Sinakharin: Die gesegnete große Stadt IndrasWenn man in Bangkok die achtspurige Straße zum Seacon Square sucht, muß man sich zwischen Phra Ram IX und Minburi so ungefähr durch alle denkbaren Blüten kämpfen: Sinagarindara, Srinakharindh, Srinkarin...
Nur eine für Sprachkundige nachvollziehbare Version existiert nirgends. Kein einziger korrekter Treffer in der ganzen Stadt! Dabei wäre es eigentlich so leicht:
ศรีนครินทร์ si:? ná¿ ká¿ rin, also
Sinakharin.
‹Nakharin› hat, wie alles hohe und allerhöchste in Thailand, indische Wurzeln, obwohl man es hier natürlich, wie alles aus dieser Richtung, von der Kultur der Mon und Khmer übernommen hat.
Diese Wortverbindung existiert allerdings so nur in Thai:
Si + Nakhon + Indra ergibt, jedenfalls für Thais,
Sinakharin, also ‹die gesegnete große Stadt Indras›. Nakhon kommt von indisch ‹Nagara› und wird im Rachasap (was das ist, steht hier:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=240.0 ), das der alten kambodschanischen Hochsprache entspricht,
theoretisch so ausgesprochen:
Nakkhara (= offizielle Transliteration).
Wie auch immer: Sinakharin klingt jedenfalls schon mal besser als ‹Bangkok› . . .
Die ‹hohen› indischen Ortsbezeichnungen werden, wie es scheint, in den letzten Jahren zunehmend möglichst exotisch pseudo-indisch geschrieben statt sie wie in den 1980er und 1990er Jahren der Fall, auch für Ausländer erst mal wenigstens den offiziellen Thai-Übertragungsregeln anzupassen. Die offiziellen ‹Wortpräger› im königlichen Sprachinstitut überbieten sich seit Jahren bei der Erfindung immer neuer thai-indischer Zungenbrecher, die meistens nicht mal die eigenen Bürger wirklich verstehen.
Für die selbstgenügsamen Thais spielt das allerdings keine Rolle, Sie sprechen alle indischen Worte automatisch immer korrekt auf Thai aus, egal welche seltsamen Buchstaben da stehen. Die Großartigkeit hinter diesem System zeigt sich schon dadurch, daß Ausländer bereits beim Versuch, diese einzigartige hohe Thai-Kultur in Worte zu fassen, schon ganz automatisch eigentlich nur dummes Zeug daherplappern (können)...
© Hans Michael Hensel, Bangkok von Innen, 7. Auflage Juli 2008 und © TIP Führer Bangkok 2008