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Vollendung in Bangkok

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Khun Han:
Ich glaube, dass die Seelen wissen und darauf vorbereitet werden auf das, was sie in der neuen Inkarnation erwartet, welche Aufgaben sie erfüllen sollten und mit welchen Menschen sie zusammentreffen werden. Das Leben hat einen Sinn und wer dies spürt und versucht, dem gerecht zu werden, der wird auch zufrieden sein. So blicke ich als alter Mann zurück auf viele Begegnungen und Geschichten und die Wege, die ich gegangen bin. Ich habe manche wichtige Entscheidungen getroffen – nach Indien zu gehen, und das zweimal, nach Japan zu fliegen, in der Fremde zu heiraten, mit 40 einen Beruf zu erlernen und mit 55 auszuwandern – und diese Entscheidungen habe ich jeweils in einer Nacht getroffen.

Diese Überlegungen und Geschichten will ich hier teilen und ich hoffe, ich werde nicht zu langatmig und langweilig. Einsteigen will ich zu der Zeit, als ich das erste Mal nach Thailand kam und dabei meine Frau kennen lernte. Es war der 1. Mai 1975, der Vietnamkrieg ging gerade zu Ende und in Kürze würde ich 23 werden. Ich kam aus dem verregneten, dreckigen und überbevölkerten Kalkutta und hier in Bangkok schien immer die Sonne, es duftete herrlich nach Blumen und gebratenen Bananen und die Menschen waren so freundlich. Ich fühlte mich im Paradies.

Ich hatte in Kalkutta einen Flug nach Tokyo gebucht und da war eine Woche Aufenthalt in Bangkok mit dabei. Ich wünsche, ich hätte Tagebuch geführt, denn nicht alle Zusammenhänge sind mir mehr gegenwärtig. Man muss sich sowieso fragen, wie man damals ohne Handy und GPS ans Ziel kam oder sich mit Leuten verabreden konnte. Man schrieb damals eben Briefe, oft sog. Aerogramme, und ich bin froh, dass meine Eltern meine Briefe aufbewahrt haben. Ich war also das 2 Mal nach Indien geflogen, weil ich wieder bei Yogi Ramsuratkumar sein wollte, der damals noch keinen Ashram hatte, sondern in Tiruvannamalai auf der Straße lebte. Heute kann man über viele der Menschen, die ich in Indien und Japan getroffen habe, im Internet nachlesen. An diesem Ort am hl. Berg Arunachala hatte ich in der Bibliothek des Ashram von Ramana Maharshi über Zen gelesen und gedacht, dass dies nun fortan mein Weg sei. Das amerikanische Ehepaar, mit dem ich gemeinsam fliegen wollte, kam nicht, und so ließ ich mir in Kalkutta noch einen Studentenausweis machen und ich bekam die Adresse eines jungen Mannes aus Tokyo, der auch mal in Indien war.



Am Don Muang suchte ich mir das Miami Hotel aus und ließ mich hinbringen. Mit Vergnügen streifte ich nun zu Fuß durch die vielen Straßen. Es gab keine Autobahnen und das Dusit Hotel war das höchste Gebäude der Stadt. In Chinatown trat ich in ein Kino und schaute mir den Film von den fliegenden Guillotinen auf Chinesisch an. In den Coffeeshops konnte ich Musik hören und essen. Mit Bart und langen Haaren war ich ein Hippie, der nicht weiter auffiel. Als ein Cabrio mit 2 Schönheiten neben mir hielt und sie mich einluden mitzufahren, stieg ich ein. Sie warfen sich anerkennende Blicke zu, als sie zwischen meine Beine griffen. Wir fuhren in ein einfaches Hotel, wo sie mich auf das Bett platzierten und sich abwechselnd an meinem besten Teil zu schaffen machten. Zwischendurch ging auch eine mal zur Toilette. Nachdem sie mich beglückt zurückließen, stellte ich fest, dass mein Geldbeutel leer war. Bis auf 100 Baht und das fand ich sehr anständig. Ich ging die Straße hinunter und ließ mich in einem Tempel nieder. Eine Familie saß dort und bot mir eine stachelige Frucht an, die ich nicht kannte. Der Vater schnitt sie mir auf und ich war mit Thailand und der Welt zufrieden.

AndreasH:
Sehr schöner Beitrag. Ich hoffe Du schreibst noch mehr ;}

Raburi:

Hallo Khun Han
Ich freue mich auf weitere Beiträge in deinen Tagebüchern.  }}

Sehr gut geschrieben.  [-]

Khun Han:
Ein Hotelboy fragte mich, ob er mir am Abend eine Frau auf das Zimmer schicken solle. Ich hörte mich nicht "nein" sagen. Es kam ein nettes, junges Mädchen. Sie hieß Deng. Nein, nicht meine Frau. Nach 9 Jahren hinter Klostermauern, d.h. Internatsschule eines katholischen Ordens, und nach monatenlangen Reisen allein durch Indien war ich selig, ein weibliches Wesen neben mir unter der Bettdecke zu haben. Da sagte sie: "Why not make love?". So kam ich zu meinem Ersten Mal.

Das wollte ich natürlich wiederholen. Zu ihrer kleinen Bar musste ich nur die Sukhumvit überqueren und über Felder und ein Bahngleis stapfen. Damals war noch nicht alles zugebaut. Sie war einverstanden und wir verbrachten wieder eine Nacht zusammen im Miami Hotel. Als ich jedoch anderentags wieder zu der Bar kam, wurde mir mitgeteilt, sie sei zu ihren Eltern auf´s Land gefahren. Enttäuscht begab ich mich zu einem Coffeeshop in der Nähe des Hotels, wo ich vermutete, dass die Mädchen dort auch mit Ausländer mitgingen. Mir wurde eines empfohlen, aber irgendwie erschien mir das Gesicht zu eckig und mein Blick fiel auf ein Mädchen hinter ihr. Sie nannte sich Uud, später schrieb sie den Namen als "Hood", und obwohl sie einige Male sagte, sie wolle heim zu ihrer Mutter, blieb sie die ganze Nacht. Ohne die damals üblichen hohen Schuhe war sie klein und als sie Kleid und BH ablegte, kamen kleine Brüste zum Vorschein. Aber das war mir gerade recht.

Ich sprach kein Wort Thai und sie nur einige Worte Englisch, die ihr ihre Schwägerin beigebracht hatte, aber dennoch verstanden wir uns irgendwie und sie teilte auch die folgende Nacht mit mir, meine letzte in Bangkok. Ich weiß nicht mehr, ob sie mich zum Flughafen begleitete, jedenfalls gab sie mir ihre Adresse und ich versprach, ihr zu schreiben.

Khun Han:
Auf Japan war ich nicht vorbereitet. Meine Absicht war in ein Zen-Kloster einzutreten und ich hatte nur zwei Adressen in Tokyo, die eine von Hideji Oyama, die ich in Kalkutta erhalten hatte, und die von P. Gereon Goldmann, die mir meine Eltern in einem Brief mitgeteilt hatten, als ich sie über meine Reise informierte. Hideji war ein junger Mann, der mal mit seinem Cousin in Indien gewesen war, und P. Goldmann war ein Franziskanerpater, den meine Oma durch Spenden unterstützte.

Mit dem Zug fuhr ich in die Stadt, wo ich in einem winzigen Hotelzimmer übernachtete. Die Nasszelle kam mir wie eine Flugzeugtoilette vor. Am Morgen durchstreifte ich die Straßen Tokyos und ich hatte Mühe, zum Hotel zurückzufinden, was mir in Bangkok, Kalkutta oder Benares nie passierte. Ich rief Hideji an und wurde gleich von der Familie abgeholt, die mich wie einen Sohn aufnahm und behandelte. Leider hatte ich keine Ahnung von japanischer Kultur. Ich wusste die Teezeremonie, die der Vater mir zu Ehren durchführte, nicht richtig zu schätzen, und ich befürchte, ich habe mich anstatt vor dem heißen Wannenbad in dem selben mit Seife gewaschen. Ungewohnt aber gut fand ich das Essen, wir besuchten ein Okonomiyaki- und ein Sushi-Restaurant. Die Familie machte mit mir einen Ausflug nach Kamakura, wo wir den Kōtoku-in Tempel besuchten, dem großen Daibutsu die Ehre erwiesen und im Tempel picknickten. Und wir bewunderten die Aussicht auf dem damals höchsten Turm Tokyos.

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