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Ein Simpel in Pattaya

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madaboutsingha:
6. 9. 06

Ein Simpel in Pattaya

Heute ich muß euch von meiner Pattaya-Reise erzählen. Ich hab doch tatsächlich in der Sparkassen-Tombola den Hauptgewinn gezogen! „Eine Reise für zwei Personen ins tropische Thailand“, stand da geschrieben. Und mich haben Sie weiß Gott gezogen! Aber ohweh, kaum hatte der Sparkassendirektor uns den Gewinn gebracht, gingen die Probleme los, denn als meine Ursel auf den Bildern neben der weit geschwungenen Strandbucht von Pattaya auch noch die Altstadtbeizen mit den fröhlich winkenden einheimischen Bedienungen vor der Tür sah, fing sie sogleich zu zetern an. Es sei doch allgemein bekannt, weshalb die Männer nach Thailand fahren, und jetzt sei ihr auch klar, weshalb ich unbedingt an der Tombola teilnehmen wollte. Dorthin käme sie ja niemals mit, da solle ich mal schön alleine fahren. Sie sei eine anständige Frau und würde sich nicht in ein Flugzeug voller alter geiler Hammel setzen. Und ich, ich sollte mich schämen in meinem Alter. Ob ich denn nicht an meine Tochter denken würde und an die Leute im Ort, die sich nun über uns das Maul zerreissen würden? So sehr regte sie sich auf, dass die Nachbarn von dem Geschrei vor unserer Haustür zusammenliefen, und wissen wollten, wer denn schon wieder gestorben sei.

Ich hab das alles gar nicht verstanden. Im Prospekt stand nix davon, dass nur alte Männer nach Pattaya fahren. Zwar stand geschrieben, dass der unternehmungslustige Gast gegebenenfalls auch Unterhaltungsmöglichkeiten für die langen Abende fern der Heimat fände, doch im allgemeinen verspreche das Reiseziel in der warmen Sonne einen erlebnisreichen Erholungsurlaub für jedermann. Auch Familien mit Kindern würden an dem puderweichen Sandstrand ihren Alltag vergessen und ausspannen können. Pattaya sei ein beliebtes Ferienparadies für Alt und Jung. Ja, abends träfe man sich sogar in guten deutschen Restaurants, wo man bei Kartoffelsalat und Bratwurst oder Rouladen mit Rotkraut die Heimat nicht vermissen würde. Schließlich sei ja bekannt, dass die einheimische Kost wegen ihrer Schärfe von den empfindlichen europäischen Mägen nicht so gut vertragen würde, so daß man schon deshalb bei den gewohnten Heimatgerichten bleiben sollte. Und später am Abend sei ein kleiner Verdauungsbummel durch die Altstadtgassen empfohlen, wo man in urigen Kneipen sogar deutsche Schoppen serviert bekäme. Na, das hörte sich doch gut an. Daran war doch nichts Verwerfliches zu finden!

Da die Ursel nicht mitkommen wollte, hab ich den Fritz gefragt. Der war sogar schon mal dort gewesen und kannte auch die Örtlichkeiten. Der Fritz hatte noch Resturlaub aus dem alten Jahr abzufeiern und weil ihn ja die ganze Fahrt nichts kostete, war der gleich dabei.

Der Postheinz fuhr uns an den Flughafen. Beim Abschied schlug er mir auf die Schulter und zwinkerte mir zu. Ich solle es nicht zu doll treiben in der Fremde, raunte er vielsagend. Ich sei ja nun doch schon in den Sechzigern und ob ich auch gut vorgesorgt hätte, besonders in den Nächten.

Also, ich muß mich schon wundern, was sich die Leute für Gedanken machen. Das Schlafzimmer war schon lange gebucht und bestätigt. Was sollte ich mir da Sorgen machen, dass ich nicht unterkommen könne?

Der Flieger landete in Bangkok, und aus der Luft sah es so aus wie bei uns im Vogelsberg, nur lagen überall große Wasserpfützen herum, doch dazwischen war es grün und das Land war flach. Die haben die richtigen Äcker für unsere Kartoffeln, dachte ich mir gleich. Was mussten wir uns auf den buckligen Äckern plagen! Hier konnte man große Grubber, Eggen und Setzmaschinen einsetzen. Aber der Fritz sagte, hier gäbe es keine Kartoffeln, sondern nur Reis und Nudeln. Also dann, sagte ich zu ihm, will ich unbedingt einen Reis- und Nudelanbaubetrieb besichtigen, denn das hatte ich ja noch nie mit eigenen Augen gesehen.

Von Bangkok ging es mit einem sehr bequemen Reisebus weiter, der aber erstmal im Verkehr stecken blieb. Die Mopedfahrer überholten den Bus rechts und links und nahmen ihm die Vorfahrt. Und keiner da, der die Nummernschilder aufschreibt!!! Wie war das möglich! Klar, kann die Polizei nicht überall sein, aber das darf man doch nicht durchgehen lassen. Wo kämen wir denn da hin, wenn das jeder machen würde? Drum wühlte ich in meiner Tasche und reichte dem Busfahrer Papier und Bleistift, aber der lächelte nur und holte sein Handy heraus. Ach so ist das! Der macht gleich Beweisaufnahmen von den Mopedrowdies! Diese Thais sind aber clever!

Beruhigt lehnte ich mich in meinen Sitz zurück und schlief etwas ein. Als ich wieder aufwachte, fuhr der Bus eine Küstenstraße entlang, von der man das weite Meer und Palmen sehen konnte. Palmen hatte ich ja mein ganzes Lebtag noch nicht gesehen. Die Waltraut, die auf der Gemeinde schafft, war schon mal in Mallorca gewesen, und hat erzählt, dort gäbe es auch Palmen. Die wären das ganze Jahr grün und hätten auch gar keine Blätter, die im Herbst abfallen könnten. Na, wer weiß! Die Waltraut weiß auch nicht alles. Wie wollen die Palmen denn den harten Winter überstehen? Der schwere Schnee knickt ihnen doch die Äste ab.

Der Bus fuhr uns direkt zum Hotel. Sofort kamen zwei Boys mit einem Gepäckwagen herbeigeeilt und begleiteten uns zum Empfang. Dort standen fünf Damen hinter dem Tresen und legten wie auf Kommando ihre zwei Hände gegeneinander, so knapp unterhalb der Nasenspitze, und senkten ihre Köpfe darauf. Na, die haben aber eine raffinierte Art drauf, sich in der Nase zu popeln, dachte ich mir. Gut, wir nehmen gewöhnlich ein Taschentuch dazu und drehen uns auch höflich zur Seite. Merkwürdig auch, dass alle Damen zur gleichen Zeit einen Nasenkitzel verspürten. Ich wollte ihnen schon mein Schnupftuch reichen, da klärte mich der Fritz auf, dass dies die übliche Begrüßungszeremonie unter den Eingeborenen sei. Aha, die haben also gar nichts in der Nase! Sehr geschickt angetäuscht.

Nachdem wir die Formalitäten erledigt hatten, gingen wir auf unser Zimmer. Dies befand sich im fünften Stock und wir benutzten einen bequemen Lift. Der Fritz musste mit mir in einem Zimmer schlafen, wovon er nicht so sehr begeistert war, aber schließlich hatten wir nur ein Doppelzimmer gewonnen und keine zwei. Etwas mürrisch brummte er wie wir es denn nachts mit unserem Besuch halten sollten. Schließlich gebe es ja nur ein Bett und es wäre ja unpraktisch, wenn ich da schon drin liegen würde. Wie bitte? Ich fiel aus allen Wolken. Wieso kriegen wir hier nachts Besuch, wo uns doch niemand kennt und wieso sollte ich in meinem eigenen Bett nicht liegen können? Wer hat das Bett denn gewonnen? Ich oder er? Nix da. Mein Bett gebe ich nicht her. Zumal für wildfremden Besuch, den ich gar nicht kenne! Womöglich schnarchen die oder haben Schweißfüße, dass das ganze Zimmer stinkt! Dann, knurrte er, dass er sich eine „shorttime“ außerhalb sucht. Na, mir egal, was er sich sucht. Aber eigentlich ist unser Bett groß genug für uns beide, da braucht er sich nicht noch extra eine Pension zu suchen.

Wir machten das Fenster auf und traten auf den Balkon hinaus. Das war also Pattaya, das verträumte Fischerdorf am Meer! Im Prospekt stand, dass der Strand 15 km lang sei und jedes Jahr 4,4 Millionen Ausländer hier Urlaub machten, davon alleine über 200 000 Deutsche. Na, das musste ja wirklich ein tolles Ferienziel sein, wenn so viele Menschen aus der ganzen Welt jedes Jahr hier herkommen. Doch leider konnten wir von unserem Zimmer das Meer nicht sehen, weil ein anderes Hotel davor stand. Und auch das im Katalog beschriebene Meeresrauschen konnten wir nicht hören, stattdessen zogen uns aus einem Bistro in einer schmalen Nebenstraße die leckersten Pizza- und Bratendüfte um die Nase, die uns sofort mächtig Appetit machten.


Am nächsten Morgen standen wir schon früh auf. Wegen der Zeitverschiebung waren wir wohl noch etwas durcheinander. Zuerst mal gingen wir frühstücken. Das Hotel hatte sich alle Mühe gegeben, um uns zu verwöhnen und hatte ein mehr als 10 Meter langes Frühstücksbüffet aufgebaut. Was es da nicht alles gab! Bratkartoffeln und Spiegelei, Schweinebraten und Spaghetti und Würstchen und Schinken. Eine einzige Frühstückswonne. Herz, was begehrst du mehr? Wenn ich das meiner Ursel erzähle, dann beißt die vor Wut in die Tischplatte, dass sie zu Hause geblieben ist. Aber das hat sie nun davon!

Wir aßen uns rappelsatt und machten anschließend einen Morgenspaziergang. Die engen Gassen waren noch wenig belebt und ab und zu kamen uns im Gänsemarsch ein paar merkwürdige Kerle entgegen, die wohl für eine anständige Hose und ein sauberes Hemd kein Geld hatten. Ja, manche hatten noch nicht mal Schuhe an! Doch jeder von ihnen steckte in so einem orangefarbenen Nachthemd, das aber nicht ganz über die Schultern reichte. Wahrscheinlich waren die auf dem Weg zum nächsten Faschingsumzug, denn manche trugen so eine Art Bongopauke mit sich herum. Das waren wohl die Trommler. Doch dann sahen wir, dass sie vor manchen Läden stehen blieben, und die Leute kamen aus dem Haus und legten den ulkigen Gesellen allerlei Almosen in ihre Taschen. Die dachten wohl auch, wenn sich die Kerle schon keine anständigen Klamotten leisten konnten, dann sollten sie sich wenigstens mal ordentlich satt essen. Seltsamer Trupp war das. Ich wollte ihnen schon hinterher laufen und fragen, ob sie es nicht mal mit ehrlicher Arbeit probieren wollten, es ist doch eine Schande, wenn kräftige arbeitsfähige Männer bettelnd durch die Straßen laufen! Doch der Fritz hielt mich zurück und klärte mich auf, dass dies thailändische Bettelmönche seien, die im Kloster lebten und keinerlei Arbeit nachgehen müssten. Ich war baff. In welchem Land gibt es das sonst, dass die Arbeitslosen eine einheitliche Uniform tragen und in Gemeinschaftslagern gehalten werden? Mir blieb die Luft weg. Das sollten wir in Deutschland auch mal einführen. Mir schien, dass wir Deutschen von diesen bauernschlauen Thais noch viel lernen können.

wird fortgesetzt...

boehm:
Hahahaha, das wird bestimmt wieder eine lustige Geschichte, freu mich schon auf die Fortsetzung!!! :-* :-* :D :D

pomjau:
Köstlich geschrieben... bitte weiter machen :-)

Cheers

Taurus †:
Wenn das in dem Stil so weitergeht....Spitzenklasse.

dii:
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