Hier mal die Übersetzung eines Kommentares zur neuen UDD-Führerin aus der Bangkok Post:
Wird unter Thidas Führung der UDD-Leopard seine Flecken wechseln?Da nach der militärischen Niederschlagung der blutigen Proteste der Rothemden-Anhänger in Bangkok in der Zeit von März bis Mai die meisten ihrer Führer sich im Gefängnis befinden, auf der Flucht sind oder eine bedingte Freiheit auf Kaution genießen, ist die Vereinigte Front für Demokratie und gegen Diktatur (UDD) seitdem praktisch führungs- und orientierungslos, wie ein steuerloses Schiff, dem zudem noch der Kapitän abhanden gekommen ist.
Trotz der Führungsprobleme gelingt es den Anhängern der Rothemden immer mal wieder, Demonstrationen zu organisieren, bei denen auf empfundene Anwendung von zweierlei Maß hingewiesen und an den Tod ihrer Genossen während der Proteste – insbesondere die sechs Opfer im Wat Pathum Wanaram – erinnert wird. Dies ist in erster Linie so hartnäckigen Rothemden-Anhängern wie Sombat Boonngarm-anong (ehemals Herausgeber der verbotenen Zeitschrift Lai Jood) zu verdanken, der jeden Sonntag friedliche Demonstrationen organisiert.
Die UDD wurde nach dem Putsch von 2006, bei dem die Regierung des damaligen Premierministers Thaksin Shinawatra gestürzt wurde, gegründet als Opposition zur Diktatur des Militärs (der von den Putschisten eingesetzten Regierung Surayud), gegenüber dem Vorsitzenden des Geheimen Kronrates, General Prem Tinsulanonda, den die Gruppe als Drahtzieher beim Putsch und der Bildung der Regierung Abhisit vor zwei Jahren ansieht, und auch gegenüber der Volksallianz für Demokratie (PAD). Ihre ursprünglichen Führer waren zumeist Radikale – eventuell mit Ausnahme ihres Vorsitzenden Veera Musikhapong, der als weniger radikal gilt als der Rest der Truppe, der u.a. aus Jatuporn Prompan, Natthawut Saikua, Jarun Dittha-apichai und Weng Tojirakarn besteht.
Daher war es nicht überraschend, daß die UDD beim Umgang mit den Demonstrationen der PAD und der Regierung Abhisit auf Konfrontation setzte, was zu zahllosen in Gewalt ausartenden Protesten führte sowohl in Bangkok als auch in einigen ländlichen, als Hochburgen der Rothemden geltenden Provinzen wie z.B. Chiang Mai und Udon Thani. Die gewalttätigsten Demonstrationen, die die UDD anzettelte, waren die von März bis Mai an den Kreuzungen Khok Wua und Ratchaprasong sowie die Proteste an Songkran des vergangenen Jahres in Bangkok und in Pattaya, wo dadurch ein Abbruch des ASEAN-Gipfeltreffens erzwungen wurde.
Daher hat die Feststellung einiger Kritiker, daß die UDD gleichbedeutend für Gewalt stehe, durchaus ihre Berechtigung. Aber das könnte jetzt der Vergangenheit angehören – sofern Sie den Worten von Thida Thavornseth, der neuen Vorsitzenden der UDD, Glauben schenken möchten.
Fräulein Thida, die Frau von Dr. Weng seit ihren gemeinsamen Tagen im Dschungel als Mitglieder der inzwischen aufgelösten Kommunistischen Partei Thailands, wurde auf dem UDD-Treffen am 1. Dezember im UDD-Hauptquartier im Imperial-Lat-Phrao-Einkaufszentrum zur Vorsitzenden ausgerufen.
Bei der selben Veranstaltung wurde gleichzeitig auch noch eine neue Führungsriege ernannt.
Diese besteht aus zwei stellvertretenden Vorsitzenden, Worachai Hema und Somwang Assarasee (aus der Chefetage von Scanner Electric International, die Elektroartikel der Marke Matsushita herstellen und vertreiben), einem Generalsekretär, Prasaeng Mongkolsiri (ein ehemaliger Dozent von der Chulalongkorn-Universität) und den Ausschuß-Mitgliedern Rangsee Serichai, Worawuth Vichaidit und Prasit Chaiseesa. Fräulein Thida, die auch die von der UDD zur Indoktrination neuer Mitglieder gegründeten „Roten“ Schulen leitet, kündete an, daß die „umgestaltete“, von ihr geführte UDD von nun an ihren politischen Kampf mit friedlichen Mitteln führen werde. Priorität habe für die Bewegung eine Kampagne für die Freilassung aller Rothemden-Demonstranten, die sich wegen Anklagen im Zusammenhang mit den Demonstrationen von März bis Mai in Haft befänden. Sie versicherte, daß die Rothemden der Gewalt abgeschworen hätten und stattdessen ihre Überlegungen konzentrieren würden auf friedliche Mittel zur Erreichung ihrer politischen Ziele – der Abschaffung doppelter Standards und der Wiederherstellung des Rechtsstaates.
Der Führungswechsel und der von Fräulein Thida angekündigte Verzicht auf Gewalt sind in der Tat sehr zu begrüßen. Allerdings dürfte es eine Weile dauern, die Gegner der UDD davon zu überzeugen, daß sie tatsächlich meint, was sie sagt und daß das „Umdenken“ auch wirklich ernst gemeint ist.
Die Gegner und Kritiker der UDD habe gute Gründe für die Annahme, daß das „Umdenken“ lediglich ein taktisches Manöver darstellen könnte, um zu einem Zeitpunkt, wo die Durchschlagskraft verpufft und der Ruf ruiniert sind, wieder das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen.
Eine entscheidende Frage ist, ob Fräulein Thida und ihre neue Mannschaft denn auch wirklich die Bewegung unter Kontrolle haben, von der jeder weiß, daß sie eng mit Thaksin und der Puea-Thai-Partei verbunden und diesen Rechenschaft schuldig ist und wohl auch von dem Flüchtling finanziert wird.
Auch wenn dies Wunschdenken ist, so wäre es doch ein echter Segen für die Thai-Politik, wenn die neue UDD-Führung ihre Bewegung vom Einfluß Thaksins und der Puea Thai Partei befreien und in eine echte politische Interessengruppe zum Wohle des einfachen Volkes umfunktionieren könnte.
(Der Verfasser) Veera Prateepchaikul ist ein ehemaliger Redakteur der Bangkok Post.
Quelle:
http://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/209885/under-thida-will-the-udd-leopard-change-its-spots