Es war ein wunderschoener Sonntag Mitte Juni !
Der Himmel war tiefblau und die Sonne schenkte diesem Tag
goldenen Glanz.In der Ferne ein paar Cumulus,tiefer Friede rund-
umher,nichts deutete auf die kommende Katastrophe hin.
Jock war hochzufrieden.Er war relativ frei,hatte ein grosses Ver-
moegen erarbeitet und seine Geschaefte liefen gut.Er beeilte sich, zur
sonntaegigen Messe in der Pfarrkirche zu kommen,denn dort war
bereits seine grosse Liebe eingetroffen und hatte auf der linken Bank-
reihe Platz genommen.
Margot war ihr Name ! Ich sehe sie heute noch vor mir.Sie sah aus wie
ein Engel!Ihre blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden,
in die Stirne fielen neckische Fransen,braune Augen und ein paar Sommer-
sprossen auf einem wohlgeschnitteten Gesicht,versetzten mich in den 7.
Himmel.
Sie war mein erster Gedanke,wenn ich aufwachte und mein letzter bevor
ich einschlief.Ausser jeden zweiten Sonntag zwischen 14 und 17 h.
Da spielte unser Fussballverein die Heimmatches.Einmal gegen Amaliendorf,
dann wieder gegen Aalfang oder Vitis oder Waidhofen/Thaya.
An dieser Stelle muss ich unserem,wahrscheinlich laengst verstorbenen Herrn
Hochwuerden,nachtraeglich enttaeuschen.Es war nicht die Kroenung seines
missionarischen Wirkens,das mich veranlasste die Kirche zu betreten.
Es war schlicht der Trieb zum Weibe.Er moege es mir verzeihen !
Also an diesem Sonntag begleitete ich Margot von der Kirche zu ihrem Hause.
Sie wohnte weit draussen am Stadtrand,zusammen mit ihren Eltern und einer aelteren
Schwester in einem kleinen Siedlungshaeuschen.
Die Zeit verging wie im Fluge und als ich sie nach Hause gebracht hatte,stellte ich
mit Entsetzen fest,dass ich einen Termin vereinbart und hoch und heilig geschworen
hatte,ihn puenktlichst einzuhalten. Doch der Zeitpunkt war weit ueberschritten.
Ich raste und rannte was ich konnte,doch die Zeit war nicht mehr einzuholen.
Am Treffpunkt hoerte man weder auf meine Entschuldigung,noch nahm man sie an.
Die Gesichter meiner Gegenueber waren steinernd und eiskalt begannen sie mit dem
Verhoer.CIA,KGB und der Mossad haetten sich eine dicke Scheibe davon abschneiden
koennen.
Nebenbei erfolgte eine Leibesvisitation und ich musste alles, was ich bei mir trug auf
den Tisch legen.Da ich immerschon den Banken misstraute,hatte ich alles Geld in Cash,
das sich nun auf dem Tisch stapelte.Mein Tribunal riss die Augen auf und zaehlte 5x den
Betrag nach um mich hinterher zu beschuldigen,dass ich der Kopf eines internationalen
Verbrechersyndikat sei.
Ich beteuerte zwar meine Unschuld,doch der riesige Betrag wurde sofort konfisziert
und ich verlor ihn.Und das alles wegen Margot !
Zur selben Zeit,als mein Vermoegen eingezogen wurde,erlosch auch meine Liebe zu
Margot.Ich troestete mich mit dem Gedanken,dass sie sicherlich einen anderen Mann
finden werde,denn sie war ja erst 11 Jahre alt und ich 1 Jahr aelter.
Um die 62 Schilling und 30 Groschen,die ich verlor, musste ich dann noch 10 Jahre kaempfen.
bis ich sie,ohne Zinsen wiederbekam.
Ich muss mich noch erklaeren,wie ich zu diesen Vermoegen kam und wie mein er-
folgreiches Geschaeftsmodell aussah.
Ich bekam von meiner Grossmutter taeglich 40 Groschen um mir mein Jausenbrot
beim Baecker zu kaufen.Das sparte ich.Am Wochenende gab es 5 Schillig,um die Ein-
trittskarte zum Fussballmatch zu kaufen,ein Stanitzel Eis und die Kinokarte zu besorgen.
Die Eintrittskarte sparte ich,indem ich ueber den Zaun kletterte.
Auch mein Verleihgeschaft von hochwertigster Weltliteratur warf eine beacht-
liche Rendite ab.
Im Angebot hatte ich "Sigurd","Nick","Akim" und Micky Maus.Diese Hefte verlieh
ich an Schulkollegen um 20-30 Groschen.Spaeter kam dann noch "Joern Farrow" und
"Rolf Torring" dazu.
Meiner Grossmutter,die eine Rente von knapp 700 Schillig bezog,hatte ich erfolgreich
eingeredet,dass sich diese Comics fuer meinen weiteren Lebensweg positiv auswirken
wuerden und so kaufte sie mir allwoechentlich davon.
Im Geiste schwor ich mir,meinem Tribunal (Grossmutter,Tante und
Onkel)diese Schmach niemals zu verzeihen und trug mich kurzfristig
mit dem Gedanken nach Amerika auszuwandern.Da ich mir aber nicht
sicher war,ob es drueben auch Schnitzel und Schweinebraten gibt,ver-
warf ich diese Idee wieder.
Jock
p.s. Sollte Herr Hans Hummer aus Ehrenboebarten diese Zeilen lesen,so
fordere ich ihn letztmalig auf,endlich die 20 Groschen zu bezahlen,die er
mir seit 1956 schuldet.
Anderenfalls sehe ich mich gezwungen,meine Anwaelte einzuschalten.