s.w.
So erfuhr nicht nur die Oeffentlichkeit von dem Vorfall,sondern auch der Kaiser und der
Thronfolger.
Der Kaiser war,wie immer bei solchen Vorfaellen, empoert,der Thronfolger jedoch tobte.
Jock