Da war ich nun, fern von der Familie in einem fremden Land, ohne genaue Aussicht für die Zukunft, und fühlte mich dennoch nicht unwohl, denn ich war voll Vertrauen in den höheren Plan. Die nächsten Wochen fand ich Unterkunft bei P. Gereon Goldmann, in seiner Gemeinde im Stadtteil Itabashi. Dieser Mann hatte während des Krieges viel erlebt und hatte viel für die Menschen in Japan geleistet, wofür er auch später vom Kaiser ausgezeichnet wurde. Es gab da eine Kirche und ich hatte nebenan im Pfarrhaus bei einigen Franziskanerpatres ein Zimmer für mich allein. Zur U-Bahn-Station war es nicht weit und von hier aus erkundete ich die Stadt und besichtigte einige Tempel und Sehenswürdigkeiten. "Simasen! Entschuldigung!" war ein Wort, das ich oft gebrauchte, wenn ich nach dem Weg fragte. Kyoto und den Fuji wollte ich auch noch sehen. Und das alles ohne Handy und Internet. P. Goldmann brachte mich zum Ausspannen nach Karuizawa, wo ich in einem während der Ferien leeren Schulungszentrum wohnen konnte und vom Hausmeisterehepaar versorgt wurde. Die Bedeutung des Ortes, besonders für christliche Ausländer, war mir damals nicht bekannt. Ich erinnere mich nur an den großen Saal mit den Doppelbetten, in dem alles aus Holz war. P. Goldmann führte mich auch zu P. Hugo Enomiya Lassalle, der wohl damals schon Weltruf hatte. Dieser wollte mich davon überzeugen, dass alles, was ich suchte, ebenso in der katholischen Religion zu finden sei. Dem konnte ich nicht zustimmen.
Mit dem Shinkansen fuhr ich zum Fuji. In einer Stadt am Fuße des Berges wohnte ich drei Tage in einem Ryokan, einem traditionellen Hotel. Inzwischen genoss ich das Leben in Japan, die Menschen sind zuvorkommend und Essen bestellen ist einfach, die Speisen sind ja in Wachs ausgestellt. Mit dem Bus ging es zur Talstation des Berges. Ein Schweizer begann mit mir den Aufstieg, aber er lief schneller als ich und ich weiß nicht, ob ich den Aufstieg ohne die Dose Sake geschafft hätte, die ich zuvor aus einem Automaten gelassen hatte. Vier Stunden brauchte ich hoch und zwei runter.
Ich unternahm noch eine geführte Busreise um den Berg herum und bestieg wieder den Shinkansen nach Kyoto, wo ich die berühmten Tempel und Zengärten besichtigte. Unterkunft fand ich in einem Guesthouse, in dem einige Ausländer abgestiegen waren. Da lauschte ich dann den Erzählungen vom Mönch sein in Thailand und von den thailändischen Frauen. Ich hatte schon einen Brief an Hood geschrieben und auch eine Antwort erhalten. Sie schrieb, d.h. eine Freundin tat das für sie, dass sie mich auch liebte, nicht mehr arbeitete und die Familie Geld bräuchte. Mein Entschluss stand fest: Entweder werde ich buddhistischer Mönch in Thailand oder ich ziehe mit der Frau, die ich kennen gelernt hatte, durchs Land.
P. Goldmann teilte mir mit, dass er mich nicht mehr bei sich wohnen lassen konnte, nachdem ich zwar zur Kommunion ging, aber nicht zur Beichte angetreten war. Ich machte von meinem falschen Studentenausweis Gebrauch und wohnte noch einige Tage in einer Jugendherberge, bis ich in den Flieger zurück nach Bangkok stieg.