Nun beging ich den Frevel, die heitere Gelassenheit unserer Gruppe zu zerstoeren.
Die ignorante Froehlichkeit verschwand gleichzeitig mit den letzten Resten meines
“Dschaih jen”. Ich bruellte los und liess alle die Schraube suchen.
Keiner fand die Schraube wieder, aber der Mechaniker brachte mir einige dicke Blechschrauben.
Nun wusste ich nicht, ob ich schreien, lachen oder heulen sollte.
Nach einem kurzen Lachanfall beruhigte ich mich wieder einigermassen.
Dann verlangte ich eine genaue Beschreibung der Entfernung, der Lage und des Aussehens dieser naechsten Werkstatt.
Nun quatschen meine Frau und der Mechaniker ein bisschen, waehrend ich mal den rechten und mal den linken Daumen auf den Reifen drueckte.
Irgendwann war sogar ich mit der Genauigkeit der Beschreibung zufrieden, kalkulierte, dass wir locker ohne Reifenflanken-Schaden oder Reserverad-Wechsel zu dieser Werkstatt kommen wuerden, scheuchte meine Familie in den Pickup, verabschiedete mich freundlich vom Mechaniker, gab ihm
1.000 Baht kein Trinkgeld, brachte meine Daumen vom Hinterrad zum Lenkrad und brauste los.
Nach kurzer Fahrt kamen wir zu dieser Reifen- Fach?-Werkstatt, die von aussen genauso professionell und serioes wirkte,
wie die vorige Auto-Fach?-Werkstatt.
Hier in Thailand bin ich manchmal etwas kleinmuetig und misstrauisch.
Wahrscheinlich fehlt mir der intellektuelle Zugang zur international anerkannten, hohen und universalen Kompetenz der Thailaender.
Jedenfalls sprang ich aus dem Pickup und fuehrte meine Daumen ihrer neuen Hauptbeschaeftigung zu.
Ein Reifenmechaniker erschien, besah sich das Reifenproblem und quatschte ein bisschen mit meiner Frau.
Nach geraumer Zeit fasste ich durch Worte wie “niau” (=kleben) etc. und durch wenige Unterbrechungen meinerseits Vertrauen in die Kompetenz dieses Mechanikers. Ich stellte mich erleichtert aufrecht hin und rauchte eine Zigarette.
Dann erschien ein zweiter Fachmann mit einem hydraulischen Wagenheber und beteiligte sich am Gespraech.
Am Ende meiner zweiten Zigarette (der Reifen hatte mittlerweile ausgezischt) schoben diese Fachmaenner den Wagenheber unter den Pickup und begannen ihn anzuheben.
Einerseits fasziniert mich diese thailaendische natuerliche und gelassene Kompetenz, die auf ihre froehliche Art der Beruecksichtigung von laestigen Fakten, physikalischen und andere Realitaeten nicht bedarf.
Andererseits kann ich manchmal nicht aus meiner Faranghaut raus.
Als ich bemerkte, dass der Wagenheber unter der Mitte der Blattfeder angesetzt war, schrie ich “Jud krap” (stop bitte), senkte den Wagenheber selber ab und setzte ihn vernuenftig an.
Ende Teil 2