Air Bagan fliegt nach Phuket? Ist das wirklich eine Schlagzeile wert?
Bagan Airways gehört zu Htoo Trading, auch keine aufregende Erkenntnis. Das ist so, seit die Fluggesellschaft besteht.
Htoo Trading gehört U Tay Za und seiner Familie. Das sind auch olle Kamellen.
Selbst dass U Tay Za auf der Bannliste der EU und anderer politischer vereinigungen steht, ist alles andere als neu.
Die USA haben sich bekanntlich diesem persönlichen Bann erst angeschlossen,
nachdem sie die Edelhölzer zum Bau ihrer gigantischen Botschaft in Yangon bezogen hatte. Bis dahin hatten sie gern geschäfte mit U Tay Za gemacht.
Überhaupt: Geschäfte mit burmesischen Geschäftsleuten (die ausnahmslos gute Beziehungen zur burmesischen Regierung unterhalten, weils anders auch wohl kaum geht) gehen doch weiter, auch wenns nicht ganz so reibungslos geht wie mit Libyen, dem Iran und anderen auch nicht geliebten Geschäftspartnern.
Der kleine Umweg führt über China, Taiwan, Singapur, Bangladesh und zahlreiche andere Zwischenstationen. Dudurch werden alle Importe natürlich teurer, das trifft aber naturgemäß keinesfalls die reichen Burmesen - und davon gibts gar nicht wenige.
Die Armen löffeln - wie so oft in der Vergangenheit von Wirtschaftssanktionen - die Suppe aus, also auch nichts neues.
Tay Za und seine illegalen Waffengeschäfte:
Bewiesen hat sie zwar bisher niemand, aber nehmen wir einmal an, dass ein Teil seines Reichtums auch aus Waffengeschäften stammt, ausschließen kann man das schließlich nicht.
Wer ist denn auf unserer schönen Welt der drittgrößte Waffenproduzent? War das nicht ein europäisches ganz demokratisches Land? Und handelt dieses Land nicht auch - so wie alle anderen waffenproduzierenden Länder - mit diesen humanen Produkten?
Wer stellt sicher, dass von den Waffen demokratischer Länder wirklich nur unverbesserliche Bösewichte verletzt oder getötet werden.
Kann Waffenhandel je tatsächlich "legal" sein? Wer stellt am Ende sicher, dass "legal" verkaufte Waffen nicht den weg zu unerwünschten "Endverbrauchern" nehmen?
Waffenhandel bleibt doch immer ein Hurengeschäft, das man sich nur dann schönreden kann, wenn man selber davon profitiert.
Tay Za und der Tourismus:
Tay Za besitzt in der Tat zwei Hotelketten, eine in der Mittelklasse (TREASURE HOTELS - 5 Hotels,
www.myanmartreasureresorts.com, ), eine in der gehobenen Klasse (AUREUM HOTELS- 6 Hotels,
www.aureumpalacehotel.com, dazu die Malikha Lodge).
Beide Hotels beschäftigen viele Angestellte, die alles andere als unglücklich darüber sind, hier einen sicheren Arbeitsplatz gefunden zu haben. Beide Hotelcompanies beschäftigen ihre Agestellten nämlich auch dann weiter, wenn die Geschäfte nicht so brilliant laufen. Das ist nicht nur in Myanmar etwas besonderes.
Es ist natürlich Unsinn, dass die Bevölkerung des Landes gar nicht von diesen Hotelketten profitiert, nahezu sämtliche Angestellte kommen aus dem Land. Lediglich einige General Manager der 5-Sterne Hotels sind Ausländer, so z.B. der Chef des Aureum Palace Bagan (Deutscher).
Richtig ist, dass die Hotelgruppen den Ausbau der lokalen Infrastruktur nach Kräften fördern, natürlich auch im wohlverstandenen Eigeninteresse, aber wo wäre das anders?
Im hohen Norden Myanmars finden wir die Malika Lodge, die nicht nur zahlreiche Angestellte im Resort selbst beschäftigt, sondern auch die örtliche Schule und das kleine Krankenhaus voll finanziert. Idee der Förderung ist natürlich, die Angestellten in dieser abgelegenen Region zu halten, also natürlich auch wieder ein Eigeninteresse des Unternehmens. Schule und Hospital sind allerdings nicht den Hotelangestellten vorbehalten, sondern stehen allen Menschen der Region offen. Ich habe mich davon persönlich überzeugt!
Aber worin unterscheidet sich so ein eigennütziges Verhalten vom Verhalten europäischer Unternehmen, die ihre Werkswohnungen ja auch nicht aus rein altruistischen Gründen gebaut haben?
Ich habe nicht den Eindruck, dass der Autor des Artikels Hernn Tay Za jemals getroffen hat, was ihm durchaus möglich gewesen wäre, wenn er es wirklich gewollt hätte. Allerdings hätte ein persönliches Treffen natürlich eventuell das vorgefasste und von anderswo übernommene Bild ins wanken gebracht.
So hängt man an eine kleine neue Information lieber eine Menge längst verbreitetes: So kann man Journalismus natürlich auch betreiben.
Ich kenne U Tay Za seit Jahren persönlich, auch seine Tourismusunternehmungen incl. Air Bagan kenne ich wahrscheinlich weit besser, als sie der Autor des bewussten Artikels wohl je kennenlernen wird, aber er will sich vielleicht auch gar nicht intensiver mit dem Thema auseinandersetzen.
Man kann sich nämlich persönlich an Ort und Stelle informieren, wenn man das tatsächlich will. Mir ist das schließlich auch gelungen, kann also gar nicht so schwer sein.
Die politischen Verhältnisse Myanmars entsprechen mitnichten unseren Vorstellungen. Das ist wohl unbestritten!
Aber machen wir doch einmal eine Liste der Länder unserer Welt, in denen wir unsere Vorstellungen wenigstens zum großen Teil durchgesetzt finden. Es wird ein recht kurze Liste werden.
Alle anderen Länder müssten ja dann von Rechtswegen mit auf die Bannliste...
Ich will mirs gar nicht vorstellen. China wird in die Ecke gestellt, viele afrikanische Staaten, viele (fast alle?) asiatischen Staaten...
Nach meiner Überzeugung hilft man den Menschen in Myanmar am besten, wenn man das Land besucht, mit den Menschen dort ins Gespräch kommt, bei ihnen einkauft oder etwas verzehrt und den moralischen Druck auf das politische System aufrecht erhält. Auch in Myanmar wird sich im Laufe der Zeit vieles ändern müssen, das wird am Ende niemand verhindern können, die aktuelle Entwicklung in Nordafrika bestätigt das.
Artikel wie der im TIP veröffentlichte sind viel zu unpräzise, als dass sie wirklich hilfreich sein könnten. Die Verwendung von Begriffen wie "Spießgeselle" legen den Verdacht der Voreingenommenheit nahe und dienen der Weitergabe von sachlichen Informationen wohl kaum.
Tut mir leid, oz.
Wolfram