Damit wir etwas mehr Futter in diesen Thread bekommen, und nicht gleich den einen oder anderen verstören, ein kurzer und sehr einseitiger Abriss aus der Geschichte der Banken.
Als das Geld noch Gold war, bemerkte man ganz schnell, dass ein steigendes Handelsvolumen auch eine größere Geldmenge erforderte. Goldenes Geld konnte das nicht, also sann man auf Abhilfe.
Neudeutsch heißt das, die in einer Volkswirtschaft erforderliche Geldmenge ist nie konstant sondern vor allem konjunkturabhängig. Aber es gilt auch, je weiter die Arbeitsteilung fortschreitet, umso mehr Transaktionen sind erforderlich, Transaktionen, die finanziert werden müssen. Früher sprach man dann von einem blühenden Handel.
Die Finanzierung erfolgt damals wie heute über Geldschöpfung. Geldschöpfung aber funktioniert nur dann ohne schädliche Nebenwirkungen, wenn geschöpftes Geld wieder vernichtet wird. Das geht leider nur so, indem Kredite getilgt werden. Gerade letzteres scheint mir heute ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein.
Ich habe meine Darstellung bewusst auf die Zeiten beschränkt, als Geld noch Gold war. Oder besser, Zeiten, in denen die meisten glaubten, Geld sei Gold.
Banken sind in etwa zeitgleich mit der Erfindung des Geldes entstanden. In der Literatur wird als wohl ältestes Institut der Tempel von Uruk genannt, der so 3300 vor Christus Bankgeschäfte betrieb und das Britische Museum zeigt voller Stolz Tontafeln der Bank Söhne des Egibi aus der Zeit der Assyrer.
Damals war bares Geld aus Edelmetallen geprägt jedoch damals wie heute war der Transport dieser Metalle sehr gefährlich.
Also stellte die Filiale der Bank Söhne des Egibi in Assur gebrannte Tontafeln aus, die die Filiale dieser Bank in Babylon einlöste. Da der Handel in beide Richtungen lief, kauften die Händler in Babylon Tontafeln dieser Bank, um sie dann in Assur einlösen. Das Interessante daran, Egibi und Söhne merkten, dass sie für ihr Tagesgeschäft viel weniger Gold benötigten, als sie für ihre Tontafeln erhalten haben. Vielleicht hatten die damals schon die Idee, das für ihr Tagesgeschäft nicht benötigte Gold gewinnbringend zu verleihen. Aber darüber haben wir keine Berichte.
Berichte haben wir aus dem alten Griechenland.
Dort gab es Banker, die gegen ein Entgelt Edelmetelle in Verwahrung nahmen. Eigentlich war es ihnen verboten, mit diesem Vermögen eigene Geschäfte zu betreiben, aber auffallen tat das nur wenn der Banker pleiteging und außerdem waren die Banker hoch angesehene Leute, die so viel öffentliches Vertrauen genossen, dass ihnen die Menschen ihr Geld anvertrauten.
Und die Versuchung war natürlich riesengroß, sehr riskante Geschäfte zu finanzieren. Der Gewinn blieb ihnen und die Einleger trugen das finanzielle Risiko.
Natürlich merkten die damals Regierenden, dass diese Banker die erstaunliche Fähigkeit besaßen, Geld aus dem Nichts zu schaffen, indem sie einfach ihnen anvertrautes Geld ausliehen und dabei auch noch reich wurden. So gründeten dann auch die Ptolemäer in Ägypten die erste staatliche Bank. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass auch die ihnen zur Aufbewahrung gegebenes Geld für eigene Geschäfte (mis) brauchte.
Aber die damals Regierenden entdeckten auch, dass die merkwürdige Fähigkeit der Banker, Geld aus dem Nichts zu schaffen, eine ergiebige Quelle der alternativen Staatsfinanzierung ist.
So musste die einstmals berühmte Bank der Fugger ihre Schalter schließen, als die Krone ihre Zahlungen einstellte.
Das ging dann so weit, dass in Zeiten der Not die Edelmetalle der Bank beschlagnahmt wurden und sie als Gegenleistung eine Schuldverschreibung erhielt. Damals nannte man das, es wurde mit Tinte bezahlt.
Selbst die damals hochangesehene Bank von Amsterdam, die weder Kredite gewährte noch Wechsel diskontierte und nur den Zahlungsverkehr abwickelte, scheiterte nach rd. 200 Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit, als die Stadt Amsterdam in Zeiten der Kriegsnot Bares brauchte und auf die Reserven gemünzten Geldes dieser Bank zurückgriff.
Und im 19. Jahrhundert gestaltete John Law das französische Bankensystem zum Wohle der Staatsfinanzen so um, dass in Frankreich noch lange Zeit später die Worte Betrug und Bank synonym gebraucht wurden.
Ausdrücklich verweise ich darauf, dass damals Konjunkturprogramme und dergleichen völlig unbekannt waren und es auch keine Sozialstaaten zu finanzieren galt.
Aber das erklärt dann sehr gut, warum Banken heute noch sehr viele Freiheiten genießen.
Übrigens:
Der Papst Callixtus I (gestorben 223) begann seine Karriere als Banker, der die Gutgläubigkeit seiner christlichen Mitbrüder fuer Spekulationsgeschaefte auf eigene Rechnung ausnutzte und dabei bankrottging. Da er später als Märtyrer starb wurde er heiliggesprochen. Seine Karriere hätte ihn eigentlich zum Schutzheiligen der Bankiers prädestiniert.
Würde das Neue Testament heute noch einmal übersetzt, wäre da nicht von Geldwechslern sondern richtigerweise von Bankern die Rede.