Journalisten kommen halt lieber zum Beispiel nach Phuket oder Samui und berichten von dort der Welt über fast jeden besoffen vom Moped gefallenen helmlosen Ausländer...
OK, das will ich natürlich nicht kritisieren. Von dem vom Liegestuhl am Strand aus erlangten Fachwissen lassen sich ja bekanntlich mit viel weniger Aufwand auch tolle Reportagen schreiben...
Was im geschundenen, übervölkerten, von frommen Zauselbärten noch extra geplagten Bangla Desh derzeit los ist, taucht in keiner deutschen Tageszeitung auf.
Über Umwege erreichte mich durch einen Kollegen diese Mail, die auf einem in Bangladesh tätigen, erfahrenen österreichischen Katastrophenarzt zurückgeht:
(Namen und Anschrift mir bekannt, außer den Namen wurde nichts verändert)
Gesendet: Samstag, 30. November 2013 um 06:36 Uhr
Von: XXX
An: [email protected]
Liebe Frau ZZZ,
Situation hier in Dhaka die vergangene Woche:
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag "hartal" mit insgesamt 19 Toten und `zig Verletzten. Busse werden angezuendet, Zuege werden zum Entgleisen gebracht, ein Rikschafahrer in seinem CNG verbrannt, sogar Herr AAA wurde auf dem Weg zu uns laut seinen Angaben in seinem Motorrikscha angegriffen.
Gestern wurde ein Molotowcoctail an die Deutsche Botschaft geworfen, nachdem sich der Botschafter fuer die Freilassung des Oppositionsfuehrers eingesetzt hat. Das Auswaertige Amt raet dringend ab von Fahrten nach Bangladesh (s. Internet).
Laut Aussage von hier lebenden Deutschen (Auskunft heute im German Club) wird sich die Lage noch weiter eskalieren. Bis jetzt kann man nur an den Wochenenden in der Stadt unterwegs sein (so wie heute), ansonsten sitzen wir hier in der Wohnung fest und versorgen die wenigen Patienten, die kommen (gestern 23 fuer 2 Doktoren, Zeitaufwand 1Stunde 30 Minuten).
In 15 Gehminuten von unserem Standort in Manda entfernt befindet sich ein neues 550-Betten-Hospital, das wir besucht und wo wir mit Kollegen gesprochen haben. Es funktioniert als Krankenhaus zwar noch nicht, wohl aber als ambulantes Zentrum, wo auch Fachaerzte taetig sind. Es werden im Monat ca 350 Patienten versorgt, die fuer die Konsultation 10 Taka zahlen, die Medikamente sind frei.
Unsere Fragen an die Organisation:
1. Warum werden die Leute, die vor Ort im Einsatz sind, in einer solchen Situation nicht kontaktiert um eine einigermassen objektive Beurteilung der Lage zu kriegen? (offenbar Info nur ueber Herrn AAA).
2. Warum wird auf unser e-mail (geschickt vor 3 Tagen) nicht geantwortet?
3. Warum werden angesichts dieser Lage hier weiterhin Kollegen nach Dhaka geschickt? (Info von Kollegin BBB)
Unseres Erachtens sollte das Projekt auf jeden Fall solange gestoppt werden, bis sich die Situation in Bangladesh beruhigt hat.
Mit freundlichen Gruessen und in Erwartung einer Antwort,
XXX