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Autor Thema: Thai für Anfänger. Eine Einführung.  (Gelesen 168842 mal)

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hmh.

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Thai für Anfänger. Eine Einführung.
« am: 19. August 2008, 13:52:10 »

Thai ภาษาไทย pa: sa:? tai  ist eine „starke“ Sprache

(ภาษาไทย pa: sa:? tai schrieb man früher übrigens so: พาสาไท. Die Aussprache ist dieselbe.)

Fast alle Thais lernen in der Schule auswendig, daß ihre Schrift 1283 von einem gewissen König Ramkhamhæng „dem Großen“ höchstpersönlich eingeführt worden sei. Sprachwissenschaftler sind dagegen überwiegend der Ansicht, daß die winzige sprachkundige thailändische Elite „ihre“ Schrift bei der Niederschlagung der kulturell höherstehenden Mon- und Khmer-Kulturen ab dem 13. Jahrhundert von diesen übernommen und ihren Bedürfnissen angepaßt hat. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Wissenschaftler richtig liegen, ist schon deshalb recht hoch, weil die historische Existenz eines Königs Ramkhamhæng umstritten ist.

Die Ähnlichkeiten der thailändischen Lettern vor allem mit den kambodschanischen Schriftzeichen (die ihrerseits wie die Mon-Schrift indische Vorbilder hatte) sind enorm. Thais und Kambodschaner teilen sich ein Drittel ihres Wortschatzes; daneben wurden viele Thai-Begriffe von den Mon, aus chinesischen Sprachen (zum Beispiel alle Zahlwörter außer der eins: man könnte fast glauben, Thais hätten schon immer rechnen lassen...), aber auch von Persern, Portugiesen und Engländern übernommen.

Soweit es die Hochsprache betrifft, fallen vor allem die sehr zahlreichen, aus Pali (บาลี ba: li:) und neuerdings zunehmend aus Sanskrit (สันสกฤต san? sà¿ grìd) übernommen Begriffe auf. Pali ist eine aus dem Sanskrit abgeleitete indische religiöse Literatursprache, die man unter anderem in Kambodscha verwendete, als Thais dort einfielen und die Kultur von Angkor zerstörten bzw. nach Thai-Lesart „übernahmen“. Alle offiziellen thailändischen religiösen Texte sind auf Pali verfaßt. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts und vereinzelt auch noch bis in die 1920er Jahre wurden sie ausschließlich mit Hilfe des kambodschanischen Alphabets geschrieben (das keine Tonzeichen kennt); heute jedoch im Thai-Alphabet. Das ist konsequent, denn ich zumindest habe noch nie einen Thai getroffen, auch keinen gebildeten Mönch, der sich bei der Aussprache von Begriffen aus Pali oder Sanskrit im Gespräch an die kambodschanischen Sprachregeln (die Silben hätten dann keine Töne) gehalten hätte, soweit ich das beurteilen kann.

(Bei den auswendig gelernten Pali-Sprüchen, die Mönche z. B.  im gemeinsamen Singsang chanten oder bei einer Segnung verwenden, hört man allerdings, zumindest als Laie, keine Töne heraus.)


Vieles wurde übernommen

Trotz der vielen vor allem indischen (also indoeuropäischen und uns oft eigentümlich vertrauten) Lehnwörter ist Thai aber eine lupenreine Silbensprache geblieben. Selbst die gewaltigsten ausländischen Wortungetüme werden gnadenlos in ihre Silben zerhackt und diese folgen dann wiederum ausnahmslos den Thai-Sprachregeln: Den Maharadscha („großer König“) stutzt man zum มหาราช má¿ ha:? râ:d zurecht; motorcycle (engl. „Motorrad“) wird มอเตอร์ไซค์ mO: dtö: sai; Schi bzw Ski heißt สกี sà¿ gi: und das Sanskrit-Wort „Suvarnabhumi“ (= „goldenes Land“, „goldene Welt“; damit bezeichnete man im alten Indien das Mon-Reich mit Zentrum Pegu im heutigen Birma) wurde in Thailand zum fast noch ehrfurchtheischenderen สุวรรณภูมิ sù¿ wan ná¿ pu:m. gekidnappt.

Diese Silbensprache und ihre Regeln werden allerdings nicht in allen Wörter- und Sprachlehrbüchern konsequent wiedergegeben. Vor allem leider auch nicht im Rohrer, dem mit weiten Abstand besten unter den mittelmäßigen bis katastrophalen Wörterbüchern für Deutsch und Thai. Das erschwert die ohnehin nicht einfache Aussprache noch zusätzlich: Der Silbencharakter wird dort bei der Übertragung in Lautschrift regelmäßig nicht deutlich; logischerweise werden deshalb auch von erfahrenen Wörterbuchnutzern viele, ja in der Regel wohl sogar die meisten Begriffe schon deshalb leider falsch betont und damit für Thais sehr oft unverständlich.


Die Grammatik ist kinderleicht

Die thailändische Sprache kennt nur wenige grammatische  Regeln, z.B.
keine Beugung,
keine Artikel,
einfache Wortstellung: Subjekt, Prädikat, Objekt.

Nach eingehendem Studium des TIP-Bildwörterbuchs sollten Sie in der Lage sein, einfache Sätze auf Thai zu bilden, die zumindest grammatikalisch korrekt sind. (Umgekehrt ist dies einem Thai in bezug auf das Deutsche nur schwer möglich.)

Das Fehlen der Mehrzahl (gebildet durch Beifügungen) und der Beugungen vereinfacht das Lernen. Die Bestimmungswörter  muß man aber wissen: man bestellt Bier, zwei Flaschen (เบียร์สองขวด bia sO:ng? kùad) oder Zeitungen, drei Ausgaben (หนังสือพิมพ์สามฉบับ nang? sü:? pim sa:m? tschà¿ bàb). Bestimmungswörter (Klassifikatoren) wie „Flaschen“ und „Ausgaben“ sind im Sprachgebrauch äußerst wichtig.


Fast eine Bilderschrift

Diese ständig wiederkehrenden Wörter sind auch wichtig beim Entziffern. Denn Thai wird zwar von links nach rechts mit Buchstaben geschrieben, alle Wörter hintereinander (= wirgehenzusammenessen), ohne Punkte und Kommas, aber mit Zwischenräumen nach ganzen Sätzen. Als Silbensprache wird es aber dennoch zum Teil wie eine Bilderschrift gelesen. Thais entziffern nicht Buchstaben für Buchstaben, wie wir es tun, wenn wir ihre Schrift lernen. Klassifikatoren sind wie Tonzeichen und charakteristische Vokalfolgen sehr an der Bildung unverwechselbarer Wortbilder beteiligt. Wortbilder, wie sie früher für den geübten Leser auch bei uns in den Frakturschriften viel deutlicher auftraten, erleichtern dem Auge das Erfassen:
โรงเรียน ro:ng rian   (Schule)
โรงแรม ro:ng rae:m    (Hotel)
โรงพยาบาล ro:ng pá¿ ja: ba:n   (Krankenhaus)
โรงไฟฟ้า ro:ng fai fá:    (Elektrizitätswerk)
Der Leser nimmt den Klassifikator โรง (ro:ng = Gebäude) eigentlich gar nicht bewußt auf, sondern erfaßt gleich die entscheidente Silbe.

Adjektive stehen hinter dem Substantiv (sonst haben sie eine andere Bedeutung). Vergangenheit und Zukunft werden durch Wörter verdeutlicht, Fragesätze ebenso wie Aussagesätze mit einem Zusatzwort.


„Alphabetische“ Besonderheiten

Konsonanten und Vokale werden getrennt behandelt. Darum besteht das Thai-„Alphabet“ nur aus Konsonanten, während die Vokale, die nie alleine stehen können, eine eigene Reihe bilden (siehe ausführliche Tabellen mit Erläuterungen auf den Innenumschlagsseiten des Bildwörterbuchs). Die Schrift enthält 44 Konsonanten (davon zwei, und , nicht mehr gebräuchliche), die insgesamt aber nur für 21 Laute am Silbenanfang und gar nur für sechs (nämlich k, ng, t, n, p und m, am Silbenende stehen.

(Für Thais sind es allerdings acht Konsonanten-Laute, die am Silbenende stehen können. Zu den genannten sechs kommen nämlich noch wO: wä:n? und jO: jág hinzu. Nach der Lesart für ausländische Sprachstudenten handelt es sich hierbei jedoch immer um Teile von Vokalverbindungen wie -าย -a:i oder เ-ียว -iao.)

Im eigentlichen Thai kommen grundsätzlich nur solche Wortendungen vor, soweit es die Konsonanten betrifft. Und in den aus anderen Sprachen übernommenen Lehnwörtern wird dann aus einem „s“ oder einem „tsch“ am Wortende immer ein „t“; aus „j“, „l“ und „r“ wird immer „n“, falls die erstgenannten Buchstaben nicht ohnehin schon bei der Umwandlung in die Silbensprache Thai schlicht untergegangen sind, was häufig vorkommt.

Die Thais haben dafür sogar ein weltweit einmaliges Hilfszeichen, das umgangssprachlich den anschaulichen Namen ไม้ทัฌฑฆาต mái tan tá¿ kâ:d („Totschlagholz“) trägt. Dieser Prügel über den nicht gesprochenen Konsonanten sieht genau so aus, wie er heißt und kommt immer dort vor, wo ursprünglich etwas für Ausländer Wichtiges stand, das man aber in Thailand praktischerweise gar nicht benötigt, um sich zu verstehen.

Thais, die nicht sehr routiniert in Fremdsprachen sind, werden Fremdwörter deshalb zwangsläufig immer so aussprechen:

Royal Hotel: รอยัน โฮเต็ล rO: jan ho: dten
Passport: พาสสปอร์ต pá:d sà¿ bpÒ:d
The Mall: เดอะมอล์ล dòe¿ mO:n
Seacon Square ซีคอนสแควร์ si: kO:n sà¿ kwä:

Aus dem gleichen Grund sprechen Thais zum Beispiel das englische Wort school („Schule“) immer sà¿ gu:n aus usw. usf. Eine andere Aussprache ist nach den Sprachregeln unmöglich, und wenn Sie jetzt schmunzeln, so beachten Sie, daß das, was Sie beim Radebrechen mit dieser Kultursprache anstellen, garantiert für Thais noch viel erheiternder klingt.


Thai ist eine Silbensprache

Alle Silben, so sie nicht „offen“ bzw. „lebendig“ sind (kam bpen auf Thai), also entweder in einen langen Vokal, in einen Mehrlaut (z.B. -üa, -ao, -iao) oder in die Konsonanten -m, -n und -ng ausklingen, enden grundsätzlich mit einem "Verschlußlaut" bzw. klingen in kurze Vokale aus. Diese bezeichnet man Englisch auch anschaulich als „Stops“.

Die kurzen Vokale bzw. "Stops" am Silbenende kennzeichnen wir durch das umgekehrte Fragezeichen (-¿). Auf Thai handelt es sich um dann um "geschlossene" bzw. "tote Silben" (kam dta:i). Die Art der Silbe ist zusammen mit dem Führungskonsonanten für den jeweiligen Ton entscheident, es ist also außerordentlich wichtig, die Silbenendungen korrekt auszusprechen, wenn man von Thais verstanden werden will. Für Deutschsprechende betrifft das besonders die Unterscheidung der langen und kurzen Vokale sowie die Aussprache der Verschlußlaute.

Diese offiziell leider als -k, -t und -p wiedergegebenen Verschlußlaute werden beim Sprechen nicht (nie!) ausgehaucht. Sie klingen dann für unsere Ohren fast stumm, was gerade für Deutschsprachige sehr gewöhnungsbedürftig ist. In Wirklichkeit handelt es sich nämlich um -g, -d und -b.

Hilfe: In thailändischen Lehrbüchern heißen diese Verschlußlaute แม่ก Mae Kok, แม่ก Mae Kop und แม่ก Mae Kot – in offizieller Übertragung leider so geschrieben.

Diese Endungen entsprechen in Wirklichkeit jedoch nicht unseren -k, -t und -p.
1. liegt - immer unserem g- viel näher als unserem k- (siehe eigenes Kapitel weiter unten).
2. Handelt es sich bei den drei Endkonsonanten um die Buchstaben - gO: gài, - bO: bai mái und - dO: dèg. Diese entsprechen unseren "nicht ausgehauchten" (= "unaspirierten") g, d und b!

Man muß also in Wirklichkeit – und somit im Gegensatz zu dem, was Sie in den meisten Lehr- und Wörterbüchern lesen -, mâe: gòg, mâe: gòb und mâe: gòd sprechen – und, wie schon gesagt, das Ende dabei nicht aushauchen.

Hilfe: Wenn man sich die "offiziellen" -k, -t und -p denkt, könnte man die Aussprache etwas vereinfacht so erklären, daß diese im Deutschen deutlich aspirierten Konsonanten im gesprochenen Thai kaum zu hören seien. Geht man jedoch von den korrekten, auch im Deutschen unaspirierten -g, -d und -b aus, so muß man diese einfach wie gewohnt aussprechen, also wie zum Beispiel deutsch "Dieb" oder englisch "fog" (Nebel).

Leider wurden viele auf dem Markt existierende Thai-Lehrbücher für Deutsche von Leuten geschrieben, die mangels eigener Sprachkompetenz oft nur mehr oder weniger offen aus englischen Lehrbüchern abgekupfert haben. Konsequenterweise reiht sich dann für unsereinen eine unnötige Fehlerquelle an die nächste. Dabei wäre es viel einfacher, eine verständliche Thai-Aussprache aus dem Deutschen heraus zu lernen als aus dem Englischen. Dazu benötigt man allerdings mehr als nur einen Thai-Ehepartner als Legitimation fürs Lehrbuchschreiben.

Es ist jedenfalls außerordentlich wichtig, die genannten Vokal- und Konsonanten-"Stops" korrekt zu sprechen. Tut man es nicht, bedeutet der Begriff für einen Thai etwas völlig anderes, etwa wenn sich dann die geschlossene Silbe wie eine offene anhört. Denn der Verschlußlaut bestimmt den Ton der Silbe mit und somit die Deutung des gesamten Begriffs. Beispiel für Volker aus dem Thaimes(s)-Forum: Aus der allerhöchsten "Königsstadt" bzw. der "Königsburg" ราชบุรี Ratchaburi, umgangssprachlich râ:d bù¿ ri:, würde nach seiner dort allen Ernstes angegebenen Aussprache des Wortes (also im ganz normalen Ton und ohne Verschlußlaut gesprochen), im Handumdrehen ra: bù¿ ri:, Schimmelpilzburg! Das dürfte an Majestätsbeleidigung grenzen...

Noch ein letztes Beispiel für den Gebrauch der Verschlußlaute im Alltag: die offiziellen Schluß-"p" in khop khun khrap ("Dankeschön"), spricht man in Wirklichkeit so: ขอคุณครั kÒ:b kun kràb. Ein Beispiel dafür, wie die "offizielle" Übertragung leider einen eigentlich klaren Sachverhalt verwässert, die Verständigung zwischen Ausländern und Thais unnötig erschwert und jede Menge Verwirrung stiftet. Ich habe solche und vergleichbare Hinweise, die eigentlich thailändischem Erstkläßlerwissen entsprechen, bisher in keinem anderen deutschsprachigen Thai-Lehrbuch gefunden.

Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dennoch entschlossen, uns insofern im Bildwörterbuch vorerst noch an die aus den meisten anderen Wörterbüchern bekannten Schreibweisen der Lautschrift zu halten, damit das Nachschlagen dort nicht noch verwirrender wird und natürlich auch wegen des Arbeitsaufwandes für eine konsequente Verbesserung. Es genügt ja eigentlich, wenn TIP-Leser auch hier wieder mal etwas mehr als andere wissen...

(Nachtrag 7. April 2011: Die Rückmeldungen von Lesern und eigene Erfahrungen ergaben inzwischen, daß wir das künftig doch konsequent behandeln werden, es also ab der nächsten erreichbaren Auflage im gesamten Buch ändern.)

Einfach nicht vergessen:  -k = -g  //   -p = -b  //   -t = -d;  keine Ausnahmen, auch dann nicht, wenn Sie das nächste Mal in "Baht" = บาท bà:d bezahlen, obwohl im Wörterbuch bà:t bei der Lautschrift steht, und man es nach den Regeln auch eigentlich so schreiben müßte, nämlich Bat (ohne das -h-)!


Vier Sonderzeichen

Das Thailändische kennt vier aus dem Sanskrit übernommene und den Konsonanten gleichgestellte Sonderzeichen, von denen rO: rùe¿ noch relativ häufig und ฤๅ rO: rü: noch sehr selten verwendet wird. lO: lü¿ und ฦๅ lO: lü: müssen Sie erst erkennen, wenn Sie anfangen, thailändische Klassiker wie zum Beispiel Sunthon Phu im Original zu lesen. Das häufig vorkommende rO: rùe¿ (z. B. in  Ruamdee International School: ร่วมฤดี rûam rùe¿ di:) wird in einigen wichtigen Wörtern auch als rì- gesprochen (z. B. อังกฤษ ?ang gd = Englisch) und in einem Begriff sogar als roe-, nämlich ฤกษ์ rôe:g (= "günstige Zeit").


Konsonanten in drei Kategorien

Die Konsonanten sind in drei Kategorien eingeteilt, die die Tonregeln bestimmen: Neun gehören zur mittleren (in dieser Gruppe befinden sich sämtliche "nicht aspirierten" Konsonanten), elf zur hohen (diese tragen den steigenden bzw. "wiederkehrenden" Ton als gewöhnlichen Ton) und 24 zur tiefen Gruppe. Nur die Konsonanten der mittleren Gruppe können alle fünf Töne bilden (aber auch das nur in den "lebendigen" Silben), die anderen beiden nur je drei.

Das klingt viel komplizierter als es ist, denn lernen muß man nur die elf hohen Konsonanten, da die erste (mittlere) Gruppe nach wenigen Thai-Unterrichtsstunden vollkommen logisch ist und die tiefe Gruppe eben einfach alle sonstigen Konsonanten enthält. Auch wieder so ein Beispiel für gängiges Thai-Erstkläßlerwissen, eine ganz einfache Regel, die man in keinem Sprach-Lehrbuch für Ausländer liest.


Unterschiede zum Deutschen

(Zur Vokalschreibung siehe ausführlich die hintere innere Umschlagsseite im TIP-Bildwörterbuch und im TIP Führer Bangkok.)

Grundregel: Stellen Sie sich vor, Sie würden breit lächeln, wenn Sie thailändische Vokale in den Mund nehmen. Das ist kein Scherz, sondern dann ist die Mundform tatsächlich in vielen Fällen ganz automatisch richtig. Des weiteren gilt:

1. Das „e“ wird in Thailand nicht so artikuliert gesprochen wie das deutsche „e“. Es klingt eher wie ein nicht ganz korrekt gesprochenes „ä“. (Thais haben meist Schwierigkeiten, diesen Buchstaben im Deutschen richtig zu treffen.)

2. Bei „u“ und „ü“ sollte man die Zähne nicht zu weit auseinandernehmen – für den Anfang am besten sogar leichten Zahnkontakt beim Sprechen behalten. Wichtig: der Mund wird nicht gespitzt.

3. Auch beim „ö“ den Mund nicht spitzen und die Zunge etwas tiefer. Der Laut ist „offener“ als im Deutschen. (Tip: Hören Sie sich die Aussprache der Station Khlong Toei (คลองเตย klO:ng dtö:i) in der U-Bahn an.)

4. Da Thais nie mit gespitzem Mund sprechen, ist auch das normale „o“ nicht so artikuliert wie im Deutschen.

5. Vokalverbindungen werden ineinander übergehend gesprochen, z.B. „ua“, „ia“, „üa“  (Deshalb ist es zum Beispiel unsinnig, daß Volkalverbindungen in einem leider vielverwendeten Online-Wörterbuch als katastrophale "Aussprachehilfe" aufgeteilt werden). Der Diphtong (Zweilaut) „ao“ entspricht genau dem deutschen „au“; auch das „ai“ spricht man genau wie wie im Deutschen aus.

6. Vorsicht: Auch als „kurz“ definierte Vokale werden in seltenen Fällen entgegen den Regeln lang gesprochen und umgekehrt. Zum Beispiel wird das -ำ  -am  in นำ nam im ersten Teil eines zusammengesetzten Begriffs fast immer kurz gesprochen, aber lang wenn es aber im hinteren Teil aufttaucht:
น้ำแข็ง  nám kaeng?  nam khaeng ("Wasser hart": Eis).
ประตูน้ำ bprá¿ dtu: ná:m  Pratu Nam  ("Tor Wasser": Schleuse, Wehr).

7. Der Konsonant wO: wä:n? entspricht einem breiten „w“ und wird nie wie unser „v“ ausgesprochen. Auch wenn er vor allem in Namen oft als „v“ übertragen wird, merken Sie sich: Es gibt kein „v“ im Thailändischen. Die Sukhumvit Straße, benannt nach dem Lieblingsstraßenbauer des rechtsnationalistischen Militärdiktators Plaek Phibunsongkhram der 1930er bis 1950er Jahre, spricht man so: สุขุมวิท sù¿ kum? wíd.


Lange und kurze Vokale

32 Vokalklänge einschließlich der Sonderzeichen lernen thailändische Kinder in der Schule auswendig. Sie werden so auf die Tafel geschrieben:

ะ า    ิ     ี     ึ     ื   ุ    ู   เ-ะ   เ   แ-ะ  แ โ-ะ ...
und so gesprochen:
สระอะ sà¿ rà¿ ?à¿   สระอา sà¿ rà¿ ?a:   สระอิ sà¿ rà¿ ?ì¿   สระอี sà¿ rà¿ ?i:   สระอึ sà¿ rà¿ ?ùe¿   สระอือ sà¿ rà¿ ?ü: usw...

สระ sà¿ rà¿ heißt „Vokal“. Selbst ein Sprachneuling merkt sofort, wieviel Wert in Thailand auf die korrekte Aussprache der langen und kurzen Vokale gelegt wird.

Einschließlich aller möglichen Schreibweisen der Zwie- und Dreilaute existieren in Thailand allerdings gegen 60 verschieden geschriebene Vokalzeichen bzw. Kombinationen davon, wobei drei Vokale – und zwar die häufigsten – überhaupt nicht geschrieben werden, sondern sich aus dem jeweiligen Zusammenhang von selbst verstehen. Im TIP-Bildwörterbuch wurde ab der 3. Auflage (2008) auf die korrekte Darstellung der Silben mit ihren Vokallauten besonderer Wert gelegt. Die Kürze oder Länge des Vokallauts ist immer genau bezeichnet:

a  lang: -a:-  -a: (z.B. การ ga:n, ห้า hâ:)
a  kurz: -a-       (z.B. สัตว์ sád)
a  „gestoppt“: -a¿ (z.B. ประ bprà¿)

Vokal-„Stops“, also kurze Vokale am Silbenende (= Verschlußlaute), werden in guten Lehrbüchern mit umgekehrten Fragezeichen gekennzeichnet, z. B. in วิทยุ wíd tá¿ jú¿ (Witthayu = Radio), was wir hier auch tun. Dieses kleine Hilfszeichen erleichtert sehr eine automatisch korrektere Aussprache.

Die richtige Aussprache von langen und kurzen bzw. „gestoppten“ Vokalen ist für Thais, die verstehen wollen, von was Sie eigentlich reden, erheblich wichtiger als Ihre korrekte Unterscheidung der Töne!

Einen Vorteil haben Sie als deutschsprachiger „Thai-Student“: Unsere geschriebenen Vokallaute einschließlich der Umlaute (ä, ö, ü) und Zwielaute (z. B. au, äu usw.) erlauben es im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen, fast alle Thai-Vokale einschließlich der Zwie- und Dreilaute so darzustellen, daß sie, „deutsch“ ausgesprochen, auch Thais meist gut verstehen, selbst wenn unsere Vokale gelegentlich nicht ganz genau mit den ihren übereinstimmen.

Aus praktischen Gründen übernehmen wir bei der Darstellung der Vokale weitgehend die Darstellung im leider maßgebenden Wörterbuch von Rohrer, obwohl man zum Beispiel für den thailändischen Vokal  เ-า -ao auch gut das korrekt entsprechende deutsche -au setzen könnte. Eine Ausnahme machten wir jedoch, wo immer möglich, bei den Umlauten, da es ja wohl unsinnig ist, etwa für „ö“ oder „ü“ umständlich ein leicht mißverständliches neues Zeichen zu erfinden, wenn doch vorhandene Schriftzeichen schon ausreichen.

Wissenschaftliche Größen und Buchautoren wie James K. Wyatt oder Barend Jan Terwiel, die bestimmt besser Thai können als wir, haben es vorgemacht und verwendeten die international bekannten Ligaturen œ, æ für ö, ä sowie das ü in ihren Büchern. Warum kompliziert, wenn es doch auch einfach geht? Abweichend von Rohrer ist bei uns auch der Dreilaut เ-ียว -iao (korrekt) definiert, der dort durchgehend (falsch) als Zwielaut -io übersetzt wird.

Beispiel: ไปเที่ยว („ausgehen“) spricht man bpai tîao. Man könnte diesen Begriff, wenn man von Thais verstanden werden will, für deutschsprechende Wörterbuchnutzer ohne Vorkenntnisse selbstverständlich auch bpai tîau schreiben und auch danach korrekt sprechen, aber ganz gewiß nicht nach dem, was bei Rohrer steht: pai thîo.

Das „offene o“ stellen wir hier durch ein groß geschriebenes O dar. Im Bildwörterbuch und im TIP Führer Bangkok aus technischen Gründen jedoch so: -oh-. Also ein „o“ mit einem fetten h“ dahinter. In echter Lautschrift sähe ein  „offenes o“ wie ein umgedrehtes „c“ aus; also so, wie wir es auf der Titelseite des Bildwörterbuchs mal versuchsweise „gebastelt“ haben...

(Nachtrag 7. April 2011: Auch hier werden wir das künftig konsequent behandeln.)


Töne und Tonzeichen

Die Zahl der Worte, die man in einer Silbensprache bilden kann, ist schon aus mathematischen Gründen begrenzt. Man kann nicht, wie in Europa und Indien, fast beliebig viele Konsonanten und Vokale zusammenfügen, um Begriffe zu bilden. Deshalb gibt es in diesen Sprachen mehr Konsonanten und vor allem viel mehr Vokale als bei uns.

Weil das aber auch nicht reichte, wich man zur Unterscheidung im Laufe der Geschichte zusätzlich auch noch in fünf Tonlagen aus – oder gar in sechs und noch mehr, wie zum Beispiel in Nord- und Nordostthailand (อีสาน ?i: sa:n?) und in Laos. Dort spricht man ลาว la:o, einen Thai-Dialekt mit weniger Konsonanten als im eigentlichen Thai. In Laos hat man von den dort früher gebräuchlichen Buchstaben sogar einige ganz bewußt abgeschafft, zuletzt und am auffälligsten das „r“, das vor einiger Zeit durch den Federstrich eines Ministers aus dem laotischen Alphabet kurzerhand entfernt wurde, weil es Laoten (also auch die Mehrheit der Bewohner im Norden und Nordosten Thailands) ohnehin als „l“  sprechen, wenn überhaupt. Nur in Eigennamen kommt dort das "r" noch vor (nur geschrieben, nicht gesprochen). Weniger Buchstaben bedeuten aber, daß die Töne zur Unterscheidung noch wichtiger werden.

Das in Laos herrschende Regime will offenbar durch derartige Einschnitte (die auch in anderen Bereichen erfolgten) die historisch eigentlich sehr jungen kulturellen Unterschiede zwischen beiden Ländern bewußt vergrößern. Tatsache ist, daß ลาว la:o für viele Menschen in der zentralen Ebene, vor allem für solche, die eine gewisse elitäte Arroganz an den Tag legen, aber auch im Süden Thailands an sich schon etwas „hinterwäldlerisch“ klingt.

Die für Laien einleuchtendsten Bezeichnungen für Tonlagen gehen wohl so: ohne Bezeichnung (normal), ´ (steigend), ` (fallend), ˆ (hoch) und  (tief - umgekehrtes Zirkumflex, hier leider nicht darstellbar). Sprachwissenschaftler sind jedoch anderer Meinung, weswegen auch wir die bei diesen hochstudierten Leuten übliche Kennzeichnung verwenden, wie Sie sie auch im Rohrer, allerdings ohne ein einziges Wort der Erklärung, vorfinden werden:


1. normal: ohne Tonzeichen: Deutsch wie „vier“;

Thai wie
มา ma: (kommen)
นา na: (Reisfeld)
ไมล์ mai (Meile)
นาย na:i (Herr, Chef)


2. tief: ` (Gravis): wie im Deutschen am Ende eines Satzes mit Punkt: „Er kommt.“

Thai  wie
สี่ sì: (vier)
หก hòg   (sechs)
ตก dtòg (fallen)
ใหม่ mài (neu)
ตลาด dtà¿ là:d (Markt)
ฝรั่ง fà¿ ràng (ugs.: Europäer)


3. (ab)fallend: ˆ (mit Zirkumflex): Das ist für die meisten Europäer der schwierigste Ton. Deutsch in etwa wie ein begeistert-erstauntes hohes „Er lacht!“, das jedoch am Schluß deutlich an Kraft verliert, eben „abfällt“!

Thai wie
หน้า nâ: (Gesicht)
ห้า hâ: (fünf)
มาก mâ:g (viel)
(เป็น) หม้าย mâ:i (verwitwet)
ไม่ mâi (nicht)
ไหม้ mâi (brennen)
ให้ hâi (geben)


4. hoch: ´ (Akut): Deutsch wie „Geh!“, „Komm!“

Thai wie
ร้อย rÓ:i (hundert)
ม้า má: (Pferd)
ไม้ mái (Holz, Stock)
นํ้า nám (Wasser)


5. steigend („fragend“): üblicherweise mit umgekehrtem Zirkumflex; im Bildwörterbuch und hier im Forum aus praktischen Gründen mit fettem Fragezeichen? nach der Silbe: Deutsch wie kurz „Ja?“ oder lang „So?“ („Fragender Ton“, noch anschaulicher und am zutreffendsten ist eigentlich die Bezeichnung „Wiederkehrender Ton“.)

Thai wie
หนา na:? (dick)
หมา ma:? (Hund)
ไหน nai? (wo, welche, -r, -s)
ไหม mai? (Seide)
หนู nu:? (Maus, Ratte)
สยาม sà¿ ja:m? („Siam“)

Besonders der Unterschied zwischen der 3. und 4. Gruppe ist für uns nicht leicht zu erfassen ("abfallender" und "hoher" Ton). Man spricht diese Silben sehr betont – als stünde im Deutschen ein Ausrufezeichen dahinter. Bei Gruppe 3 fällt die Betonung am Schluß deutlich ab, die Lautstärke verringert sich, klingt aus.


Zum Schluß nochmal alles auf einen Blick:

1. normal: ohne Tonzeichen: Deutsch wie „vier“;
2. tief:
` (Gravis): in etwa wie im Deutschen am Ende eines Satzes mit Punkt: „Er kommt.“
3. (ab)fallend:
ˆ (mit Zirkumflex): Das ist für die meisten Europäer der schwierigste Ton. Deutsch in etwa wie ein begeistert-erstauntes hohes „Er lacht!“, das jedoch am Schluß deutlich an Kraft verliert, eben vom hohen Niveau aus „abfällt“!
4. hoch:
´ (Akut): Deutsch wie „Geh!“, „Komm!“

5. steigend („fragend“): üblicherweise mit umgekehrtem Zirkumflex; im Bildwörterbuch und hier im Forum aus praktischen Gründen mit fettem Fragezeichen? nach der Silbe: Deutsch wie kurz „Ja?“ oder lang „So?“ („Fragender Ton“, noch anschaulicher und am zutreffendsten ist eigentlich die Bezeichnung „Wiederkehrender Ton“.)



Blumento-Pferde

Mit den Tonzeichen sollte es möglich sein, die „Melodie“ eines Satzes zu erkennen, die für Thais zum Verstehen Ihrer Sprachbemühungen sehr wichtig sind. Anfänger stellen immer wieder fest, daß sie Ihrer Meinung nach vollkommen richtig sprechen, aber absolut niemand versteht sie, ja vielleicht kugelt man sich gar vor Lachen, denn nicht selten bedeuten einzelne Silben bei anderer Betonung das genaue Gegenteil von dem, was Sie glauben. Für Thais dürfte sich dann Ihr Versuch etwa so darstellen, als ob jemand unser Wort „Blumentopf-Erde“ so spricht: „Blumento-Pferde“. Eine neue Pferderasse? Alle Buchstaben sind richtig, aber die Melodie ist völlig falsch.

Aus praktischen Gründen haben wir darauf verzichtet, über Umlaute auch noch ein Tonzeichen zu setzen. So  wurden aus den Vokalen mit Umlaut + Akzent in diesem Buch folgendes:

ä + ˆ = âe             ö + ˆ = ôe         ü + ˆ = ûe     usw.


Buchstaben, die es bei uns nicht gibt

Die „offizielle“ Übertragung einiger Thai-Buchstaben erschwert allen Lernenden, die nicht ausgesprochen routiniert und sprachbegabt sind, ganz unnötig das Leben. So sind unsere Entsprechungen für „t“ (, , , , , ), „k“ (, , , , ), „g“ () und „p“(, , ) am Silbenanfang sowie ausgerechnet noch die beiden ganz besonders wichtigen und sehr häufig vorkommenden Zwischenlaute „dt“ (, ) und „bp“ () tatsächlich so definiert, daß sie kein Ausländer ohne nähere Kenntnis der thailändischen Schriftzeichen auch nur annähernd richtig unterscheidet, wenn er sich bei der Aussprache nach der offiziellen Übertragung auf Verkehrstafeln, in den üblichen Reiseführern, und in fast allen Wörterbüchern richtet. Diese Unterschiede gehören aber zum Wichtigsten, das Sie lernen müssen, wenn Sie auf Thai verstanden werden wollen:


I. Unterschied g–k:

Thai-Begriff -----> „Offizielle“ Übertragung -----> Aussprache

คลอง (Kanal) -----> khlong -----> klO:ng
กลอง (Trommel) -----> klong -----> glO:ng
ไข่ (Ei) -----> khai -----> kài
ฆาต (töten, zerstören) -----> khat -----> kâ:d
ไก่ (Huhn) -----> kai -----> gài
กรุงเทพ (Bangkok) -----> krungthep -----> grung tê:b

Mit anderen Worten (Konsonantenregel Nummer 1):

„k-“ in offizieller Schreibe ist immer „g“  ()
„kh-“ in offizieller Schreibe immer „k“  (alle anderen k)

Da es zwar fünf Konsonanten gibt, die für „k-“ (also das offizielle „kh-“) stehen, nämlich , , , und , doch nur einen, der unserem (deutschen) „g-“ entspricht, nämlich , ist diese wichtige Unterscheidung aber kinderleicht.

Das werden Sie aber so offiziell nirgends lesen, obwohl es stimmt. Thailändische Sprachexperten genügen sich wie fast die gesamte Elite dieses Landes nämlich weitgehend selbst und stehen der Einführung eines ernsthaften Lehr- und Studienfaches „Thai als Fremdsprache“, teilweise geradezu feindselig gegenüber. „We don’t need foreigners to tell us how to teach our language“, wies man an einer thailändischen Universität einen ausländischen Experten sinngemäß ab, der genau dieses Fach einführen wollte. Bei thailändischen Lehrbuchverfassern liest man statt dessen zum Beispiel dies:

Das Thailändische hat keinen Konsonanten, der dem englischen „g“ entspricht. [...]
Und gleich im nächsten Absatz folgendes:
liegt im Klang zwischen „k“ und „g“ – allerdings näher bei „g“ als bei „k“...

Es gibt also kein „g“, aber immerhin ein „k-“, das viel mehr nach „g“ als nach „k“ klingt. Das mag für einige Thais, die in Oxford studiert haben, logisch sein, aber vergessen Sie’s: Deutsche erkennen das grundsätzlich als „g“, nicht als „k“.

Außerdem werden Sie lesen, daß ข, ฃ, ค, ฅ und , also das offizielle „kh-“, am Silbenanfang für ein „aspiriertes k“ steht. มีลม mi: lom („mit  Wind“) wird Ihr Lehrer sagen und ein überdeutliches ganz normales „k“ auf seinen Handrücken hauchen), und zwar im Gegensatz zum „unaspirierten“ (ไม่มีลม mâi mi: lom, „kein Hauch“), das als „k-“ definiert ist, obwohl es jedermann, auch ein Engländer, selbstverständlich als „g“ erkennt (wie etwa in to go am Wortanfang oder in fog, wenn es am Silbenende steht) und auch so schreibt, wenn man ihm nichts anderes bewußt beibringt. Eine mögliche Erklärung für den offiziellen Kauderwelsch erhielt ich einmal von einem thai-indischen Lehrer, der meinte, daß der historische Grund für die auch seiner Meinung nach von Anfang an mißverständliche Definition des als „k-“ vielleicht der gewesen sein könnte, daß es keine Verwechslung mit dem ng- bzw. -ng geben sollte. – So oder so gilt für die Praxis:

1.
Wenn Ihr Lehrer sagt, daß, , am Silbenanfang für ein „aspiriertes k-“ bzw. kh- steht, und ein „unaspiriertes“ ganz ureigenes thailändisches „k-“ sei: Lächeln Sie höflich, aber machen Sie auf jeden Fall den Handrückentest eifrig mit: ข มีลม kO? mi: lom, mit "Wind" beim Sprechen, ก ไม่มีลม gO: mâi mi: lom, "ohne einen Hauch"...

2.
Im Restaurant bekommen Sie nur dann Huhn, wenn Sie ไก่ gài bestellen, aber immer Eier, wenn Sie Ihrem mittelmäßigen Lehrbuch folgend stur „kài“ sagen.

3.
Dies gilt sinngemäß auch für die beiden folgenden Fälle der „aspirierten“ Konsonanten. „ph-“ und „th-“.

4.
Am Silbenende werden alle genannten Buchstaben immer zum Verschlußlaut -g. Z. B. nóg (Vogel); พรรค pág (Partei)  


II. Unterschied b –p –bp:

Thai-Begriff -----> „Offizielle“ Übertragung -----> Aussprache

บ้าน (Haus, Heim) -----> ban -----> bâ:n
พระแก้ว (verehrtes Durchsichtiges  [Abbild des Erleuchteten]) -----> phra kaeo -----> prá¿ gâe:o (wie in "Wat Phra Kaeo")
ประตู (Türe, Tor) -----> pratu -----> bpra¿ dtu:
ผม (Haar) -----> phom -----> pom?
พรรค (Partei, Gruppe) -----> phak -----> pág
ปาก (Mund) -----> pak -----> bpà:g (wie in ปากนํ้า bpà:g ná:m "Paknam", dem Zentrum von Samutprakan)
ปลา (Fisch) -----> pla -----> bpla:

Die Aussprache von der unserem „b-“ entspricht, macht nie Probleme, aber der Unterschied von „p-“ zu „bp-“ ist wesentlich. Zum Glück kann man sich ähnlich wie im vorigen Fall helfen: Zwar kennt die thailändische Sprache drei „p-“, nämlich , und , aber nur ein „bp-“, nämlich . Mit anderen Worten (Konsonantenregel Nummer 2):

„p-“ in offizieller Schreibe ist immer „bp-“  ()
„ph-“ in offizieller Schreibe immer „p-“  (alle anderen p)

Die Aussprache des bpO: bpla:zu erlernen, ist ebenfalls einfach: Lassen Sie sich zwei oder drei Worte, die mit beginnen, von einem gebildeten Thai vorsprechen. Wie gesagt, liegt am Silbenanfang zwischen unseren „b-“ und „p-“; wird zusätzlich jedoch mit einem sehr charakteristischen, wie ich ihn nenne, "implosiven Ton" gesprochen. Eben ohne, daß „Wind“ aus dem Mund kommt: ไม่มีลม mâi mi: lom . Der Buchstabe ist unverwechselbar, wenn man ihn nur einmal richtig erklärt bekommt.

Am Silbenende werden auch hier alle vorgenannten Buchstabe immer als Verschlußlaut „-b“ gesprochen (offiziell als „-p“ übertragen): กบ gòb; (Frosch), สุขภาพ sùg kà¿ pâ:b (Gesundheit) usw.


III. Unterschied d –t –dt:

Thai-Begriff -----> „Offizielle“ Übertragung -----> Aussprache

เด็ก (Kind) -----> dek -----> dèg   
ธง (Flagge) -----> thong -----> tong   
ทอง (Gold) -----> thong („offenes“ o) -----> tO:ng
เต่า (Schildkröte) -----> tao -----> dtào
ตลาด (Markt) -----> talat -----> dtà¿ là:d

Die Aussprache der Buchstaben und , die unserem „d-“ entsprechen, bereitet keine Probleme, aber die korrekte Unterscheidung zwischen „t-“ (, , , , , ) und „dt-“ (, ) ist wieder besonders wichtig, wobei man sich aber analog zum vorhergehenden Fall helfen kann. Daraus folgt Konsonantenregel Nummer 3:

„t-“ in offizieller Schreibe ist immer „dt-“ (, )
„th-“ in offizieller Schreibe ist immer „t-“  (alle anderen t)

, also „dt-“ ist einer der wichtigsten Konsonanten der thailändischen Sprache (das genau gleichklingende ist ebenso wie äußerst selten). Analog zum („bp-“) lassen Sie sich zum Erlernen ein paar Worte, die mit beginnen, von einem gebildeten Thai vorsprechen. Dieser Zwischenlaut liegt am Silbenanfang genau zwischen unseren „d-“ und „t-“; zusätzlich mit dem nun schon bekannten implosiven "Hauch" gesprochen, wobei der "Wind" jedoch im Mund verbleibt. Auch dieser Ton ist leicht erlernbar, wenn man ihn einmal ordentlich erklärt bekommt.

Am Silbenende werden alle diese Buchstaben zum „-t“ Verschlußlaut (gesprochen: -d; siehe oben!).

Am Silbenende werden alle diese Buchstaben, also sowohl   und , als auch , , , , , sowie und immer zum „-t“ Verschlußlaut („Stop“).


IV. Konsonant -ng-

„ng“, ist im Thailändischen ein eigener Buchstabe, der sowohl am Silbenanfang, als auch am Silbenende stehen kann. Am Anfang einer Silbe spricht man ihn aus wie das Wort „singen“ ohne „si-“:

งาน nga:n (Arbeit), ทำงาน tam nga:n (arbeiten).


V. Stiller Konsonant ?-

Für Anfänger (aber nur für diese – das hat man wirklich schnell heraus...) ist es verwirrend, daß nicht nur ein Konsonant ist, den man nicht hört, sondern daß er auch noch als Vokal für das offene „o“ steht (hier mit einem großen O, im Bildwörterbuch als „oh“ – mit fett gesetztem „h“ hinter dem o – geschrieben) und selten sogar, allerdings nur bei vier Begriffen, sogar als Tonzeichen auftreten kann.

Der Stille Konsonant ist tatsächlich still, und vor allem kein „Knacklaut“ oder sonst etwas merkwürdiges, was sich kühne Wortakrobaten schon zur Erklärung ausgedacht haben, um ein eigentlich so einfaches Zeichen zu beschreiben. Viel einleuchtender wäre es meiner Meinung nach, eine eigene Bezeichnung dieses Buchstabens einfach aus seiner Funktion abzuleiten: Vokalträger.

In Lehrbüchern wird - als ?- übertragen, was wir auch tun. Das führt nicht zu Verwechslungen mit dem Fragezeichen, da der stille Konsonant nie am Ende oder in der Mitte einer Silbe vorkommt (dann wäre es nämlich ein Vokal). Da Vokale nie alleine stehen können, taucht aber immer auf, wenn eine Silbe mit einem Vokal beginnt, eben als "Vokalträger":

อก ?òg (Brust)
ออก ?Ò:g (verlassen, treiben, herauskommen [Buch]),
อัด ?àd (pressen, kondensieren),
เอกมัย ?è:g gà¿ mai (von gleicher Art sein, Name einer Gegend in Bangkok: "Ekkamai" Th. Sukhumvit Soi 63),
อรรธการประสิทธิ์ ?àd tá¿ ga:n bprà¿ sìd ( ?àd tá¿ = Teil von etwas, „halbwegs“ ; ga:n = Sache; bprà¿ sìd  = Erfolg).

Der letzte Begriff (es ist der Name der Soi, in der sich das Bangkoker Goetheinstitut befindet), ist auch für die meisten Thais derart exotisch, daß es kaum jemand  auf Anhieb richtig schreiben kann. Lassen Sie sich also nicht abschrecken: Ich wollte Ihnen hier nur mal zeigen, was möglich ist...


Richtig lesen, was Thais schreiben

Wohl jedem fällt in Thailand sofort das leider sehr verbreitete Kauderwelsch auf, das dabei herauskommt, wenn Thais mit dürftigen Fremdsprachenkenntnissen ihre eigene Sprache in lateinische Lettern übertragen. Dafür gibt es zwar genaue Regeln, die, falls sie angewendet werden, die Sache sehr erleichtern, aber freie Thais und Regeln passen nicht gut zusammen. Den dadurch bedingten groben Unfug auf vielen Verkehrrsschildern zum Beispiel kann man oft erst dann korrekt entziffern, wenn man ohnehin schon weiß, was das thailändisch geschriebene Wort darüber bedeutet.

Wie und was Thais eigentlich lesen, wenn sie lesen, ist hochinteressant. Nehmen wir zum Beispiel zwei sehr bekannte  Thai-Begriffe (die Namen einer Universität und eines bekannten Bangkoker Hochhauses mit riesiger Siemens-Werbung), in denen man Teile des ursprünglichen Wortes einfach Buchstabe für Buchstabe in unsere Lettern übertragen hat.

Das geht nämlich eigentlich gar nicht, und wenn ahnungslose Ausländer das dann so wiedergegeben, sorgen sie bestenfalls für allgemeine Erheiterung:

„Silpakorn“ -----> Richtig: ศิลปกรณ์ sin? lá¿ bpà¿ gO:n
„Charn Issara“ -----> Richtig: ชาญอิสระ tscha:n ?ìd sà¿ rá¿

Hier wird zugleich eine der wichtigsten Regeln des geschrieben Thai deutlich: innerhalb fester Begriffe werden zwei gleiche, direkt aufeinanderfolgende Konsonanten (Silbenende/Silbenanfang) zwar gesprochen, aber nicht doppelt geschrieben.

Wie platzsparend das ist, wird anhand der Bangkoker Straße deutlich, die nach dem offiziellen Ehrentitel der verstorbenen Mutter des derzeit herrschenden Königs benannt ist:
บรมราชชนนี
bO: rom má¿   râ:d tschá¿   tschon ná¿ ni:

Buchstabe für Buchstabe übertragen steht das auf Thai so da: B . R . M . R . a . T . TSCH . N . N . i

Thais brauchen also, um dieses indische Wortmonstrum in ihrer Sprache korrekt wiederzugeben, nur halb soviele Zeichen wie wir (tsch- ist ein Lautzeichen). Dieser Begriff ist auch ein gutes Beispiel dafür, daß einige häufige Vokale gar nicht geschrieben werden, sondern sich – jedenfalls für schriftgelehrte Thais – aus dem Zusammenhang ergeben.

Gleich noch etwas für Fortgeschrittene und solche, die es werden wollen: Der o. g. Titel der verehrten Königinmutter, die die meiste Zeit ihres Lebens in der Schweiz lebte, besteht aus drei indischen Begriffen, die alle auch alleine stehen können. Alleine würde man sie aber anders lesen: bei den ersten beiden fällt jeweils die letzte Silbe weg:

บรม   bO: rom -----> erhaben, sehr, äußerst
ราช râ:d -----> König
ชนนี tschon ná¿ ni: -----> „die Frau, die geboren hat“

Zusammen heißt das also schlicht [Straße der] „Mutter des erhabenen Königs“. Das könnte man natürlich auch in ganz normalem Thai schreiben, aber indisch klingt das nun mal für Thai-Ohren viel besser... Thais, so sie nicht der winzigen hochgebildeten Elite angehören, müssen selbst erst im Wörterbuch nachschlagen (so sie eines haben), bevor sie derartige Namen genau erklären können.

Die Sprachunterschiede der sozialen Klassen sind jedenfalls enorm. Grob unterscheidet man das Markt- und Straßen-Thai, von dem auch viele Ausländer in den Bars oder im Umgang mit Dienstpersonal oft ein paar Brocken aufschnappen, dann das höfliche Umgangs-Thai, das sogenannte Rachasap, die Sprache in der man einst die Könige ansprechen mußte (es entspricht der Sprache, mit der man schon im alten Angkor die weltlichen und religösen Machthaber anzusprechen hatte und war selbst wiederum dem indischen Pali abgeleitet), sowie die Mönchsprache, die im wesentlichen auch mit der alten kambodschanischen "Hochsprache" identisch ist. Kaum ein Thai beherrscht sie wirklich, obwohl natürlich jeder Mönch in Thailand ein paar Pali-Sprüche auswendig gelernt hat.

Wir haben uns für das TIP Bildwörterbuch auf die allgemein übliche, höfliche Umgangssprache geeinigt.


Kuriose Sonderregeln

Die Regel mit den niemals doppelt geschriebenen aufeinanderfolgenden Buchstaben gilt auch, wenn diese am Silbenanfang und -ende unterschiedlich ausgesprochen werden; ja sogar dann, wenn sie etwas völlig anderes bedeuten, was zum Beispiel bei einem der häufigsten Buchstaben, dem vorkommt. Als Konsonant entspricht er unserem „r“ und reißt „rO: rüa“, also „R wie in rüa“ (rüa = Boot). Im Doppelpack, also als รร, hat dieses Zeichen aber eine ganz andere Bedeutung. รร heißt รอ หัน rO: han?, also „R wie in han?“ (han? = „umdrehen“; es geht hier um das Vokalzeichen im Wort han?, das -a- bedeutet). Mit รร schreibt man nämlich auch den Vokal „-a-“;  und zwar vorwiegend in indischen Lehnwörtern. Verwechslungen mit , also dem gewöhnlichen "R", sind kaum möglich, denn Doppelkonsonanten gibt es ja nicht.

Falls nun auf dieses  „a“, das ja, verkürzt erklärt, aus zwei aufeinanderfolgenden รร, also zwei „R“ besteht, im gleichen Begriff ein erneutes , also ein normales Konsonanten-„R“, auftaucht (das bekanntlich am Silbenende zum „n“ mutiert...), wird das Konsonanten-Verdoppelungsverbot dennoch beachtet:
กรรไกร gan grai     (Schere)
ภรรยา pan rá¿ ja:    (Ehefrau)

Gäbe es kein Verdoppelungsverbot, sondern eine Pflicht, alle ausgesprochenen Zeichen auch zu schreiben, würde man theoretisch กรรรไกร bzw. ภรรรรยา lesen, wobei je nach seiner Stellung innerhalb der Silbe jeweils entweder für „r“ oder „n“ stehen würde...

© Hans Michael Hensel, TIP Zeitung für Thailand, TIP Edition 2009.
« Letzte Änderung: 14. März 2015, 13:07:52 von hmh. »
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hmh.

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Ein ganzes Buch könnte man ferner über die zahlreichen Begriffe schreiben, die in Thailand sogar ganz absichtlich nicht nach den durchaus vorhandenen, und, wenn man sie denn anwenden würde, auch sehr hilfreichen Regeln des königlichen Sprachinstituts übertragen werden. So wurde zum Beispiel der Name des Gewinners der Parlamentswahlen vom Dezember 2007 und Mitverantwortlichen der blutigen Niederwerfungen der Demokratiebewegungen von 1976 und 1992, สมัคร สุนทรเวช sà¿ mág sun? tO:n wéd früher den Regeln des königlichen Sprachinstituts entsprechend halbwegs korrekt übertragen: Samak Sunthornvej.

Auch bei nur oberflächlicher Kenntnis der Regeln konnte bei dieser Schreibweise fast jeder Ausländer Samaks Familiennamen korrekt aussprechen. Inzwischen läßt er sich aber offiziell wie folgt schreiben und sprechen: Samak Sundaravej. Das kommt einer Rückübertragung seines Namens ins Indische gleich, worauf dann aber die Aussprache selbstverständlich dennoch "Thai-Regeln" folgt; in etwa so, als würde man das ebenfalls aus dem Indischen übernommene Lehnwort นคร ná¿ kO:n (Hauptstadt, Königreich; von Nagara bzw. Negara = Land) ab sofort ná¿ ká¿ rá¿ aussprechen und übertragen, oder gar so, wie es im Rachasap, der Hofsprache (was das ist, steht hier: http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=240.0 ), noch um 1850 üblich war: นัคะรา nág ká¿ ra:(nach den Regeln korrekte Übertragung im maßgebenden Wörterbuch von 1854: Nakkhara)...

Die Ironie der Geschichte ist dabei im Falle von Samak, daß die Aussprache von สุนทร- sun? tO:n- ("Sunthorn-") als Sundara- bzw. Sunthara- (wie es nämlich tatsächlich ausgesprochen wird) im offiziellen Wörterbuch des königlichen Instituts noch nicht mal als theoretische Möglichkeit vorkommt. Es handelt sich um den gleichen Wortbestandteil wie beim berühmten (und streng genommen eigentlich noch höheren...) thailändischen klassischen Dichter Sunthon Phu (sun? tO:n pu:).

Nach den Regeln für Verbindungen mit สุนทร- sun? tO:n- möglich wäre dagegen zum Beispiel sun? tO:n rá¿- oder sun? tO: rá¿-.) Es handelt sich um eines der zahlreichen Beispiele für die beliebte Wortklimperei mit den von 99,99 Prozent der Thais eigentlich gar nicht verstandenen "hohen" oder gar "heiligen" Sanskrit- oder Pali-Begriffen. Die meisten Thais sagen jedenfalls, wenn sie den Nachnamen von Herrn Samak überhaupt jemals aussprechen (sehr selten) weiter wie gewohnt sun? tO:n wéd. Und wer schert sich in diesem Land schon um Wörterbücher...?

Eine ähnliche Namensmutation vom einfach und klar Verständlichen hin zum hohen und kaum noch Aussprechlichen mutet uns auch die Propagandamaschinierie des königlichen Hofverwaltungsamtes beim offiziellen Namen des Königs zu. Als jungbürgerlicher Lebemann in der Schweiz und auch noch in den ersten Jahren nach seiner Krönung las man den Namen des thailändischen Königs in der Weltpresse ganz korrekt nach den offiziellen Sprachregeln: König Phumiphon von Thailand. So heißt er ja auch, nämlich: ภูมิพล อดุลยเดช, also pu: mí¿ pon ?à¿ dun lá¿ já¿ dê:d. Spätestens in den 1960er Jahren jedoch scheinen die in Thailand eigentlich gar nicht besonders ungewöhnlichen Wortbestandteile wohl irgendeinem wichtigen Berater oder Beamten bei Hofe zu ordinär gewesen sein. Man übertrug jedenfalls die völlig korrekte Schreibweise erst zurück ins Indische, um sie von da zurückübersetzt mit lateinischen Lettern zu schreiben. Dabei kam dann das bis heute fast überall gebräuchliche „offzielle“ Kauderwelsch heraus, das so geht: Bhumibol Adulyadej.

Und das alles, obwohl der Mann, wie gesagt, natürlich in Wirklichkeit weiterhin Phumiphon Adunlajadet heißt und sich für Thais ohnehin überhaupt absolut nichts geändert hat, denn diese sprechen den Namen ja ohnehin so aus, wie es thailändisch unverändert korrekt geschrieben wird. Es gibt ausländische Kenner, die augenzwinkernd behaupten, daß es für Thais wohl besonders erhebend sein müsse, im Bewußtsein zu leben, daß der Name ihres geliebten Königs derart kompliziert sei, daß es kein Ausländer schafft, ihn nur annähernd richtig auszusprechen.

Allerdings schaffen das auch die meisten Thais nicht. Den ersten Namen, Phumiphon bekommt man zusammen, weil er aus häufigen Wortbestandteilen zusammengesetzt ist, aber schon beim zweiten, der tatsächlich von Thais so gut wie nie in den Mund genommen wird, geben die meisten schnell auf. Das große Wörterbuch des königlichen Instituts mit Aussprache-Richtlinien in allen Zweifelsfällen, das man mit unserem früheren amtlichen Duden vergleichen könnte, existiert schließlich in Privathaushalten so gut wie gar nicht und in den Bibliotheken steht es meist unbenutzt in irgendeinem nicht besonders beliebten Regal...

Da Thais pragmatisch sind und nichts mehr scheuen als einen Gesichtsverlust, der todsicher einträte, wenn man bei diesen hohen indischen Zungenbrechern etwas falsch ausspricht und ein anderer das merkt, hat es sich von Nongkhai bis Narathiwat inzwischen eingebürgert, einfach ganz unpatriotisch vom "King" (คิง king) zu sprechen, wenn vom geliebten พ่อหลวงของคนไทย pÔ: luang? kO:ng kon tai, dem höchsten Vater aller Thais, die Rede ist. So umschifft man elegant ein paar ziemlich große Fettnäpfchen, die solche eigentlich durch die Bank unverstandenen, aber nun mal hohen bis allerhöchsten aufgepfropften Wörter für fast jeden Thai darstellen.

Im wirklichen Sanskrit spräche man den Namen des thailändischen Königs übrigens bhu:mi-bala atulya-teyas aus. Sie werden so gut wie nie einen Thai treffen, der das versteht.
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Re: Thai für Anfänger. Eine Einführung.
« Antwort #2 am: 22. Dezember 2008, 10:11:51 »

Danke hmh,

habe mal wieder was,dank dir,  dazu gelernt. ;)

Gruß
hansgru
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thaiman †

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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #3 am: 04. Juli 2009, 08:34:48 »


Hallo hmh
fuer mich sehr intressant
und lehrreich                        Gruss thaiman
man muss sich dafuer Zeit
nehmen
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Man wird nicht reich von dem was man verdient, sondern von dem was man nicht ausgibt

Lupus

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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #4 am: 23. Juli 2009, 22:15:08 »

Hallo hmh

Danke Dir für Deine Kurz-Lang-Zusammenfassung der Sprache!
Das Studium Deines (vorzüglichen) Beitrags hat mich zum Nachdenken gebracht:
Eigentlich ist die Melodieführung, das 'Classifier-rundumlesen' auch in unserem Sprachraum voll enthalten - bloß haben wir keine tone-marks - und auch keine Schulen, die das als deutsche Sprache lehren:

Ein 'einfacher Satz' in unterschiedlichen Betonungen

Du hast einen schönen Tag gehabt. (no tonemarks, einfache Beschreibung)
Du hast einen schönen Tag gehabt. (ich aber vielleicht nicht)
Du hast einen schönen Tag gehabt. (jetzt ist aber Schluss damit)
Du hast einen schönen Tag gehabt. (es kann aber noch mehrere geben...)
Du hast einen schönen Tag gehabt. (aber Glück ist vielleicht mehr als Schönheit)
Du hast einen schönen Tag gehabt. (aber das Leben ist länger...)
Du hast einen schönen Tag gehabt. (aber was die Zukunft bringt, wissen wir nicht)

Natürlich sind auch 5 Fakultät Kombinationen dieses Satzes möglich!

Ich hab keinerlei Wissen darüber, ob und wo solche 'Melodie'-Unterschiede je behandelt oder analysiert wurden.

Somit an alle 'Lehrlinge' der Thai-Sprache: Lasst Euch nicht entmutigen, folgt der Melodie und knüpft sie nicht an Inhalte!
Deutsche 'Melodie' modifiziert die Aussgae, Thai-Melodie modifiziert die Worte...lernen muss man

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hmh.

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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #5 am: 03. September 2009, 03:49:00 »

Ich war in den letzten Monaten ziemlich beschäftigt und komme erst jetzt dazu, mal die Altlasten aufzuarbeiten.

Dein Vergleich ist äußerst anschaulich, interessant und hilfreich. Das habe ich so noch nie gelesen. Kannst Du da vielleicht noch was näheres dazu sagen?
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sam

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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #6 am: 03. September 2009, 21:05:06 »

Das war sehr Informativ,das vieles in der Umschrift mit K bezeichnet wird und wirklich ein G ist war mir sehr schnell klar geworden,ein Bekannter wollte mich belehren als ich Goh Samoi geschrieben habe und nicht Koh Samoi,
seine Frau hat es dann bestätigt, er lebt in Deutschland und spricht kein Thai, als Sachse kommt mir zugute das wir B und P nicht unterscheiden, so sagen wir beim buchstabieren immer hartes oder weiches B/P.
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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #7 am: 03. September 2009, 22:07:04 »

Ja, das haben Sachsen mit uns "Frangen" gemein...

Ich hatte vor einiger Zeit eine längere Diskussion über die Verwendung von g- und k- usw. in Lautschrift-Übertragungen aus Thai mit einer Sprachwissenschaftlerin, die nicht nur Thai, sondern auch Sanskrit beherrscht und beides u. a. auch in Thailand studiert hat.

Sie war in unserer Diskussion zuerst gegen die TIP-Version der Erklärung: "Ein G im Englischen ist etwas ganz anderes als im Deutschen", meinte sie. Auch haben Wissenschaftler, die seit Jahren auch in der IP-Lautschrift an Kh, Th und Ph gewohnt sind,  naturgemäß Probleme damit, wenn jetzt plötzlich einer das "Aspirierungs-" bzw. "Aushauch-h" wegläßt. Es ist aber nun mal so, daß im Deutschen alle K, T und P sowieso "aspiriert" sind, also im Gegensatz zu D, G und B ausgehaucht werden. Als Typograph und Schreiberling weiß ich aber, daß jedes zusätzliche Zeichen, das keine Information transportiert, nicht nur überflüssig ist, sondern die Sache für den Lernenden nur erschwert. Beim TIP haben wir uns dann einfach konsequent an diese Tatsache gehalten.

Das betrifft aber, wohlgemerkt, nur die Lautschrift; bei Klarschrift ist es selbstverständlich sinnvoll, sich an die eingeführten Regeln zu halten, was wir auch tun.

Als die besagte Sprachwissenschaftlerin die TIP-Bildwörterbuch-Einführung gelesen hatte, räumte sie ein, daß die Erklärung "in sich schlüssig" sei. Sie gab mir dazu noch einige Tips, die ich für die nächste Auflage in das erweiterte Bildwörterbuch einbauen will. Wir werden dann auch die gesamte Lautschrift im Bildwörterbuch umstellen (derzeit liest man dort unter anderem noch -t, -p und -k am Wortende) und einige neue Seiten einfügen.



Nochmal zur Erinnerung:

In meinen Sprach-Beiträgen liest man alle erklärten Begriffe immer in dieser Reihenfolge:
ไทย --- Lautschrift --- offizielle Übertragung laut Royal Institute --- ggf. eingebürgerte "Kauderwelsch-Übertragung"

also zum Beispiel:
เกาะสมุย    ---     gÒ¿ sà¿ mui?    ---    Ko Samui
สุขุมพันธุ์ บริพัตร --- sù¿ kum? pan  bO: rí¿ pád --- Sukhumphan Boriphat --- "Sukhumbhand Paribatra"

(Wer Sukhumphan ist, steht hier: http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1352.msg32796#msg32796 )
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Lupus

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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #8 am: 04. September 2009, 15:50:02 »

als Nachtrag zu meinem Statement vom 23.07. #4

Das Beispiel habe ich mir im verzweifelten Kampf um korrekte Thai-Aussprache aus den Fingern gesaugt....
( 5 Fakultät Möglichkeiten stimmt natürlich nicht, sondern irgendetwas wie "5 über 2" sinnvolle Kombinationen bei 2 unterschiedlich artikulierten Worten!).
Im Gepräch mit Thais bin ich dann eben darauf gekommen, daß wir auch im Deutschen Melodien verwenden,
um Satzaussagen zu ändern.

Ein weiteres Beispiel: (meine "tonemarks": \=low  -=middle /=high \/=rising /\=falling)
"Kommst Du?"
  • "gleich/ !" (high tone)    meint: "ich eile mich"
  • "gleich/\ !"(falling tone) meint: "es dauert noch etwas, nerve mich nicht"

Änderungen von Betonung und Melodie wirken sich also auch auf Wortebene aus (wie z.B. in Thai ใกล้ glai/\ = nah und ไกล glai- = fern), bis hin zur Änderung der Aussage:
"Wahrlich ein schöner Tag"   ->  Affirmation, daß es wirklich schön war/ist
"Wahrlich ein schöner/\ Tag"  -> (sarkastische) Negation der Bedeutung.

Ein anderes Beispiel für Bedeutungsänderungen (zumindest in der alten Rechtschreibung), wie sie in Thai auch oft vorkommen, wenn Wörter im "Verbund"
benutzt werden:
" aus machen" = abschalten
" ausmachen"  = vereinbaren

Mir helfen solche Überlegungen im Hinterkopf, um nicht die Flinte ins Korn zu werfen (lass das mal einen Thai übersetzen   ;) ), wenn mir das Thai gräßlich schwierig erscheint....wir machen's auch nicht viel anders - und haben es doch gelernt!
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TIP Lautschrift für Thai
« Antwort #9 am: 03. Februar 2010, 01:25:53 »

Mal ein Sachstandsbericht zu der hier benutzten Lautschrift.

Die TIP Umschrift wurde seit 2005 entwickelt. Sie wird von Sprachwissenschaftlern gelobt und ist innovativ für deutschsprachige Nutzer. Das heißt aber nicht, daß wir sie nicht gerne noch mit Hilfe unserer Leser weiter verbessern möchten.

Die wichtigsten Kriterien waren, daß 1. jedermann die verwendeten Buchstaben auf seiner Tastatur finden und schreiben kann und daß 2. die Umschrift deutschsprachigen Lesern auch ohne Spezialkenntnisse (zum Beispiel der katastrophalen IPA Umschrift) zumindest theoretisch eine möglichst automatisch richtige Aussprache ermöglicht. Im übrigen halten wir uns an die Regeln des Royal Institute, also des Königlichen (Sprach)Instituts, welches das für die Aussprache des Thai verbindliche Wörterbuch herausgibt, das unserem früher "amtlichen" Duden entspricht.

Weil die TIP Umschrift möglichst jedermann problemlos schreiben können soll, fällt zum Beispiel das umgekehrte Zirkumflex für den "steigenden" Ton aus, weil das Zeichen in Windoof ohne Spezialschriften einfach nicht zu setzen ist. (Im TIP Führer Bangkok verwende ich es, weil ich das Buch komplett auf Mac setze, da geht es.) Wir nehmen dazu hier und im Bildwörterbuch ein fett gesetztes Fragezeichen; denn den "steigenden" Ton bezeichnet man ja nicht zufällig sowieso viel anschaulicher auch als "fragenden" bzw. "wiederkehrenden" Ton.

Für den "Stop" nach kurzem Vokal setzen wir ein umgekehrtes ("spanisches") Fragezeichen, weil das gut ins Auge fällt und weil einige der wenigen wirklich brauchbaren Thai-Lehrbücher, die ich bisher in die Hände bekam, das ebenso halten.

Man kann aber genausogut einen Punkt setzen, wenn einem das in Windoof zu kompliziert ist. So macht es zum Beispiel Wong Watthanaphichet in seinem empfehlenswerten Thai-English Dictionary.
Dann also einfach sà. nùg statt sà¿ nùg für สนุก Sanuk ("Spaß").
Ich bin mir auch nach fast fünf Jahren noch nicht sicher, was hier die am einfachsten erkennbare/am schnellsten lesbare Lösung ist. In der hier von der Forensoftwäre als Standard verwendeten Katastrophenschrift Verdana sieht das (viel zu hoch gestellte) "¿" scheußlich aus. In Garamond kursiv im TIP Führer Bangkok, wo es ein Zeichen mit Unterlänge ist, das zudem sehr schmal läuft, kommt es dagegen hervorragend.

Außerdem könnte man im Forum natürlich auch noch sa.1 nug1 schreiben, um die Töne zu bezeichnen (hier zweimal "tief"), aber verständlicher wird die Lautschrift so sicher nicht, vor allem nicht bei längeren Silbenfolgen.

Alles weitere, zum Beispiel zur Bezeichnung der Töne, wird oben schon erklärt:

Töne und Tonzeichen

1. normal: ohne Tonzeichen: Deutsch wie „vier“;

2. tief:
` (Gravis): in etwa wie im Deutschen am Ende eines Satzes mit Punkt: „Er kommt.“

3. (ab)fallend:
ˆ (mit Zirkumflex): Das ist für die meisten Europäer der schwierigste Ton. Deutsch in etwa wie ein begeistert-erstauntes hohes „Er lacht!“, das jedoch am Schluß deutlich an Kraft verliert, eben vom hohen Niveau aus „abfällt“!

4. hoch:
´ (Akut): Deutsch wie „Geh!“, „Komm!“

5. steigend („fragend“): üblicherweise mit umgekehrtem Zirkumflex; im Bildwörterbuch und hier im Forum aus praktischen Gründen mit fettem Fragezeichen? nach der Silbe: Deutsch wie kurz „Ja?“ oder lang „So?“ („Fragender Ton“, noch anschaulicher und am zutreffendsten ist eigentlich die Bezeichnung „Wiederkehrender Ton“.)

Für genaue Wortbeispiele oben ungefähr auf das erste Drittel der Seite gehen.

Noch etwas zu den Sonderzeichen, mit denen die Töne bezeichnet werden, Nicht jeder findet sie auf Anhieb auf seiner Tastatur.
Nur wer einen Mac hat, findet alles recht problemlos. Notfalls das geniale Mac-Programm PopChar von Günther Blaschek, Linz besorgen, bis System 9 läuft es als Version 2.7.1. sogar noch als Freeware).

Für die geplagten PC Nutzer hier die etwas schwierigeren Sonderzeichen, die man für einen Beitrag in den Sprachthemen brauchen kann, zum herauskopieren:

Ôâêîôû朿 —–>  ——>

(æ und œ sind nicht wirklich nötig, aber als Typograph und Schüler von Walter Plata ( http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Plata ) pflege ich natürlich die schönen alten Ligaturen unserer Schriften, wie es auch viele Wissenschaftler machen, die Thailändische Wörter verwenden, man lese etwa James K. Wyatt.
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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #10 am: 03. Februar 2010, 18:07:18 »

Hallo hmh,


ich halte die "unlogische"  willkürliche  Akzentsetzung für die grösste Schwäche der "hmh - Lautschrift". Etwa in

Zitat
bpà:g (wie in ปากนํ้า bpà:g ná:m "Paknam"



Erstes  a wird als tiefer Ton, zweites a als  hoher Ton ausgesprochen.

Beide langer Ton, der Doppelpunkt für den langen Ton ist anschaulich, genauso wie es ein Doppel- a oder nachgefügtes h für Deutschsprachler ist.


Das à suggeriert aber einen fallenden Ton, das á einen steigenden.  :o


Wäre ja am naheliegendesten, und ist glaube ich in der vietnamesischen Schrift auch so geregelt.

So würde ich ein hohes a   wie in Wasser als Nâm schreiben, und einen tiefen Ton durch einen Unterstrich andeuten, statt bildlich "falsche" Akzente als Tonzeichen zu verwenden.  }}
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██████  Ich sch... auf eure Klimaziele !

hmh.

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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #11 am: 03. Februar 2010, 19:03:05 »

Ja, das mit den vermeintlich "logischen" Tonzeichen dachte ich auch die ersten 25 Jahre. Ich habe mich in dem Punkt jedoch von den Sprachwissenschaftlern überzeugen lassen, daß es andersrum besser ist. Keiner war ja auf meiner Seite, das so wie von Dir vorgeschlagen zu machen oder gar neu einzuführen.  :'(

Die für Laien einleuchtendsten Bezeichnungen für Tonlagen gehen wohl so: ohne Bezeichnung (normal), ´ (steigend), ` (fallend), ˆ (hoch) und  (tief - umgekehrtes Zirkumflex, hier leider nicht darstellbar). Sprachwissenschaftler sind jedoch anderer Meinung, weswegen auch wir die bei diesen hochstudierten Leuten übliche Kennzeichnung verwenden, wie Sie sie auch im Rohrer, allerdings ohne ein einziges Wort der Erklärung, vorfinden werden

Das Thema ist also schon aus rein praktischen Gründen durch. Es ist kinderleicht, einmal die Bedeutung von lumpigen drei Akzenten für Lautschrift zu lernen:

Töne und Tonzeichen

1. normal: ohne Tonzeichen: Deutsch wie „vier“;
2. tief:
` (Gravis): in etwa wie im Deutschen am Ende eines Satzes mit Punkt: „Er kommt.“
3. (ab)fallend:
ˆ (mit Zirkumflex): Das ist für die meisten Europäer der schwierigste Ton. Deutsch in etwa wie ein begeistert-erstauntes hohes „Er lacht!“, das jedoch am Schluß deutlich an Kraft verliert, eben vom hohen Niveau aus „abfällt“!
4. hoch:
´ (Akut): Deutsch wie „Geh!“, „Komm!“

5. steigend („fragend“): üblicherweise mit umgekehrtem Zirkumflex; im Bildwörterbuch und hier im Forum aus praktischen Gründen mit fettem Fragezeichen? nach der Silbe: Deutsch wie kurz „Ja?“ oder lang „So?“ („Fragender Ton“, noch anschaulicher und am zutreffendsten ist eigentlich die Bezeichnung „Wiederkehrender Ton“.)

Insofern sind wir mit sämtlichen maßgebenden Wörterbüchern und mit IPA kompatibel. Es ist wichtiger, verstanden zu werden, als seinen Kopf durchzusetzen. Da wäre der TIP ja wohl auch eine zu kleine Insel...

Da die Töne wichtig sind und gerade von Anfängern fast immer nachgeschaut werden, wäre es unpraktikabel, wenn wir hier nur für den TIP neue Tonzeichen für Lautschrift erfinden würden.

Mit Vietnamesisch kenne ich mich nicht aus, aber soweit ich darüber was aufgeschnappt habe, wären die besser ebenso wie die Japaner bei ihren chinesischen Schriftzeichen geblieben. Diese sind einer einsilbigen Tonsprache jedenfalls angemessen.

Insofern sind die Thais ein Schrift-Sonderfall, sie haben dummerweise selbst ihre Schrift bei den Kambodschanern abkopiert, deren Kultur sie als höherstehend erkannt und deshalb detailgenau abkopiert haben. Khmer ist aber keine Silben- und Tonsprache wie Thai und man kann dort viel problemloser Buchstabe an Buchstabe aneinanderreihen.

Jetzt haben sie eben den Salat und ihre Sekretärinnen können in ihrer eigenen Schrift heute nur halb so schnell Schreibmaschine schreiben wie in lateinischen Lettern.
Vielleicht die gerechte Strafe fürs eigentlich fremde und von der Elite dem Volk künstlich übergestülpte, allerhöchste Pseudo-indisch...  :-X
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hmh.

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ขอให้สนุกกับการเขียนภาษาไทยของคุณครับ
kO:?  hâi  sà¿ nùg  gàb  ga:n  kian?  pa: sa:?  tai  kO:ng?  kun  kráb
kho hai sanuk kap kan khian phasa thai khong khun khrap

Vielen Dank für den TIP.  ;}  Hat jemand damit schon nähere Erfahrungen gesammelt? Ich kann dazu selbst leider nichts beitragen. Ich benutze unter XP eine Thai-Tastatur; ebenso unter MacOS.

Für Anfänger auf dem Mac gibt es ja das geniale PopChar von Prof. Günther Blaschek für alle Sonderzeichen und ausländischen Fonts, kostenlos als "Lite"-Version. Bis zur MacOS Version 9.2.2 läuft übrigens die alte Vollversion als Freewäre; dann unbedingt zu empfehlen.

Ich habe im Zitat oben eine winzige Änderung vorgenommen: Den Schlußpartikel นะ ná¿ spricht man zwar oft im privaten Umfeld, vor allem (besser, weil höflicher) in Verbindung mit ครับ kráb khrap und คะ kha bzw. den intimen Abwandlungen davon wie etwa จ๊ะ dschá¿

Aber geschrieben wird normalerweise nur das "khrap" oder "kha", außer natürlich zum Beispiel in der Sprechblase eines gezeichneten Witzes.
Das soll aber keine Kritik sein, nur des Lernens wegen. Wir Tipianer sind ja eine Familie, da ist sogar นะจ๊ะ ná¿ dschá¿ völlig in Ordnung.
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dart

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Re: Thai für Anfänger
« Antwort #13 am: 29. April 2010, 22:05:49 »

Zitat von @hmh
Meiner Erfahrung nach kann man sich einen Thai-Kurs, in dem man nicht von Anfang an auch das Lesen und Schreiben lernt, grundsätzlich sparen. Das ist der Mühe nicht wert. Soviel lernt man auch beim Einkaufen, Busfahren oder beim Umgang mit einem Partner. Und das auch noch ganz kostenlos.
-----------------
Damit hat er völlig recht, der Rest ist eigener Antrieb um umgangssprachlich gut klar zu kommen.
Das meiste lerne ich dazu, wenn ich allein unterwegs bin, z.B. zum Einkauf usw. dann hat mein Gegenüber keine Chance, einen fragenden Blick zu meiner Frau zu werfen.
Wenn meine Frau kein deutsch oder englisch sprechen würde, würden meine Sprachkenntnisse viel schneller voran gehen, halt zwangsläufig. Das Gleiche gilt, wenn ich in einer kleinen dörflichen Gemeinde leben würde, wo außer meiner Frau mich niemand versteht. Dort würde ich auch deutlich mehr Anstrengungen unternehmen um thai perfekt zu lernen.
Obwohl das, das Lernen der regionalen Dialekten einschließen würde
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hmh.

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Re: TIP-Umschrift für Thai
« Antwort #14 am: 26. November 2010, 21:30:23 »

Aus einem anderen Thema:

Meine Zwillingsschwester hat Japanologie studiert und immer gesagt, das Sprechen sei nicht das Problem, sondern die Schriftzeichen!

Genau so ist es. Die genialen, aber auch komplizierten chinesischen Schriftzeichen konnten sich nur durch eine Ausnahmesituation durchsetzen, weil sie nämlich in dem Riesenreich mit hunderten vollkommen verschiedenen Sprachen eben auch wichtige Vorteile hatten: Jeder von Japan über Vietnam bis fast nach Afghanistan kann diese Schrift lesen, auch wenn er das gesprochene Wort nicht versteht.

Ein Kantonese und ein Pekinger verstehen sich nicht, wenn sie nicht die jeweilige Fremdsprache beherrschen. Aber beide können dasselbe Buch lesen. Ein Hongkonger Kollege liest japanische Zeitungen und lebt gut davon, das für westliche Nachrichtenagenturen auszuschlachten, ohne Japanisch zu verstehen.

Wenn ein westlicher Ausländer dagegen chinesich lernt, scheitert er bei der Aussprache oft schon an der fehlenden Aussprache-Verbindlichkeit durch die nicht vorhandenen geschriebenen Buchstaben.

Thai ist dagegen geradezu ein Glücksfall für uns Deutschsprachige. Denn eigentlich wäre diese mit dem Chinesischen verwandte Ton- und Silbensprache ebenfalls für diese Bilderschrift prädestiniert gewesen. Jahrhundertelang gehörten die Thai-Völker zum chinesischen Einflußbereich.

Durch das vom alten Kambodscha abgekupferte und abgewandelte Thai Alphabet (Kambodschanisch ist keine Tonsprache!), haben zwar die notorisch inkonsequenten Thais mit ihrer eigenen Schrift so ihre Schwierigkeiten (von ihren eigentlich 100 % genauen und sogar kinderleicht erlernbaren Übertragungsregeln in westliche Sprachen mal ganz abgesehen), aber für uns ist Thai als geschriebene Fremdsprache durchaus logisch und nachvollziehbar, wenn man erst einmal eingestiegen ist.

Das ist nur deshalb in der Praxis dann doch wieder schwierig, weil es leider immer noch kein einziges wirklich gutes Lehrbuch Thai für Deutsche gibt, in dem nicht irgendwelcher Sprach-Unsinn von englischen Lehr- und Wörterbüchern nachgeplappert wird. Ein Lernhindernis ist es auch, wenn in Wörterbüchern für Thai die für diese Sprache weniger geeignete IPA-Lautschrift übernommen wird.

Die nur scheinbar-"offizielle" IPA-Lautschrift erschwert, wo sie verwendet wird, das Thai-Lernen für uns Deutschsprachige erheblich, wenn man nicht bereits wissenschaftliche Vorkenntnisse hat, was für die wenigsten Menschen gilt.

Aber selbst wenn man die IPA-Lautschrift vollkommen beherrscht, liegt man bei der Aussprache vieler wichtiger Begriffe grundsätzlich komplett daneben und spricht alleine schon deshalb für Thais unverständlich, wenn man sich mit Deutscher Muttersprache an das IPA-Kauderwelsch hält.
Dazu ein Beispiel, das jeder kennt, der mal länger als vier Wochen in Thailand war: ไปเที่ยว bpai tîao ist nach IPA pai thîo  {+  --C

Siehe Wörterbücher von Rohrer, Seiten 75 (Deutsch-Thai, Stichwort ausgehen) und 1060 (Thai-Deutsch).
Dagegen เที่ยว tîao kfür jedermann verständlich bei Wong Watthanaphichet, Thai-Englisch, Seite 388.

Wongs Lautschrift ist keineswegs das Gelbe vom Ei, besonders nicht für deutsche Benutzer, aber zumindest bei diesem Beispiel einsichtiger als alle Hochstapler-Zeichen von Leuten, die vielleicht wissenschaftlichen Eindruck schinden wollen, aber Lernende nicht nur auf falsche Wege führen, sondern überwiegend sogar abschrecken.

Beweis aus der Praxis: Weil sich Josef Rohrers Werk, das immer noch das beste unter den mittelmäßigen bis katastrophalen Deutsch-Thai und Thai-Deutsch Wörterbüchern ist, schon gleich bei der Einführung als Praxis-Katastrophe erwies, wurden in Bangkok schon Einführungen (mindestens einmal von Rohrer selbst) vor Studenten gegeben, wie man das Ding überhaupt mit Gewinn nutzt.  :-X

Man fragt sich, was so etwas aus Nutzersicht simples wie ein Wörterbuch soll, dessen Benutzung ausgewachsenen Studenten erst einmal erklärt werden muß...  {+

Die Lautschrift wird bei Rohrer zum Beispiel mit keinem Wort erklärt, die zusätzlichen englischen Erklärungen sind komplett überflüssig, weil es dafür erheblich bessere Wörterbücher gibt, außerdem strotzt es vor Fehlern. Letztere sind aber nicht Rohrer persönlich anzukreiden, der ein trotz aller Mängel dringend benötigtes und bisher nicht übertroffenes Nachschlagewerk für deutschsprachige Thai-Anfänger geschaffen hat, sondern eher der Tatsache, daß offenbar weder der Verlag noch die Sponsoren des Buchs einen kompetenten Mitarbeiterstab zum Korrekturlesen bereitstellen konnten oder wollten.

In Thai ist die Aussprache durch die Buchstabenfolge immer exakt festgelegt. Mit zwei Ausnahmen (bp-, dt-) sind alle Thai Konsonanten durch jeweils einen einzigen lateinischen Buchstaben für Deutschsprechende leicht lernbar zu definieren und ebenso sind alle (!) Thai-Vokale durch deutsche Vokale einschließlich der Umlaute genau zu definieren.

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=3498.msg82024#msg82024

Für uns ist es mit deutscher Muttersprache vergleichsweise leicht, die Thai Schrift zu lernen und einzelne Begriffe zu lesen, sowie auch fast immer auf einen einzigen Blick schon genau zu wissen, wie der Ton einer auf Thai geschriebenen Silbe ist. Und damit fängt es nun mal an. Ohne Kenntnisse der Schrift kann kein Erwachsener unter uns, von Genies abgesehen, erträgliches Thai lernen, das nicht nach ordinärer Straße klingt, bestenfalls...

Aber theopretisch zu wissen, wie man eine Silbe ausspricht und sie tatsächlich richtig zu treffen, sind zwei paar Stiefel...
Das ist jedenfalls meine Erfahrung :-X
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