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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 409670 mal)

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† Jhonnie

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1320 am: 27. November 2010, 00:52:59 »

Also Dart

ich moechte dazu nur sagen, erst einmal auf Kollegen Low seine jahre und erfahrungen kommen in(m) LOS. Dann werden wir sehen was du so schreibst.

Ich bezweife keine seiner Geschichten. Sondern er umschreibt sensible situation sehr schmeichelhaft zum teil. klar wuerde manchen einigen in seiner Situationen mit der Machete anworten. aber diese Reactionen sind Carakter bezogen. Der eine So der andere So, kommst dan darauf an wer weniger geschorren davon kommt.

Als Unglueck lasst sich alles werten, selbt ein Lotto gewinn (der aber meist nach Jahren erst).

persoenlich warte ich auf die ausgabe der " Hinterinderischen Geschichten" (betonung fuer dich auf Geschichten) als Print. weil die sind dann wirklich einmalig. Und spiegeln VIEL wieder.

Jhonnie

sorry fuer die eventuelle crazy rechschreibung. viele Faktoren da drin eingebunden.
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.... In der Bibel steht geschrieben: " Liebe deinen Naechsten " UND das Kamasutra zeigt  " WIE ES GEHEN KOENNTE". auch fuer RUD's behaftete geeignet.

Ozone

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Re: Wie entsorge ich einen Aggressor?
« Antwort #1321 am: 27. November 2010, 06:28:55 »

Wir hatten ja angenehme Gäste, die wir betreuen, aber keineswegs verängstigen wollten.
:-)   ;D

Eine solche Situation ist natürlich für alle Anwesenden etwas "strange". Bewundernswert wie Du und Dick die Situation gemeistert habt. }}

Low, Du hast an dem Abend und mit der Einweisung in die Klinik am nächsten Tag absolut adäquat gehandelt.  ;}.

Wir  kommen gerne wieder  :)

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Low

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Wahnsinn als Reisegepäck II
« Antwort #1322 am: 28. November 2010, 12:42:39 »

Wahnsinn als Reisegepäck II

Für die Chefärztin blieb der Fremde ein Fragezeichen. Sie sah, dass er mental litt. Sie bemerkte seine Ängste. Sie registrierte die plötzlichen
Aggressionen. Überrascht entdeckte sie den Clown und Entertainer. Sie zögerte und wusste nicht, welche Schlüsse sie aus seinem zeitweise
idiotischen Verhalten ziehen sollte. Sie wollte ihn in der ersten Woche raschmöglichst loswerden, denn er war ein schwieriger Patient, der sich
oft einkapselte und über alles, sogar die Medikamente, beschwerte und beklagte.
Später arbeitete er zum Zeitvertrieb etwas in der Küche. Jüngere Pflegerinnen, welche nur schlecht englisch sprachen, begriffen nicht,
dass er ein kranker, aber verglichen mit den vielen Alkohol- und Drogenabhängigen, intelligenter Patient war. Für sie war der Farang am
falschen Ort. Sie kapierten nicht, warum wir seinem ungestümem Drängen, er wollte unbedingt zu uns zurück, nicht nachgaben.

Ich misstraute meinem Gast, weil er sogar unter Medikamenten unkontrolliert launisch war. Er verurteilte mich vom Spital aus am Telefon unter
rabiaten Androhungen aufs Schärfste. Er versuchte zu mogeln und die verordneten Pillen nicht einzunehmen. Durch Videoüberwachung erkannte
das Personal seine Finten.  
Seine Drohungen hingen noch in der Luft. Ja, er soll Mowgli aufgefordert haben, ihm zu helfen, uns umzubringen.
Gegen Morddrohungen von vielen Seiten entwickelte ich mittlerweile eine dicke Haut und kann damit leben. Wegen meiner Feigheit und  
Angst vor neuen, zusätzlichen Problemen musste unser Besucher in der Klinik verweilen.

So ein Fall könnte einige Gastgeber finanziell zugrunde richten.
Sofern ihr nicht über grössere monetäre Reserven verfügt, bittet eventuelle Besucher, Versicherungen für Rückreisen, Unfall, Krankheit und
Haftpflichtschäden während eines allfälligen Aufenthaltes abzuschliessen. Ein ähnliches Abenteuer, ein Unfall, kann ohne Selbstverschulden
blitzartig einige hunderttausend Baht kosten.

Unser Besucher hat eine Haftpflichtversicherung. Im Kleingedruckten der Verträge vieler Anbieter steht, dass Schäden, welche unter Einfluss
von ionisierender Strahlung, Kriegen, Alkohol, Drogen oder geistiger Umnachtung verursacht, nicht vergütet werden.

Die Entschädigungen an das Opfer überstiegen die Spitalkosten. Der Patient blieb dreieinhalb Wochen in der Klinik.
Während dieser Zeit leitete ich die Rückführung in die Wege. Es war nicht mein erster Repatriierungsfall. Ich hoffe, es war der letzte.
Durch deutschsprechende Ärzte unterstützt, nahm ich fälschlicherweise an, die Betreuung in Muttersprache, westliche Medizinaltechnik und
Heilmethoden seien erfolgversprechender als die Behandlung in Suan Prung.

Am Reisetag brachten wir sein Gepäck, Geld und seinen Reisepass ins Spital. Wir verlängerten zuvor seine Aufenthaltsbewilligung. Wir kauften
einige Geschenke für seine Freunde, darunter drei kleine vergoldete Buddhafiguren. Gegen seine Erkältung brachte ich ihm Hustenbonbons.
Von den gesammelten Fotos brannte ich eine DVD.
Mit qualifizierter Begleitung flog er zur Stressminderung in der Business Klasse nach Hause. Am Flughafen wartete ein Ambulanzfahrzeug.
Etwa neunzig Minuten nach dem Langstreckenflug war er im spezialisierten Spital.
Ein Skandal für mich ist, dass der Herr auf eigenen Wunsch die Klinik bereits vier Tage später verlassen durfte - oder die Ärzte vollbrachten
eine Wunderheilung.

Der Ausgeschaffte hat eine Krankenversicherung, welche die hiesigen, durch mich finanzierten Spitalkosten begleichen würde. Leider
beantwortet der nicht mehr Patient meine Mails seit zwei Wochen nicht.
Das nenne ich: Sauber ungeklärte Verhältnisse eines destruktiven Psychopathen. Die Behinderungen durch die Krankheit akzeptiere ich
selbstverständlich. Wegen der offensichtlichen Durchtriebenheit und Bösartigkeit bleibt mir die Spucke weg.

Leider Fakten, nicht Fiktion.

Als Schwerarbeiter mit mindestens 16 Stunden Tag räumte und verkaufte ich im Juni mein Haus. Nach meinen Erfahrungen würde ich heute
anstatt mich zu bemühen kurzerhand alles abfackeln.  
Danach würde ich mir in der Psychiatrie einige Packungen Valium und Viagra verschreiben lassen und wenig später mit unbekanntem Ziel
verreisen.
Offenbar sind das neue Normen und Massstäbe. Irre, Wahnsinnige, Geisteskranke, Verrückte, Idioten und Halbschlaue gibt es nicht mehr,
nur noch geistig Behinderte und noch dümmere Steuer- und Krankenkassenbeitragszahler.  Die kommen alle, alle, alle in den Himmel!

Mit besten Dank an Ozone und die bewanderten Langnasen für das Verständnis, die Hilfe und moralische Unterstützung in Chiang Mai.


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg150933#msg150933
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg148325#msg148325

http://de.wikipedia.org/wiki/Wahnsinn
« Letzte Änderung: 28. November 2010, 12:55:07 von Low »
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1323 am: 28. November 2010, 13:16:46 »

Lieber Low,

Wunderheilung sind extrem selten, eher gewinnst Du im Lotto!

Ich muss gestehen, dass ich mit dem schweizer Gesundheitswesen nicht hinreichend vertraut bin.
Dessen ungeachtet befremdet mich das Verhalten der schweizer Psychiater aus äußerste, bot (und bietet höchstwahrscheinlich) der Patient fraglos alles, was einer dringenden Abklärung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung bedarf. Seine Aggressionen richten sich nicht nur gegen ihn selbst - das allein hätte eine stationäre psychiatrische Abklärung und Therapie bereits ausreichend begründet - sondern auch gegen andere Personen, selbst gegen engste Angehörige.
Es ist kaum wahrscheinlich, dass die schweizer Psychiater das verkennen konnten, sodaß für mich am Ende nur die traurige Annahme bleibt, dass sie sich von diesem anstrengenden Patienten schnellstens wieder trennen wollten.
Die Alternativannahme wäre, dass die behandelnden Psychiater noch bekloppter sind als ihr Patient!
Mein Vertrauen in den eigentlich guten medizinischen Standard der helvetischen Medizin hat jedenfalls schwer gelitten.

An die Krankenkasse des Patienten kannst Du Dich unter Umgehung des Patienten selst wenden.
Schildere den stattgehabten Fall und bitte um die Erstattung der ausgelegten Rechnungen an Dich.
Das sollte eigentlich klappen.

Leider muss man Dich bitten, Dich gegen einen Wiederholungsbesuch des besagten Patienten auch durch drastischste Maßnahmen wie Tretminen, spanische Reiter, Selbstschussanlagen und ähnliche abschreckende Hilfsmittel vorzusehen.

Herzliche Grüße auch an die unvergleichliche Dick

Wolfram und Lisa
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Grüner

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1324 am: 28. November 2010, 15:49:32 »

Mir bleibt auch die Spucke weg bei der Geschichte. Leider hört man öfter von solchen Fällen der Psychiatrie.

Aber wer von uns wollte die Arbeit dieser Ärzte und Pfleger tun? Meinen Respekt haben sie, einige meine Bewunderung.
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Low

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Suan Prung Psychiatric Hospital
« Antwort #1325 am: 30. November 2010, 17:02:03 »

Anstelle einer Beurteilung oder Verurteilung der Situation in der Schweiz,  benutze ich die Gelegenheit den Pflegerinnen, Pflegern, dem Personal,
den Ärzten und besonders Frau Dr. Kittiwan Thiamkaew im Suang Prung Psychiatric Hospital für die Hilfe und erstklassige Betreuung des Patienten
unseren herzlichen Dank auszusprechen.

Dick, Low


Suan Prung Psychiatric Hospital
131 Changlo Road, Haya
Muang District
Chiang Mai Thailand 50100

http://www.suanprung.go.th/eng/index.php
http://www.suanprung.go.th/

http://www.bangkokpost.com/news/investigation/208486/home-to-mad-men-and-misery

« Letzte Änderung: 30. November 2010, 17:34:23 von Low »
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Ozone

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1326 am: 01. Dezember 2010, 06:36:22 »

...benutze ich die Gelegenheit den Pflegerinnen, Pflegern, dem Personal,  den Ärzten und besonders Frau Dr. Kittiwan Thiamkaew im Suang Prung Psychiatric Hospital für die Hilfe und erstklassige Betreuung des Patienten unseren herzlichen Dank auszusprechen.


Man muss das schon sehr schätzen, wenn jemand in einer thail. Psychiatrie eine adäquate Behandlung bekommt.  ;}



Dass der gemeine Bürger von Thailand ohne private Versicherung kaum eine solche geniessen kann, lässt sich unschwer erahnen, wenn man die zahlenmässige Personalbesetzung der Klinik mal unter die Lupe nimmt. 

700 stationäre Patienten (täglich) sind da vermerkt. Dazu kommen jährlich noch 60'000 ambulante Patienten aus 13 Provinzen.

Die Zahl der "Therapeuten"  ist  ein trauriger Witz.

 
 14     Erwachsenen Psychiater
   1     Kinder/Jugend Psychiater
   2     Neurologen
   3     Zahnärzte ( :o geht wohl einiges kaputt da während den Elektroschocks...  >:  )

 10     Apotheker  (ganz schönen Mediumsatz)
   3     Psychologen
   3     Beschäftigungstherapeuten
   5     Sozialarbeiter
116    Pfleger
  44    technische Pfleger   (das sind die mit den grossen Schlüsselbunden, die Assistenten bei den Stromschlägen und die Kettenverschrauber)
    3    "Medical Technologists" (weiss der Gugger was das sein soll)
383    Verwaltungs- und übrige Angestellte

wohlverstanden, diese dünne personnelle Bulkware händelt stationäre und ambulante Fälle.
http://www.suanprung.go.th/eng/suanprung.php



Aus dem Bericht von  >>Low's Link<<   (Bangkok Post über eine sehr kleine Institution aus Pattani)


ganze 2 verschiedene Pillen kommen zum Einsatz

ansonsten


hat einer den Film Papillon gesehen ?



   




Eine Diskussion darüber wurde hier angeregt:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg151823#msg151823
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Low

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Einsichten und Aussichten aus Hinterindien
« Antwort #1327 am: 03. Dezember 2010, 13:13:39 »

Einsichten und Aussichten                                                                                                                             Anfangs Dezember 2010

Dart:
„Unterhalte uns lieber mit den furchterregenden Stories, aus einem kleinen, unheimlichen Dorf im Amphoe Hang Dong.“ (1)

Das Dorf ist nicht klein. Es ist auch nicht unheimlich. Die Häuser sind phantasielos kopierte, eng aneinander gereihte billige Bauten aus den
neunziger Jahren, wie sie in ganz Thailand anzutreffen sind.
Im einzigen Haus im Dorf, das aus dem bekannten Rahmen fällt, das Grundstück ist zum Fallen gross genug, sitzt ein schreibender Farang,
von den Frauen Khun Love genannt und Low geschrieben. An dieser Heimsuchung nagt er täglich.
Die Geschichten liefern weder die Häuser noch das Dorf, sondern die Menschen, die hier leben, die hier lebten, nun weggezogen oder verstorben
sind.

Hier weilte zu Beginn des Jahrhunderts einige Jahre ein zweiter Fremder mit seiner angeheirateten Schönen. Er schnappte heimtückisch die
Beste und die Wundervollste aller Lanna Frauen einem Freund aus Australien vor der Nase? weg. Er war so besessen von ihr, dass er nie
bemerkte, dass nicht nur ihre Zähne schief standen.
Er kannte weder den Namen des Dorfes, noch seine Bewohner, bis auf einige krasse Ausnahmen. Da war ein kleines Mädchen, das damals
kaum richtig gehen konnte, aber stürmisch auf einem Moped durch die Strassen fegte. Er fluchte über den frechen Fratz, weil er mit seinem
Kleinlaster Mühe bekundete, Zusammenstösse mit ihr zu vermeiden.
Gleichzeitig besorgte die betriebsame Biene Bier für den Farang und erhielt allemal ein kleines Trinkgeld. Das muntere Bienchen entwickelte
sich zumindest dem Aussehen nach zu einer Königin. Ein Moped benutzt sie wegen ihrem zartem Teint und der aufwendigen Frisur zur Zeit
nicht.

Er kannte die Liebhaber seiner angebeteten Frau nicht. Er wusste nichts von den zahlreichen Spielhöllen in der Nachbarschaft, wohin bereits
kleinste Teile seiner miserable Rente flossen.
Er nutzte seinen Fernseher mit Satellitenspiegel viele Stunden am Tag für Filme und Sport, hauste zwar im Dorf, lebte aber in einer völlig fremden
Welt, mit eigener Kultur und ausländischem Essen.
Geregelten Ausgang nahm er sich fürs Kegeln mit Bier, Golf - danach Bier und am Freitag für das eingehende Studium von Bars, Bier und speziell
der leicht geschürzten Tänzerinnen aus polierter Stangenhaltung.
Die Teilzeit-Gattin unterstützte sein Weltbild, indem sie sich aufs Sofa räkelte, mit Woll- und Bettdecken zugarnierte und die Klimaanlage so
einstellte, dass mir bei seltenen Besuchen die Zähne klapperten.

Ich hatte weder Antennen noch Fernseher und benötigte sie nicht. Während er sich beim Bier elektronisch von Bildern berieseln und erregen
liess, trank und becherte ich mit den Schönen unter dem Sternenhimmel Traubensaft. Meine Filmstars waren die Menschen im Dorf. Ich war
wie ein Kiesel in einem Bachbett, der von den vorüberflutenden Lebewesen bewegt und geschliffen wurde. Viele alltägliche Gegenstände
beinhalteten plötzlich Geschichten.

Die Schnurren und Schwänke beschränkten sich nicht auf das Dorf. Es sind ja Geschichten aus Hinterindien. Sie stammten ebenso aus
Nachbarländern wie Burma, Malaysia, Singapore und von den Gewürzinseln Indonesiens. Es brauchte bloss etwas Zeit, Geduld und ein wenig
Einfühlungsvermögen, bis die Akteure aus ihren Kulissen, dem Dschungel, den Häusern, Tempeln und Dörfern in mein Leben traten.

Es gibt einige Erlebnisse, über die ich nicht schreiben will. Es gibt unerfreuliche Dinge, von denen ich berichten muss. Im letzten halben Jahr
verlor ich durch verschiedene, eher wenig willkommene Ereignisse, den engen Kontakt zu den Bewohnern des Dorfes und in der näheren
Umgebung. Hoffentlich genügt  demnächst eine Karaoke Party als Kitt für die Wiederherstellung enger Beziehungen.

Ich schildere eine vergleichbare Situation am Fuss der Voralpen, im Emmental. Wenn einer am Geschwindigkeitslimit durch ein Bauerdorf fährt,
übersieht er die prächtigen, mit Geranien geschmückten, mächtigen Bauernhäuser mit den fast kunstvoll gezopften Misthaufen nicht.
Irgendwo, mehr oder weniger versteckt, steht majestätisch eine alte Kirche. Vielleicht knipst sogar ein eiliger Passant ein Bild, Verweildauer
einige Sekunden.
Man könnte anstelle einer rasanten Durchfahrt zu Hause in Ruhe einen Bildband oder einen Dokumentarfilm ansehen. Das ist doch ähnlich,
denkbar genau so, wie viele Touristen Thailand bereisen und erleben.
Dabei sind die Menschen im Emmental gastfreundlich. Viele Bäuerinnen verkaufen aufs Wochenende frische Backwaren und unverfälschte
landwirtschaftliche Produkte. Ich kehrte öfters mit einem Vierpfünder oder einem Halbmeter Zopf  nach Hause zurück. Diese Erzeugnisse sind
haltbar, denn da wird nicht nur Leitungswasser, sondern Vollmilch frisch von der Kuh, verarbeitet.

Einen ersten Eindruck vom Leben im Dorf erhält man unter Umständen erst, wenn man unter einem prächtigen, über hundert jährigen Baum
sitzt und die linden Düfte vom Kuhmist inhaliert. (2) Der betagte Landwirt schmaucht geniesserisch seine Pfeife. Die Bäuerin stellt emsig
hausgemachten, durch Ei und Butter goldgelben, duftenden Zopf, währschaftes Bauernbrot, Emmentaler Käse mit mehr Löchern als Materie und
einen eigenen Most auf das vernarbte Blatt eines rustikalen Holztisches. Anlässlich der Verpflegung erfährt man ganz beiläufig, dass der Hof seit
der x-ten Generation im Familienbesitz gepflegt und geliebt wird. Man vernimmt von den Sorgen mit Kindern und Enkelkindern und den Problemen
mit den fremden Mitarbeitern, die je länger desto weiter herkommen, nun aus Polen und Portugal. Filmriss .....

Anstelle von Apfelsaft gibt es Lao Khao oder schlecht nachempfundenen Scotch. Die Riesengarnelen vom Grill sind nicht ganz ohne Raucharoma und
die meisten Frauen sind mindestens ein bisschen schlanker als die alte Bäuerin aus dem Emmental.
Neue Geschichten gibt es in Massen. Leider sind die wenigsten lustig. Irgendwie herrscht triste Novemberstimmung mit Morgennebeln im Bambus
und in den belaubten Zweigen der Bäume.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg151858#msg151858
(2)
http://geburtstags-feste.de/gedichte-ludwig-uhland1.html
« Letzte Änderung: 03. Dezember 2010, 13:26:45 von Low »
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Grüner

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1328 am: 03. Dezember 2010, 16:15:45 »

Die graue Novemberstimmung war immerhin für eine Deiner bisher besten Geschichten gut. Danke für die nachdenkliche Lektüre.

Auf die Karaokeparty würd ich aber an Deiner Stelle verzichten.
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1329 am: 03. Dezember 2010, 18:14:18 »

Mit viel Geduld, Toleranz und noch mehr Oropax übersteht unser Low auch noch die Karaokeparty.
Wahrscheinlich ist es keine wirklich gute Idee, sich in einer Dorfgemeinschaft allzu sehr zu isolieren.
solange Karaokeparties in Lows Heim nicht zur Gewohnheit werden... ??? {--

Wolfram
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Low

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Sein oder Nichtsein in Hinterindien
« Antwort #1330 am: 04. Dezember 2010, 10:08:57 »

Sein oder Nichtsein
 
Eine Karaokeparty zu Hause ist reine Notwehr und Selbstschutz. Ich kann nicht nach jedem Treffen reifer Schulmädchen drei Wochen auf den
Wagen verzichten. Die Reparatur nach der erfolgreichen Zusammenkunft der Schönen und Reichen am 12./13. November (ich vertrottelte eine
hedonistische Orgie) dauert vom 23. November bis voraussichtlich am 13. Dezember
Offenbar enthielt dar Aufsatz keine delikateren Einsichten als die Aussicht auf besonders hochstehende, schaut euch bloss das Schuhwerk der
Solistinnen an, gesangliche Darbietungen in der Provinz. Sobald ein Datum bekannt ist, könnte es Grüner in den Veranstaltungskalender aufnehmen.
« Letzte Änderung: 04. Dezember 2010, 10:17:49 von Low »
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Low

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Rückschlüsse und Projektionen aus Hinterindien
« Antwort #1331 am: 09. Dezember 2010, 17:59:16 »

Rückschlüsse und Projektionen                                                                                                                                        Dezember 2010

Nicht nur Tropenparadiese sind verstrickt in politische und moralische Unstimmigkeiten, die ganze Welt steckt voller Halbwahrheiten und
Lügen. Die Nachrichten zeigen täglich Widersprüche. Die Ereignisse enthüllen leider, dass der sogenannte kalte Krieg keine Episode der
Vergangenheit war. Dessen Schwelbrand lodert im Untergrund munter weiter und führt zu seltsamen, ja bizarren Resultaten. Grossmächte
führen nun Krieg gegen Einzelpersonen und verlieren nicht nur spärlichste Reste von Glaubwürdigkeit, sondern im Spezialfall jeglichen Kredit.
Dagegen hilft bekanntlich nur die Notenpresse. (1, 2, 3)

Sogar das Internet als zeitgemässes Medium spielt unter dem Einfluss ideologisierter Benutzer und deren Irrungen, Wirrungen, geheimen
Anweisungen, Instruktionen und im Entwicklungsland speziell eingerichteten Kriegsräumen, verrückt.
Wir in der exotischen, mehr Schein- als Sein-Welt, sind all diesen Einflüssen unter der Fremdartigkeit, der Hitze, zumindest der Feuchtigkeit
von Alkohol und liebenden Körpern und gleichzeitig beängstigender Isolierung weit mehr ausgesetzt, als unsere Schwestern und Brüder im
winterlich kalten, weihnachtlichen Westen.  
Die Illustration dieser Frustrationen zeigen zahllose, oft von Moderatoren bereinigte oder später gelöschte Beiträge in den Foren. Wenn
Moderatoren entgleisen, werden Irrenwärter zu irren Wärtern.

In diesem Zusammenhang erlaube ich mir einen kurzen Blick zurück auf einige kürzlich verflossene Beiträge.

Grüner antwortete in http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg152123#msg152123
LOW, da gibt es leider in Deiner Lage nur eine rationale Reaktion:

1. Wenn möglich, die zuständigen Stellen und Behörden nochmals in aller Klarheit auf die Situation und mögliche Folgen bei weiterer
unterlassener Hilfeleistung hinweisen.
2. Wenn auch das nichts nützt, auf Mails nicht mehr reagieren und sie am besten sogar gar nicht mehr lesen. Das Kind ist leider in den
Brunnen gefallen und wenn Du nicht mit runterfallen willst, mußt Du loslassen. Du bist NICHT schuld, wenn niemand ein anderes Individuum
vom weiter runterfallen abhalten kann.


Diese Ratschläge sind sicherlich gut gemeint. Über rationale Reaktionen entscheide ich selbst. Anstatt meine Zeit in einem Forum mit dem
Lesen zweifelhafter Beiträge offenbar geistig angeschlagener Autoren zu vertrödeln, kann ich für einen Hilfe benötigenden Mitmenschen, wie
es Ozone oder drwkempf in meinem Falle praktizierten, meine Hand ausstrecken. Es bleibt mir überlassen, ob ich bloss einen Rettungsring werfe,
oder mich als Nichtschwimmer gleich selbst in gefahrvolle Fluten stürze.
Die Einfachheit der Erklärung stempelte mich zum Lügner. Ich schwimme so gut, dass ich zum Tauchen Blei benötigte.

Ich wiederhole, unser ehemaliger, immer noch geisteskranker Gast trat am 11. November unter qualifizierter Begleitung die Heimreise an und
wurde nach der Ankunft am 12. November gleich in eine Klinik überwiesen.
Wir, drwkempf, Ozone, Dick und ich, fanden es beinahe unglaublich, dass der Patient auf eigenen Wunsch bereits am 16. November entlassen
wurde.
Rechtzeitig am 23. November informierte ich die Gesetzeshüter schriftlich über meine schlimmsten Befürchtungen. Auf eine Antwort warte ich
als dreckiger Denunziant bis heute vergeblich.
Eine Bestätigung der Vermutungen über die schwere Erkrankung erhielt ich kürzlich. Ich vernahm nicht unvorbereitet, dass der Erkrankte nach
erneuten Tätlichkeiten von der Polizei am 3. Dezember in eine Klinik eingeliefert wurde, weil ich von ihm bloss einige Stunden zuvor mehrere
äusserst fragwürdige Mails erhielt. In den wenigen klaren oder aggressiven Zeiten bin ich kein Ansprechpartner, weder für ihn, noch für die
behandelnden Ärzte. Wahnsinn hat wohl System!
Die Betreuung in Chiang Mai war weitaus besser und professioneller als dieser helvetische, freundeidgenössische Murks einiger kleinkarierter
Akademiker roter oder grüner Prägung.

Die Leser(innen) dürfen wissen, dass ich mir diesen Fortsetzungsroman weder erträumte, noch gierig aus dem elften Finger sog. Über ein
allfälliges glückliches Ende berichte ich zu gegebener Zeit gerne, wenn ich das noch erleben darf.

Abendgebet:
Gott, gib uns bitte wieder ein Fahrzeug.
Wenn nicht, bin ich mit einigen Flaschen Schnaps zufrieden.
Herr, sende mir nicht zuviel! Berücksichtige bitte die Schreiberlinge in den Gefängnissen in China, GB und wo immer auf der Welt.
Sie haben kein Internet.
Danke.
Sela, Amen.

(1)
http://www.blick.ch/news/ausland/keine-ausreise-fuer-freunde-von-liu-xiaobo-161953
(2)
http://www.blick.ch/news/ausland/diese-frauen-sagen-assange-hat-uns-vergewaltigt-162140
(3)
http://www.blick.ch/news/sda?newsid=20101104brd055

Die unvollständigen Beiträge zum Patienten, teilweise fehlen die Angaben mit den Antworten von Mitgliedern:

3.12.   Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg152113#msg152113
30.11. Ozone
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg151823#msg151823
28.11. Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg151532#msg151532
26.11  Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg151309#msg151309
23.11. Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg150933#msg150933
4.11.   Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg148325#msg148325

« Letzte Änderung: 09. Dezember 2010, 18:04:42 von Low »
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Brand

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1332 am: 10. Dezember 2010, 06:28:34 »

Ich kann verstehen, daß Dir die Geschichten im Moment nicht so locker und flockig abgehen.

Ich wünsch Dir gute Besserung in jeder Beziehung und Dir und uns bald wieder schönere Gedanken beim Schreiben und Lesen.
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Abendgebet einer erkälteten Negerin
« Antwort #1333 am: 11. Dezember 2010, 15:22:02 »

Zugegeben, mein Abendgebet enthielt mehr Frust als Lust.
Am Vorabend einer umstrittenen Preisverleihung in Oslo war es keine intellektuelle Meisterleistung, höchstens aktuell. 
Weisheit futterte ich noch nie mit einem Suppenlöffel.

Dass es andere, dunkel-heitere Wege gibt, zeigt als Gastarbeiter

Joachim Ringelnatz
7. August 1883, Wurzen bis 17. November 1934, Berlin

Abendgebet einer erkälteten Negerin

Ich suche Sternengefunkel.
All mein Karbunkel
Brennt Sonne dunkel.
Sonne drohet mit Stich.

Warum brennt mich die Sonne im Zorn?
Warum brennt sie gerade mich?
Warum nicht Korn?

Ich folge weißen Mannes Spur.
Der Mann war weiß und roch so gut.
Mir ist in meiner Muschelschnur
So neglige zu Mut.

Kam in mein Wigwam
Weit über das Meer,
Seit er zurückschwamm,
Das Wigwam
Blieb leer.

Drüben am Walde
Kängt ein Guruh - -
 
Warte nur balde
Kängurst auch du.


http://www.ringelnatzstiftung.de/content/view/12/14/
http://de.wikisource.org/wiki/Abendgebet_einer_erk%C3%A4lteten_Negerin

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khun mai ru

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1334 am: 12. Dezember 2010, 20:30:34 »

Hallo Low,

vielleicht ist Dir in letzter Zeit das Lachen vergangen. Humor, auch wenn bitter, ist Dir geblieben.
Dass Du aber erst einmal stellvertretend Joachim Ringelnatz damit bemühtest, für Dich schwarze
Scherze zu keksen ist sehr verständlich. Können wir das evtl. als Indiz dafür werten, dass wir hier
recht bald auch wieder etwas vom großen Low Lowson zu lesen bekommen?

Vorerst wünsche ich Dir, dass Dein erstes Gebet erhört wird und Du spätestens zu Weihnachten
wieder über ein geeignetes Fahrzeug verfügen kannst. Allen noch einen schönen Sonntagabend.

mfg kmr
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