@georg
Ich habe meine Erfahrung mit einem Fluechtling bereits irgendwann
und irgendwo hier im Forum erzaehlt.
Daher nur in Kurzform nochmals :
Es war ueblich,dass,wenn man fuer einen oder zwei Tage einen Arbeiter
brauchte,man ihn beim obenannten Fluechtlingslager rekrutierte.
So auch wir,als es galt unser Lager aufzuraeumen.
Nach getaner Arbeit,wartete "Ali" darauf mit uns von Wien nach Traiskirchen
mitzufahren.Da meine Frau noch mit Abrechnungsarbeiten beschaeftigt war,kamen
wir ins Gespraech.
Nach einigen Saetzen in Englisch,meinte er,wenn ich langsam Deutsch sprechen
wuerde,koennte er mich verstehen,da er gerade unsere Sprache lernt.
Er war Kurde,hatte in Belgrad Geologie studiert,war Dip.Ing. und arbeitete im
Irak in der Erdoelindustrie.Seine Familie gehoerte zur oberen Mittelschicht.
Nachdem die Schergen Sadam Hussein,seine Eltern ermordet hatten,fluechtete
er mit seiner Frau via Iran,Tuerkei nach Oesterreich,wo er um Asyl ansuchte.
Um es kurz zu machen,er blieb zwei Jahre in unserem Betrieb,arbeitete schwarz
und wurde von uns auch schwarz bezahlt.Sein Einkommen war genau so hoch,wie
jenes unserer anderen Arbeiter.
Sein Asylantrag und der seiner Frau wurden in 1.Instanz abgewiesen und sie gingen
in Berufung.
Fuer den Fall,dass der Berufung stattgegeben wird,erkundigte er sich bei der OEMV
wegen eines Arbeitsplatzes.
Er haette bereits am naechsten Tag dort zu arbeiten beginnen koennen,denn auf einen
solchen Fachmann,der weitreichende Verbindungen im arabischen Raum hat,hat man
nur gewartet.
Aber auch die 2.Instanz wies die Asylantraege ab.Zwischenzeitlich wurde das Paar
voneinander getrennt,da seine Frau ihren Familiennamen bei der Heirat behalten hat,
und es der Behoerde entgangen ist,dass sie ein Ehepaar sind.
Es kostete uns zwei Tage,die mit Telefonaten ausgefuellt waren,bis wir erreicht hatten,
dass sie wieder zusammen leben konnten.
Da man durchblicken liess,dass auch die 3.Instanz negativ entscheiden werde,zogen
sie nach Deutschland weiter,wo sie sofort Asyl bekamen.
Nach einem Jahr meldete er sich wieder und berichtete,dass er nun als Dolmetsch
fuer das BAMF arbeiten wuerde.
Das war der letzte Kontakt.Ich nehme an,dass sie nach dem Sturz Sadams wieder
in den Irak zurueckgekehrt sind.
Nun, in den zwei Jahren,wo er bei uns gearbeitet hat,hat er 500.000 ATS verdient.Schon
klar,wir bekamen auch Gegenleistung,aber es waren auch kurze Perioden dabei,wo er
nicht unbedingt noetig war (Urlaubszeit z.B.)Trotzdem haben wir ihn "durchgefuettert".
Zu Ende unserer Begegnung sprach er neben Serbokroatisch,Englisch,Franzoesisch und
Arabisch auch fliessend Deutsch.Hatte keine Probleme ein Bier zu trinken und ein Schweins-
schnitzel zu essen,ob wohl beide islamischer Glaubensrichtung waren.
Wir haben nie ausgerechnet,wieviel uns unsere Hilfe gekostet hat.Und wir haben es auch
bewusst hingenommen,eine Strafzahlung leisten zu muessen,wenn uns jemand,wegen
der Beschaeftigung eines Schwarzarbeiters angezeigt haette.
Unser bescheidener Beitrag fuer die Hilfeleistung muss nicht an die grosse Glocke ge-
haengt werden,Hauptsache er ist erfolgt und wir sind heute noch stolz darauf.
Jetzt erzaehle du,@georg,wie schaut dein Beitrag zur Hilfestellung von Fluechtlingen aus ?
Jock