Der Schlüssel zum Paradies
Hallo low,
mir liegt eigentlich laufend was auf dem Herzen, wenn ich deine Essays lese. Denn das sind deine Beitraege mittlerweile im besten Sinne des Wortes.
Was mir auf dem Herzen liegt, ist eigentlich ein staendiges Lob ob deiner Beobachtungsgabe, deinen entsprechenden Assoziation und Reflektionen ueber Gesehenes, Gehoertes und persoenlich Erlebtes.
Weniger die Diskussion ueber den Inhalt. Ich weiss auch nicht warum. Ich nehme es einfach dankbar hin, wenn mal wieder ein Beitrag von dir erscheint und freue mich beim Lesen, schmunzel, manchmal sogar lachend, aber nie schadenfreudig, sondern eher mit einem "jo, ha ha" auf meiner Stirn geschrieben.
Oberflaechlich gesehen koennte man meinen, du beschreibst nur. Natuerlich aus der Sicht eines Europaeers in Hinterindien. Gerade das macht ja die Sache interessant fuer uns. Ich komme aber mehr und mehr zu der Ueberzeugung, dass du gruendlich reflektierst, bevor du dich einem Thema widmest. Mal von deinen offensichtlich sicher interessanten Gespraechen mit deiner Holden in diesem Zusammenhang abgesehen.
Uebrigens, auch wir sagen nicht "tschoen" vor dem Essen zueinander, sondern lediglich, wenn uns die Hoeflichkeit als ersten Schritt zur Versoehnung wg. vorangegangenen Unstimmigkeiten uebermannt. Dann gehen wir respektvoll miteinander um. Das ist das Signal zur Glaettung der Situation. Demnaechst werde ich die Hofsprache lernen... Das waere dann der Ueberdrueber, he he.
Lese gerade den ersten von drei Baenden "Falcon" von John Hoskin. "Falcon ist die englische Uebersetzung fuer den griechischen Namen "Gerakis". Er ist der Mann, der unter Koenig Narai in Ayutthaya und Lopburi im 17. Jahrhundert aussergewoehnliche Privilegien und als Aulaender eine Machtposition besass, die gleich nach dem Koenig kam. Die historischen Fakten werden in diesem Roman sehr praezise mit einbezogen. Interessant ist die Psychologie der Menschen Siams jener Zeit. Erstaunlich, wie wenig sich eigentlich seitdem geaendert hat. Da halte ich es mit Ferdinand. Erst die historische Sicht erlaubt eine intelligente Betrachtung der Situation heute.
Ich wuensche mir und dir, dass du uns noch lange erhalten bleibst, uns weiter mit deinen Essays erfreust und vor allen Dingen dein Leben geniesst.
Danke Profuuu. Lobe mich nicht zu früh. Daraus könnten Hochmut und Einbildung entstehen.
Essays: Meine Vorbilder G. Benn, H. Böll, A. Camus, F. Dürrenmatt, U. Eco, H.M. Enzensberger, J. Gotthelf, Homer,
R. Katz, N. Kazantzakis, die verschiedenen Manns, Nietzsche und Orwell, F. Schiller, U. Sinclair, K. Tucholsky,
M. Walser und andere, hinterliessen sicher ihre unvergesslichen Spuren auf meiner Festplatte. Einige Inhalte waren
von Viren verseucht, die noch immer meine Denkmaschine beeinflussen. Dank Buddha habe ich keine Bibliothek mehr,
nur noch Fragmente, aber ein beinahe zufriedenstellendes Erinnerungsvermögen. Im Zweifelsfall hilft Google.
Die oft einfachen Geschichtchen sind Produkte stundenlanger Überlegungen, harter Wortklaubereien, manchmal
gesundheitsbedingt schlafloser Nächte, mit Gekicher meinerseits, wenn sich unverhofft eine Sternschnuppe
in den Hirnwindungen zeigt. Aber ich habe ungeheuren Spass daran, weil es offenbar Menschen gibt,
welche sich die Zeit zum Lesen, Überlegen, Reflektieren (2) und Geniessen gönnen.
Ich bin behindert, ähnlich oder mehr als seinerzeit Henri de Toulouse Lautrec. (3) Die Liebe zum Detail machte ihn
zum Schöpfer und Vater der Farblithographie. Wenn ich nur einige wenige literarische Farbtupfer im Bereich
Hinterindien hinterlassen kann, sind meine Aussagen mehr als gelungen.
Essay (1) Wiki:
„Die essayistische Methode ist eine experimentelle Art, sich dem Gegenstand der Überlegungen zu nähern und
ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das Wichtigste ist jedoch nicht der Gegenstand der Überlegungen,
sondern das Entwickeln der Gedanken vor den Augen des Lesers.
Viele Essays zeichnen sich aus durch eine gewisse Leichtigkeit, stilistische Ausgefeiltheit, Verständlichkeit und einen
nicht zu unterschätzenden Witz. Jeder neue Begriff wird eingeführt und vorgestellt. Handlungen werden chronologisch
erzählt und Zitate deutlich gekennzeichnet; meist ist es aber befreit von vielen Zitaten, Fussnoten und Randbemerkungen.
Zuweilen ist es auch schlicht eine stilisierte, ästhetisierte Plauderei.“
(@ hmh, zu viele Fußnoten und Querverweise. Ich will mich bessern, mehr feilen und weniger plaudern.)
Dies entspricht meinen beruflichen Überlegungen der letzten vierzig Jahre, die sich oft in einfache Formeln umsetzen liessen.
Einer meiner grössten, leider verstorbenen Lehrer, W. A. Hopper, Tulsa, Oklahoma, pflegte zu sagen:
„You can’t cheat (fool) mother nature.“
Ich versuchte oft, rein wissenschaftlich, über der Sache zu stehen. Aber meine Füsse waren stets festgemauert in der Erden. (4)
Oh, Hosianna, (5) wenn es nur Erde wäre. Ist aber es nicht. Ich bin gefesselt durch den Schlamm sich zersetzender,
oft stinkender Exkremente von Fast Food und Technologie. Vergass ich die Politik?
Ich bedanke mich für die guten Wünsche über das Erhaltenbleiben. Beim Geniessen musste ich in den letzten Wochen
schwerste Einschränkungen hinnehmen oder das letzte aller Abenteuer wäre programmiert gewesen. Noch habe ich
meine ungelösten Probleme damit.
Ohne Dicks Zuneigung und Unterstützung hätte ich längst aufgegeben. Eigentlich sind es jetzt Dicks Geschichten aus Hinterindien.
Leider ist sie zur Zeit abwesend. Ihre Transpiration, (6) oh nein, ihre Inspiration. fehlt mir!
Tschoen.
Ich denke, der respektvolle Umgang mit allem, ist der Schlüssel zum Paradies.
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Essay(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Reflexion_(Philosophie)
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_Toulouse-Lautrec(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Lied_von_der_Glocke(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hosianna(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwitzen