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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 409658 mal)

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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Planung
« Antwort #270 am: 30. April 2009, 23:04:41 »

Einkaufsplanung         23. / 30. April 2009

Aus den vorhergehenden Erzählungen erkennt ihr deutlich, dass wenn einmal der Wurm
im Gebälk bohrt, er kaum mehr zu vertreiben ist. Genauso erging es uns.

Chiang Mai ist zur Zeit temperaturmässig ein heisses Pflaster.
Die vorhergesagten 42 – 45 °C erlebten wir dank den frühen Regenfällen noch nicht.
Aber bei 38 °C die Klimaanlage einzuschalten war uns ein echtes Bedürfnis.
Doch unsere Fernbedienung war im Eimer.

Wir planten Farang-gemäss unsere Einkaufstour.
1. Nyomphanich für eine neue Fernbedienung.
2. AIA, Versicherungsprämien bezahlen.
3. Computershops, Zubehör kaufen – Schublade für Wechsel-Festplatten.
4. Samsung – Fernbedienung. 2. Anlaufstelle, falls Nyomphanich erfolglos.
5. Auf dem Rückweg: Wein kaufen und einige Kleinigkeiten fürs Abendessen.

Wir reisten zu Nyomphanich, in der Einkaufstasche die Fernbedienung RC 937.
Die Bedienung waren sehr nett und erzählte uns:
In den letzten Wochen erhielte Nyomphanich ungefähr fünfhundert defekte
Fernbedienungen. Samsung Chiang Mai oder Thailand hat keine Ersatzgeräte
am Lager! Auf Ende Monat erwartet Nyomphanich dreissig Fernbedienungen von
Samsung Singapore.

Deutlich angeknickt fuhren wir zu AIA. Die grosse Pleitefirma in Amerika. AIA Thailand
sandte uns mehrere Schreiben, dass der Laden in Thailand gesund sei und von der
Krise nicht betroffen. Es gab keinen Parkplatz bei AIA. Die Strasse links nach AIA führte
nicht zu einem Parkplatz, sondern zum streng behüteten Golfplatz der Armee.
Die müssen dort getarnt üben, denn der nächste Krieg wird nicht mit Atombomben,
sondern mit Golfbällen ausgetragen. (Mitteilung streng geheim.)
Dick parkierte dann auf meine Anweisung vor einem Restaurant. Ich schlürfte dort als
einziger Gast unauffällig einen ungeliebten amerikanischen Softdrink, während sie Geld
verteilen wollte. Aber AIA, der Pleitebetrieb, nimmt neuerdings keine Prämien mehr entgegen,
obwohl in dem Versicherungspalast mehrere hundert Leute angestellt sind. „Zahlen sie bei einer Bank!“
Neben AIA ist eine Bank von AIG. Dort hat Dick eine Reiseversicherung.
Die AIG Bank nimmt keine Gelder für die AIG Versicherung entgegen. Diese Bank ist vielleicht bloss
auf Geldwäsche spezialisiert. Ich weiss es nicht. Wir wurden jedenfalls an eine AIG Filiale verwiesen,
welche aber an der angegebenen Stelle nicht existierte.

Weil wir Samsung nicht mehr besuchen mussten, strich ich bei 40 °C im Schatten den
Computerladen ebenfalls.

Die Chefin im Weinladen, hoch soll sie leben, hatte erbarmen mit dem leidenden Farang
und spendete eine Flasche Negroamaro für den Euro-Neger.

Ich opferte darauf dem Buddha etwas Weihrauch. Unglaublich. Gestern bezahlten wir die
Versicherungsprämien. Heute holte ich bei Nyomphanich eine neue Fernbedienung aus
Singapore ab. Der ex Bräutigam wurde erfolgreich eingeäschert. Das alles dank einem kleinen Opfer meinerseits.

Spenden auf Konto: ....
EDIT: Kontonummer gelöscht!

« Letzte Änderung: 30. April 2009, 23:08:15 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #271 am: 02. Mai 2009, 12:37:58 »

Das EDIT war kein EDIT.
Das sollte ein Scherz meinerseits sein.
Aber es ist ja nicht der 1. April. Es ist Mai. Wonnemonat.
Sollte ich damit jemanden gekränkt haben, bitte ich um Verzeihung.

Weiter hiess es nicht:
Heute holte ich bei Nyomphanich eine Nymphomanin, sondern eine Fernbedienung.
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Der fromme Angler
« Antwort #272 am: 02. Mai 2009, 15:10:06 »

Einige Threads: „Politik und Religion,“ „Bibel und Kichenkritik,“ „ Christliche Mission in Thailand“ 
und ähnliche sind im Wesentlichen nichts anderes als gigantische Worthülsen, endlose Zitate,
ohne Inhalt und Verpflichtungen.
Es gibt eine Erzählung, welche den meisten religionsgefärbten Threads den fruchtbaren Boden entzieht.

Der fromme Angler
Kurt Tucholsky

Bei Ascona im Tessinischen lebt ein Mann, der hat es mit der Frömmigkeit und liebt die Lebewesen
und alles, was da kreucht und fleucht. Gut. Nun angelt der Mann aber sehr gern. Und da sitzt er denn
so manchmal am Lago Maggiore und läßt die Beine baumeln, hält die Angelrute fest und sieht ins Wasser.
Und dabei betet er.
Er betet nämlich: es möge kein Fisch anbeißen.
Weil sich doch Fische immer so quälen müssen, wenn sie am Angelhaken zappeln, und das möchte
der Mann nicht, und da sendet er denn ein heißes Gebet nach dem andern zum lieben Gott,
Abteilung Lago Maggiore-Fische: es solle auch gewiß keiner bei ihm anbeißen. Und dann angelt er weiter.
O meine Lieben! Ist dieser Mann nicht so recht eine Allegorie, ja, ein Symbol? Das ist er. Dieser Mann muß
entweder ein alter Jude sein, oder, verschärfter Fall des Judentums, er ist bei den Jesuiten in die Lehre
gegangen. Er hat das Höchste erreicht, was Menschen erreichen können: er hat die himmlischen Ideale
mit seinen sündigen Trieben zu vereinen gewußt, und das will gekonnt sein. Den Fischen, die da bei ihm zappeln,
wird das ja gleich sein; aber ihm ist es nicht gleich, denn er hat nun beides: die Fische und die Seelenruhe.
Schluß, allgemeiner Ausblick:
Da sitzen sie am Ufer des Lebens ... oder am Meere des Lebens, das ist eigentlich noch schöner ...
da sitzen sie am Meere des Lebens und baumeln mit den Beinen und halten die Angelrute ins Wasser,
um den Erfolg zu fischen. Aber wenn sie schlau sind, dann beten sie dazu und sind: Fromme Huren;
soziale Bankdirektoren; demokratische Militärs und privatest die Wahrheit liebende Journalisten.
Sie angeln und sie beten.

Peter Panter
Die Weltbühne, 21.10.1930, Nr. 43, S. 632,


Kurt Tucholsky * 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg.
Deutscher Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen
Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Oh wie so trügerisch...
« Antwort #273 am: 03. Mai 2009, 14:33:48 »

Oh wie so trügerisch...

Im Rahmen einer ausgewogenen Berichterstattung informiere ich in diesem Artikel chronologisch
über das schöne und mehr oder weniger zarte Geschlecht, nachdem ich zuvor über männliche
Untugenden schrieb. Beim blossen Betrachten der meist anmutigen hinterindischen weiblichen
Wesen kann man kaum ermessen, welche Abgründe uns da erwarten können.

Der TIP Zeitung vom 27. April entnahm ich, dass am 11. April eine 18 jährige Mutter in Sattahip
ihr sieben Monate altes Baby erstach. Danach versuchte sie vergeblich, sich umzubringen.
Als der 35 jährige Ehemann und Vater nach Hause zurückkehrte, erklärten ihm Schaulustige,
seine Frau sei unzurechnungsfähig und geistig gestört, weil sie Drogen nahm.

Bereits am 8. April beschwerte sich ein 31 jähriger Mann bei der Polizei, dass seine gleichaltrige
Frau ihm Untreue vorgeworfen und ihm aus Wut in den Penis gebissen hatte. Der Leidende
musste sein kostbares Stück im Krankenhaus behandeln lassen. Hoffentlich hatte die Therapeutin
ein zartes Händchen.

Am 3. April wurde die Polizei wegen eines Eifersuchtsdramas ins Banglamung Spital gerufen.
Die 43 jährige Gattin stach ihren 37 jährigen Mann mit einem Messer(chen) zweimal in die Seite.
Der Mann verzichtete auf eine Anzeige.

Vor einigen Wochen wurde Dick eine schöne Uhr von Gucci für 60 000 THB angeboten. Zwei Thai
Touristen aus Amerika hätten beim Spielen viel Geld verloren und müssten diesen Gucci Zeitmesser
quasi verpfänden. Sie würden die Uhr später zu einem wesentlich höheren Preis zurück kaufen.
Nicht all zu  weit entfernt von unserer Bleibe, steht eine Thailänderin seit kurzer Zeit auf der Strasse.
Ihr Mann feuerte sie, nachdem sie ihm Geld und eben diese Gucci Uhr klaute,
trotz monatlichem Taschengeld von 20 000 THB.

Gab es bei mir ähnliche Vorkommnisse? Ja, ich erlebte mehrere sehr kritische Augenblicke.
Das heisseste Ereignis war, als mir eine feurige Geliebte mit einer frisch geschliffenen
ein Kilogramm Axt den Scheitel etwas nachziehen wollte.
Bis ich mich geistig orientiert hatte und die Kontrolle übernahm, pinkelte ich mir vollautomatisch
erst einmal die Hose voll. Das realisierte ich erst später, denn die Axt hätte ja auch ins Auge gehen können.

Und welche weltbewegenden Nachrichten erlebt oder lest ihr? Schweinegrippe und Zugangsprobleme im Internet.

Für mich geht’s ab zur Schweinerippe. Lecker!
Da kann Mia ihre Beisserchen trainieren und obendrein mit einem Messer nach Lust und Laune herumstochern,
mit oder ohne Uhr, beide nicht von Gucci.

Mit trockenen Beinkleidern,
Low
« Letzte Änderung: 03. Mai 2009, 14:42:35 von Low »
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Blackmicha

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #274 am: 03. Mai 2009, 15:05:50 »

Zitat
Und welche weltbewegenden Nachrichten erlebt ihr?

Eilmeldung !!!

in der Thai Lounge im Susibum gibts keinen Alkohol  mehr ! >:(

nur noch Bier im Angebot !

Scheiss Kriese ! :'(
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Essen und Beischlaf sind die großen Begierden des Mannes

Konfuzius - oder so

Pachpicha

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #275 am: 03. Mai 2009, 18:44:50 »

Frage

BIER nur bleifrei.

Chang 6,4 Prozent  Singha 5, 2 Prozent
Alles ohne ALLOHOL
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Verträge
« Antwort #276 am: 05. Mai 2009, 12:45:51 »

Verträge      Mai 2009

Die Regierung benötigt Geld. Viel Geld. Die letzten Ressourcen werden erschlossen.
Jetzt werden auch die kleinen Marktfahrer und die Bauern zur Kasse gebeten.
Leute, die nie rechnen lernten. Wie sollten sie, wenn die Lehrer zu den grössten
Schuldenproduzenten der Nation gehören?
Wenn da eine alte zahnlose Frau den lieben Tag lang auf einer Bastmatte auf
dem Boden sitzend für eine Unmenge Kraut hundert Baht einnimmt, darf sie davon
sieben Baht abliefern. Die ganzen Aufwendungen und die Arbeitsleistungen dahinter
werden nicht berücksichtigt. Für den luxuriösen Sitzplatz werden ein paar extra Baht gefordert.

Die Lychee Pflanzer protestierten. Noch vor einem Jahr galt das Kilogramm zwanzig
bis fünfundzwanzig Baht. Dieses Jahr wurde der offizielle Preis auf fünf Baht festgelegt.

Aus familiären Kreisen vernahm ich, dass eine Firma einen Vertrag über den Anbau von
Ananas abschloss. Bei Abschluss wurde ein Preis von fünf Baht pro Frucht per Kilogramm
ausgehandelt. Jetzt, wo die Früchte reif sind, distanziert sich der Grossabnehmer von der Abmachung.
Zum Glück wurden nur zehntausend Setzlinge gepflanzt. Andere Bauern sitzen auf einer Million
und mehr Früchten fest. Solche Verträge sind offenbar nur für die Produzenten bindend.
« Letzte Änderung: 05. Mai 2009, 12:50:11 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Stuss
« Antwort #277 am: 06. Mai 2009, 14:25:05 »

Stuss         6. Mai 2009

Stets bin ich um ein gutes Verhältnis zu Menschen und Tieren bemüht. Ich versuchte
nicht nur mit den Menschen zu kommunizieren, sondern experimentierte immer wieder
mit Tieren. Mit den Hunden heulte, knurrte und bellte ich, sogenanntes Bell Canto*.
Zu Katzen war ich immer relativ kurz angebunden. Aber ich spiele gerne mit den Miezen.
Es müssen nicht Vierbeinige sein.

Und ich zwitschere gerne einen.

Neulich verrenkte sich Mia vor lachen fast die Kiefer, als ich in der Abenddämmerung
mit einem Frosch quakte. Der antwortete erneut lautstark autark** und wir konnten uns
während des Dialoges anschleichen.

Heute in der Frühe kam so ein Multisprachtalent von einem Piepmatz vors Schlafzimmerfenster
und meinte stinkfrech mehrmals zwitschernd:
„You have finished, Ki Niao!“
Der meinte sicher die Lebensabschnittpartnerin, wenn sich nicht irgend ein hinterlistiger
Nebenbuhler im Kleiderschrank versteckte. Ich vergass nachzusehen, bevor ich im Garten
den Fischen einen guten Tag wünschte.

Als ich diese meine Gedanken etwas später einordnete, erinnerte ich mich, dass ich nicht
der erste bin, der zu Tieren sprach. Es gibt einen berühmten Vorgänger, Bruder Franz von Assisi.***
Ich war seinerzeit in Assisi, allerdings nicht zu linguistischen oder rhetorischen Ausbildungszwecken.
Dort in der Nähe, in Torgiano, gibt es ein berühmtes Weingut mit dem Rubesco von Lungarotti im
Gutsbetrieb, Hotel und Restaurant Tre Vaselle.

Mit dem bescheidenen Wortschatz und der direkten Kommunikation, dürfte der heilige Franz
wesentlich weniger Stuss****, jedoch Reden mit essentiellerem Inhalt verbreitet haben, als dies
die (christlichen) Jünger der Hochtechnologie des Internets zuweilen in Foren zu tun pflegen.


*
Belcanto (von ital.: bel canto „schöner Gesang“) bezeichnet in der Musik die Gesangstechnik,
die in Italien zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit der Oper entstand. Bis etwa 1840 war
der Belcanto die bevorzugte Technik für den Gesang in der europäischen Oper.


**
autonom
selbstständig, eigenständig


***
Franz von Assisi, italienisch: Francesco d'Assisi;
gebürtiger Giovanni Battista Bernardone;
* 1181/1182 in Assisi, Italien; † 3. Oktober 1226 in der Portiuncula-Kapelle.

Er lebte streng nach dem Vorbild des Jesus von Nazaret (sogenannte Imitatio Christi),
wie er selbst sagte, das Evangelium sine glossa, das heißt nach der Bibel ohne aufgesetzter Deutung.
Franziskus gründete den Orden der Minderen Brüder (siehe auch Franziskaner OFM,
lat. ordo fratrum minorum und Minoriten, lat. ordo fratrum minorum conventualium)

****
Über das Jiddische in die Neuzeit überliefert.
Seit der Rechtschreibreform ist Stuß Stuss.
Stuss wird in aller Regel durch Reden oder Schreiben produziert.
Die Menge des seit der Antike entstandenen Stusses ist bereits so unüberschaubar gross,
daß die Grammatik eine Pluralform des Wortes nicht mehr zulässt.

http://www.3vaselle.it/it/index.php
« Letzte Änderung: 06. Mai 2009, 14:55:29 von Low »
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Die sexy Puppe und die Nudelsuppe
« Antwort #278 am: 07. Mai 2009, 13:20:11 »

Die sexy Puppe und die Nudelsuppe      2000 / 2009

Die Regierung benötigt Geld. Viel Geld. Die letzten Ressourcen werden erschlossen.
Ich weiss, ich wiederhole mich.

Eine vergangene Flamme, eher rundlich und sehr sexy, ihre Blusen waren am Busen
ständig am Zerreissen, brachte viele Farbkleckse in mein bis anhin eher unbeschriebene
Tagebuch.
Sie sah mich in meiner Wohnung, als sie meine Nachbarin besuchte. Alsdann zeigte sie
mir ihre schrill bunt gekleidete, wohlgeformte Üppigkeit relativ hautnah. Sie konnte nicht
schwimmen, aber sie wollte mit mir baden gehen. Bereits beim Betrachten meiner
europäischen Bademode, wurde ihr prallgefülltes Höschen etwas feucht.

Wenn sie mich besuchte, entdeckte ich öfters blaurote Würgemale am Hals.
Der ganze Körper war mit Schlagspuren und Blutergüssen in sämtlichen Farbtönen
von hellgelb bis dunkelviolett garniert.
Das sei ihr Mann gewesen, erklärte sie auf meine Frage. Ein guter Kerl, meinte sie.
Doch wenn er besoffen sei, verprügle er sie regelmässig unmässig.

Ich besuchte sie mal in ihrem Hühnerstall. Das heisst, ich sah mir eine bisher unbekannte
Gegend näher an. Reisfelder, Dämme, Kanäle, Scheunen, Hühner. Ein paar räudige Köter
verbellten mich. Ich suchte nach einigen Steinen um die lästigen Biester zu vertreiben,
die Tollwutgefahr* im Hinterkopf. Da heulte es plötzlich aus einem himmeltraurigen Verschlag
in Strassennähe wie aus einem überdrehten Lautsprecher:
„Low, Looooooow!“
Das war sie. Stolz präsentierte sie mir ihre Kinderschar. Von blond bis tiefschwarz
mit Kraushaar war alles vertreten. Väter von mindestens fünf Kontinenten!
Plötzlich hatte ich etwas Verständnis für den Mann, der Familienpflichten erfüllte,
ohne Vater eines einzigen Balges zu sein. Da blieben ihm wohl nur noch die schlagenden Argumente.

Sie war eine Frohnatur und nicht allzu doof. Sie eröffnete eine florierende Nudelsuppenküche,
nur für Mittagessen. Letzthin sprachen Beamte bei ihr vor und forderten Dreissigtausend Baht Abgaben.

Margen werden, wenn überhaupt, sehr knapp kalkuliert in Hinterindien. Wenn eine Suppe
zu zwanzig Baht verkauft wird und davon zwei Baht in die eigene Kasse fliessen, macht sie
bei hundert Suppen im Tag zweihundert Baht. Davon wird eine Familie satt. Vor allem,
wenn daneben noch etwas Landwirtschaft betrieben wird.
Bitter allerdings sieht es aus, wenn wir die Steuern berechnen. Die Dreissigtausend Baht
entsprechen dann Fünfzehntausend Suppen. Bei hundert verkauften Suppen im Tag,
arbeitet sie dann hundertfünfzig Tage im Jahr nur für die Steuern.

Was kann sie tun? Die Suppen verteuern?
Den Laden einem Polizisten verkaufen, der dann bestimmt keine Steuern bezahlt?
Einen Polizisten heiraten?
Sie macht vorläufig weiter.
Ihr Laden ist eine Kontaktstelle für viele Menschen. Sie verfügt über bemerkenswerte
gunstgewerbliche Fähigkeiten, die sich leicht vermarkten lassen. Ihr ist nicht wohl,
wenn sich während mehreren Stunden keine Kerle mit ihr abgeben.
Lieber Schläge als gar keine Liebe.



*
Die Tollwut ist eine seit Jahrtausenden bekannte Virusinfektion.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tollwut
« Letzte Änderung: 07. Mai 2009, 18:55:01 von Louis »
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Kuhdung und Altertümer
« Antwort #279 am: 14. Mai 2009, 15:04:57 »

Kuhdung und Altertümer

Ein typischer alpenländischer Kuhfladen hat einen Durchmesser von etwa dreissig Zentimetern
und wiegt nass bis zu zwei Kilogramm. Der Fladen enthält stabilisierende unverdaute
Pflanzenfasern. Eine Kuh erwerkelt acht bis zehn Fladen am Tag. Aus deren Energie könnte
man ein Kilowatt Strom erzeugen.
Hinterindische Fladen enthalten mehr Flüssigkeit und etwas weniger Fasern.
Vergleichende wissenschaftliche Arbeiten betreffend Geschmack und Wurfeigenschaften
fand ich bisher keine.

Eine Sage zur Entstehung eines kulturhistorischen Meisterwerks.

Das attraktive Mädchen, besser die junge europäische Frau mit etwas chinesischem Charme,
war etwa tausend Wochen alt.
Sie sass auf einem dieser neumodischen Dinger, genannt Biciclette oder Fahrrad.
Hinter ihr schnaufte ein älterer Herr im Sattel schwer in der lauen, feuchten und
duftgeschwängerten Tropenluft, um den kurzen Abstand zu halten.
Es war nicht irgend ein Farang, der sich in eine Einheimische verliebte und mit ihr in den
noch kaum bekannten Ruinenfeldern um Sukothai radelte. Er war der Vater der übermütigen
sportlichen Schönheit.
Dann schlug ein unbarmherziges unausweichliches Schicksal zu. Das Rad der jungen Dame
geriet derart unpässlich in einen sukothailändischen Kuhfladen, dass der untadelig bekleidete
Herr mit den Bügelfalten durch die stinkige, gelblich-braune Jauche vollgespritzt wurde.
Die schuldbewusste junge Dame hielt kurz darauf an, sah ihren kotbespritzten Herrn Vater
und wollte sich sofort entschuldigen. Doch dem vernebelte der Lao Khao Frühschoppen
das Hirn derartig, dass er im Jähzorn einen Knüppel ergriff und seine leibliche Tochter mit
kurzer Hand erschlug.

Der leblose weisse Frauenkörper lag kaum in den Blättern und Farnen, da erkannte
der Mörder blitzartig, was er angerichtet hatte. Er prüfte hoffend Atem und Puls. Zitternd,
schluchzend, voller Schuldbewusstsein, sah er, dass er seine geliebte Tochter unwiderruflich
eigenhändig vom blühenden Leben in einen schweigend kalten Tod befördert hatte.
Seine Knie gaben nach.  Er schwitzte. Ihm wurde übel. Er verfluchte sich selbst.
Moskitos stachen ihn. Blutegel fanden ihr Opfer und brachten ihn gnadenlos zur Gegenwart
zurück.
Er wollte etwas tun, etwas Gutes, etwas Ausserordentliches. Vor allem wollte er diesen
kostbaren Körper nicht einfach irgendwo im Dschungel vermodern lassen.
Er sah sich um und gewahrte im hohen Gras und Gebüsch, herumliegende Säulenteile.
Stein-Skulpturen, Unmengen von Zeug. In monatelanger Arbeit errichtete er über dem
Leichnam eine Gedenkstätte, die heute als Wat Mahathat verehrt wird.

Epilog

Wat Mahathat habe ich nicht errichtet.
Ganz in der Nähe erlebte ich jedoch mit meiner Tochter einen Unfall dieser metabolischen
Art. Wir lachten uns damals fast krank. Noch heute kann man in meinem Gesicht und auf
den Armen Laubflecken oder Sommersprossen beobachten, die sich wenig von den
Jauchespuren unterscheiden.
Ich war mit Dick vor einigen Tagen am Wat Mahathat.
Vorsicht:
Ausserhalb des eingezäunten historischen Parkes sind die Wege immer noch mit Kuhfladen vermint.



Metabolismus ist ein Fremdwort für den Begriff Stoffwechsel.


« Letzte Änderung: 14. Mai 2009, 16:02:04 von Low »
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Buci

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Re: Kuhdung und Altertümer
« Antwort #280 am: 14. Mai 2009, 16:59:19 »

Ganz in der Nähe erlebte ich jedoch mit meiner Tochter einen Unfall dieser metabolischen
Art.

Und was lernt man(n) daraus??   ???

Ein gutes und kompletes Fahrrad hat Schutzbleche über den Rädern. Man nennt die Dinger auch Kotflügel.   ;D

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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #281 am: 14. Mai 2009, 17:15:18 »

Wer weniger vornehm ist, kann statt "Kotflügel" auch "Scheißklavier" sagen! :D :D :D
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Tu ne quaesieris scire nefas quem mihi quem tibi finem di dederint

Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #282 am: 14. Mai 2009, 17:32:45 »

Was ist besser:
Keine Schutzbleche und eine Geschichte?
Schutzbleche und keine Geschichte?

Der grosse Unterschied ist:
Ein Qualitätstourist wie Buci hätte ein Fahrrad mit Kotzflügeln gemietet.

Resultat: Im Kanton Graubünden der vereinigten Eidgenossenschaft gibt es trotz grossem
Viehbestand kaum buddhistische Tempel.

Ich habe darüber philosophiert:
Indien hat einen grossen Viehbestand.
In Indien gibt es viele Tempel.
Folglich haben die Fahrräder in Indien keine Schutzbleche.

« Letzte Änderung: 14. Mai 2009, 18:03:26 von Low »
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Re: Geschichten aus Hinterindien: Schutzblech
« Antwort #283 am: 14. Mai 2009, 22:10:59 »

Philosophie: Leeres Geschwätz.
Das Qualitätsfahrrad, Marke Crocodile Sports,
hatte  Schutzbleche. (ohne Kotmagnet)
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Low

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Susu Kambing
« Antwort #284 am: 15. Mai 2009, 13:54:47 »

Susu Kambing

Susu ist Malay und heisst Milch. Kambing bedeutet Ziege. Zusammengesetzt:
Ziegenmilch. Und ich handelte wie ein Schafskopf.

Als wir vor einigen Jahren aus der Schweiz nach Thailand zurückreisten, betonte Dick
immer wieder, sie benötige eine italienische Seife. Sie werde nur von Tesco-Lotus
verkauft.
Während zwei Wochen kauften wir bloss im Central Airport Plaza ein. Dick drängte nun
und wollte unbedingt die italienische Seife.
Also fuhren wir zu Tesco. Gleich am Haupteingang musste sie linkerhand auf die Toilette.
Ich besuchte rechterhand die Bank.
Danach kehrte ich zurück Richtung Bedürfnisanstalten. Ich sah eine grossgewachsene
Thailänderin an einem Verkaufsstand ausserhalb von Tesco intensiv auf Dick einreden.
Während dem rieb sie ihr geschäftstüchtig eine Salbe ein. Ich fand heraus, dass es sich
offenbar um ein malaysisches Schönheitsprodukt aus Ziegenmilch, Susu Kambing, handelte.
Die Dame quasselte unermüdlich auf Dick ein, die schlussendlich etwa achthundert Baht für
das Produkt hinblättern sollte und mich um Geld bat.
Ich wollte sie vor der beredten Verkäuferin und der malaysischen Ziegenmilch bewahren
und zeigte ihr demonstrativ meinen leeren Geldbeutel. Denn eigentlich waren wir unterwegs,
um italienische Seife zu kaufen.
Sie kramte in ihrer Tasche, fand einen Tausender und bezahlte ziemlich unglücklich, weil ich
sie offenbar blossgestellt hatte. Nachher rollte ich nach hinten in die Kosmetikabteilung von
Tesco, wo ich Dick dringend bat, nun die italienische Seife zu kaufen. Sie blickte mich
verständnislos an und wollte nicht.
Ich beharrte auf dem Kauf, schliesslich seien wir nur deswegen hierher gereist. Sehr betrübt
kramte sie nun in ihrer Tasche und gab mir die Seife. Ich hatte recht, das Zeugs war aus Malaysia. 
Ich fragte sie, warum sie kurzfristig zur Malayenseife wechselte.
Sie sagte, sie hätte diese Produkte jahrelang in ihrem Geschäft gut verkauft.
 
Ich erwiderte, das sei billiges Zeugs aus Malaysia. Die Seife bestehe in Wirklichkeit
wahrscheinlich bloss aus Palmöl unter Beifügung von einigen Prozent Ziegenmilch.
Sie erklärte mir, dass die italienische Seife halt leider eine Malaysische sei. Ihr sei
das Produkt vor Jahren als italienisch angeboten worden. Sie las weder die Verpackung,
noch die Beilage. Aber Sie liebte die schaumige Seife und deren Duft. 
Tesco selbst hatte keine Susu Kambing im Angebot. Die fanden wir ein andermal
zu einem Zehntel des Preises im Airport Plaza!
« Letzte Änderung: 15. Mai 2009, 14:30:33 von Low »
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Sie wollte in die Galeries Lafayette.
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