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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 112212 mal)

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franzi

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #420 am: 08. Dezember 2019, 09:07:42 »

Wieder einmal genial  ;}

fr
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Wenn ich nur "hier" schreibe, meine ich Nakhon Si Thammarat und Umgebung

jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #421 am: 12. Dezember 2019, 09:45:35 »

Die Erbschaft

Wir,Grossmutter und ich,waren arm wie die Kirchenmaeuse.Wir mussten zwar nicht hungern,
hatten ein Dach ueber dem Kopf und konnte im Winter selbstgestrickte Struempfe tragen.

In der Adventszeit,wo das maechtige Kriegerdenkmal vom Nebel umhuellt war,die Wassertropfen
an den Zweigen der Trauerweiden,die das Denkmal saeumten,glitzerten und bald schon am
Nachmittag in der einbrechenden Dunkelheit veschwand,war helles Licht in den Auslagen der
3 Kaufhaeuser von Schrems.

Dort zog es mich taeglich hin,denn eine Auslage war mit Spielzeug vollgeraeumt.Wir Kinder drue-
kten uns die Nasen platt und taeglich musste die Auslagenscheibe von den Fingertappern gereinigt
werden.

Kapselrevolver,Aufziehautos sogar eine Modelleisenbahn u.s.w.Alles fuer mich als,9-jaehriger, uner-
schwingliche Kostbarkeiten und ich traeumte davon,dass spaeter,wenn ich reich sein werde,mir
das alles kaufen werde.

Nur,wie wird man reich ?

Der einfachste Weg ist,man macht eine Erbschaft-und die machte ich auch ein paar Jahre spaeter.

Es war in diesen Jahren,als ploetzlich ein schwarzer Mercedes beim Haus meiner Grossmutter vor-
fuhr ein ein Paar dem Wagen entstieg.

Sie stellten sich vor und drueckten mir einen Fussball in die Hand.Nach einem Gespraech mit Gross-
mutter wurde mir aufgetragen zu den Leuten Onkel Oskar und Tante Hilde zu sagen.

Nach einer Jause fuhren sie wieder ab und Onkel Oskar versprach,dass wenn ich mich in der Schule
anstrengen wuerde,ich es nicht bereuen werde.

Ich konnte den Onkel Oskar familienmaessig nicht zuordenen,was aber kein Wunder war weil die
Verwandtschaft breit gestreut war.Grossmutter hatte 12 Geschwister,die ueberall im Lande lebten.

Zu besonderen Anlaessen kamen Geschenke von Onkel Oskar.Zum Geburtstag eine Geige,leider
ohne Bogen,dann einen Modellbaukasten fuer einen Automotor und eine Anzahl von Fussbaellen.

Immer bedankte ich mich mit Brief hoeflich und seine Empfaengeradresse war der 13,Bezirk in
Wien.

Nobelbezirk,Cottage,Villenviertel,Dienstpersonal samt Gaertner,alles riecht dort nach Wohlstand
und Geld.

Ich war mittlerweile in Wien gelandet,als er mich,eines Tages in seine Villa einlud.

Ganz nobel - Lage,Einrichtung und erst das Essen.Allerdings mir war nicht ganz wohl dabei,denn
Tante Hilde und ihre Tochter warfen giftige Blicke auf mich und stellten spitze Fragen.

Ich erfuhr dabei,dass Onkel Oskar eine Firma hatte,die als Generalvertretung fuer Maerklin,Faller
und andere hervorragende Spielzeughersteller fungierte und offensichtlich als Nachfolger fuer sein Unternehmen,mich ins Auge gefasst hat.

Nach der Einladung blieben wir in loser Verbindung.Weihnachtskarte da,Ostergruesse dort.

Eines Tages kam per Post ein Paeckchen.Die beiliegende Parte besagte.dass Onkel Oskar gestorben
war und der Inhalt wohl seinem Vermaechtnis zu verdanken ist.

Sofort probierte ich die 4 Paar getragenen Schuhe,die mir leider nicht passten und ich entsorgen
musste..

Aber immerhin,das war das einzige Mal.dass ich etwas erbte.

Jock

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Alex

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #422 am: 12. Dezember 2019, 09:53:21 »

@ Jock ,

mein Beifall für Deinen humorvollen Anarchismus als Autor hier und im Wiener Schmäh sei Dir gewiss ...

leider vermissen wir den bei den Themen Klima Hysterie , oder FPOE am Pranger ???
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Wir sind nicht auf der Welt , um so zu sein, wie andere uns haben wollen !

asien-karl

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #423 am: 12. Dezember 2019, 13:24:46 »

Das Geschmeidige Wort der Politikhuren & ihres Gesindels ist wie die Musik des Ratenfängers in den Ohren der Kinder & zurückgeben.
 :-)
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #424 am: 18. Dezember 2019, 11:16:11 »

Die Werkelmaenner

Als der 7-jaehrige Krieg 1763 zu Ende war,herrschte in den Staatskassen der Maria Theresia
und am Hof von Friedrich d.G. intimidierende Leere.

Im Ueberfluss dagegen Kriegsinvalide,die nicht am Arbeitsmarkt unterzubringen waren und
selbst schauen mussten,wie sie ueberleben,da es fuer sie aus Geldmangel  keinerlei Unter-
stuetzung gab oder sie eine Invalidenrente beziehen konnten.

Zu der Zeit hatte Berlin etwa 120.000 Einwohner,davon rund 20.000 Militaers.

Ein Ausweg aus der Misere bot sich an,weil ein neuartiges Musikinstrument in Mode kam,das
aber in der Anschaffung sich kaum jemand leisten konnte.

Der Leierkasten oder Werkelkasten war fuer viele der Strohhalm,der sich als Rettung anbot.

Jedoch um durch die Strassen ziehen zu duerfen,bedurfte es einer Lizenz.Diese wurden auch
grosszuegig erteilt,weil man sich mit dieser Massnahme der Fuersorge des Staates fuer die
im Feld Verwundeten,entsorgen konnte ohne dass es etwas kostet.

Das geschah sowohl in Berlin als auch in Wien.

In Wien jedoch mussten die Aspiranten zuvor eine "Pruefung"ablegen.Die bestand darin,die
Kurbel,mit der man dem Kasten Musik entlocken kann,im richtigen Tempo zu betaetigen.
Es ist nicht bekannt,dass jemand,auch wenn er einarmig war,bei der Pruefung durchfiel.

Man bekam zwar leicht eine Lizenz,doch man hatte keinen Leierkasten,denn,wie schon er-
waehnt,die waren sauteuer.

Zum Glueck gruendeten sich Firmen,die Leierkaesten gegen einen fixen Tagessatz verliehen.

Der Umsatz,den diese Firmen erzielten,war betraechtlich,denn in Berlin waren 3.000 Werkel-
maenner (in Wien 2.000) taeglich unterwegs.
Die ersten Instrumente konnte man noch tragen,Spaeter,als bessere Mechanik eingebaut war,
wurden sie zu schwer und wurden auf einen fahrbaren Untersatz montiert.

Sodann zogen die Werkelmaenner von Haus zu Haus,spielten in Hinterhoefen und sangen da-
zu.Auch an frequentierten Plaetzen oder vor Durchhaeuser waren sie anzutreffen.Natuerlich
waren Streitigkeiten um bevorzugte Plaetze an der Tagesordnung und manchmal hatte die Po-
lizei alle Haende zu tun,um die Hanseln zu trennen.

Wenn ein Werkelmann im Hinterhof seine Kurbel betaetigte und zur Melodie sang,tanzte das
Aeffchen,das manche an der Kette mitfuehrten,dazu.
Bald oeffneten sich die Fenster der Wohnungen und in Papier gewickelte Muenzen wurden ihnen
zugeworfen.
Man wusste zu honorieren,dass der Werkelmann,seine vaterlaendische Pflicht im Feld erfuellt hat
und nun um seinen Lebensunterhalt kaempft.

Ab 1838 nahm die Anzahl der Werkelmaenner rasch ab.In Wien gab es nur mehr an die 800 und
zum Jahrhundertwechsel kaum mehr als 120.
Ab 1930 wurden in Oesterreich ueberhaupt keine Lizenzen mehr erteilt und als die Nazis kamen,
verboten sie alle oeffentlichen Auftritte.

1958 waren nur mehr 3 wackere Werkelmaenner in Wien unterweg und bald darauf verschwanden
sie,wie auch Pferde,aus dem Strassenbild.

Wahrscheinlich koennen sich nur die Graubaertigsten und Skalplosesten unter uns noch an die ori-
ginalen Werkelmaenner erinnern.

Nur dann und wann kann man sie vereinzelt wieder in den Strassen sehen.Wenn sie an der Kurbel
drehen,bewegen sich keine Nagelwalzen sondern eine Discoscheibe.Als reines Steckenpferdreiten
werden sie von der Obrigkeit eingestuft und verzichtet auf doppelte Buchhaltung,Bilanz und Steuer-
pruefung.

Jock




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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #425 am: 25. Dezember 2019, 10:21:55 »

Ein Mann wie Prince Philip ist in Gluecksfall fuer jede Rentenkasse.

Erst mit 96 Lebensjahre ging er in Pension.Das sollte doch fuer jedermann/frau ein
leuchtendes Beispiel sein.

Respekt und Dankbarkeit sollte man ihn dafuer entgegenbringen,doch die rauhe Wirk-
lichkeit sieht anders aus.

Zuerst hoerte er von seinem Weibe,dass er seine 7 Sachen packen soll und ausziehen,
ausserdem setzte sie ihn zuvor schon zu,dass er seinen Fuehrerschein abgeben soll.
Fuer nutzlose Esser,hat die Queen keinen Platz im Buckingham- Palast.

Also packte er seine Sachen und zog aus.Ein Plaetzchen fand er in Sandringham House,
einer Art Weekendhaus der englischen Koenigsfamilie,wo sie jaehrlich die Zeit von Weih-
nachten bis Ende Jaenner verbringen.

Eine grosszuegige Liegenschaft ist das und das "Haeuschen" war um 1870 ganz modern.

Es hatte damals schon eine Gasbeleuchtung und so etwas wie eine Dusche.

Edward VII. liebte dieses Anwesen,das reichlichen Platz liess,seinem Hobby,der Vogeljagd
zu froenen.Um mehr Zeit dafuer zu haben,liess er eine eigene "Zeitzone" einrichten,die
eine halbe Stunde vor der Greewich Time anzeigte.
Von 1901 bis 1936 wurde die "Spezialzeit" eisern beibehalten,obwohl der Koenig schon 1910
verstorben war.

Das Sterben steht Prince Philip noch bevor,aber bis dahin wollte er sein Leben ohne Belaest-
igungen ausklingen lassen.

Waere da nicht der gefuerchtet Kirchgang mit dem Familienanhang und dem Weihnachtses-
sen.

Die Kirche ist saukalt und die Messe ist ohne 2 langen Unterhosen nicht zu ueberstehen und
das Geschwafel des Pfarrers,ein keusches Leben zu fuehren,ist fuer Philip eine Zumutung.

Daher wollte er heuer dem Ganzen aus dem Weg gehen und liess sich in eine Klinik einweisen.

Der Gedanke,seinen Blick auf ein wohlgeformtes geiles Hinterteil einer huebschen jungen
Krankenschwester werfen zu koennen,loeste Vorfreude aus.

Doch daraus wurde nichts.Die Queen bekam Wind davon und ordnete die Entlassung aus der
Klinik an.

Jetzt ist er wieder im Sandringham House,wo sich fast die ganze Familie versammelt.

Charles ist da,Anne ist da,Edward wird kommen,alle mit ihren Spouses.Nur Andrew wird eine
diplomatische Verkuehlung niederstrecken,die es ihn unmoeglich macht,zu Erscheinen.

Jede Menge an Enkelinnen und Urenkel fuellen das Haus,bis auf Prince Harry.

Er und seine Meghan zogen es vor,bei der Mutter von Megham im fernen Canada die Weih-
nachtstage zu verbringen und man kann hoffen,dass man dort auf die Etikette verzichtet.

Also kein Hofknicks,wenn Harry aus dem Klo kommt und es wird auch keine diplomatische
Verstimmung eintreten,wenn Mutter Meghan sagt" Hey Harry,trag doch bitte den Mistkuebel
hinunter,sei so gut ".

Jock





« Letzte Änderung: 25. Dezember 2019, 10:48:15 von jock »
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #426 am: 31. Dezember 2019, 15:38:45 »

Streifzug durch die Heraldik

Die Vorlaeufer von Wappen finden sich schon im 10.Jhd.So wie heute waren sie Unikate.

Spaeter wurden "Wappen" auf Fahnen und Standarten appliziert,damit die Landsknechte
wussten,wer ist Feind,wer ist Freund.
Einheitliche Felduniformen gab es damals noch nicht.Erst spaeter wurden Uniformen im
Kampf getragen,die sich merklich vom Gegner unterschieden.

Weit leuchtende Uniformroecke zu weissen oder blauen Hosen oder umgekehrt,erleichterten
das Erkennen,ob der,der gerade jemanden totschlaegt,spiesst oder sonst wie umbringt zur
eigenen Mannschaft gehoert.

Ein Ueberbleibsel von dieser,nicht unwesentlichen Ueberlegung findet sich heute auf jeden
Fussballplatz.Nichts ist peinlicher als,einen Querpass zum freien Mittelstuermer der gegner-
ischen Mannschaft zu schiessen und der kaltlaechelnd verwertet.

Dann kam die Zeit,wo Wappen dazu dienten,den Rang,Stand,Herkommen und Familienhinter-
grund anschaulich herauszukehren.

Ein eigenes Wappen fuehrt auch Prinz Philipp und das hat einige Besonderheiten.

Der Schildkoerper zeigt die Verbindung zu Griechenland auf und auf die Herkunft des Batten-
berggeschlechts.
Ueber dem Schild der koenigliche Helm mit 5 Straussenfedern.Die Umrandung des Schildes
bildet den Hosenbandorden ab und unter dem Schild der Wappenspruch.

Interessant sind die Schildhalter,die links und rechts symbolisch den Schild halten.

Bei Prinz Philipp ist es auf der linken Seite ein grosszuegig geschweifter Loewe.Da der Loewe
lackierte Fingernaegel hat,wird oft angenommen,es sei eine Loewin.Aber am zweiten Blick
sieht man ein loewisches Gemaecht und alle Ueberlegungen,ob des sich um einen tierischen
Kathoy handelt,eruebrigen sich.

Bei der rechten Seite des Schildes wird es spannend.

Der Herr,der da laessig den Schild haelt,ist halbnackt,hat einen ausgepraegten "Sixpack" und
ist bewaffnet mit einer Steinzeitkeule.

Er soll den Herkules darstellen,doch bei allen Abbildungen aus der griechischen Antike,findet
man keinen einzigen Herkules,der leuchtendes gruenes Haar hat.

Auch Staedte haben im Allgemeinen ein Stadtwappen - so auch die Stadt Coburg.

Das Stadtwappen ist eine Versicherung,dass sich niemals der verehrte @franzi dort  ansiedelt
oder niederlassen wird.

Er,der einst vor 6 Negern Reissaus genommen hat und die schoene Stadt Innsbruck flucht -
artig verliess,wuerde "an Schiachen" kriegen,nehme er das Stadtwappen ernst.

Es zeigt eine Mohrin (Negerin)mit gekraeuseltem Haar und einem goldenen Ohrring.

Ich koennt ihn aufklaeren,welche Bedeutung das hat,aber ich tus nicht.

In einer versteckten Ecke des Forums finden sich Abbildungen von halbnackten Frauen.Viele
Mitglieder verweilen dort stundenlang.

So g'schamig,wie die Forenleitung damit umgeht,sind die Jamaikaner nicht.

Deren Wappen zeigt nicht nur eine barbusige Schoenheit,sondern erinnert auch ( als Werbung
gedacht) an einen Exportschlager des Landes.

Jock

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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #427 am: 01. Januar 2020, 17:18:55 »

Der Fahnentumult in Wien

Als in den ersten Februartagen 1798 ein Herr und sein junges Gefolge die Grenze zwischen Frank-
reich und der Lombardei ueberqueren wollte,war fuer die Grenzbeamten guter Rat teuer.

Die Herren hatten naemlich keine Paesse,sondern nur ein Beglaubigungsschreiben aus Paris,das
bestaetigte,dass es sich bei dem vornehmen Herren um den neuen Botschafter Frankreichs in
Wien handelt.

Unterschrieben war das Dokument von Napoleon selbst und auch der Kreditbrief garantierte die
Auszahlung einer sehr hohen Summe.

Alleine,die Staatskanzlei in Wien war ueberrascht,denn die vorher uebliche Abstimmung ueber
die Person eines Botschafters war ausgeblieben.Ausserdem wollte man keine Botschaft in Wien
sondern nur eine niederrangige Gesandtschaft.

Der Herr und sein Gefolge setzten jedoch die Einreise durch und kamen Mitte Februar in Wien an.

Sofort wurde ein Stadtpalais angemietet,Mobilar,Pferde angekauft und Personal requiriert.

Die oesterreichische Staatsmacht und die Polizei sahen dem Treiben mit Skeptis zu und schmug-
gelten 2 Spitzel ein,die verlaesslich von allen Vorgaenge berichteten.

Jean Baptist Bernadotte war durch und durch gluehender Anhaenger der Franzoesischen Revolu-
tion und ein Mann Napoleons.Den Geist der Revolution fuerchtete man in Wien,wie der Teufel das
Weihwasser.
Waere ja noch schoener,wenn sich das Volk verfuehren liesse und dem Kaiser die Krone vom Haupt
reisst.

Die oesterreichische Diplomatie in Wien begegnete Botschafter Bernadotte mit Ablehnung und um
das Klima zu verbessern,wollte er ein Fest veranstalten.

Im Zuge des Festes hiesste er die Trikolore und mehr hat er nicht gebraucht.

Eine empoerte Menschenmenge stuermte die Botschaft,riss die Fahne herunter und verbrannte sie.

Der Unglueckvogel goss zudem noch Oel ins Feuer,indem er mit gezogenen Saebel herumfuchtelte.
Hinterher beschuldigte er die Polizei und das Militaer,beim Aufruhr untaetig geblieben zu sein und
zog naechsten Tag,samt seiner Entourage ab.

Zur Erinnerung an den Aufruhr,wurde die Gasse ,wo das stattfand umgetauft auf Fahnengasse.

100 Jahre spaeter war das vergessen und als "Dank" schenkte Frankreich den Wienern ein Botschafts-
gebaeude Frankreichs,das eine Perle ist und sich vom umgebenden Gebaeudeensemble markant ab-
hebt.

Das Botschaftsgebaeude wurde ab 1904,nach den Plaenen eines beruehmten franzoesischen Arch-
itekten errichtet und zeichnet das "Art Nouveau " in seiner besten und reifsten Ausformung aus.

Nur die bekanntesten Handwerker und Kuenstler arbeiteten bei der Ausstattung mit.

Alle koennten damit gluecklich sein,doch es findet sich immer ein Haar in der Suppe.

Kaum war das Gebaeude fertig,kam ein fuerchterlicher Verdacht auf,der sich bis heute nicht aus der
Welt raeumen laesst.

Der besagt,dass durch eine Verwechselung der Plaene,das Gebaeude nur irrtuemlich in Wien steht
und es eigentlich als Botschaft in Istanbul errichtet werden sollte.

Verfestigt sich der Verdacht,kann es sein,dass ein wildgewordener Baureferent des Bauamtes von
Wien,womoeglich einen Abrissbescheid erlaesst.

Jock

Nachspann :

Der davongejagte Botschafter wurde spaeter Koenig von Schweden und Norwegen.

Vor einigen Tagen flog die indische Botschafterin von Wien nach New Dehli.Ihren Rueckruf bedauert
nicht nur das osterreichische Aussenministerium,sondern auch das gesamte diplomatische Corps,
das nun auf ausgezeichnete,erlesene Bankette verzichten muss und in die Klagen mischen sich
auch bekannte Juweliere und Flagshipstores ein.





« Letzte Änderung: 01. Januar 2020, 17:34:42 von jock »
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #428 am: 03. Januar 2020, 09:21:19 »

Wer kennt nicht Fernsehbilder aus olympischen Stadien,die die 50 Km - Geher vor dem
Zielband zeigen ?

Die Gesichter sind schmerzverzehrt und mit letzter Kraft "watscheln" sie den Trophaeen
entgegen.
Angefeuert werden sie von ihren Unterstuetzern,die alle Daumen druecken,dass der Geher
die Ziellinie passiert..

Das selbe Szenario konnte man schon am 20.Oktober 1401 beobachten und die "Fans"
des "Athleten" waren besonders darauf bedacht,dass ihm die Kraft nicht ausgehen wolle.

Klaus Stoertebeker war sein Name und in Hamburg steht sogar sein Denkmal.

Dieser Herr war Freibeuterkapitaen und ziemlich erfolgreich.Sosehr,dass ihn die Hanse
unschaedlich machen wollte.Nachdem er gefangen genommen wurde,wurde er und seine
73 Kumpanen zum Tode durch Enthaupten verurteilt.

Das Urteil wurde,nicht unerwartet,nicht gerade von den 74 begruesst und bedungen sich
aus,dass alle jene,die der enthauptete Stoertebeker kopflos an der Reihe der anderen Ver-
urteilten vorbeischreiten kann,begnadigt werden sollen.

So geschah es auch.Herr Stoertebeker schaffte es noch an 11 Deliquenten vorbeizugehen
bis ihn der Scharfrichter ein Bein stellte.
Darauf wurden die Anfeuerungsrufe eingestellt und statt dessen riefen sie Foul und Schieb-
ung.

Wie Politiker so sind,vergessen sie gerne ihre Versprechungen,so auch die Ratsherren von
Hamburg.
Von eine Begnadigung wollten sie nichts mehr wissen und der Scharfrichter enthauptete alle.

Hinterher hatte er einen Muskelkater und war in seiner Ansicht bestaerkt,dass Enthauptungen
mit dem Schwert nicht das Ideale sind,jemanden hinzurichten.

Dieser Ansicht war auch der Henker von Paris,ein Herr Carles Sanson,als er sich zwischen
1792 und 1798 gemeinsam mit dem Arzt Joseph- Ignace Guillotin zusammentat,um ein human-
itaeres Projekt anzuleiern.

Eine Maschine wurde gebaut,die einen sofortigen Tod eines Hinzurichteten gewaehrleisten soll.

Moeglichst schmerzlos soll das ablaufen und verhindern,dass die Koepfe der Hingerichteten
hinterher noch auf Reize reagieren.
Nach einigen Versuchen mit Schafen,wurde das Gewicht des Fallbeils verstaerkt und funktion-
ierte sonst anstandslos.Zumindest sind Beschwerden von Guilottinierten nicht bekannt.

Nur bei der Enthauptung des Ludwig XVI.gab es eine Panne.

Da er die Verurteilung als ungerecht empfand,bekam er darauf hin einen dicken Hals.Daran
blieb das Fallbeil stecken und musste nochmals aufgezogen werden.

Alle Humanisten sind sich einig,dass diese Art der Hinrichtung der Vergangenheit angehoeren
soll.

Daher ueberrascht,dass der Opa v.k.A.kuerzlich ein flammendes Manifest niederschrieb,worin
er fordert/voraussagt,dass " Koepfe rollen"muessen bzw.werden.Das im Zusammenhang einer
Rundfunkstation und eines verunglueckten Kinderliedes.

Naja,war wohl wallendes Revolutionsblut,das uebergeschossen ist.

Jock












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malakor

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #430 am: 30. August 2020, 08:02:46 »

Die weltberuehmte Wr.Medizinische Schule und deren Umwegrentabilitaet

Es war im Sommer des Jahres 1963 als ein Typ mit dunklem Teint ein bekanntes Autohaus an der
Ringstrasse betrat und hoeflich mit Salem Alkeikum gruesste.

Das Autohaus war damals die erste Adresse fuer teure Importautos,wie Cadillac,Chevrolet
und andere.

Der Kunde deutete auf den ausgestellten Cadillac und sagte,dass er 12 Stueck davon benoetigen
wuerde.Nachdem der Prokurist seine Sprache wieder gefunden hatte,musste er bedauern.So viele
gibt es in ganz Europa nicht neu.

Man einigte sich auf den Ankauf von 5 Cadillac,9 Chrysler,2 Buick,1 Jaguar,11 Chevrolet und ein
weiteres Dutzend Opel Admiral.
Der gewuenschte 9 sitzige Cadillac musste schnell aus Rom importiert werden und insoferne um-
gebaut,dass die Armlehnen besonders hoch gepolstert sind,weil dies der Koenig Ibn Abd el-Asis
al Saud so gewuenscht hat.

Der Koenig litt an einem 12 Fingerdarmgeschwuer und Kreislaufschwaeche.Seinem Doktor,Prof.
Karl Fellinger vertraute er voll und ganz und begab sich daher zur Behandlung nach Wien.

Er kam jedoch nicht alleine.Seine Entourage umfasste 180 Personen,darunter ein paar Dutzend
Prinzen,Haremsdamen,Koeche,Zahlmeister und Leibwaechter etc.

In Moedling bei Wien und in Baden mietete man sich ein,wo die Hoteldirektion pro Tag 100.000 ATS
in Rechnung stellte,dafuer das Wasser des Indoorbeckens auf 30 Grad erhitzte,weil der Koenig
stets fror.
Auch die Prinzen geizten nicht.Tagsueber frequentierten sie die besten Geschaefte in der Innenstadt
und liessen den Tag in den bekannten Nachtlokalen ausklingen.

Bezahlt wurde stets bar und es kam vor,dass der ziegenbaertige Zahlmeister zu naechtlicher Stunde
aus dem Schlaf gerissen wurde,die grosse Krokoledertasche oeffnen musste und offene Rechnungen
zu begleichen.

Erst dann zogen die Damen zufrieden ab.

Auch die Chauffeure fuer die Autos,die von der Hochschuelerschaft rekrutiert wurden,klagten nicht
ueber Knausrigkeit.Der Polizeipraesident Holaubek bekam eine diamantbesetzte Uhr,an der er jedoch
nicht lange Freude hatte,weil sein Innenminister ihn zwang,das Geschenk an die Republik weiter-
zuleiten,was zu einer Entfremdung zwischen den Herren zur Folge hatte.

Der Prokurist der Autofirma,der darauf hinwies,dass regierende Monarchen und ihr Gefolge von
der Umsatzsteuer befreit seien,bekam diamantbesetzte Manschettenknoepfe.Freudig zeigte er sie
der Presse und beschwor sie,:"Schreibt nix Schlechtes ueber die Araber".

Einzig die Frisoese,die sich um die Frisuren der Haremsdamen kuemmerte,war sauer,weil sich das
Abschiedsgeschenk,als Dublette einer bekannten Uhrenmarke herausstellte.

3 Monate waehrte der arabische Besuch.Das 12 Fingerdarmgeschwuer wurde mittels bitterem Tee
ruhiggestellt und sonst verordnete der Professor Ruhe,Ruhe und nochmals Ruhe.

Professor Fellinger hatte den Ruf "Arzt der Koenige" zu sein.Viele Potentaten kamen als Privat-
patienten oder er flog schnell mal,wegen eines Schnupfens im koeniglichen Haushalten,in arabische Hauptstaedte.

Genaues weiss man nicht,wie hoch die Honorarnoten gewesen sind.Man vermutet,dass der Professor
es sich leisten konnte,ein wenig Butter aufs Brot zu schmieren.

Jock




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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #431 am: 27. September 2020, 08:12:02 »

Michaelitag

Ein paar Tage noch,dann ist der Michaelitag (29.September) gekommen.

Dieser Tag ist eine "Scheidetag" im baeuerlichen Kalender.Um diese Zeit herum,
je nach Seehoehe,stellt die Natur das Nachwachsen der Wiesengraeser ein und
bereitet sich auf den kommenden Schnee vor.

Es ist aber auch die Zeit,wo die alpinen Bauernschaften auf den Almabtrieb denken
und sich vorbereiten.

Den Sommer ueber haben die Kuehe und Kaelber auf den privaten oder Gemein-
schaftsalmen verbracht.Nun ist der richtige Zeitpunkt gekommen,sie ins sichere Tal
bzw. Stall zu bringen.

Das ganze Dorf ist beim Almabtrieb eingebunden.

Der maennliche Teil steigt schon in der Frueh auf die Alm um die Herde zu schmuecken.

Dann begleiten sie die Herde auf den gefaehrlichen Weg ins Tal,wo schon die Musik-
kapelle spielt und Marketenderinnen Schnaepse reichen.Gamsbaerte auf den Hueten
und dekolteereiche Dirndlkleider,soweit das Auge reicht.

Der Senner oder die Sennerin,hat oben auf der Alm schon bestimmt,ob die Kuh Anna
oder die Sylvia die Leitkuh werden soll.
Die Auserwaehelte bekommt einen besonders grossen und reichlich,mit Tannenreisig,
Blumen,sowie mit Spiegeln ausgestatteten Hirnschmuck.
Ausserdem wird ihr eine gut 20 Kg.schwere Glocke umgehaengt,deren tiefen Schlag
die restliche Herde folgen wird.

Die Spiegeln im Hirnschmuck sind wichtig.Waehrend man die Rinder auf der Alm
oder im Stall mit "Sterntueren",gehackten Sinnbildern oder durch sonstige Zauber-
mitteln vor den Daemonen schuetzen kann,sind sie auf dem Weg ins Tal den Gefahren
ausgesetzt.

Die Spiegeln sollen die boesen Geister abwehren und der Schmuck die Daemonen so
verwirren,dass sie nichts Boesen anstellen koennen.

Auch unsere Frauen spueren im Unterbewusstsein,die Gefahren,die von Daemonen aus-
geht.

Stets sind sie nicht weit vom Spiegel entfernt und schmuecken sich mit Guldenem.
Trotzdem kann es passieren,dass sich aus der einst lieblichen Maid,wo man geschworen
hat,sie stets auf Haenden zu tragen, sie sich zu einer Hexe entwickelt,der man nur
durch Verbote Herr werden kann.( Wie ein Kollege eingestanden hat,nuetzt es nichts.)

Im Tal oder Dorf angekommen,wird die Herde auf ihre Besitzer aufgeteilt.Die Tiere
werden zum Hof getrieben und dort fuehrt man sie 3 x ums Haus.
Anschliessend duerfen sie auf der Niederlegerwiese grasen und bekommen auch
etwas zu Trinken.

Kuehe,die schon oefters den Almabtrieb mitgemacht haben,kennen das alles und ge-
niessen das Willkommen und lassen sich durch das Begaffen der Touristen und das
Klicken der Fotoapparate/Handy nicht im geringsten stoeren.

Auch die Sennerin oder der Senner ist dann froh,wenn die anstrengen Wochen auf der
Alm vorbei sind.

Der Alltag auf der Alm ist streng geregelt.In der Frueh,wenn die Kuehe von der Weide
zurueckkommen,werden sie gemolken.Die Milch ist abzuliefern (meist mittels Material-
seilbahn),die restliche Milch ist zu Butter zu ruehren,die Magermilch an die Kaelber
zu verfuettern,das Geschirr zu reinigen,der Stall auszumisten,Kochen muss man auch,dann ist schon wieder die Zeit gekommen,wo wieder haendisch gemolken werden
muss,um dann den Huerterbuben einweisen,wo er die Herden abends hinleiten muss.

Tuechtige Sennerinnen haben einen hoeheren sozialen Stellenwert,als gewoehnliche
Stallmaegde und es ist schon vorgekommen,dass das Nebental,eine Abloese zahlt,
aehnlich wie bei Herrn Messi oder Herrn Christiano Ronaldo,damit sie die Stellung
wechselt.

Natuerlich haengt der Almabtrieb von der Grosswetterlage ab.In guten Jahren kann
man sich bis Mitte/Ende Oktober Zeit lassen.

Aber dann hoert man schon Hubert von Goisern singen.

"Jetzt san de Tog scho kirzer wurn,Blatteln folln a von de Bamm und am Olmersottel
liegt scho Schnee"

Jock



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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #432 am: 19. Oktober 2020, 10:33:18 »

Der Weg zum Staatsvertrag 1955

In ein paar Tagen jaehrt sich der 65. Gedenktag,an dem der letzte Soldat der Besatzungs-
maechte Oesterreich verliess und das oesterreichische Parlament die immerwaehrende
Neutralitaet beschloss.

Bis dahin war es ein laengerer Weg,der nach meinen persoenlichen Erinnerungen am
15.April 1955 fuer mich begann.

Hoch droben im Waldviertel war es spaeter Nachmittag geworden und der Abend wird
milde sein.
Meine Grossmutter,ihre Tochter und ich sassen auf der Bank vor dem Schuppen,als der
Onkel mit seinem Fahrrad ankam, sich beim Abstieg verhedderte,weil sein Hosenbein sich
an der Fahrradkette verhakte und er beinahe stuerzte.

"De Russen ziagn o"! und nochmals "De Russen ziagn o"! rief er".

"Geh,wo host denn des her"? antworteten die Frauen."Jo,grod haums es im Radio g'sogt",
berichtete er mit aufgeregter Stimme.

Waehrend der Tante der Mund offenblieb,blieb Grossmutter pragmatischer,und meinte
"wer wass,obs wohr is"und hackte gleichzeitig einem Huhn den Kopf ab.

Ich war damals 11 Jahre alt und beteiligte mich nicht an der darauffolgenden Diskussion.
Das bevorstehende schulfreie Wochenende war wichtiger.

Eigentlich war die Radiomeldung,die der Onkel hoerte,schon ein alter Hut.Denn die Wiener
konnten,wegen einer voreiligen Diskretion,es schon in der Frueh lesen.

Am Vorabend war der Staatsvertrag im Prinzip ausverhandelt und sollte auch gleich von der oesterreichischen Delegation unterschrieben werden.
Da es aber in Moskau bereits nach 21 Uhr war,weigerte sich der Vizekanzler Schaerf das
Dokument zu unterschreiben,weil er prinzipiell nach 21 h nichts mehr zu unterschreiben
pflegte.
Man einigte sich darauf,erst naechsten Tag zu unterzeichnen,auch um dem Vorwurf,die
Russen haetten die oesterreichische Delegation unter Alkoholeinfluss genoetigt,zu ent-
kraeftigen.
Kanzler Raab hatte allerdings bereits eine Meldung nach Wien gegeben,dass der Vertrag
unterzeichnet sei,was auch in den Printmedien zu lesen war.

Die Einladung aus Moskau,Verhandlungen ueber den Staatsvertrag aufzunehmen,kam
ueberraschend und stiftete zunaechst Verwirrung.

Man war sich nicht sicher,ob es sich vielleicht um eine diplomatische Falle handelt.In dem
Fall ist es besser eine niederrangige Delegation zu senden,damit die Blamage nicht an
der Spitze der Regierung haengen bleibt.

Erst nach Konsultation mit der schwedischen Regierung,die den Oesterreichern steckte,
dass eine entschluesselte Funkmeldung der Sowjets ergab,dass ein Abschluss eines
Staatsvertrages ernst gemeint ist,entschloss man sich eine "grosse" Delegation zu senden.

Kanzler,Vizekanzler,Aussenminister und Staatssekretaer,plus Berater mussten schnell
nach Moskau gebracht werden.

Dabei gab es ein kleines Problem.Oesterreich verfuegte nicht ueber ein so grosses Zivil-flugzeug.Die Sowjets sprangen ein und stellten ihren Regierungsflieger zur Verfuegung.

Und was fuer einen.

Perserteppiche auf dem Boden,Wandteppiche an den Waenden,bequeme Fauteuis und
Wodkas in Kristallkaraffen.Auch die Bordkueche bot Leckeres von der russischen Kueche.

Von Bad Voeslau aus,25 Km suedlich von Wien,startete die Reise.Als das Flugzeug anrollte,
staunten die Delegationsmitglieder,weil die Flugzeugtuere so lange offenblieb,bis sicher
war,dass sich der Flieger tatsaechlich in die Luefte erhob.Erst dann wurde die Tuere ge-
schlossen.

In Moskau wurden sie mit ganz grossen Bahnhof erwartet.Alles was Rang und Namen
in der Diplomatie hatte,musste antreten.
Gardebattalionen defilierten,Hymnen und Marschmusik erklangen,die oestereichische
Flagge wehte im Wind.

Noch am selben Tag begannen die Verhandlungen,die fast ganz nach den Vorstellungen
der Oesterreicher abliefen.
Selbst die von den Russen geforderten 150 Mio$ wollte man akzeptieren,obwohl man
sich das Geld wohl von den Amerikanern haette ausleihen muessen.
Durch Verhandlungsgeschick konnte man das abbiegen,dafuer mussten in den naechsten
Jahren Lieferungen an die Sowjets durchgefuehrt werden.

Einzig bei der Formulierung ueber die Neutralitaet gab es unterschiedliche Auffassungen.

Da griff der Staatssekretaer Kreisky ein und verlangte eine Ausgabe des Vertrages vom
Wiener Kongress 1814/1815.Einige Wodka spaeter fand man ihn, und Kreisky las den Passus ueber die Formulierung der schweizerischen Neutralitaet vor.

Darueber fand man Uebereinstimmung und so wurde es auch im Vertrag vereinbart.

Nach Rueckkehr hatten die Oesterreicher genau 30 Tage Zeit,den Vertrag mit den anderen
Besatungsmaechten zu akkordieren.

Die leisteten keine besonderen Aenderungswuensche und holten ein paar Monate spaeter
ihre Flaggen von den Masten ein.

Fuer den 15.Mai 1955 war die Unterzeichnung des Vertrages festgesetzt.

Ein grosses Ereignis,was nicht ohne Aufregungen bzw. Skurrilitaeten ablief.

Davon in den naechsten Tagen.

Jock

 
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #433 am: 21. Oktober 2020, 08:03:49 »

Die Vorbereitungen zum Staatsvertrag

10 Jahre lang versuchte die oesterreichische Regierung zu einem Staatsvertrag zu kommen,aber nichts ging weiter.
Einmal zuvor schien der Vertrag in Griffweite zu sein,doch die deutsche Regierung ver-
eitelte dies.Sie stellte sich auf den Standpunkt,dass erst im Zuge eines Friedensvertrag
zwischen Deutschland und den Siegermaechten,auch Oesterreich einen Vertrag bekommen
sollte.

Da die Russen dies ablehnten,ging die Chance dahin.

Erst durch die geopolitische Lage und weil sich die Sowjets einen politischen Vorteil er-
hofften,ging 1955 ein Fenster auf.Bei den Verhandlungen in Moskau konnten die ganz
grossen Steine aus den Weg geraeumt werden.

Kleinere Steine,die bei der Ausformulierung des Vertrages zu Tage traten,hatte das Aus-
senministerium auf die Seite zu raeumen und dafuer hatten die Diplomaten gerade nur
einen Monat Zeit,weil der Termin fuer die Vertragsunterzeichnung mit 15.Mai 1955 fest-
gelegt wurde.

Ein Monat und dann noch die Zeit fuer die Ratifizierung des Vertrags durch die Parla-
mente der Siegermaechte,waren mitunter eine lange Zeitstrecke,wo sich der Kalte Krieg
so verschaerfen kann,dass es nicht zur Unterzeichnung kommt.

Daher arbeiteten die Beamten des Aussenministerium Tag und Nacht.Jede Aenderung im
Entwurf musste mit den Besatzungsmaechten abgestimmt werden.
Fast taeglich machten sich oesterreichische Diplomaten auf den Weg zu den Haupt -
quartieren und erklaerten,warum dieser oder jener Passus im Vertrag zu verankern ist.

Die "Reiseroute" war immer gleich.Erst wurde beim sowjetischen Hochkommissar,der
seinen Sitz im Palais Epstein hatte,vorgesprochen,dann ging es zum Amerikaner,der im
Gebaeude der Nationalbank residierte,anschliessend zu den Franzosen (Hotel Kummer)
und endlich zum Schloss Schoenbrunn,wo die Englaender ihren Sitz (und Pferde) hatten.

Es gelang den Vertag so auszuformulieren,dass der Termin fuer die Unterzeichnung ein-
gehalten werden kann.Dafuer wurden die Aussenminister der Siegermaechte erwartet.

Als Ort der Unterzeichnung war das Belvedere auserkoren,das auf Hochglanz gebracht
und alles fuer die Zeremonie vorbereitet wurde.

Am Vorabend der Unterzeichnung schien alles bereit zu sein.

Sicherheitshalber wurde nochmals alles ueberprueft.Zwei Fehler,die sich eingeschlichen
hatten,konnte rasch behoben werden.
Die Namenstaferln wurden getauscht,so dass der oesterreichische Aussenminister nicht
am Ende des Tisches sass,sondern in der Mitte.Auch der ueberfluessige 10.Sessel wurde
entfernt.

Und doch,irgend etwas fehlte noch.Nur was ?

Wieder und wieder ueberpruefte man.Namenstafeln richtig positioniert?,ja.Namen der
Unterzeichner richtig geschrieben?,ja.
Schreibunterlage und goldene Fuellfederhalter?alles da.Auch die Loeschwaage war
frisch bespannt und der Siegellack wie der Spiritusbrenner war vorhanden.

Knapp vor Mitternach fiel der Groschen.

Es fehlte der Stiegelstempel.Und ohne Stiegelstempel koennte man argumentieren,dass
der Vertrag nicht valide ist und man dies als Einwand nimmt,wieder auf oesterreich-
isches Gebiet mit Truppen einzumarschieren.

Von diesem Siegelstempel gibt es nur zwei Ausfuehrungen.Einer befindet sich im Kanzler-
amt und der andere in den Bueroraeumlichkeiten des Bundespraesidenten.

Im Bundeskanzleramt hob zu dieser Zeit niemand ab und beim Bundespraesidenten,
traute sich niemand anzurufen,ob er vielleicht,im Nachtkaestchen ...?

Im Belvedere eroertete man ernstlich,einen bekannten Juwelier aus den Federn zu holen
und ihn zu beauftragen,schnell einen Siegelstempel anzufertigen.Lieferung 9 h frueh.

Doch dann fand man das vermisste Stueck doch noch.Der Stempel lag in der Schatulle,
wo der 300 Seiten starke Staatsvertrag aufbewahrt wurde.

Damit war der Abend gerettet und zur Unterzeichnung waren es nurmehr ein paar wenige
Stunden.

Da sollte jetzt nichts mehr dazwischenkommen,sieht man von einem hochklassig be-
setzten illegalen "Street-Racing" ab.

Demnaechst in diesem Theater.

Jock







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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #434 am: 23. Oktober 2020, 10:09:43 »

15.Mai 1955 Tag der Staatsvertragsunterzeichnung

Dieser Tag war wolkenverhangen und ab Mittag war Regen angesagt.Trotzdem fanden
sich tausende Leute beim Belvedere ein,um dem Ereignis beizuwohnen.

Der Zeitplan fuer diesen Tags sah vor,dass um

11h das Eintreffen der 4 auslaendischen Aussenminister und ihrer Delegation geplant ist.
11,30h die Unterzeichnung des Vertrages und anschliessend kurze Reden.
12 h alle Kirchenglocken von Oesterreich sollen laeuten,kurzer Imbiss fuer Anwesende.

Am Nachmittag Empfaenge beim Bundespraesidenten,Bundeskanzler und Kranznieder-
legungen.

19,30 h Auffuehrung des Staatsopernballetts vor dem Schloss Schoenbrunn.
20 h Galadinner im Schloss.

Waehrend die geladenen Gaeste,die der Unterzeichnung Zeuge sein sollen,eintrafen
entwickelte sich die Anfahrten der 4 Delegationen zum Street-Racing.
Gewonnen hat die russische Delegation.Molotow liess sich auffallend lange Zeit aus dem
Auto zukommen.Die anderen Delegationen mussten sich anstellen und warten.

Das was heute als Kinderei gelten wuerde,war damals von hoher symbolischer Be -
deutung und wurde auch in der sowjetischen Presse entsprechend herausgestrichen.

Die Unterzeichnung ging Ruck-zuck.9 Unterschriften mussten geleistet werden,8 davon
mit blau-schwarzer Tinte ,nur der oesterreichische Aussenminister unterschrieb mit
gruener Tinte.(Das war seine private Entscheidung und hat nichts mit Protokoll zu tun.)

Aus den geplanten kurzen Ansprachen wurde nichts.Molotow sprach 24 Minuten und
geisselte dabei die 3 Alliierten.Die anderen hielten sich kuerzer und es gelang gerade
noch zeitgerecht,dass der Vertrag,bevor das Gelaeute losging,den Wartenden gezeigt
werden konnte.

Puenktlich war der Regen,der kurz nach 12 h losbrach und die begeisterten Wiener
vertrieb.
Auch beim Wirten,Zuhause oder beim Heurigen kann man sich freuen,dachten sie und
verliessen fluchtartig den Garten des Belvederes.

Drinnen im Gebaeude labte man sich inzwischen am kalten Buffet.

Historisch wichtige Ereignisse,werden in Oesterreich gerne in einem monumentalem
Gemaelde festgehalten.So auch diesmal.
Ein Maler fertige fuer 120.000 ATS das Werk an und daraus wurde eine Allegorie.

80 Maenner plus die Delegationen wurde bildlich festgehalten.Einige dieser Persoen-
lichkeiten staunten.
Obwohl sie sich sicher waren,nicht bei der Zeremonie anwesend gewesen zu sein,er-
scheinen sie am Gemaelde,waehrend andere,die nachweislich dabei waren,ignoriert
wurden.
Auffallend ist auch,dass nur Maenner dabei waren und keine einzige Frau.Heutzutage
nicht mehr denkbar.

Fuer das Galadinner verzichtete man auf die Dienste der niedergelassenen Wirts -
haeuser,denn es sollte etwas besseres sein,als "Schnitzel mit Pomfrie,Schweinsbrotn
mit Knedln oder Gulasch mit an Erdaepfl und an Soizstangerl" und beauftrage die "Konditorei Gerstner".Dieses Haus war auch schon dem Kaiserhaus dienlich und es
waren keine Hoppalas zu erwarten.

Wegen des Regens wurde die Opernballettauffuehrung am Abend abgesagt,trotzdem herrschte im Schloss Schoenbrunn eine geloeste Stimmung,die auch Aussenminister Molotow ansteckte.
Vergnuegt brachte er einen Toast aus,trank das Glas Champagner in einem Zug aus
und warf das handgeschliffene,suendteure Kristallglas ueber die Schulter.

Naechsten Tag flog er wieder ab und nahm den Staatsvertrag mit nach Moskau,wo er
jahrzehntelang verblieb.

"Oesterreich ist frei "rief der Aussenminister Figl freudig erregt nach den geleisteten
Unterschriften im Vertrag.Aber da war er zu ueberschwenglich.

Oesterreich ist immer noch an die Pariser Vertraege nach dem 1.Weltkrieg gebunden,
die einen Anschluss an Deutschland untersagen.

Und deswegen ist dem lieben Gott nicht genug zu danken.

Jock








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