Die sexy Puppe und die Nudelsuppe 2000 / 2009
Die Regierung benötigt Geld. Viel Geld. Die letzten Ressourcen werden erschlossen.
Ich weiss, ich wiederhole mich.
Eine vergangene Flamme, eher rundlich und sehr sexy, ihre Blusen waren am Busen
ständig am Zerreissen, brachte viele Farbkleckse in mein bis anhin eher unbeschriebene
Tagebuch.
Sie sah mich in meiner Wohnung, als sie meine Nachbarin besuchte. Alsdann zeigte sie
mir ihre schrill bunt gekleidete, wohlgeformte Üppigkeit relativ hautnah. Sie konnte nicht
schwimmen, aber sie wollte mit mir baden gehen. Bereits beim Betrachten meiner
europäischen Bademode, wurde ihr prallgefülltes Höschen etwas feucht.
Wenn sie mich besuchte, entdeckte ich öfters blaurote Würgemale am Hals.
Der ganze Körper war mit Schlagspuren und Blutergüssen in sämtlichen Farbtönen
von hellgelb bis dunkelviolett garniert.
Das sei ihr Mann gewesen, erklärte sie auf meine Frage. Ein guter Kerl, meinte sie.
Doch wenn er besoffen sei, verprügle er sie regelmässig unmässig.
Ich besuchte sie mal in ihrem Hühnerstall. Das heisst, ich sah mir eine bisher unbekannte
Gegend näher an. Reisfelder, Dämme, Kanäle, Scheunen, Hühner. Ein paar räudige Köter
verbellten mich. Ich suchte nach einigen Steinen um die lästigen Biester zu vertreiben,
die Tollwutgefahr* im Hinterkopf. Da heulte es plötzlich aus einem himmeltraurigen Verschlag
in Strassennähe wie aus einem überdrehten Lautsprecher:
„Low, Looooooow!“
Das war sie. Stolz präsentierte sie mir ihre Kinderschar. Von blond bis tiefschwarz
mit Kraushaar war alles vertreten. Väter von mindestens fünf Kontinenten!
Plötzlich hatte ich etwas Verständnis für den Mann, der Familienpflichten erfüllte,
ohne Vater eines einzigen Balges zu sein. Da blieben ihm wohl nur noch die schlagenden Argumente.
Sie war eine Frohnatur und nicht allzu doof. Sie eröffnete eine florierende Nudelsuppenküche,
nur für Mittagessen. Letzthin sprachen Beamte bei ihr vor und forderten Dreissigtausend Baht Abgaben.
Margen werden, wenn überhaupt, sehr knapp kalkuliert in Hinterindien. Wenn eine Suppe
zu zwanzig Baht verkauft wird und davon zwei Baht in die eigene Kasse fliessen, macht sie
bei hundert Suppen im Tag zweihundert Baht. Davon wird eine Familie satt. Vor allem,
wenn daneben noch etwas Landwirtschaft betrieben wird.
Bitter allerdings sieht es aus, wenn wir die Steuern berechnen. Die Dreissigtausend Baht
entsprechen dann Fünfzehntausend Suppen. Bei hundert verkauften Suppen im Tag,
arbeitet sie dann hundertfünfzig Tage im Jahr nur für die Steuern.
Was kann sie tun? Die Suppen verteuern?
Den Laden einem Polizisten verkaufen, der dann bestimmt keine Steuern bezahlt?
Einen Polizisten heiraten?
Sie macht vorläufig weiter.
Ihr Laden ist eine Kontaktstelle für viele Menschen. Sie verfügt über bemerkenswerte
gunstgewerbliche Fähigkeiten, die sich leicht vermarkten lassen. Ihr ist nicht wohl,
wenn sich während mehreren Stunden keine Kerle mit ihr abgeben.
Lieber Schläge als gar keine Liebe.
*
Die Tollwut ist eine seit Jahrtausenden bekannte Virusinfektion.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tollwut