Das folgende gilt nur für Bangkok. Überall sonst in Thailand ist die Sicherheit im Busverkehr auf äußerst niedrigem Niveau.
In der Engelshauptstadt erfährt und erläuft man sich als Busfahrer und Fußgänger in kürzester Zeit ein Wissen über seine Umgebung, an das die Vertreter der chauffierten, selbstfahrenden oder allenfalls noch gelegentlich taxi- und hochbahnfahrenden „Hinter-Glas-und-klimatisiert-Ausländergemeinde“ auch nach vielen Jahren nicht kommen. Gerade Diplomaten und die sogenannte „Expat-Szene“ lebt zu einem großen Teil in einer Art
Ghetto und findet sich in Bangkok oft auch nach Jahren im Grunde nicht wirklich zurecht. Wehe, man gerät einmal in einen Bezirk, in dem es keine englisch geschriebenen Werbeschilder mehr gibt...
Auf der Straße, nicht
darüber (Hochbahn) oder
darunter (U-Bahn) lernt man Bangkok am besten kennen. Eher nicht auch im schauffierten Firmen- oder Diplomatenwagen oder gar als Selbstfahrer hinter dem Lenkrad mit zwiegeteiltem Blick auf die Ampel und auf ein Navigationssystem, das in Bangkok bei Ausländern sowieso sehr oft nicht funktioniert, wenn man sein Ziel nicht ganz korrekt eingeben kann.
Das gilt genauso für das Lernen der Thai Sprache. Und zwar der gehobenen Umgangssprache einschließlich der Schrift wohlgemerkt, nicht etwa des unter Ausländern in Thailand leider oft üblichen, für hiesige Ohren grauenhaften „Farang-Kauderwelschs“, das die betreffenden Thailand-Gäste oft von mehr Lao als Thai sprechenden Dienstboten sowie von ehemaligen Agrarangestellten aus weit entfernten Provinzen aufgeschnappt haben.
Sogar die "Nachteule" lernte Thai beim Busfahren
Einer meiner Mit-Busfahrer, Bangkoks „Nachteule“
Bernard Trink, hat auch auf diese Weise Thai lesen gelernt und davon in der
Bangkok Post geschrieben: Busfahren in Bangkok ist, um Thai zu lernen, wenn man mit offenen Augen fährt, außerordentlich ergiebig. Auch ein Professor für östliche und westliche Zivilisation in Birmingham, Sohn eines deutschen Vaters und einer Thai Mutter, erzählte mir, daß er, der als Kind nur englischsprachigen Unterricht hatte, sich seine ersten
Thai-Kenntnisse mit Hilfe der zweisprachigen Bangkoker Straßenschilder erworben hatte.
In meinem Fall sieht es so aus: Jahrelang hatte ich weder Zeit noch Lust, Sprachkurse zu besuchen, abgesehen von einem Anfängerkurs 1984, der zwar Spaß machte, aber rückblickend betrachtet nichts Nachhaltiges bewirkte. Dennoch konnte ich nach einigen Jahren genug Thai, um die Vorraussetzungen für meinen ersten Intensivkurs für „Fortgeschrittene“ an einer Bangkoker Universität zu erfüllen. Außer mir nahmen an diesen Kursen ausnahmslos asiatische Studenten aus Taiwan, Hongkong, Japan und Korea teil. Englisch oder gar deutsch erklärt in diesen Kursen niemand etwas. Langnasen scheinen sich dort selten hin zu verirren.
Wie schafft man das?
Wie lernt man beim Busfahren in Bangkok Thai? Ganz einfach: Einsteigen, sich einen Fensterplatz im möglichst vorderen Teil der Kutsche suchen (wie das gerade für flexible Reisende fast immer klappt, steht im
TIP Führer Bangkok) und dann damit anfangen, (zunächst) mit Hilfe einer
Konsonanten- und Vokalliste möglichst viele Straßen- und Verkehrsschilder unterwegs zu entziffern suchen und sich, wann immer möglich, die entsprechenden Begriffe gleich auch noch vorsagen lassen. Mit zweisprachigen
Verkehrsleitschildern fängt man an; auch
Autokennzeichen mit den darauf in Thai stehenden 76 Provinzen und zweisprachige
Werbeschilder sind hilfreich; der Rest kommt von alleine.
Die Methode ist kurzweilig, macht Spaß, weil man auch auf eigentlich langweiligen Fahrten sinnvoll beschäftigt ist und bedarf so gut wie keiner Vorkenntnisse: Diese sind nicht erforderlich. Ich behaupte sogar:
Sprachbegabung ist fast überflüssig. Ich bin überzeugt, daß jeder normal begabte Mensch auf diese Weise im Verlauf eines Vierteljahres
Thai Buchstaben ganz einfach nebenher entziffern lernen kann.
U-Bahn Bangkok: Perfekte Haltestellen-Ansagen
Ferner fährt man als angehender Thai-Sprachschüler in Bangkok am besten auch noch möglichst oft mit der U-Bahn und spitzt dort die Ohren. In dieser sind nämlich die
Haltestellen-Ansagen vorbildlich; im Gegensatz zur Hochbahn, wo man in vielen Waggons fast nichts versteht. Einen besseren Thai-Sprechlehrer als die U-Bahn-Ansagen, deren Thai Text man zugleich von den entsprechenden Routenangaben in den Wänden der Waggons ablesen kann, bekommt man auch gegen Honorar nirgends in Thailand. Vor allem für das Erlernen der korrekten Aussprache langer und kurzer Vokale und von Konsonanten, die es im Deutschen nicht gibt, ist dieser Tip für Anfänger fast unschlagbar.
Doch Zurück zum Busfahren. Ich habe meine „Konsonanten- und Vokal-Listen“ Anfang der 1980er Jahre aus dem bekannten Lehrbuch „
The Fundamentals of the Thai Language“ kopiert. Heute findet man, soviel Werbung muß sein, jedoch viel bessere Listen im
TIP Führer Bangkok und im
TIP Bildwörterbuch. Sie sind fast schon ein kleiner Sprachkurs, denn es sind gernau diejenigen Listen, die ich vor fast 30 Jahren gerne gehabt hätte...
So ausgerüstet, muß man nur noch unterwegs immer schön alle Zweifelsfälle abmalen und sich dann notfalls daheim, wenn man vor Ort niemanden fragen konnte, bei der holden Gattin erkundigen, wie es klingt...

So lernt man auch gleich noch das Schreiben nebenbei.
Bus-Fahrpläne
Zum Thai Lernen sind ferner die
Bus-Fahrpläne hilfreich: Die Namen aller Straßen und Plätze, an deren Schilder man täglich vorbeifährt, findet man in diesen Fahrplänen. Es sind ohnehin oft die ersten Begriffe, über die ein Ausländer in Thailand stolpert. Eine Bangkok-Karte mit den lateinisch geschriebenen Routen aller Buslininen liegt dem
TIP Führer Bangkok bereits bei. Man besorge sich dazu noch das Gegenstück in Thai (wo man das für 50 Baht bekommt, steht im Innentei des Führersl) und schon kann man relativ mühelos
durch einfaches Vergleichen die Thai-Schrift erkennen lernen.
Außerdem bekommt man sämtliche Busrouten auch auf der Internetseite der Bangkoker Verkehrsbehörde (Bangkok Mass Transit Authority, BMTA):
http://www.bmta.co.th/en/bus_info.phpNachtrag 2014: Leider ist diese Seite (ebenso gilt dies für den Link weiter unten) inzwischen für unseren Zweck vollkommen nutzlos und unbrauchbar!Nachtrag 2017: A new official website is informing about the bus routes. Transcription is terrible, but at least there is something available again:
http://www.bmta.co.th/?q=en/bus-linesDort gibt man die Busnummer ein und schon hat man, oft jedenfalls, die genaue Route der betreffenden Linie durch Bangkok – wahlweise auf Thai oder Englisch.
Allerdings wird die Seite offenbar nicht besonders gepflegt: Bei einigen Buslinien fehlen leider die Routenangaben.
Das „Englisch verstehen“ ist dort allerdings zunächst eine theoretische Angelegenheit.
Oft benötigt man bereits Thai-Grundkenntnisse, um auch nur die englisch (!) geschriebenen Begriffe den entsprechenden Straßen und Plätzen in der Engelshauptstadt zuordnen zu können. Ja doch, wirklich!
Man muß dort nämlich erst noch das hohe und allerhöchste, in lateinische Schrift übertragene
thai-indische Zungenbrecher-Kauderwelsch mit Einfühlungsvermögen interpretieren, bzw. "
zurückübersetzen", um es verstehen zu können. Aber auch das ist äußerst lehrreich und regt die Phantasie für künftige Ausflüge in Bangkok an. Oder wären Sie etwa ohne weiteres draufgekommen, welche bekannten Straßen und Brücken mit den weiter unten stehenden Namen gemeint sind?
Ich habe den folgenden Link auf die Seite auf den
Circle Bus 53 voreingestellt, in dem man für 7 Baht eine phänomenale Stadtrundfahrt machen und entsprechend viel lernen kann:
http://www.bmta.co.th/en/bus_info.php?bus_no=53&air=&way=&bus_time=&Submit=See+detail (Für
Thai in dem Link einfach das "/en/" gegen "/
th/" tauschen)
Phantasie braucht man reichlich, um zu wissen, von welchen Straßen, Plätzen und Brücken hier
wirklich die Rede ist, aber zum Thai (erahnen) lernen sind solche Sachen genau das richtige!
Ein paar kurzweilige Original-Beispiele zum Interpolieren aus der auf der o. g. offiziellen Webseite beschriebenen "Stadtrundfahrt"-
Busroute 53:
Lehrreiches Kauderwelsch (ein korrekter Treffer...)
Von links die original-„BMTA-Schreibweise“ von deren Webseite, dann ไทย (Thai) mit TIP-Umschrift für korrekte Aussprache
sowie Übertragung nach den Regeln des Königlichen Sprachinstituts:
"Grunggasem Rd." ถนนกรุงเกษม grung gà¿ se:m? Thanon Krung Kasem
"Mitpun Rd." ถ.มิตรพันธ์ míd dtrà¿ pan Th. Mittraphan
"Mitreejit Rd." ถ.ไมตรีจิต mai dtri: dschìd Th. Maitrichit
"Jarernsawat Bridge" สะพานเจริญสวัสดิ์ sà¿ pa:n dschà¿ rœ:n sà¿ wàd Saphan Charoen Sawat
"Bantadthong Rd." ถ.บรรทัดทอง ban tád tO:ng Th. Ban That Thong
"Traimit Rd." ถ.ไตรมิตร dtrai míd Th. Traimit
Das heißt "Drei Freunde Straße" nach den Stiftern des gleichnamigen Tempels mit dem goldenen Buddha-Abbild drin.
Auf dem Straßenschild steht vor Ort auf Thai allerdings seit mindestens zehn Jahren "Straße der Thai-Chinesischen Freundschaft",
doch danach können Sie niemand in Bangkok fragen, noch nicht mal in der Stadtverwaltung...)
"Jarerngrung Rd." ถ.เจริญกรุง dschà¿ rœ:n grung Th. Charoen Krung
"Yaowaraj Rd." ถ.เยาวราช jao wá¿ râ:d Th. Yaowarat
"Jakkawat Rd." ถ.จักรวรรดิ์ dschág grà¿ wád Th. Chakkrawat
"Putthayodfa Bridge" สะพานพุทธ sà¿ pa:n púd Saphan Phut siehe eigener Beitrag: http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1352.msg89313#msg89313
"Jakkapeth Rd." ถ.จักรเพชร dschág grà¿ pê:d Th. Chakkraphet
"Maharaj Rd." ถ.มหาราช má¿ ha:? râ:d Th. Maharat
"Prajun Rd." ถ.พระจันทร์ prá¿ dschan Th. Phra Chan
Dieses "Chan" ist dasselbe wie in "Chantaburi" (Müang Chan). "Chan",
von indisch Chandra = der Mond (bzw. der entsprechende Götze).
"Napratad Rd." ถ.หน้าพระธาตุ ná: prá¿ ta:d Th. Naphrathat
"Rachinee Rd." ถ.ราชินี râ:d tschi¿ ni: Th. Rachini
"Praartit Rd." ถ.พระอาทิตย์ prá¿ ?a: tid Th. Phra Athit
"Jakkapong Rd." ถ.จักรพงษ์ dschág grà¿ pong Th. Chakkraphong
Fragen Sie in Bangkok jedenfalls nie einen Thai anhand des auf der städtischen Informationsseite gelesenen teilweise reinsten Sprach-Unsinns nach dem Weg, bevor Sie so etwas nicht entweder selbst halbwegs aus dem Original entziffern können oder aus anderen Quellen bereits etwas mehr wissen. Bangkoker Straßen haben mit Ausnahme der "Th. Angri Dunang" (als "
Henri Dunant Road" in den Reiseführern, zu der Ihnen aber so garantiert kein eingeborener Bangkoker je den Weg zeigen wird...) und einiger kleiner Nebenstraßen fast immer nur allerhöchste indische Namen, die derart hoch sind, daß oft noch nicht mal Thais sie verstehen, geschweige denn Ihnen diese Begriffe je erklären könnten.
Leichter wird dafür nach kurzer Zeit das
Wiedererkennen bereits bekannter Thai-Begriffe; auch Thais lesen ihre Schrift überwiegend wie eine
Bilderschrift, anstatt Zeichen für Zeichen einzeln zu entziffern.
Zum „Thai lernen“ ist die Internetseiten wie die der BMTA allerdings nur das Zweitbeste. Der
Bangkok Bus Guide auf Englisch und Thai kostet jeweils 50 Baht, wobei die englische Fassung dem
TIP Führer Bangkok bereits beiliegt.