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Profuuu:
8. Februar 2009

Reiseplanung

Er nimmt Formen, der Besuch meiner Holden im Wonnemonat Mai. Wie immer, voll durchorganisiert. Ohne detaillierte Planung würde sie sich gar nicht erst in den Flieger setzen. Das empfände sie als respektlos ihr gegenüber, wenn ich sie ohne vorherige Mühe hier empfänge. Sie ist auch damit einverstanden, dass wir an den Sonntagen ein bisserl länger im Bett bleiben. Geplant, wie gesagt.

Dieses mal benötigt sie nur ein Visum. Die Schweiz gehört nun zum Schengenraum. Sie hat gelernt, die Schweizer Botschaft in Bangkok der Deutschen vorzuziehen, obwohl sie bei letzterer auch nie Probleme hatte. Die Atmosphäre ist dort halt anders, weil so viele weibliche Wesen in den Schlangen stehen, die anders sind. Dann kommt sie sich selber immer anders als die anderen vor. Wo anders in Thailand muss man dies so als Thai über sich ergehen lassen? Ausserdem hält sie die Mädels, von denen die Farangs immer behaupten, dass gerade ihre anders sei, für völlig unpatriotisch. Wer als Thai anders als Thais sein möchte, möge doch bitte woanders in einem anderen Land seine unpatriotische Einstellung ausleben

Als einen der Höhepunkte ihres Besuches hat sie sich „Ost-Deutschland“ gewünscht. Dort hätten ja die Kommunisten gehaust, ähnlich wie in den Kalksteinhöhlen im Süden Thailands oder in den Wäldern Nord und Nord-Ost-Thailands in den 70ern. Es soll also ein echter Abenteuerurlaub werden. Von Dresden hatte sie mal was gehört. Dresden soll es sein.

Ich war sofort Feuer und Flamme. Wer meine Geschichte „Schwiegermütter“ kennt, ahnt warum. Dort kann ich ihr dann schon am Frühstückstisch die verkorkste Deutsche Seele erklären. Warum wir bis ins 7. Glied geschädigt sind und meine Vorfahren durch Feuerstürme, gegen die die Hölle gar nix ist, dafür bestraft wurden.

Ich werde ihr den neuen Bahnhof dort zeigen und ihr erklären, wie viele Menschen dort einmal umkamen. Sie wird ihn begeistert wieder verlassen wollen. Begeistert von den vielen Geistern der Toten, die dort unsichtbar immer noch auf die Züge aufspringen. Und falls ich dann in Hochform bin, werde ich ihr erklären, dass auch ihr Land eine Mitschuld trifft. Die Thais haben ja schliesslich damals Deutschland den Krieg erklärt. Ohne sie wäre es vermutlich nicht zu der totalen Zerstörung Dresdens gekommen, würde ich ihr dann rhetorische einwandfrei und logisch in sich geschlossen unterjubeln. Da sie ein einsichtsvoller Mensch ist, wird dann auch sie sich bis ins 7. Glied verkorkst fühlen. Ein weiterer Schritt in Richtung unserer Seelenverwandtschaft.   

Nicht genug damit. Ich werde ihr erklären wie die schwarz-weissen Geister auf den historischen Filmrollen mit den Schatten der Toten drauf, damals in der Gruft der Frauenkirche gestapelt, vom Glauben abfielen und Rache nahmen, indem sie das Gotteshaus mit ihrer Glut in Schutt und Asche legten. Das wird sie noch mehr begeistern.

Im patriotischen Sinne werden wir Hand in Hand entlang dem 101 Meter langen Fürstenzug stromern und den Reliefs von 35 sächsischen Herrschern die Ehre erweisen. Ich werde ihr das Wunder erklären, wie sie die Bombennächte fast unversehrt überlebten, obwohl der Rest von Dresden in Schutt und Asche lag. Das wird sie vor Ehrfurcht vor der sächsischen Elite erschauern lassen.

Im Zwinger werden wir dann ungezwungen lustwandeln, falls es das Wetter zulässt. Wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen. Nebenbei werde ich dann versöhnlich verlauten lassen, dass all dies Ungemach nichts anderes als eine vorauseilende Vorstrafe für den späteren Kommunismus in diesem Landstrich war und damit den tröstenden Schleier der Gerechtigkeit über all dies Ungemach breiten. Das Gesetz des Karmas ist schliesslich universell. 

Wir werden, wie eingeplant, noch viel anderes ungeplantes unternehmen. Der Elbe lauschen und uns gemeinsam vorstellen, wie Siamesische Langboote mit Siamesischen Soldaten dahergeglitten wären, falls der Krieg noch ein paar Jahre länger gedauert hätte und wie meine Eltern dann eventuell als Landarbeiter und Strassenbauer in Thailand gelandet wären und mein Thai nun von der Sprache der Einheimischen dort nicht zu unterscheiden wäre. Dann wird sie fragen: „Warum habt ihr auch so schnell aufgegeben? Meine Vorfahren waren schon auf dem Weg nach Dresden.“   

Hier in der Schweizer Nord-Provinz hat es die ganze Nacht lang geschneit. Es ist noch lange hin. Ich freue mich schon auf den Mai.
     

supawan:
@ profuu. http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,606050-2,00.html

dii:
@ Profuu, wenn Du ins Grüne Gewölbe willst, dann ---> http://www.skd-dresden.de/de/museen/gruenes_gewoelbe/Online_Ticket_Buchung_HGG.html

Profuuu:
Danke für den Tipp, dii

† Jhonnie:
@dii

hmmmmmmmm? werbung anderer art?????

aber @Profuuu

musst du gesehen haben!!!! persoenlich !!!!!
nicht nur Internet.

da du ja bereist als auch belesen bist wirst du die Geschichte zu Wuerdigen.

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