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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 409362 mal)

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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #240 am: 07. April 2009, 01:41:25 »

Schön, dass Du wieder da bist. Du bist vermisst worden. Aber jetzt geht es ja weiter...
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: April Fool
« Antwort #241 am: 07. April 2009, 14:21:56 »

April Fool         2009

Morgenstimmung auf der Veranda. Leise säuseln die kleineren Bambuslanzen
in der leichten Brise. Die grossen matt-grau-grünlichen Palmwedel rechterhand
dagegen knarren etwas.
Ich blicke weiter hinüber zu den reich blühenden Orchideen. Sie schaukeln kaum
wahrnehmbar in den hängenden Tontöpfen. Dazwischen durchdringen die
saftiggrünen Blätter dreier verschiedener Dieffenbachia, Araceae –
Aronstabgewächse, verschiedenen Farnarten im Steinbett. Das einst schmucklose
Steinbett schützt den Garten bei starken Regengüssen, dass keine Erde weggespült
wird. Unterschiedliche Farnarten siedelten sich selbst an. Weltweit gibt es etwa
zwölftausend Sorten.
Zwei der Aronstabe blühen. Die eine Pflanze zeigt einen schwarzen Stab.
Der andere Giftaron hat mehrere weisse Blüten. Die Giftigkeit der Dieffenbachie ist
seit langer Zeit bekannt. Während der Sklavenhaltung wurden unliebsame Zeugen
durch die Stummpflanze vorübergehend zum Schweigen gebracht, indem sie mit der
Pflanze ausgepeitscht wurden.
Ein empfehlenswertes Hausmittel gegen quengelnde und quasselnde Quälgeister.
Der Stengel könnte in der Form von Gurkenscheiben konsumiert werden.

Der Papyrus (Cyperus papyrus), eine Pflanzenart aus der Gattung der Zypergräser
ist wieder zu dicht und sollte reduziert werden. Einige der drei Meter langen Halme
blockieren den Zugang zum Haus.
Von Papyrus her plätschert es friedlich feucht. Ein Elefäntchen spuckt gepumptes
Wasser gekonnt in die Halme. Bei der Lieferung des Steinkolosses beschädigten
die Arbeiter seinerzeit die Fliesen am Boden. Als ich reklamierte, meinte der Lieferant
platonisch: “Elefant schwer!“
Hie und da plantscht ein Fisch bei der Nahrungssuche aufs Wasser.
Ich brauche die Nahrung nicht zu suchen. Mia bereitete in einer hübschen Keramikschale
zartfrische, gelbe Mango und rötliche, aromatische Papaya in mundgerechten Stücken zu.
Bei langen Essenspausen meinerseits greift sie zur Gabel und füttert mich. Die Vögel
zwitschern und zirpen, nur ein Beo stört mit lautem Klageruf.
Bis im Dezember und dem kältebedingten Fischsterben holte sich ein schillernder Eisvogel
sein Frühstück im Teich. Im Dickicht neben dem Gartentor versteckt sich hie und da ein
kupferroter Fasan. Fasane leben polygyn: Auf einen Hahn kommen 5 bis 6 Hennen. In den
stattlichen Wedeln der Palme sind Webervögel mir dem Nestbau beschäftigt.
Und ewig lockt das Weib. Ich will auch wieder ins Nest.


Film:
Und ewig lockt das Weib (1956) von Roger Vadim

Die Wiedergeburt der Venus auf der Leinwand, eine fleischgewordene Männerphantasie
wie Brigitte Bardot. "Et dieu creé la femme".

Anton Tschechow
Fürchte den Bock von vorn, das Pferd von hinten und das Weib von allen Seiten.

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Profuuu

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #242 am: 07. April 2009, 17:53:57 »

Jetzt hab ich tatsächlich ge-googelt.

Manche Pflanzen und Tiernamen verbanden sich in meinem Hirn nicht mit einem Bild von diesen selben.

Wusste gar nicht, dass der 0-8-15 Aron, (vorher wusste ich gar nicht, dass der so heisst) den wohl jeder in irgendeiner Form ums Haus herum hat, giftig ist.

Kann man den auch rauchen?  ??? Ich frage natürlich nur für einen Bekannten, der jemanden kennt, der...  ;D
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #243 am: 07. April 2009, 18:21:35 »

Lieber Profuuu

Hast du etwa Brigitte ge-googelt?
Unter Umständen hat dii ein Bild von BB im Archiv.

Apropos Rauchen: Man kann alles rauchen, sofern es gut getrocknet ist
Ich könnte mir vorstellen, dass das getrocknete Blatt eines Aronstabgewächses,
gerollt auf einem weichgeklopften Oberschenkel einer heissblütigen Lannarierin
(Copyright), mehr als einen Versuch wert wäre. Ich meine rauchen, nichts anderes.
Vielleicht könnte ein Chemiker oder ein Arzt die LD* berechnen.

Als Gegenmittel könnte man dann Holzkohle rauchen oder Kohle einnehmen.
Doppeldeutig: dieses "Kohle einnehmen".

MOESCHLIN fordert in Haushalten mit Kindern und / oder Haustieren die Pflanze nicht
zu halten oder noch besser die Dieffenbachie komplett aus dem Handel zu nehmen.
Ich weiss nicht welcher Moeschlin.


Ich bedaure, dass ich keine Bilder in die Texte einfüge. Einerseits habe ich es noch nie gemacht.
Andererseits würde es meiner Faulheit Vorschub leisten, mich in den Texten verschwommener
auszudrücken. Eine einzige Ausnahme würde ich mir gestatten: Die Frau in rot.

* Die letale Dosis (LD) ist die für ein bestimmtes Lebewesen tödliche Dosis eines bestimmten Stoffes.
Demgegenüber bezeichnet man eine aus der Umgebung des Lebewesens wirkende
Stoffkonzentration mit gleichem Effekt als letale Konzentration (LC von lethal concentration).
Beide sind statistische Werte, das heißt sie werden als Mittelwerte innerhalb einer repräsentativen
Population gewonnen und sollten daher nicht als maßgebend für ein Individuum betrachtet werden.
Ein tödlicher Effekt kann also auch erst bei wesentlich höheren oder schon bei niedrigeren
Dosen/Konzentrationen auftreten, zum Beispiel bei einer Schwächung durch Krankheit.
« Letzte Änderung: 07. April 2009, 18:59:22 von Low »
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #244 am: 07. April 2009, 23:37:36 »

Normalerweise bestimmt man die "LD50". Das ist die Dosis, bei der 50% der Probanden die finale Grätsche machen. >: >: >:
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #245 am: 08. April 2009, 11:59:32 »

Also, wer versucht einen Joint Dieffenbachie?
Bitte zuerst bei drwkempf melden. Er führt dann die LD 50 Statistik.
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #246 am: 08. April 2009, 14:49:32 »

Klar doch, mach ich gern. Ich glaube nicht, dass darüber je irgendetwas veröffentlicht wurde.
Wenn was dabei herauskommt werde ich das entstehede Krankheitsbild "Morbus Low" nennen. Dann wirst Du womöglich noch unsterblich (und bei allen zukünftigen Medizinstudenten verhasst, weil sie diesen Exoten auch noch auswendig lernen müssen). :D :D :D
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Re: Geschichten aus Hinterindien: April Fool, die andere Seite
« Antwort #247 am: 08. April 2009, 15:37:54 »

Morgenmief auf der Veranda.
Fast die ganze Aussicht ist durch Bambus blockiert. Das beengt wie ein begrenzter Käfig.
Wo ist das unendliche Meer, wo sind die Gipfel der Berge? Himmel, ich brauche frische Luft,
nicht dieses tropisch schwüle, geruchgeschwängerte Dunstgemisch.
Um die Küchenecke sendet ein Jasminstrauch Wolken, die an Mixturen von Billigstrasierwasser
und Schweiss erinnern. Ausreissen, ausreissen, ausreissen, sagte ich schon wiederholt!
Etwas weiter eine schlappe Bananenstaude. Die sollte man sofort umlegen. Ich kann diese
schleimigen Erektionsfrüchte nicht ausstehen. Eine Palme steht so doof, dass ich der Nachbarin
nicht ins einzige Fenster sehen kann.
Widerliches Grünzeug wohin das Auge reicht. Das grenzt an botanische Befriedigung
niedrigster Instinkte. Farnstauden voller Insekten, wenn möglich Mücken,
die Malaria und Dengue verbreiten. Ich bin in ständiger Lebensgefahr. Dazwischen lauern
Echsen, ekliges Kriechzeug und Ameisen in unglaublichen Mengen. Frösche, Unken, Käfer,
Schnecken, Asseln, Zehntausendfüssler und Hilfe: Skolopender!
Manchmal kaum sichtbar eine Schlange. Diese Giftwürmer sollte man vernichten.
Schilf, drei Meter hohe Billigstausgabe,  erschwert meinen Weg in die Kneipe. Ausreissen,
roden, zerstören, liquidieren! Ich vegetiere noch nicht in einem Dschungel.

Unmöglich. Jetzt kommt die dreiste alte Schlampe auch noch mit Frühstück.
Dabei stösst mir das Sauerkraut von gestern weiterhin auf. Was ist denn das für
Zeug da im Fressnapf, na?
Ekelerregende Farben, gelb und orangerot. Ist doch überhaupt keine Harmonie,
haut den schönsten Appetit in die Binsen. Das riecht übel und sieht aus wie frisch gekotzt.
Das soll ich fressen? Die ist doch total bescheuert. Was Pango und Mamaya? 
Gin yourself, häh? Ist das doch die Möglichkeit?
Ich will leckeren Leberkäse oder deutschen Käsekuchen, Brot, Eier, Speck und ein Bier.
Ein deutsches Bier!

Mein Schädel brummt seit gestern. Schuld ist die kaum saufbare Brühe, die sie hier
Bier nennen. Ist sicher nicht nach deutschem Reinheitsgebot gebraut.
Die allgegenwärtigen Vögel, piependes Kleinvieh, gehen mir auf den Wecker.
Wo sind die stolz kreisenden Adler? Ich suche dich, scharfäugiger Turm- und Wanderfalke.
Wandern? Ja, zurückwandern ins schöne Vaterland. Mit richtigen Früchten: Äpfeln und Erdäpfeln.
Und frischer, kühler Luft. Über Ostern noch mal so richtig mit den Skiern ins Gebirge.
Ist wohl auch nichts, mit dem Hüftgelenk aus Edelstahl von Sulzer. Hab ich Schwein,
dass meine Eier noch nicht aus Porzellan sind.
„Hey Nok, I go ran aharn jerman, dschogg di!“


« Letzte Änderung: 08. April 2009, 15:41:35 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Skolopender
« Antwort #248 am: 08. April 2009, 18:26:15 »

Nachtrag zum Beitrag #248  April Fool.
Skolopender:


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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: April Fool, die Dritte Version
« Antwort #249 am: 09. April 2009, 18:25:46 »

Mittlerweile kennen fast alle Leser den Vorgarten mit seiner Flora und Fauna.
Doch die Beschreibungen sind unvollständig. Beobachten wir Heiri Huber und
sein Verhalten während einigen Morgenstunden in dieser Umgebung.

Herr Huber steht pünktlich um sieben Uhr auf. Eine zehntel Sekunde ab Beginn
des Weckalarms, stellt er ihn bereits ab. Frisch und munter steigt er aus dem Bett
und geht ins Badezimmer. Er pinkelt im Sitzen. Er rasiert sich. Am liebsten würde er
das mit seinem schweizerischen Militärsoldatenarmeemesser erledigen. Er putzt sich
die gepflegten Zähne, gurgelt, grinst. Dann duscht er kichernd kalt und dementsprechend
kurz. Er trocknet sich ordentlich ab. Kämmt sich einen schnurgeraden Scheitel durch
das etwas schüttere melierte Haar und steigt in seine frisch gebügelte Khaki Uniform*.
Sprayt sich etwas Rasierwasser, Duttweilers Morgengruss,** unters Kinn und an die Wangen.

Er geht zum CD Spieler, startet Rossinis: „Willhelm Tell Ouvertüre“. ***
Er wandert fest entschlossen zum Kühlschrank und giesst sich etwas Orangensaft in ein Glas.
Dann nimmt er fast würdevoll ein rotes Tuch aus einem Gestell und schreitet zum Motiv
„Leise lächelt der See“ in den Garten.
Er achtet darauf, dass das Mückengitter der Türe im Eiltempo geschlossen wird.
Er schaut sich um und geht nach vorne zum Zaun, faltet andächtig das Tuch auseinender.
Im Hintergrund röhrt nun der Rossini richtig los. Huber pfeift dazu etwas falsch den
„Sechseläuten Marsch“# und zieht stolz und stramm die Schweizer Fahne im letzten 
Aussenposten der Zivilisation hoch.
Gioachino  Rossini als italienischer Fremdarbeiter beschäftigt ihn nicht. Er denkt nur an Tell
und das weisse Kreuz. Das ist billiger als das Rote Kreuz, mit seinen ewigen Spendenaufrufen.

Heiri, der Pflanzennarr, giesst die Orchideen mit einer kleinen Handspritze, wie sie Frauen
zum Bügeln verwenden. Dann nimmt er ein Scherchen, keine Pflanzenschere, Qualitätsstahl
aus Solingen, und schnipselt liebevoll am Bambus herum. Der Rossini ist vorübergehend
etwas ruhiger, bis das Orchester zum fulminanten, grandiosen Finale ansetzt.
Nun schnipselt Huber taktlos weiter.
Dann wechselt er die Schere, solides Gartenmaterial. Er schneidet ein paar dürre Zweige
aus dem drückend duftenden Jasmin, den bunte Schmetterlinge umflattern. Einige Schritte
weiter entfernt er mit einem speziellen Messer angedörrte Bananenblätter gefühlvoll. Dann
geht er zum Papyrus und schneidet knapp unter der Wasseroberflache vorsichtig ein paar
braune Stangen weg. Wie ein Sämann streut er Fischfutter auf das spiegelglatte Wasser,
in welchem es nun zu brodeln beginnt. Er arbeitet am Farn. An den Dieffenbachie schneidet
er ein trockenes Blatt weg und überlegt kurz, ob man das wohl rauchen könnte.
Bei der Frangipany## schmerzt ihm das Herz, als er viele der pastellfarbenen, wohlriechenden
Blüten im Grase liegen sieht.
Doch jetzt wird es Zeit für ihn, sich aufs Sofa zurück zu ziehen. Seine Zugehfrau Nok, sie ist
mit einem Deutschen liiert, kommt gleich. Und er schaut ihr gerne bei der Arbeit zu, wie sie
freundlich lächelnd hantiert. Manchmal, wenn sie unter dem Sofa staubwedelt, kann ihr
Heiri Huber in die Bluse sehen. Öfters kickte sie ihn bewusst mit ihrem gut proportionierten
Fahrgestell an. Jetzt getraut sich Herr Heiri Huber bereits, sie, wie früher die Serviererinnen,
in den Hintern zu kneifen.
Wir verlassen die Szene, bevor sie peinlich wird. Herr Huber schaut verzweifelt auf die Uhr.
Nok ist wie gewohnt unpünktlich.


*Das Wort Khaki stammt aus dem Persischen und bedeutet staubfarben.
Die erste militärische Einheit wurde 1846  in Indien mit Khaki-Uniformen ausgestattet.
Offizier: Sir Harry Burnett Lumsdens.

**Gottlieb Duttweiler. 1888-1962 Zürich. Migros-Gründer und Sozialpolitiker

***Die Oper Wilhelm Tell / GuillaumeTell (Guglielmo Tell) von Gioachino Rossini Uraufführung 1829 in Rom. 
Ouvertüre - ca. 12 Min.

#Sechseläuten-Umzug: Nächstes Mal am Montag, 20. April 2009
Der Sechseläutenmarsch wurde Ende des 17. Jahrhunderts von Jean-Baptiste Lully in Paris komponiert.
Friedrich II. taufte die Melodie Jägermarsch und Alexander II. machte daraus einen russischen Militärmarsch.
Der Sechseläutenmarsch ist die Zürcher Nationalhymne.
In Zürich-West = Bern bläst man den Berner-Marsch. (sympathischer)

##Frangipany = Plumeria

Es war mir ein Anliegen, den Aufsatz googelfrei verständlich zu gestalten.


Für Reklamationen betreffend Verletzung der eidgenössisch schweizerischen Souveränität,
Neutralität, oder des Bankgeheimnisses, Herr Heiri Huber war Bankbeamter, bitte die Prügelecke benutzen.


« Letzte Änderung: 09. April 2009, 18:48:20 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: April Tagebuch - Singapore
« Antwort #250 am: 14. April 2009, 12:12:02 »

April Tagebuch - Singapore

Anfangs April besuchten wir Singapore, bloss drei Flugstunden von Chiang Mai entfernt.
Gleichzeitig liegen Welten dazwischen. Freundliche Beamte bei der Einreise gaben
Süssigkeiten ab. Keine Taxischummeleien am Flughafen! Sämtliche Verkehrsteilnehmer
gehorchten den Regeln. Bei rot wurde an den Ampeln zu einhundert Prozent angehalten.
In Chiang Mai stoppen nur die Ambulanzen bei Rotlicht.

Meine erste, seit über einem viertel Jahrhundert geschiedene Frau, stammte aus Singapore.
Ich dachte nach der Scheidung anfänglich, in Singapore wird für mich nicht mehr gut Kirschen
essen sein. Ich irrte mich gewaltig. Die  Familienmitglieder feiern noch immer mit mir.
Die neue Lady wurde vor fünf Jahren nicht etwa kühl empfangen, sondern gleich voll
in den Clan integriert. Die ehemalige Schwägerin und sie sind beste Freundinnen.

In Singapore musste ich erkennen, dass ich alt und schwach geworden bin. Dank der frischen
Luft erholte ich mich etwas.  Am Samstag jedenfalls bummelten mein Freund und ich von
der Coleman Street via Sir Stamford Raffles* Landeort zur Esplanade**.
Dort trank ich in Harry’s Bar einen Shirley Temple***, etwas undefinierbar süsses rötliches
ohne jeden weiteren Geschmack. Während dieser Zeit legte Dick ungestört Kohle in Textilen an.
Nach achtzehn Uhr trafen wir uns im Club bei Thunfisch Häppchen mit Anchovis, **** und Kapern,
sowie Schaumwein bis Onkel’s Gesichtzüge leicht rosafarben wurden. Merke: Chinesen –
es mag Ausnahmen geben, sind keine Cüpplitrinker.
So verschafften wir uns freien Abend.


*
Sir Thomas Stamford Bingley Raffles (* 6. Juli 1781 in Port Morant, Jamaika;
† 5. Juli 1826 in Baret, England)
Am 29. Januar 1819 landeten seine Schiffe vor der Insel Singapur.

**
Das Esplanade - Theatres on the Bay wurde am 12. Oktober 2002 eröffnet
und gehört zu den weltweit bekanntesten Kunstzentren

***
Shirley Jane Temple (* 23. April 1928 in Santa Monica, Kalifornien, USA) ist eine ehemalige
amerikanische Schauspielerin und Botschafterin, einer der größten Kinderstars der Filmgeschichte.

Cocktail Shirley Temple: Zutaten
4 cl Kirschsaft
2 cl Zitronensaft
10 cl Ginger Ale
Eiswürfel

****
Anchovis, Anschovis oder Anchois (von gleichbedeutend spanisch anchoa) ist eine andere Bezeichnung
für die Europäische Sardelle (Engraulis encrasicolus).


Fortsetzung folgt.
« Letzte Änderung: 14. April 2009, 12:21:36 von Low »
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Re: Geschichten aus Hinterindien: April Tagebuch - Kommunikationsprobleme
« Antwort #251 am: 15. April 2009, 10:08:06 »

April Tagebuch - Kommunikationsprobleme

Ab dem sechsten April setzte ich meine Beiträge täglich fort. Am neunten April ab achtzehn
Uhr wurde das Einloggen zur Geduldsache. Nur mit viel Mühe konnte ich meinen Artikel laden.
Das Ausloggen erwies sich als Glücksspiel.
Bei einer weiteren Anmeldung kurze Zeit später erhielt ich die Meldung:

Forbidden
You don't have permission to access /tip-forum/ on this server.
Additionally, a 403 Forbidden error was encountered while trying to use an
ErrorDocument to handle the request.
 
Apache/2.2.11 (Unix) mod_ssl/2.2.11 OpenSSL/0.9.8e-fips-rhel5 mod_auth_passthrough/2.1
mod_bwlimited/1.4 FrontPage/5.0.2.2635 Server at www.thailandtip.de Port 80

Später wurde das Einloggen passwortgeschützt teilweise möglich. Ich war erstaunt,
wie schnell das im Netz zirkulierte.
Dann kam die nächste grosse Panne. Mein Provider Maxnet hatte ebenfalls Probleme
und war über 24 Stunden gestört. Der Callcenter 1103 half wie üblich - gar nicht.
Nicht einmal die obligatorische Ausrede: „Wir rufen zurück“, wurde eingehalten.

Vor vielen Jahren, in der guten alten Zeit des vorigen Jahrhunderts, besuchte ich
die Eichstätte des Bundesamtes für Mass und Gewicht.
Da stand ein Turm für irgendwelche Mess- und Versuchszwecke. Innen war eine hübsche
Treppe. Ich erinnere mich nicht, ob sie aus Holz war. Eines weiss ich bestimmt. Im Turm
waren in regelmäßigen Abständen Wasserschläuche mit Strahlrohren installiert. An einer
dieser Brandbekämpfungsstationen hing ein Hinweis mit der Verordnung (eines Witzboldes):
„Alle Schläuche müssen zwei Wochen vor Brandausbruch auf Dichtigkeit geprüft werden!“

An diese Geschichte erinnerte ich mich, als ich sah, wie Roy und sein Team
auf das Serverproblem reagierte.
Am 11. informierte mich Markusz, dass der Tip in Kürze wieder erreichbar sein sollte.
Auch Maxnet arbeitete wieder.
Ich gratuliere den IT Leuten zur Glanzleistung in rekordverdächtiger Zeit.
Roys Zeitberechnung ging auf.
Roy, in irgend einer Welt hast du Freunde, seien es Bits, Bytes oder Elektronen, vielleicht gar
die Roten, die mit den Aktionen zuwarteten, bis deine Nachrichtenbörse wieder flott war.
 
Als der Tumult richtig ausbrach, war der TIP wieder die erste Informationsquelle!
Am meisten online (gesamt): 263 (13. April 2009, 15:34:51 )
EGAT blockierte uns mit einem soliden Stromunterbruch während sechs Stunden. Dumm war nur,
dass ich während dieser kritischen Zeit meine Hose sauber halten musste, denn wir hatten ohne
Pumpe kein Wasser.
Ich habe ein altes Sony Kurzwellenradio mit Tastatur für die Frequenzwahl, meine letzte Verbindung
zur Aussenwelt im Krisenfall bei Stromausfall.

Fortsetzung folgt.


« Letzte Änderung: 15. April 2009, 10:15:54 von Low »
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Re: Geschichten aus Hinterindien: April - Verkehrsprobleme
« Antwort #252 am: 16. April 2009, 14:17:18 »

April - Verkehrsprobleme

Weil ich nicht sieben Stunden im Auto sitzen wollte, besuchten uns Dicks Eltern mit
unserem Pflegesohn über die Songkran Feiertage. Dicks Bruder brachte die Gäste.
Sein sechsjähriger Sohn erklärte ihm zuvor:
„Mein Onkel hat mich gern. Ich will ihn sehen. Ich will auch nach Chiang Mai.“
Weil ich mit mehreren Kindern, wie sich letztes Jahr zeigte, überfordert bin,
wollten wir nur den einen Knaben für längere Zeit.
Wenn uns Kinder besuchen, lassen wir sie nicht an den TV, sondern wir lernen und
spielen mit ihnen. Beim Kochen sind sie als Küchenhilfe tätig, bereiten als Kellner
den Tisch vor. Beim Essen lernen sie Tischmanieren, mit Messer und Gabel hantieren.
Sie erfahren, dass man Speisen nicht wie in der Schule, wie ein Hund hinunterschlingt.
Es gibt ja genug für alle. Sie lernen, dass man nicht mit vollem Munde spricht oder trinkt,
und dass es nicht die feine Art ist, sich in den Ärmel zu schneuzen.
Weil der Altersunterschied zu gross war, war es schlecht möglich, beide Buben gleichzeitig
hier zu haben.
Der Kleine erhielt meine Absage vom Vater. Der Knabe bettelte, weinte, maulte und wehrte
sich. Er musste den Onkel sehen.
Als die zukünftigen Gäste im Morgengrauen den Pickup bestiegen, war der Kleine nicht zu
finden. Mutter würde es schon richten. Etwas über hundertfünfzig Kilometer später verrutschte
eine Plane auf der Ladefläche. Darunter versteckte sich mein jüngster Besucher.
Er war glücklich, vierundzwanzig Stunden mit uns zu verbringen und reiste gegen ein Handgeld
fast freiwillig mit seinem Vater zurück.

Eigentlich kaufen wir an Wochenenden nicht bei Grossverteilern ein. Es gibt kaum Parkplätze.
Die Einkaufszentren sind im April mit Menschen überfüllt, die bloss einen klimatisierten Raum suchen,
um der Hitze zu entfliehen.
Letzten Samstag mussten wir wegen den Besuchern eine Ausnahme machen. Wir fanden mit
Mühe einen Platz fürs Vehikel und kämpften uns durch die Menschenmassen. Die benehmen sich
beim Einkaufen genau so, wie im Strassenverkehr: Rücksichtslos.
Der Carrefour ist etwa zwanzig Kilometer vom Dorf entfernt. Unter Benutzung von Ringstrassen
und Superhighway ist der Zeitaufwand trotzdem geringer, als ein Besuch im wesentlich kleineren,
aber näher gelegenen Carrefour Hangdong.
Als wir uns auf dem Rückweg der Ausfahrt Flughafen näherten, winkte Einer ganz rechts am
Superhighway mit einer Flagge. Ich konnte Dick überzeugen, das Tempo zu mässigen und links
zu halten. Einige Fahrzeuge kamen uns als Geisterfahrer entgegen und machten dann wieder
eine hundertachtzig Grad Kurve weg vom Highway.
Die Roten sperrten den Highway Chiang Mai - Lampang südlich der Ausfahrt Flughafen für zwei Tage.
Oben auf der Autobahnbrücke parkierten die Verkehrsteilnehmer ihre Autos und schauten dem roten
Treiben zu. Ich bin sicher, dass bei längeren Blockaden dort oben Garküchen und Eisdielen eingerichtet
würden, wie gehabt bei den Überschwemmungen, wo die Gaffer von den Brücken aus, mit Mango
und Klebreis in den Händen, ihre Landsleute beim Absaufen beobachteten.
« Letzte Änderung: 16. April 2009, 15:05:34 von Low »
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illuminati

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Re: Geschichten aus Hinterindien: April - Verkehrsprobleme
« Antwort #253 am: 16. April 2009, 17:33:48 »


......., dass bei längeren Blockaden dort oben Garküchen und Eisdielen eingerichtet
würden, wie gehabt bei den Überschwemmungen, wo die Gaffer von den Brücken aus, mit Mango
und Klebreis in den Händen, ihre Landsleute beim Absaufen beobachteten.


erinnert mich irgendwie an die Reality Shows bei den Privatsendern, die niemand anschaut, aber jeder kennt.
-- wir sind halt so --  >:

Gruss
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"Demokratie ist nur ein Trick, dem Volk im Namen des Volkes feierlich das Fell über die Ohren zu ziehen."
Karlheinz Deschner

Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. (Albert Einstein)

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Putsch
« Antwort #254 am: 17. April 2009, 22:51:58 »

Putsch                             September 2006

Im September hatten verschiedene Herren im weissen Haus Schweissausbrüche, als P.M. Taksin
in New York weilte. Aus Thailand wurde aufgeregt gemeldet, dass ein General – ausgerechnet
ein Moslem - einen Putsch durchführe. Dschihad ? Wollen die Moslems das buddhistische Thailand
übernehmen? Es war alles halb so wild.
Am frühen Abend rollten im chaotischen Verkehr Bangkoks die Panzer zu den strategisch
wichtigen Orten. Einige Panzerfahrer beobachteten sogar das Rotlicht an den Kreuzungen.
Taksins telefonischer Befehl, General Sonthi sofort abzusetzen, wurde ignoriert, denn sein
Stabschef war bereits zum Feind übergelaufen. Einen direkten Appell aus New York an Kanal 9
im Fernsehen unterbrachen die Militärs nach wenigen Minuten.
Um Mitternacht rapportierten die Generäle beim König, die Operation sei ohne Blutvergiessen
durchgeführt worden.
Die Erleichterung in der Bevölkerung zeigte sich darin, dass Soldaten und Panzer mit Blumen
dekoriert wurden. Die Militärs erhielten spontan Essen und Getränke. Der Putsch gedieh zur
Armeeshow. Kinder und Touristen machten Fotos mit all dem Kriegsgerät.
In Chiang Mai wurden wichtige Zufahrtsstrassen überwacht. Das zivile Leben war nicht
beeinträchtigt. Die meisten Armeeeinheiten kehrten nach wenigen Tagen wieder in die Kasernen
zurück. Ein Grossteil der Bevölkerung begrüsste die Aktion der Armee. Gegner waren in der
Studentenschaft zu finden. Die wollen weder Taksin noch die Armee. TRT Aktivisten fackelten
einige Schulen ab. 
Taksin lud einige Wochen zuvor etwa 100 Taxifahrer zum Frühstück ein, um Probleme zu
besprechen. Seit damals waren die Taxifahrer seine Freunde. Anti-Taksin Fahrgäste standen
öfters auf der Strasse. Der Taxifahrer Namthong Praiwan aus Nonthaburi war mit dem Putsch
unzufrieden. Er drehte mit seinem Wagen einige Runden vor dem Königsplatz (Royal Plaza)
und fuhr dann mit Vollgas in einen Panzer. Dem Panzer passierte nichts. Das Taxi wurde zur
Ziehharmonika und Namthong musste 10 Stunden lang beatmet werden, weil Brustkorb und Rippen
beschädigt wurden. Die Ärzte bestätigten, sein Gehirn sei in Ordnung. Noch im Spitalbett erklärte
der Kamikazefahrer, er würde es wieder tun.
Oktober 2006
Der Taxifahrer, welcher seinerzeit den Panzer in Bangkok rammte, den die Ärzte im Spital
darauf zusammenflickten, erhängte sich Ende Oktober.
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