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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 112214 mal)

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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #480 am: 18. Juli 2021, 09:21:51 »

Die Schwiegermutter

Die Geheime Ratsstube in der Hofburg war der"War-room" der damaligen guten Zeit,
waehrend der Monarchie.

Am 26.April 1854 versammelte der Kaiser Franz-Joseph die wichtigsten Wuerden-
traeger des Vielvoelkerstaates um sich,um zu beraten,wie man bei dem kommenden Krimkrieg sich verhalten soll.

Soll man an der Seite des lieben Vetters,dem Zaren,in die zu erwartenden Kaempfen
eingreifen,oder soll man sich neutral verhalten.
Denn Frankreich und die Briten haben Russland vor ca. 1 Monat zuvor den Krieg er-
klaert.
Es war eine schwere Entscheidung,die anstand.Die Monarchie kann dabei gewinnen
oder aber auch verlieren und als europaeische Grossmacht an Einfluss einbuessen.

Der Kaiser in Uniform und seine Regierung in Fraecken,zermarterten sich die Gehirne,
als ploetzlich die Tuere zur Geheimen Ratsstube aufflog und Erzherzogin Sophie im
Rahmen stand.

Sofort sprangen alle Herren (auch der Kaiser) auf und standen stramm.

Franzl,ich muss mit dir reden,bellt sie kurz und drehte sich um.

Mit "Ich komm schon,Mama" folgte ihr gehorsam Franz- Joseph.

Erzherzogin Sophie war hoechst erregt,als sie dem Kaiser eroeffnete,dass Sisi eben
ein Bad nehmen wollte,dabei ist es erst Donnerstag !Ich habe es ihr jedenfalls ver-
boten.

Sag deiner Frau,dass am Wiener Hof nur an Montagen gebadet wird,so schreibt es
das Hofzeremoniale vor.

Ja,Mama ,antwortete der Kaiser,einer der maechtigsten Maenner Europas und ging
wieder in die Geheime Ratstube zurueck und traf die falsche Entscheidung,in der Sache,
wofuer man sich getroffen hatte.

Erzherzogin Sophie war keine Schwiegermutter,mit der man auskommen konnte und
Sisi leidete jahrelang darunter.

Nie durfte sie mit aufgeloesten Haar durch das Schloss gehen,die Kinder nahm man
ihr weg und wurden von Bediensteten erzogen.Staendig wurde sie von Spioninnen
der Erzherzogin ueberwacht,die jedes Fehlverhalten ihr meldeten.

Nur einmal setzte sie sich gegen ihre Schwiegermutter durch.

Nachdem sie bemerkt hatte,dass ihr 4 jaehriger Sohn um 5 h frueh mit kaltem Wasser,
zwecks Abhaertung uebergossen wurde,nahm sie den Kaiser zur Brust und drohte,auf
der Stelle den Hof zu verlassen.

Der Kaiser stellte das wirklich ab und es war erst das 2.Mal,dass er gegen den Willen
der Mutter handelte.

Jock





« Letzte Änderung: 18. Juli 2021, 09:50:49 von jock »
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Suksabai

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #481 am: 18. Juli 2021, 09:35:29 »


Nun, ich vermute, du hast dich um 100 Jahre vertan...

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Ich kann, wenn ich will. Und wer will, dass ich muss, der kann mich mal !

jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #482 am: 18. Juli 2021, 09:53:09 »

@Suksabai

Tatsaechlich - ich hab es ausgebessert, Statt 1954 was falsch ist,auf 1854

Danke fuers Aufmerksammachen.

Jock

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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #483 am: 23. Juli 2021, 10:38:21 »

Taetowierte Persoenlichkeiten

Sein Body sah aus wie nach einem heftigen Ehestreit.

Sein Bein war ab,seine Arme gebrochen,ein Auge ausgestochen und im anderen
Auge steckte ein Pfeil.

Nur mit Hilfe seiner Witwe konnte man feststellen,wer der Mann war.Sie erkannte
ihn auf Grund seiner Taetowierungen und anschliessend beweinte man dem Koenig
Harold II. von England,der in der Schlacht von Hasting 1066 gefallen war.

Taetowierungen sind also schon seit immer bekannt und werden eifrig gestochen.

Frueher liess man sich eher heimlich taetowieren,denn Tattoo's hatten einen schlechten
Ruf.
Matrosen,Knastbrueder und fahrendes Volk liessen sich eher stechen,als Persoenlich-
keiten des oeffentlichen Lebens.

Was nicht immer stimmt,aber auch nicht zur hellen Freude der Familienmitglieder
beigetragen hat.

Kaiserin Sisi,verschwand auf Corfu in einer Hafenkneipe und liess sich im Hinterzimmer
einen Anker auf ihre Schulter stechen.
Sehr zur Empoerung ihres Mannes und ihrer Tochter,die die "Verstuemmelung" bewein-
ten.
Dabei wussten sie noch gar nichts vom grossen Adler,der auf dem unteren Ruecken
seine Fluegeln spreizte.

Seinerzeit ging das Foto um die Welt,die den amerikanischen Praesidenten Theodor
Roosevelt zeigt,wie er sich mit schmerzverzehrtem Gesicht,das Familienwappen auf
seine Brust stechen liess.

Edison,Churchill und viele andere hochrangige Damen und Herren trugen Tattoos und
waren stolz darauf.

Nur einer verfluchte den Tag,an dem er sich taetowieren liess.

Jean-Baptiste Bernadotte liess sich die Schlagworte der Franzoesischen Revolution
(Liberte,Egalite,Fraternite) mit dem Zusatz " Tod dem Koenig"am Unterarm stechen,
die ihn verdammte,ab 1818 nur mehr langaermelige Kleidung zu tragen.

1818 wurde er naemlich Koenig von Schweden und Norwegen.

Eine Zeitung der Schweiz,berichtete,dass heute jeder 5.Schweizer ein Tattoo traegt
und Untersuchungen,warum Maenner und Frauen sich ein Tattoo stechen lassen,ver-
suchen Psychologen zu beantworten.

Fuer ein Viertel der Befragten ist ein Tattoo ein persoenliches Statement und knapp
10 % der Maenner,wollen sich damit zu einer elitaeren Gruppe zaehlen oder verbinden
das Tattoo mit den Elementen.

Matrosen verbinden sich so zum Wasser/der See,Moderatoren zu Drachentoeter,die
Knasttraene zeigt den 10 jaehrigen Aufenthalt in einem Gefaengnis an etc.

Meinen Respekt haben aber nicht die Traeger von Tattoos,sondern die Kuenstler die
sie schaffen.

Das sind ja,wenn sie gut gemacht sind,kleine Kunstwerke,die vielleicht 80 Jahre halten
und dann wieder verschwinden.

Jock







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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #484 am: 26. Juli 2021, 10:45:28 »

Tu felix Austria nube

Burgund war im 15.Jhd.der reichste Staat ganz Europas.Das Herrschaftsgebiet er-
streckte sich vom suedlichen Frankreich bis hinauf in die Niederlande mit den gros-
sen,wichtigen Handelsstaedte Gent,Antwerpen und andere.
Die Verwaltung galt als modern und effizent.

Karl der Kuehne war der Regierende,der allerdings immer um sein Herrschaftsge-
biet zu kaempfen hatte,speziell mit dem franzoesischen Koenig.

Nachdem er der Moeglichkeit schwinden sah,einen maennlichen Thronfolger zu
zeugen,musste er sich Gedanken machen,wie er seine einzige Tochter und Allein -
erbin "gewinnbringend" verehelichen kann.
Nicht das Finanzielle stand im Vordergrund,sondern eher die politischen Optionen.

In Wien sass Kaiser Friedrich III.und dachte ebenfalls an die Verehelichung seines
Sohnes Maximilian.

Karl der Kuehne und Kaiser Friedrich samt Sohn verabredeten sich,in Koeln Berat-
ungen ueber die Eheverbindung aufzunehmen.

Als Kaiser Friedrich III.samt Gefolge in Koeln ankam,stellte er betruebt fest,dass er
Pleite ist und musste sich von einer entfernten Verwandten 100.000 Taler ausborgen.,
damit er sich was zum Essen kaufen konnte.

Karl der Kuehne hatte keine solche Probleme und reist mit 400 Wagen an,wo er sein-
en Reichtum zur Schau stellte.

Die Eheverhandlungen scheiterten an den taeglich hoeheren Forderungen,des Karls.

Friedrich der III.und Sohn Maximilian reisten unverichteter Dinge ab.

Jahre spaeter klappte es dann doch,denn Karl der Kuehne war aus politischen Gruen-
den gezwungen,sich unter den kaiserlichen Schutz zu begeben.

Da Maria von Burgund,als Tochter und Nachfolgerin von Karl d.Kuehnen erbte und
das Erbe wiederum an Maximilian weitervererbte,da sie mit 25 Jahren nach einen
Unfall starb,war das "Tu felix Austria nube" die Konstante der "Familienpolitik" der
Habsburger geworden.

Ist "Tu felix Austria nube" nicht schon vorbei ? Ich weiss nicht,ich weiss nicht !

Als 2015 die Kirchenglocken von Maria Woerth anschlugen und das Brautpaar die
Kirche verliess,war es und die Hochzeitsgesellschaft bester Laune.
Graf "Kari",dem man nachsagt,dass er finanzielle Dinge nicht so wichtig nimmt und
nur von wenigen tausenden Euros monatlicher Apanage sein Dasein fristet,hat,als
64 jaehriger Mann seiner Braut (74) das Jawort gegeben.

Aber auch der nichtanwesende Finanzberater des Braeutigams,war bester Laune
und hatte schon eine Vorstellung,wie er mit der Mitgift von etwa 3,2 Milliarden Euro,
umgehen wird.

6 Jahre spaeter wartet er noch immer,dass man ihn um seinen Rat fraegt.

Wenn niemand das auch wuenscht,aber sollte es doch so passieren,dass die im hoeh-
eren Alter stehende Ehefrau vor Graf "Kari" stirbt,wird bald auf eBay folgendes An-
gebot eingestellt werden.

Motorjacht 98 m,Bj.2002,Rumpf blau,Aufbauten weiss,3 Oberdecks,ausreichend
motorisiert,Heimathafen Valetta,liegt derzeit vor Antibes.
Gediegenes Interieur (leider keine Fotos,weil privat)

VB 100 Millionen Euro.

Bitte nur erstgemeinte Zuschriften erwuenscht.

Jock





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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #485 am: 28. Juli 2021, 22:42:43 »

Die Leichensynode

Ex-Kardinal Angelo Becciu ist ein stattlicher Mann und hatte eine hohe Position im
Vatikan.
Der war der Herrscher ueber das weltliche Vermoegen des Kirchenstaates und musste
wegen einer Kleinigkeit zuruecktreten.

An die 400 Mio Euro soll er bei einem Immobiliengeschaeft in den Sand gesetzt haben
und zusaetzlich noch 500.000 Euro seiner Geliebten zukommen lassen.

Ein Prozess wurde angesetzt,er ist Hauptbeschuldigter,Nebenbeschuldigter ist ein
Schweizer und einige andere,die Provisionen kassiert haben.

Wahrscheinlich fasst er einige Jahre Kerker aus,denn der Richter ist ein Mafiajaeger,
der wenig Gnade kennt.

Groessere Wellen wird das Verfahren nicht schlagen.

Ganz grosse Wellen hingegen schlug ein Prozess im Jahr 897 und die Begleitum-
staende sind einzigartig.

Beschuldigter was Papst Formosus,der jedoch friedlich im Jahre 896 verstorben war
und mit allen Ehren beigesetzt wurde.

Zwei Paepste weiter,kam Papst Stephan VI.auf den Thron und der hatte noch eine
offene Rechnung zu begleichen.

Er liess den verwesenden Leichnam des Formosus aus der Grabstaette holen,ihn in
praechtiges Gewand kleiden und auf den Petri- Stuhl setzten.
Dann verlas man die Anklageschrift,die Papst Formosus wortlos hinnahm und eben-
so kommentierte er den Urteilspruch nicht.

Nachdem man ihn 2 Finger abgehackt hatte,entkleidete man den Leichnam und be-
grub ihn auf einem Friedhof.

Kurze Zeit spaeter riss man das Grab wieder auf,kleidete das Skelett wieder in praecht-
ige Kleider und setzte das Gerippe wieder auf den Thron.
Wieder wurde eine Anklageschrift verlesen,wieder wurde er verurteilt und wieder liess
Papst Formosus(der nicht mehrt so stark suesslich roch),stumm wie ein Fisch die Pro-
zedur voruebergehen.

Die restlichen Finger wurden abgeschlagen und das Gerippe aus der Kirche gezerrt
und in den Tiber geworfen.
Damit sollte er aus dem Gedaechtnis geloescht werden und gleichzeitig aus der Kirche
verbannt und seine Beschluesse als nichtig angesehen werden.

Papst Stephan VI. konnte sich aber nicht lange am Urteil erfreuen.Noch im selben Jahr
wurde er verhaftet und eingekerkert,wo er nach ein paar Tagen erwuergt wurde.

Das Gerippe wurde jedoch aus dem Tiber geborgen und heute ruht Papst Formosus in
der Nekropole unterm Petersdom.

Doch der Streit ging noch 50 Jahre weiter,bis man im Jahre 967 endgueltig die Akten
verbrannte und Papst Formosus rehabilitierte.
(Auch das nahm er wortlos zur Kenntnis)

Seither wurde (kirchlicherseits) ueblich,dass gegen Tote kein Strafprozess gefuehrt
werden darf.

Jock





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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #486 am: 31. Juli 2021, 08:32:53 »

Der Templeritter - Orden

Nachdem die Kreuzzuege die herrschenden Osmanen im Nahen Osten vertrieben
hatten,wurde Jerusalem ein Anziehungspunkt fuer fromme Pilger.

Nur sehr reiche Leute konnten sich die Pilgerfahrt leisten und da der Weg ueber Land
zu lange dauerte,nahmen sie den Seeweg.(Kreuzfahrtschiffe der damaligen Zeit)

Von Jaffa,dem Ankunftshafen bis nach Jerusalem waren es zwar nur rd.60 Km,doch
die Strecke war sehr gefaehrlich,da Raeuberbanden wussten,dass die Pilger reiche
Leute waren.

Um den Pilgertross zu schuetzen,vereinigen sich Ritter,um die Gefahren zu verringern.

Schnell wurde daraus ein "Orden" mit besonderen Ordens- und Kleidungsregeln.

Aus den urspruenglichen 72 Kapiteln,wo genau vorgeschrieben wurde,welche Haltung
die Brueder beim Essen einzunehmen hatten,wann sie miteinander sprechen duerfen
oder wie der Futtersack fuer Pferde auszusehen hat,ist nur in einem Kapitel nicht vor-
geschrieben,wie man sich verhalten soll.

Naemlich,bei der Begegnung mit einem Loewen.

Zwischen rd.1100 und 1300 wurde der Orden reich.Sie gruendeten Komptureien in
Europa,die gutes Geld einbrachten und sie verliehen sogar Geld an die Muslime.
Zudem waren sie von der Steuer befreit und durften selbst Steuern eintreiben.
Gleichzeitig stieg auch das Verlangen,sich in die Politik einzumischen und glaubten unter
der Patronanz der Paepste zu stehen,was auch lange Zeit so war.

Dem franzoesischen Koenig Philips IV.gefiel das gar nicht und nach einigen Hin-und Her,
beschlossen der Papst und er,den Orden zu zerschlagen.

Dank Papst Benedikt XVI.,der ein Archiv oeffnen liess,koennen Historiker Einsicht in
die gesamten Akten und dem Schriftverkehr nehmen.

Am Freitag der 13.September 1307 wurden in Frankreich bei allen Polizeistationen ver-
siegelte Briefe geoeffnet und am Tag darauf,die Ordensbrueder verhaftet und eine Pro-
zesswelle kam ins Rollen.

Angeklagt wurden Haeresie,Ketzerei und Sodomie (Steht fuer Homosexualitaet)

Die Oberen der jeweiligen Ordensstaetten warf man in den Kerker oder gingen ins Feuer.

Die normalen Ordenbrueder liess man laufen,denn das Aufnahmezeremoniell galt als
Strafe genug.

Bei diesem Zeremoniell mussten die neu aufgenommenen Brueder das nackte Hinter-
teil der Oberen kuessen.

Da muss man wissen,dass in der damaligen Zeit die Zyklen reinigender Baeder weit
gedehnt waren und,weil das 3-lagige Flauschy noch nicht erfunden war,das verwendete
Ahornblatt nicht das gesamte Material entfernte,konnte man glaubhaft argumentieren,
dass man einen festen Glauben an Gott hat,weil man die Prozedur durchstand.

Jedenfalls der Orden wurde zerschlagen und die Filetstuecke der weltlichen Gueter des
Ordens,wurden an die Johanniter und dem Deutschen Orden weitergereicht.

Jahrhunderte spaeter haben sich Tempelritterorden wiedergegruendet.
Die Aufnahmerituale wurden jedoch massiv entschaerft,sodass jedermann dem Orden
beitreten kann.

Man braucht nur einen handgeschriebenen Lebenslauf und 4 Passfotos.

Ach ja,das Vaterunser sollte man auch aufsagen koennen.

Jock

« Letzte Änderung: 31. Juli 2021, 09:31:53 von jock »
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #487 am: 06. August 2021, 08:56:35 »

Dorf-Stadtbrunnen

Es wird noch ein Jahr dauern,bis ich vor der Baeckerei Beetz unterm Sonnenschirm
gesessen bin und ueberlegte,ob ich einen guten Kaffee oder Wuerstel mit Saft,resche
Kaisersemmel und Seiterl Bier bestellen soll.

Vor mir ist der Stadtbrunnen von Schrems,wo in der Mitte des Beckens eine Sand-
steinfigur,die den hl.Felix darstellt,der seit 170 Jahren den Brunnen bewacht.

Dieser Brunnen,der jetzt einen oktonalen Grundriss hat und ein Fassungsvermoegen
von tausenden Liter hat,ist relativ neu gestaltet,aber am selben Platz stand schon ein
Ziehbrunnen,der die dorf-staedtische Bevoelkerung mit Wasser versorgte.

Der hl.Felix zeigt mir den Ruecken.Vielleicht hat er gelesen,was @Josef geschrieben
hat,dass ich ein unangenehmer Zeitgenosse sei oder er hat das duemmliche Urteil
eines Amateurpsycholgen zu Gesicht bekommen.

Solche Brunnen,die es tausendfach gibt,war nicht nur Wasserquelle sondern auch ein
wichtiger sozialer Treffpunkt,in der Zeit,wo es noch keine Zeitungen,Radio oder TV
gab.

Beim Wasserholen trafen sich die Frauen und tauschten Neuigkeiten aus.Auch die
Herolde der Orte verkuendeten davor neue Verordnungen oder Gesetze.

Da das Wasser lebenswichtig fuer die Menschen und das Vieh war,waren die Brunnen
mit drakonischen Strafen "gesichert",sollte jemand das Wasser unbrauchbar machen,
sei es durch Verunreinigung oder gar Vergiftung.

Diese Straftat wurde haerter bestraft,als ein gewoehnlicher Mord.

Moerder wurden "nur " gehaengt,"Brunnenvergifter aber erst gefoltert,dann geraedert
und es wurden den Taetern bei lebendigen Leib die Haut abgezogen.Dann verbrannte
man sie.

Bei Aufreten von unerklaerlichen Ereignissen oder bei Pestseuchen,verdaechtige man
die Juden,Wasser zu vergiften,die so die Weltherrschaft antreten wollen.
Selbst heute,in der aufgeklaerten Zeit,spukt noch immer der Gedanke im Gehirn bei manchen Gesellen herum,die Zionisten sind auf dem Weg

Das fuehrte im Mittelalter zu Pogromen,oder wenn sie Glueck hatten,wurden die Juden
nur aus dem Gebiet vertrieben.

Sind es bei Bauern,die wegen der verstreuten Hoefe und langen Wege,nicht zum Stadt-
brunnen kamen und daher eigene Brunnen schlugen,die sie mit aermlichen Verschlaeg-
en abdeckten,so gibt es auch praechtige Brunnenanlagen,wie z.B. der Trevi -Brunnen
in Rom.

Jedes Jahr besuchen tausende Touristen den Brunnen,werfen Geldstuecke hinein,machen
tausende Fotos und vergiften das Wasser,indem sie ihre nackten Fuesse ins Brunnen-
wasser stecken.

Ein Nebenaspekt ist auch,dass die Wasserversorgung im afrikanischen Busch,den Islam
stuetzt,weil er 4 Frauen in einer Ehegemeinschaft erlaubt.
Die sind auch fuers Ueberleben notwendig.
2 von ihnen sind beschaeftigt,von der oft kilometerweit entfernten Wasserstelle,Wasser
fuer den Haushalt/Vieh und Garten zu holen.

Die Polygamie abzuschaffen,wuerde grosse Probleme bereiten.

War in frueheren Zeiten"Brunnenvergiften"mit strengen Strafen bedroht,sieht es heute
anders aus.

Heute wird Wasservergiften sogar noch mit Foerdergeldern belohnt.

Die Agrarwirtschaft hat einen hohen Stellenwert bei der EU.Demzufolge sind fuer
die Bauern Subventionen vorgesehen.

Und was machen die Bauern ?

Die Ueberduengung der Felder mit nitrathaltigen Wachstumfoerderer,versickert ins
Grundwasser und kommt so in die Nahrungsmittelkette.

"Am Brunnen vor dem Tore,da steht ein Lindenbaum" singt Franz Schubert bevor er
weiterwandert.
In Schrems steht keine Linde mehr vor dem Brunnen.Die wurde vor vielen Jahren
geschlagen,daher wandere ich weiter zu den naechsten "Denkmaelern" - dem Pranger
aus dem 14 Jhd. und dem Metzen mit dem geheimnisvollen Relief,das keiner ent-
schluesseln kann.

Nach ein paar Biere,sollte es mir aber gelingen.

Jock








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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #488 am: 11. August 2021, 09:24:38 »

Sommer,Sonne,Badezeit

Unbeschwerte Tage fuer die meisten Leute,gefaehrliche fuer Politiker.

Es ist zwar heute schon ueblich,dass sich Politikerinnen im Bikini ablichten lassen,
was dazu fuehrt,dass der "Playboy" weniger studiert wird,weil die politischen Damen,
nicht nur sprichwoertlich "gute Figur" machen,aber kaum damit "politische"Schlag-
zeilen produzieren.

Maennliche Politiker in Badehosen,sind weit mehr gefaehrdet unter die "Raeder" zu
kommen,wenn sie das "Pack die Badehose ein"-Liedchen zu leichtsinnig nehmen.

Ein Foto des Reichspraesidenten Friedrich Ebert,rief einen gewaltigen politischen Som-
mersturm hervor.

Nicht nur,weil er und seine Mitschwimmer nur Badehosen,statt der ueblichen Bade-
kostueme,anhatten,sondern auch,weil der Zeitpunkt alles andere als ideal war.

10 Monate davor,musste Deutschland im WK I.kapitulieren.Das "Schanddiktakt" und
die Dochstosslegende waren im Mittelpunkt der poltischen Diskussionen.

Da war ein breit grinsender Reichspraesident der Weimarer Republik,der zudem
noch Sozialdemokrat war,war ein rotes Tuch fuer einen Teil des poltischen Spectrums.

Die Macht der Badehose verspuerte auch Engelbert Dollfuss,der korrekt bekleidet,
neben einen Mussolini in Badehose am Strand von Rimini folgen musste.
Dieses Foto war ein Faustschlag in die Magengrube der gebeutelten Oesterreicher.

Deutschen Politiker wurden auch in der neueren Zeit,Badehosen zum Verhaengnis
bzw.zum Gespoett.

Da waere mal der Ex-Verteidigungsminister Scharping.Waehrend die Bundeswehr in
Afghanistan stationiert wurde,planschte dieser froehlich im Schwimminpool.

Da dauerte es nicht lange und er verlor Amt und Wuerden.

Ein bisschen besser erging es Dr. Alexander Gauland.

Das sommerliche Bad im Silbernen See,war Gelegenheit fuer hundsgemeinen Gruenen-
oder Linken - Anhaengern,seine Kleidung zu stehlen.
Es gibt nicht viele Fotos,die ihn tropfnass in gebluemter Badehose auf seinen Heim-
weg zeigen.

Zum Glueck hatte er noch weitere Tweed-Sakkos im Kleiderschrank und so ist es
dem Bundestag erspart geblieben,dass er  mit einem Lendenschurz bekleidet
zum Rednerpult schreiten musste.

Poltikerinnen in Bikini verursachen keine politischen Stuerme.

Weder Frau Dorothea Baer noch Beate Meinl-Reisinger.Auch nicht die Ex-Praesidentin
von Kroatien,Frau Grabar- Kitarovic und schon gar nicht eine jamaikanischen Minister-
in.

Aber die animalischen Kraefte,die den nackten Oberkoerpern der Maenner entspringen,
muss noch untersucht werden.

Herr Putin hat es schon entdeckt,die Herren Fussball-Fans,die in eiskalten November-
nachmittagen ihre Mannschaft mit nackten Oeberkoerpern anfeuern,glauben fest an
diese Kraft und sind entsetzt,wenn trotz des Einsatzes,ihre Mannschaft eine 0:5 Schlap-
pe einstecken muss.

Jock







« Letzte Änderung: 11. August 2021, 10:04:10 von jock »
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #489 am: 15. August 2021, 16:00:26 »

Prozesshanseln

Im Jahre 1410 wurde zum ersten Mal,das Bezirksgericht Schrems in einem Dokument
erwaehnt.1992 wurde es geschlossen und an ein anderes Gericht angehaengt.

Zu meiner Zeit war das Gerichtsgebaeude ans Gemeindeamt angebaut und der Richter
war ein Dr.Schatzl.

Das Gerichtsgebaeude war einstoeckig,oben die Zellen,unten der Verhandlungssaal,die Gerichtskanzlei und das Buero des Richters.
Hintenhinaus die Dienstwohnung des Gerichtsdieners und alle Fenster und Tueren mit
stabilen Gitterstaebe bewehrt.

Der Richter strahlte eine eigenartige Autoritaet aus,die bewirkte,dass Verurteilte die
Kopfbedeckung lufteten und ehrfuerchtig gruessten,wenn sie ihn nach der kurzen Haft
auf der Strasse begegeneten.

Nun,Schrems war seinerzeit nicht gerade gross und hatte vielleicht 3.000 Einwohner,
die zu 99,5 % kreuzbrave Leute waren.
Demzufolge war die Anzahl der Gerichtsverhandlungen ueberschaubar,weil groebere
Kriminalfaelle sowieso in Krems verhandelt wurden.
Blieben nur leichte Diebstaehle und Streitigkeiten um den Gartenzaun.

Die Haeftlinge,trugen waehrend der Haft schwarz/weiss gestreifte Gefaengniskleidung
und wurden fallweise verdonnert,vor dem Gerichtsgebaeude,sommers den Gehsteig zu kehren und winters den Schnee zu schaufeln.

Da man auf eine schwere Eisenkugel am Fussgelenk verzichtete,wurde fuer den Einsatz
ein Gendarm verpflichtet,die 2 oder 3 Hanseln zu bewachen.Das war bei gutem Wetter
ein beliebter Einsatz,den der Gendarm sass auf einer Bank,rauchte mit Genuss ein Zi-
garettchen und hatten den Wehrmachtskarabiner zwischen den Fuessen.

Nur einmal,in den langen Jahren gab es einen Zwischenfall.Ein Haeftling wollte fliehen.
Er liess den Besen fallen und machte sich auf die Socken.

Nach einer Schrecksekunde schrie ihn der Gendarm entsetzt nach:

"Fraunz,Fraunz - i bitt di bleib steh,i muass sunst schiassn "

"Fraunz" blieb wirklich stehen,kam zurueck,ergriff den Besen und vollendete sein Tag-
werk.

Der Vorfall war natuerlich Stadtgespraech,doch in den Akten findet man ihn nicht.
Kein Verfahren wegen versuchten Diebstahls der Gefaengniskleidung und die Flucht
selbst ist nicht strafbar.

Heute wuerde wegen des Vorfalls,eine Kommission des Justizministeriums,des Innen-
ministeriums und der Bezirkshaupmannschaft zusammengesetzt und eine Untersuch-
ung gestartet.

Der Gerichtsalltag in Schrems war geruhsam.

Niemals ein Verfahren wegen Gewalt in der Ehe,niemals ein Verfahren wegen Verge-
waltigung,weil keine Opfer zur Verfuegung standen,Scheidungen waren Ausnahms -
faelle und Cyberkriminalitaet war noch nicht erfunden.
Ein blaues Auge nach einer Kirtagrauferei gehoerte zum gelebten Brauchtum und ein
ausgeschlagener Zahn war kein Grund,deswegen zum Richter zu rennen.

Grundbuchaenderungen und Verlassenschaften waren das taegliche Brot.

Heute ist das anders.

Findet ein Gast im Wirtshaus ein Haar in der Kartoffelsuppe,macht er ein Foto,engagiert
einen Promianwalt und fordert 100.000 Euro Schmerzensgeld wegen seelischer Grau-
samkeit.

Irgendwie herrschte frueher mehr Gelassenheit,meine ich.

Jock



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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #490 am: 29. August 2021, 14:19:22 »

Die Biedermeierzeit

Der revolutione Geist in Frankreich entlud sich in der Franzoesischen Revolution
um 1789.

Erst rollte der Kopf des Monarchen und seiner oesterreichischen Frau,dann frass die Revolution auch ihre Kinder,die das Banner vorangetragen hatten.

Das Vacuum,das entstand,nutzte der kleine Korse,ganz Europa umzukrempeln und
setzte sich sogar die Kaiserkrone auf.

Nach Waterloo war Schluss damit,und Napoleon wurde erst besiegt und dann in die
Verbannung geschickt.

Am Wiener Kongress wurde die alte Ordnung wieder hergestellt,wobei darauf ge -
achtet wurde,dass das Gleichgewicht der Maechte zwischen Oesterreich,Preussen,
Russland und Frankreich auf dem Kontinent stimmte.

Aber der aufruehrerische Geist war aus der Flasche und die Herrschenden fuerchten,
wie der Teufel das Weihwasser,dass ihnen das Volk das Zepter und die Kronen ent-
riss.

Bei den Karlsbadener Beschluessen wurden die Zuegeln angezogen.Bespitzelungen,
Zensuren,Repressalien bewirkten,dass das Volk sich in die innere Immigration zurueck
zog und es vermied,Stellungen gegen das verkrustete oeffentliche Leben zu beziehen.

Mit "das Volk",war jedoch nur das solide Buergertum gemeint,das in relativ guten Ver-
haeltnissen lebte.Das Proletariat fristete in den Vorstaedten ihr karges Leben und
waren sowieso von politischer Gestaltung ausgeschlossen.

Dieses "Buergertum" waren Gewerbetreibende,kleine Fabrikanten und mittlere Beamte,
die in grosszuegigen 6-8 Zimmer grossen Wohnungen wohnten und es sich leisten
konnten ausreichend Dienstpersonal zu beschaeftigen.

Das Lebensmotto des Biedermeierzeitalters war,Trautes Heim,Idylle,Froemmigkeit,
Treue und Bescheidenheit.

Die Bescheidenheit drueckte sich z.B. im Mobilar aus.Der ueberbordene Barockstil
und sein Nachfolger das Rokoko,wurden unmodern und der Biedermeierstil setzte
sich durch.
Statt wertvolle Intarsien,schmucklose Flaechen,statt wulstigen geschwungene Aus-
formungen bei den Kommoden und Sekretaeren,sachliche Schlichheit.

In der der Zeit,wo man nur selten das Haus verliess,war man gezwungen,sich Daheim
zu beschaeftigen.Und da bot sich die Musik an.

In fast jeden Salon stand ein Klavierfluegel,der gut und gerne 6m2 Flaeche bean-
spruchte,denn er musste in der Mitte des Raumes stehen und die Toechter hatten da-
rauf zu musizieren.

Die Nachfrage nach Klavieren war riesig,so waren zwischen 1790 und 1830 in Wien
200 Klavierfabriken auf dem Markt,von denen nur heute eine einzige uebrig geblieben
ist und die ist in japanischem Besitz. ( Boesendorfer)

Da das Klavierspiel den Toechtern des Hauses groessere Chancen einraeumte,am
Heiratsmarkt eine gute Partie zu machen,mussten sie alle das Klavierspiel lernen.

300 Klavierlehrer waren im Geschaeft und auch die Engelmacherinnen spuerten einen
Boom,der auf einen zu intensiven Klavierunterricht hindeutet.

Die Biedermeierzeit hatte aber auch fuer das maennliche Geschlecht unangenehme
Folgen.

Der Vatermoerder kam in Mode,aber auch das Korsett fuer die Herren,denn die Taille wurde betont

1848 ging die Biedermeierzeit langsam zu Ende.Der Revolutionsgeist,denn man aeng-
stlich abhalten wollte,schlug in diesen Jahr zu und wurde in den naechsten Jahren in
den Salons gepfegt.

Jock




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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #491 am: 03. September 2021, 11:45:17 »

Gewichtsprobleme

Es wird mir schon langsam laestig,wenn eine Freundin meiner Frau zu Besuch kommt
und mir auf dem Bauch klopft und dabei etwas von Bumbui sagt.

Ich antworte dann immer,die Gewichtszunahme ist wegen einer versprochenen Film-
rolle in einem Hollywoodstreifen als 2.Hauptdarsteller neben Georg Clooney geschuldet.

Wenn ich nicht innerhalb einer gewissen Frist 5 Kg.zulege,wirds nix mit der Gage von
20 Mio $.

Schlank und rank war ich,vor ueber 40 Jahren,als ich einen Mann besuchte,der durch
Gewichtszunahme Millionen verdiente - dem Aga Khan III.Allerdings damals schon tot.

Sein Mausoleum liegt auf einem Huegel am Westufer des Nils bei Assuan.

Assuan war der Ausgangspunkt einer Nilkreuzfahrt die bis Luxor fuehren sollte.

Am Tag zuvor landete der Flieger nach 4 stuendigem Flug um 21 h am Flughafen von
Kairo.Da unsere kleine Reisegruppe veraengstigt einen Herdentrieb entwickelte,dauerte
es weitere 1 1/2 Stunden,bis wir alle Einreisevisen hatten,bevor uns der Reiseleiter
in Empfang nehmen konnte und uns zu unserem Bus geleitete,der zum Hotel fuhr.

Die Nacht war schon laengst ueber Kairo hereingebrochen,doch die Stadt war immer
noch mehr als lebendig.Daher dauerte es fast 2 Stunden,quer durch Kairo bis an den
Rand von Gizeh,wo unser Hotel war.
Aber da staunten wir Baukloetze,als wir entdeckten,dass unser Hotel mit 6 Sternen
gekroent war.

6 Sterne ?Da liess uns vermuten,dass unser weltberuehmtes Sacher wohl eine billige
Absteige sein wuerde.

Alle,wirklich alle in unserer Reisegruppe waren hungrig und stroemten nach Empfang
der Zimmerschluesseln dem Speisesaal zu.Doch der war geschlossen und auch der Coffeeshop war verwaist.
Der Reiseleiter,gab uns den guten Rat,die Koffer nicht auszuraeumen,weil wir bereits
um 5 h frueh geweckt werden wuerden,um uns zum Flughafen zu transportieren.

Von unserem Hotelfenster aus konnten wir schemenhaft die Umrisse der Pyramiden
erkennen,das war das einzige Highlight des Tages.

Die schlaftrunkene Herde versammelte sich,kurz nach 5 h im Speisesaal zum Frueh-
stueck.

Der naechste Reinfall,denn statt das erwartete reichhaltigstes Fruehstuecksbuffet,be-
kamen wir nur ein Lunchpaket und einen Becher Kaffee,der nicht trinkbar war.

Da daemmerte uns,dass vielleicht von den 6 Sternen,3 ueber den Haupteingang und
3 ueber den Nebeneingang angebracht werden haette sollen.

Am Flughafen erwartete uns eine Maschine der Egypt Air,die offensichtlich ihre beste
Zeit schon hinter sich hatte.
Voll im Leben standen die Soehne Aegyptens,deren Mindesgewicht ueber 150 Kg.auf
die Waage brachten und wir ueberlegten,ob nicht eine Herecules C 130 besser geeig-
net waere,uns nach Assuan zu bringen.

Der Flug war trotzdem angenehm und interessant.

Die Flugroute war entlang des Nils,der sich mit einem gruenen Band schmueckte,rings-
um das Gelbe der Wueste,unterbrochen von gruenen Punkten,die die Oasen mark-
ierten.

Ein anderer Reiseleiter erwartete uns in Assuan.Wieder ein junger Mann,der ausge-
sprochen sehr gut Deutsch konnte.

Bald kamen wir per Bus zur Einschiffung an den Nil.Unser Schiff war eines von Dutz-
enden anderen und hob sich angenehm vom "Traumschiff" und den geschleckten Ka-
pitaenen dort ab.Statt einer weissen Uniform trug er einen bodenlangen Kaftan und
Sandalen und mir duenkte,dass ich fuer das Captains- Dinner,den Smoking im Schrank lassen kann.

Gut ja,ich hatte zwar keinen Smoking mit,aber,gedenkt des Filmes "Tod am Nil" hatte
ich einen dunkelblauen Blazzer mit passender Hose eingepackt um nicht zu sehr von
David Niven abzufallen.

Als ich ihn das erste-und letztemal zum Abendessen trug,war ich der bestgekleidete
Gentleman an Bord.Viele der anderen Herren (einschliesslich der Englaender),trugen
kurze Hosen,Badeschlappen und aermellose Unterleibchen.

Im Reiseprogramm war ein grosses "Loch".Zwischen Mittag und 16,30 h war kein Pro-grammpunkt eingeplant und es wurde abgeraten,das Schiff in der Zwischenzeit zu ver-lassen und statt dessen die Schiffsbar zu frequentieren,

Einige aus unserer Reisegruppe taten es trotzdem und waren hinterher froh,mit dem
Leben davon gekommen zu sein.Denn schon nach ein paar Schritten vom Schiff weg,
waren sie umringt von kaftantragenden Haendlern,die ihnen Sphinxs aus Gips,Arte-
fakte aus dem Grab von Tutanchamuns und versteinerte Skarabaeuskaefer andrehen
wollten,bevor sie sie auf Kutschen verladen werden sollen,die von apathischen Pferd-
chen gezogen sind.Die Preise,die sie aufriefen,trieb dern Pharaonen,auch nach 5.000
Jahren die Schamroete ins Gesicht.

Ich blieb auf dem Schiff und nach 2- 3 Biere schlief ich beim Pool am Deckstuehl ein.

Da ruettelt mich der Reiseleiter und empfahl mir mich zu sputen,sonst verpasse ich
den Besuch des Mausoleums des Aga Khan III.

Das war mir wichtig,denn ich wollte herausfinden,wie man durch Gewichtszunahme
zu einem Milliardenvermoegen kommt.

Jock






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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #492 am: 04. September 2021, 13:45:28 »

Ich erreichte gerade noch die Felkunke und setzte ueber.

Dort am westlichen Ufer des Nils,beim Aufstieg zum Mausoleums,eine geruettelte
Anzahl von Verkaufsstaenden,die neben Souveniers auch Artefakte aus den Phara-
onengraeber anboten.
Waeren die alle echt gewesen,waere das Nationalmuseum in Kairo gaehnend leer.

Den Aufstieg haette ich mir ersparen koennen,denn das Mausoleum war geschlossen.
Ausserdem waere der Eintritt extrem teuer gewesen.
Es blieb mir nicht erspart,nachzulesen wie der gute Aga Khan zum Vermoegen ge-
kommen war.

Nicht ohne Grund war der Aga Khan ein sehr beleibter Mann und seine Frau achtete
streng darauf,dass er kein einziges Kilogramm abnahm.

Denn,es war gebraeuchlich,dass der Fuehrer seiner islamistischen Abspaltung zu
seinem Geburtstag mit Gold aufgewogen wurde.Und bei dem Goldpreis,spielt jedes
Gramm eine Rolle.

Naechsten Tag begann die Kultur.Die Besichtigung des Assuamstaudammes ist nation-
ale Pflicht und auch den unvollendeten Obelisken soll man gesehen haben.
Der ist ziemlich lang und schwer,aber einen heiligen Schauer bekommt man nicht,
wenn man davor steht.Man erzaehlte uns,dass 300 Steinmetze gleichzeitig daran ge-
arbeitet haben,aber wegen einen Sprunges im Gestein die Arbeiten eingestellt worden
sind.
Manche Aegyptologen meinen,dass sei nicht der Grund gewesen,weil andere Obe-
lisken groessere Spruenge aufweisen.
Gewerkschafter sind sich sicher,dass ein Streik die Vollendung verhindert haben.

Stimmt diese Theorie,so waere es der laengste Streik,den die Welt seither gesehen hat.

Nach dem Mittagsessen legte das Schiff ab und steuerte Luxor zu.Dass sich der Kapi-
taen mit dem nackten rechten Fuss die linke nackte Wade kratzte und so kundtat,
dass er zurecht die Kapitaenswuerde verliehen bekam,floesste uns so viel Vertrauen
ein,dass wir es uns am Deck beim Pool bequem machten.

Wir passierten aegyptische Doerfer mit spielenden Kindern am Fluss.Eine ungeheure
Beschaulichkeit stellte sich ein.Wir winken ihnen zu und sie winkten zurueck.

Doch ploetzlich wurde mir bewusst,dass wir viel zu nahe am Ufer vorbeifahren und wir
in Reichweite eines Scharfschuetzen sind.
Zwar waren zu dieser Zeit nur vereinzelte Vorfaelle irgendwelcher Islamisten,bekannt,
die gnadenlos auf Touristen ballern,doch es reichte um den Platz zu wechseln.

Von den Stationen in Edfu oder Kom Ombo,bleibt nur in Erinnerung,dass baulichen An-
lagen wohl beeindruckend sind,staerker jedoch verankert sich,die Abwehr der Haend-
ler,die unbedingt das Geschaeft ihres Lebens machen wollten.

Bis dahin hat mich die altegyptische Kultur nicht gepackt.Nicht dass ich gefragt haette,
"koennen die alten Steine nicht weg",aber der Funke sprang nicht ueber.

Das aendert sich,als wir Luxor erreichten.

In Luxor ist alles imposant,gigantisch und interessant.

Sei es die Tempelanlage von Karnak bis zum Tal der Koenige,des Totentempel der
Hatschepsut oder die Koenigsgraeber.
Nicht zu vergessen die Memnonkolosse,die ich mit viel Enttaeuschung wieder verliess.

Davon das naechste Mal.

Jock











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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #493 am: 05. September 2021, 10:14:40 »

Als wir das Geheimnis der wohlgenaehrten Hunde im Tal der Koenige loesten.

Vielleicht noch eine Anmerkung zuerst.

Man prophezeite uns,dass unsere Jungehe nicht lange halten wuerde.Und sie hatten
recht.Gerade nur 40 Jahre hielt sie und wir waren all die Zeit uns kaum bei einer Sache
gleich einig.
Wir hatten daher viel Diskussionsbedarf - aber kultiviert und kein Streit.

Als wir zum Tal der Koenige kamen,ein Platz,wo Wueste pur ist,erwartete uns ein
Rudel wohlgenaehrter Hunde.
Das war ueberraschend,denn 1.) sind Hunde im Islam haram und 2.) es gab weder
Baum noch Strauch,nur Sand,Geroell,ewig blauer Himmel und keine Luftfeuchtigkeit.
Weit und breit kein Gehoeft,nur ein paar Gaststaetten,die bei Nacht geschlossen sind.

Aber zuerst Kultur.

Wir stiegen hinab zu einen Koenigsgrab,bewunderten im Grabgewoelbe die leucht-
enden Farben,die so frisch erschienen,als haette erst gestern der Malermeister seine
Arbeit vollendet.
Der Gedanke,dass ein mittelschweres Erdbeben die Grabkammer unsere haette sein
koennen,kamen wir nicht.

Das Herumstreifen am Gelaende machte uns hungrig und wir beschlossen etwas zu
Essen.Zeit hatten wir genug,denn der Bus sollte erst in einer Stunde abfahren.

Wir bestellten ein "Brathuhn" und eiskaltes Cola.Draussen auf der Terrasse wollten wir
es geniessen.

Nach dem ersten Bissen,den wir gleichzeitig zu uns nahmen,sahen wir uns tief in die
Augen und waren uns,wahrscheinlich das erste Mal in unserem gemeinsamen Leben,
sofort einig.

"DAS"ESSEN WIR NICHT !!

Die Hunde haben sich sehr gefreut,dass wir es den anderen Touristen gleichtaten,und
das dromedarisierte Huhn an sie verfuettert haben.

Das war aber nicht die einzige Enttaeuschung des Tages.

Auf der Fahrt zum Karnak- Tempel stoppte der Bus bei den Memnonkolossen.

Dort wollte ich die 2 Herren animieren,uns eine Gesangsprobe zu liefern.

Die griechische Ausgabe der Maer ueber Memnon geht so:

Beim Kampf um Troja totete Achilles den Koenig Memnon,der ein Sohn der Goettin
Eos ist.
Sie nahm den Leichnam und setzte ihn auf einen Stuhl.Jeden Tag beweinte sie den
Toten und ihre Traenen fallen als Tau auf die Erde.
Ganz frueh am Morgen laesst Memnon einen Klagelaut hoeren.
Mit einem warmen Sonnenstrahl troestet Eos Memnon,der daraufhin verstummt.

Diese Story haette es verdient,mit Romy Schneider und Karl-Heinz Boehm unter der
Regie von Franz Antel,verfilmt zu werden.

Tatsache ist jedoch,dass jeden Morgen,sphaerische Toene hoerbar sind,die von den
Statuen her kommen.

Die Memnon - Kolosse sind 18 m hoch und sitzen seit ein paar tausend Jahren unbe-
weglich,wie im Wartezimmer eines Chiropraktikers,auf ihren Stuehlen und starren zum
Nil.
Gesangsfreude war ihnen nicht anzumerken,auch dann nicht,wenn ich zur Animation
den Erzherzog Johann- Jodler angestimmt haette.

Sie blieben stumm und wir fuehren dorthin,wo wir Baukloetze ueber die Baukloetze
aus Granit staunten - der Tempelanlage von Karnak.

Jock













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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #494 am: 06. September 2021, 08:34:45 »

Als ich wegen der 72 Jungfrauen den Ellbogen in die Rippen bekam.

In Luxor trennte sich die kleine Reisegruppe.Einige flogen nach Hurgada,der Rest
zurueck nach Kairo um mehr vom Orient zu erfahren.

In Kairo angekommen,wurden wir wieder im selben Hotel untergebracht,wo wir vor
einer Woche,nur einige Stunden in der Nacht schlafen konnten.

Jetzt bei Tag stellten wir fest,dass wir in einem "Fluechtlingslager"einquartiert wurden.

Die Aermsten der Armen aus Kuwait,hatten das Hotel in Beschlag genommen.Wohl-
beleibte wuchtige Herren mit bis zu 4 Frauen und einem Schippel Kinder wuselten
durch die Lobby und bestiegen,auf Hochglanz polierte Mercedese,wenn sie in die Stadt
wollten.

Hingegen waren sich die "Wirtschaftsfluechtlinge",die vor Sadam Hussein Reissaus genommen hatten,einig,dass nur das "Mena House"in Frage kommt,um abzuwarten,
bis der boese Sadam vertrieben wird.

Das Mena House - Hotel hatte zwar nur 5 Sterne,zeichnete sich jedoch auch deswegen
aus,weil ueber die Jahre,hochkaraetige Politiker,weltbekannte Schauspieler und die int-
elligentesten Literaten dort gewohnt haben.
Die "Hall of Fame" ist voll davon.Ich fuerchte nur,in einigen Jahren wird sich eine,nicht
zu schliessende Luecke auftun,wenn ich nicht mehr leben sollte und weil ich dort nicht
abgestiegen bin.

Wir und zwei andere Paare,hatten noch nicht genug von Kultur und besuchten alle
Sehenswuerdigkeiten wie die Pyramiden,den/die/das Sphinx,einige Tempel,Suks,be-
obachteten,wie eine aegyptische Familie ihren Wochenendausflug absolvierte,indem
sie vorne am Moped 2 Kinder untergebracht waren,dann der Familienvater sass und
hinten auf Soziussitz,seine Frau.Zwischen Mann und Frau,quer die Hausziege,die auch mitdurfte.

Endpunkt war der Besuch der Alabastamoschee,einfach ein MUSS.

Ein redefreudiger Fremdenfuehrer erwartete uns am Vorplatz der Moschee,achtete,dass
wir uns sorgfaeltig die Fuesse und Haende wuschen und geleitete uns in das Innere.

Sofort umgab uns die Stille und die Kuehle im Gebetsraum,der mit Teppichen ausge-
legt ist und wir darin sofort knoecheltief einsanken.

Erst erklaerte uns der Fremdenfuehrer die "technischen Daten" des Gotteshauses und
vergass nicht darauf hinzuweisen,welchen Affront sich der franzoesische Koenig Louis-
Philippe I. geleistet hat,indem er als Dank fuer den geschenkten Obelisken,der heute
am Place de la Concorde steht,einen Uhrturm spendete,dessen Uhrwerk bis heute nicht
in Gang zu setzen ist.

Nachdem wir an der Seite Platz genommen hatten,hoerten wir einen Vortrag ueber die
Vorzuege des Islams,der Allwissenheit von Allah und wie leicht es doch ist,zum Islam
zu konvertieren.
Obwohl der Ton im "Erinnerungsschreiben"der Kirchenbeitragsbehoerde in Wien schon scharf formuliert worden ist,dachten wir nicht daran,die Gemeinschaft der Christen zu
verlassen und hoerten daher nur mit maessigem Interesse,den Darlegungen zu.

Jedoch,als er zu der Stelle kam,wo die Thematik der 72 Jungfrauen im Jenseits be-
handelt wurde,spitzten sich unwillkuerlich meine Ohren.

Das bemerkte natuerlich sofort meine Frau und rammte mir ihren Ellbogen in die Rip-
pen.

Ich gebe zu,ich haette einige Fragen gehabt - allerdings waeren sie betriebswirtschaft-
licher Natur gewesen.

Wieviele Jungfrauen sind dort beschaeftigt ? Von wo,rekrutiert Allah sie ? Was geschieht
mit den Jungfrauen,wenn sie keine mehr sind ? Werden sie verdammt in der Teppich-
knuepferei zu arbeiten ? u.s.w.

Der "Missionar" ueberreichte uns einen Zettel,wo darauf der Satz " La ilaha illa Allah,
Mohammad rasul Allah"gedruckt war.

Eine riesige Falle,denn der Satz ist die Beitrittsformel zum Islam.

Er wolle einen zufaelligerweise  anwesenden Imam holen,dann koennen wir den Satz sprechen und waeren schon mit einem Fuss im Paradies,lockte er.

Unsere Frauen ahnten was dann kaeme.

Zufaelligerweise,wuesste er auch in der Naehe eine Klinik,wo die Beschneidung durch-
gefuehrt werden koennte.

Das reichte ihnen.Mit den Worten : DER bleibt so,wie er ist,da wird nichts herumge-
schnippselt,packten sie uns bei den Armen und zerrten uns aus der Moschee.

Vor der Moschee trennten sich unsere Wege und erkundeten auf eigene Faust Kairo.

Erst am Flughafen,vor dem Heimflug nach Wien,trafen wir uns wieder.

Aufgeregt erzaehlten wir uns,welch grossartige Schnaeppchen wir erstanden haben.

Heute,nach fast 40 Jahre,verfluchen wir noch immer den Tag,an dem wir dabei ueber
den Tisch gezogen wurden.

Jock







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