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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 112258 mal)

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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #15 am: 29. Mai 2013, 11:21:04 »

Es ist jetzt auch schon wieder eine Zeit her,als die Tochter meiner
Frau,ihr Diplom fuer den erfolgreichen Abschluss,vom Kronprinzen
ueberreicht bekam.

Aber was war das fuer ein Aufwand !

Obwohl nur der engste Kreis der Familie geladen war,also an die
30 Personen,ergingen strenge Verhaltensregeln.
Alle mussten zum Friseur und sich anstaendig kleiden.Die Auswahl
des richtigen Kleides zur passenden Handtasche und Schuhen,war
zeitraubend und wurde mit aeusserster Sorgfalt vorgenommen.

Endlich kamen wir,ueberpuenktlich,am Festgelaende an.
Dort warteten schon findige Geschaeftsleute,die Matten,Blumen und
Luftballons anboten.Auch fuer Speis und Trank war reichliches Angebot
vorhanden.
Nur die fliegenden Fotografen verhielten sich auffallend ruhig.

Nach einer guten Stunde des Wartens,kam eine Wagenkolonne.
Vorab Polizei auf schweren Motorraedern,dann an die zwanzig Autos
(alle in rot) und anschliessend der wunderschoene,alte Rolls mit dem
Kronprinzen in seiner weissen Galauniform samt Saebel.Den Abschluss der
Kolonne, bildeten weitere Autos und Polizei .

Die Garde salutierte und das Dekanat begruesste den hohen Gast.

Was in den naechsten Stunden innerhalb des Gebaeudes vorsich ging,
wurde in den Festzelten an den Monitoren sichtbar.

Es dauerte Stunden,bis die frischgebackenen "Akademiker" zu ihren
Familien zurueckkamen.
Diese hatten sich zwischenzeitlich mit Blumen und Ballons versorgt und
stellten sich gerne den Fotografen,die eifrig Bild um Bild schossen.

Es kam eine Menge davon zustande,denn jeder wollte einzeln mit dem
Stolz der Familie abgelichtet werden,dann in der kleinen Gruppe,dann
in der grossen Gruppe u.s.w.
Schon kurze Zeit spaeter,wurden die Fotos gegen eine horrende Summe
an Geld,der gluecklichen Familie ueberreicht,die sich die gute Laune aber
nicht verderben liess,da ja ein Festessen in einem gehoberen Restaurant
bevorstand.

Besonders gluecklich waren jene Familien,die in ihrem Kreise einen Farang
hatten,der das alles,zwar zaehneknirschen,aber doch bezahlte.
Er bezahlte aber auch das vorgeschriebene Training der Absolventen,damit
der Ablauf der Zeremonie reibungslos vonstatten geht,den Friseur,die neuen
Schuhe und den Talar,sowie das Foto,dass den Moment festhaelt,wo das
Diplom ueberreicht wurde.

Dieses Foto wird zu Hause so geschickt platziert aufgehaengt,dass der Blick
eines Besuchers unweigerlich darauf faellt.

Abends,im Fernsehen,sieht man ja nur Ausschnitte von dem Ereignis,aber
es faellt auf,dass der Kronprinz bei der Ueberreichung,nie laechelt.
Verstaendlich,sind doch an solchen Tagen 2.500 vormittags und 2.500
Diplome, nachmittags zu ueberreichen.

Das ist eine Leistung,die Respekt verdient.

Niemals wurde der Kronprinz dabei beochachtet,dass er waehrend der
Ueberreichungen,kurz innehaelt und sich die linke Schulter kratzt,weil sie
juckt.

Das nenne ich Selbstbeherrschung und die verdient meine Hochachtung !


Jock


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somtamplara

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #16 am: 29. Mai 2013, 11:32:43 »

Wie ich diese Ueberreichungszeremonien finde, traue ich mich nicht hier offen hinzuschreiben aus bekannten Gruenden (habe momentan meine uebliche IP Adresse und haenge an einer DSL Leitung). Auch das mit dem Laecheln sollte man bekanntlich besser nicht kommentieren und schon gar kein Buch darueber schreiben.

Wo ich dir aber recht geben muss: die physische Leistung und Selbstbeherrschung sind beachtlich.
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #17 am: 03. Juni 2013, 09:40:24 »

Es war ein wunderschoener Herbstnachmittag,als der Generalvikar
Godfried Marschall,die paepstliche Nuntiatur zu Wien verliess.

Er war bester Laune denn nicht nur das Essen war vorzueglich gewesen,
sondern auch die gereichten Weine hatten ausgezeichnete Qualitaet.
Und erst das Gespraech,dass er mit dem Nuntius gefuehrt hatte !

Dieser eroeffnete ihm,dass er zur Berufung zum Kardinal vorgesehen
sei. Endlich war er am Ziel !

Nicht ganz,den er stolperte die letzten Meter- ueber eine Frau.

Die Dame hiess,damals,als er ein verhaengnisvolles Gespraech mit ihr
fuehrte,Graefin Sophie von Chotek und sie war die Auserwaehlte des
Thronfolgers.
Bei dem Gespraeh versuchter,im Auftrag des Kaisers,die Ehe mit dem
Thronfolgers zu verhindern und schilderte ihr in den waermsten Farben,
die Vorzuege eines kloesterlichen Lebens.
Das Bemuehen war umsonst.Graefin Sophie liess sich nicht umstimmen
und so wurde eine morganastische Ehe geschlossen,die zu ungeheuren
protokollarischen Herausforderungen fuehrte.

Der Thronfolger,Franz-Ferdinand,war ein herrischer Mann,den die halbe
Monarchie hasste und er auf die zweite Haelfte zurueckhasste.
Und er hatte ein Elefantengedaechtnis.

Er erinnerte sich an das vergebliche Bemuehen des Godfried Marschalls,
seine Ehe zu verhindern und verhinderte nun seinerseits,die Ernennung
zum Kardinal.

Rache ist suess,sagt man oder man kann auch die Lehre daraus ziehen,sich
niemals in die Beziehungsangelegenheiten anderer Leute einzumischen.

Jock
« Letzte Änderung: 03. Juni 2013, 10:02:42 von jock »
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #18 am: 06. Juni 2013, 10:20:58 »

Die Keuschheitskommission

Es ist in Oesterreich ueblich,zur Loesung von Problemen eine Kommission
einzurichten.
So wurden ueber die Jahrhunderte,Aberdutzende Kommissionen gegruendet
und spaeter wieder vergessen,dass sie taetig waren.

Bis auf die Keuschheitskommission! Sie geistert dann und wann immer wieder
durch die Medien,und das seit 1752 als sie von Maria Theresia,wiedererweckt
wurde.

Die Gruende dafur waren, 1.) fuer sittliche Ordnung zu sorgen und 2.) die grass-
ierende Syphilis  einzudaemmen.
Im theresianischen Wien um 1.700 wurden 175.000 Einwohner gezaehlt,davon waren
rd.10.000 Dirnen.
Zum Vergleich,heute hat Wien rd.1.700.000 Einwohner und 3.300 registrierte "Hueb-
schlerinnen"`plus eine Dunkelziffer von nochmals sovielen " Bordsteinschwalben".

Die Kommission hatte ihre eigene Gerichtsbarkeit und konnte, im Wiederholungsfall,
drastische Strafen aussprechen.
Die Strafen waren Scheren des Kopfes,Ohr abschneiden,oeffentliches Auspeitschen vor
einer Kirche,bishin zur Teilnahme an den "Temesvarer - Schueben".
Entdeckten die Kommissare ein Paearchen in den Bueschen im Prater,konnte sie auch
eine Zwangsheirat verfuegen.

Der erste Vorsitzende der Kommission,war ein Jesuit namens Ignaz Parhamer,der es
sich nicht nehmen liess,selbst die Peitsche zu schwingen.Lag es an seinem missionarischen
Eifer,oder doch daran,dass die Deliquentinnen nackt waren,waehrend sie gepeitscht wurden ?

Kurze Zeit war der Kommission voller Erfolg beschieden und Wien war dirnenfrei,denn
keine einzige Verhaftung wurde registriert.
"Schuld" daran war ein Passus in den Durchfuehrungsbestimmungen,dass kein Maedchen
belangt werden durfte,das einen Rosenkranz mit sich trug.Und innerhalb von wenigen Tagen,
waren Rosenkraenze ausverkauft.

Nicht nur Casanova hatte seine liebe Not mit der Kommission,sondern auch der Sohn
Maria Theresias,der spaetere Kaiser Joseph II,der fluchtartig ein Bordell verlassen musste,
weil "zu ebner Erd" Kommissare an die Tuere pochten.

Er war es auch,der,als er Kaiser war,die Befugnisse  drastisch einschraenkte und Deportationen
nur mehr jenseits der Stadtmauern zuliess.

Leider gingen die Protokolle der Vernehmungen und Urteilssprueche 1929 in den Flamen auf,
sodass  Rueckschluesse heute nur mehr eingeschraenkt nachvollziehbar sind,ob die Prostitution
eingedaemmt werden konnte oder nicht.

Einer Polizeistatistik zufolge,waren im Jahre 1922 3.200 Anhaltungen wegen nach-
gewiesener "Hurerei" aufgelistet.

Darunter waren 377 Beamtinnen,8 Ehefrauen von Offizieren und je eine Tochter eines
Stadtrates und eines Arztes.


Jock

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Bruno99

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #19 am: 06. Juni 2013, 10:42:08 »

 ;}  habe dies mit viel Spass gelesen... habe immer noch ein Laecheln im Gesicht  :D

besten Dank Jock und lieben Gruss
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Wer Politik und Moral auseinander halten will,
versteht von beidem nichts.
Jean-Jacques Rousseau

jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #20 am: 09. Juni 2013, 13:17:27 »

Das Schicksal der russischen Prinzessin aus Siam ist kein Einzelfall
an koeniglichen Hoefen.Hier ging es noch relativ gimpflich aus.

Wie sehr die Etikette und das Protokoll in eine Beziehung eingreift zeigt das Beispiel
am Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Frau.

Franz Ferdinand war der Thronfolger.Er erkrankte jedoch und wurde bereits
von den Aerzten aufgegeben und sein Bruder Otto schon am Hofe umschmeichelt.
Allen Unkenrufen zum Trotz,gesundete er und begab sich auffaellig oft in die
Residenz seines Cousin in Bratislava.Die Frau des Hauses hatte einige heirats-
faehige Toechter und sah sich schon als Schwiegermutter des zukuenftigen Kaisers.

Eines Tages vergass der Thronfolger seine Taschenuhr am Tennisplatz.Sie wurde
gefunden und der Erzherzogin gebracht.Neugierig wie Oskar,oeffnete sie die Uhrklappe,
um zu sehen,welche ihrer Toechter die Auserwaehlte sei.

Der Schreck war gross,als sie das Bildnis ihrer Gesellschaftsdame sah,einer kleinen
Graefin Chotek.
Die flog natuerlich sofort aus dem Haus und bereits am naechsten Tag wurde der Kaiser
von dem Skandal unterrichtet.
Er stellte den Thronfolger zur Rede und erhielt die Bestaetigung,dass eine morganatische
Ehe bevorstand.
Diese galt es zu verhindern und so wurde alles versucht,die Ehe zu verunmoeglichen,jedoch
umsonst.

Der Kaiser versammelte alles,was in der Monarchie Rang und Namen hatte in der Geheimen
Ratsstube und liess den Thronfolger schwoeren,dass dereinst seine Kinder auf die Thronfolge
verzichten wuerden.
Dieser Schwur loeste eine Menge Diskussion aus,nicht nur unter Juristen,sondern auch bei
den kirchlichen Wuerdetraegern.

Bei der Trauung selbst erschien kein einziger Verwandter,ausser seiner Stiefmutter.
Bei der Hoftafel  sass der Thronfolger neben dem Kaiser,seine Frau am Ende der Tafel.
Es war nicht gestattet,dass der Thronfolger und seine Frau gemeinsam in einer Kutsche
herumfuhren.Der Thronfolger fuhr allein voraus und weit dahinter kam, in einer bescheidenen
Kutsche, seine Frau daher.
Das fuehrte natuerlich zu taeglichen Auseinandersetzungen mit dem obersten Hofzeremoniell-
meister,da dem Thronfolger die Herabsetzung seiner Frau,ein Dorn im Auge war.

Nur einer schaffte es,sich die ewigen Freundschaft des Thronfolgers zu sichern.

Der deutsche Kaiser Willhelm II., indem er die Frage an Franz Ferdinand richtete :

" Sag,wann kann ich endlich meinen Kratzfuss deiner Frau gegenueber machen ? "


Der Kaiser empfing die Frau des Thronfolgers nie,erhob sie,als die protokollarischen
Schwierigkeiten unueberwindlich wurden zu Fuerstin,und erleichterte so das Leben
des Zeremonienmeisters.

Noch einmal schlug das Zeremoniell erbarmungslos zu.

Beim Leichengang fuer das ermordete Paar,stand dem Thronfolger ein Begraebnis I.Klasse
zu,seiner Frau jedoch nur eines der III.Klasse.
Selbst der neue Thronfolger wurde beim Kaiser vorstellig und bat um "ein bisserl mehr
Zeremonie",allerdings vergebens.

Bis heute schneiden daher. Franz-Ferdinand und seine Frau Sophie,die habsburgerische Ver-
wandtschaft,indem sie nicht in der Kapuzinergruft ruhen,sondern sich auf Schloss Art-
staetten,ihre eigene Gruft erbauen liessen.

Jock
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #21 am: 17. Juni 2013, 08:06:47 »

Wenn am Dienstag die Maschine Obamas in Berlin landet,wird alles
vorbereitet sein.

Die Kanaldeckel verschweisst,die Strasse gesaeubert,die Kanzlerin
frisch vom Friseur und selbst ihr Ehemann muss sich fuer ein paar
Stunden von der Forschung freinehmen.

Es wird auf die Etikette geachtet und kein Fauxpas darf die Zeit bis
zur Abreise,die gute Freundschaft trueben.

Es gab allerdings auch einmal eine Zeit,wo ein Staatsbesuch dafuer
benuetzt wurde,den Staatsgast zu demuetigen.

So geschehen beim Besuch des oesterreichischen Bundeskanzlers
1933 in Italien,durch Mussolini.

Italien wurde durch 2 Jahrhunderte von der Monarchie nicht ernst genommen.
Zuoft wurden die Armeen des sich bildenden Italiens geschlagen.Aber nach
Ende des WK I schwang sich Italien als Schutzmacht fuer die I.Republik auf.

Zwar versuchten die oesterreichischen Regierungen,sich dem Einfluss Mussolinis
zu entziehen,aber  durch die innenpolitische Situation bedingt,gerieten sie mehr
und mehr in die Abhaengigkeit.

So musste sich der Kanzler Dr.Engelbert Dollfuss,nach Italien begeben um
Mussolini zu treffen, der in Riccione urlaubte.

Der 18.Juli war ein heisser Badetag,doch Dollfuss war dem Protokoll entsprechend
bekleidet.Schwarzer Anzug,Hemd, Krawatte und Hut.

Mussolini hingegen,pfiff auf diplomatische Etikette,und empfing Dollfuss in der Bade-
hose am Strand.

Fotos von damals zeigen,zwei Herren am Strand.Der eine,mit abgelegtem Sakko und Hut
in der Hand,der andere mit stolzer,braun gebrannter Brust,vor Kraft strotzend.

Die Symbolik, die die Fotos transportierten,zeigten ihre Wirkung.Niemand nahm Oesterreich
ernst und als das Deutsche Reich in Oesterreich einmarschierte,gab es weltweit nur einen
einzigen Staat,der dagegen protestierte - Mexico !

Danke dafuer und Viva la Mexico !


Jock

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† Jhonnie

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #22 am: 17. Juni 2013, 09:29:03 »

@ Jock

Ja genau, kann mich noch etwas erinnern.
Interessant ist ja auch Wie Mexico zu den Ehren Qesterreichs kam. " Dem Land , wo die Sonne nie unterging" und noch dazu als Macht zur See anzusehen war.

Die Oeterreichische Monacharchie ist eigentlich ein Kapitel an sich selbst. Bis dahin zu der Frage : Wie kam Lichtenstein zum Fuerstentum, Als auch der Kanton "Uebrig"
( --C wenn es den noch in meiner erinnerung so heisst) zu Oesterreich als Vorrarlberg.

Koenntest du darueber mal was raussuchen aus deinem wissen.

Joachim
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.... In der Bibel steht geschrieben: " Liebe deinen Naechsten " UND das Kamasutra zeigt  " WIE ES GEHEN KOENNTE". auch fuer RUD's behaftete geeignet.

Isan Yamaha

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #23 am: 17. Juni 2013, 10:02:02 »

Wenn am Dienstag die Maschine Obamas in Berlin landet,
Sagt er,dann auch ich bin ein Berliner.
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drwkempf

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #24 am: 17. Juni 2013, 19:38:59 »

Nein, wohl nicht - aber vielleicht sagt er ja: "Ick bin ein Mohrekop" :D

Wolfram
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #25 am: 17. Juni 2013, 21:56:41 »

@Jhonnie

Die Motive fuer die Inthronisierung Maximilian I.zum Kaiser von Mexico,hat
mit der "Spanischen Linie" der Habsburger nichts zu tun und liegt auch zeitlich
zu weit von den Geschehnissen in Spanien weg.

Die Gruende,wieso der Erzherzog Maximilian,Kaiser von Mexico wurde,liegen darin,
dass der franzoesische Kaiser Napoelon III. Einfluss auf Mexico haben wollte und es
dem Max gschmackig machte.

Maximilian selbst war ungluecklich mit seinem Schicksal,als Zweitgeborener.Denn
bis heute gilt an den Koenigshoefen das Prinzip der Primogenitur.Das heisst auf gut
Deutsch : Der Erstgeborene  bekommt alles,die Spaetergeborenen nix.

So konnte er es nicht verwinden,dass sein Bruder Franz -Josef der Kaiser war und Krone
und Zepter innehatte.

Daher nahm er, alle Warnungen ausser Acht lassend,das Angebot Napoleons III an.
Er war verblendet, aber er war nicht dumm.

Das musst Jahre zuvor sein Schwiegervater,der Koenig von Belgien war,erfahren,als
es darum ging,einen moeglichst hohen Betrag herauszuholen,weil er seine Tochter heiraten wollte.
Maximilian feilschte und feilschte und erreichte einen Betrag von 3,3 Mio .France als
Mitgift.Diese Summe reichte um sein Schloss Miramare fertigzubauen.

Jetzt verhandelte er mit dem franzoesischen Kaiser,ihm eine Armee fuer Mexico zur
Verfuegung zu stellen.Napoleon III bewilligte dies und der Reise nach Amerika stand
nichts mehr im Wege.

Das Schicksal meinte es mit Maximilian und seiner Frau Charlotte nicht gut.Im Hafen
empfing das Paar kein Jubel und der Kaiserpalast war ein heruntergekommenes Gebaeude.
Die erste Nacht musste das hochherrschaftliche Paar auf einem Billardtisch verbringen,
weil die Matratzen verfloht und verwanzt waren.

Maximilian wollte seinen neuen Untertanen ein guter  und guetiger Herrscher sein.

Doch die pfiffen ihm eines und versuchten durch Benito Juarez,diesen Kuckuck wieder
zu vertreiben.Der Ring um die Hauptstadt wurde eng und enger.Die franzoesischen
Soldaten,die zum Schutz mitgegeben wurde,vertschuessten sich oder fraternisierten
mit den Mexicanern.

In allergroesster Not,reiste Kaiserin Charlotte nach Europa und beschwor ihren Schwager
Kaiser Napoleon,doch weitere Truppen zu senden.Der jedoch hatte die Hosen voll,den
die nordamerikanischen Staaten,drohten mit Konsequenzen,wenn dies erfolgen sollte.

Also reiste Charlotte weiter zum Papst.Er moege an Napoleon appellieren,Truppen nach
Mexico zu senden.Aber auch der Papst sah sich ausserstande,taetig zu werden.
Durch den Schock,den die Absagen ausloesten,fiel Charlotte der geistigen Umnachtung
anheim.

So blieb ihr verborgen,dass ihr Mann Maximilian inzwischen gefangen genommen wurde
und zum Tode verurteilt worden ist.

Er starb als Held.Den Mitgliedern des Fuesilierungspeloton gab er je eine Goldmuenze
und bat sie,nur auf den Koerper zu schiessen,damit das Gesicht unversehrt bleibt.
Unter den Klaengen von "La Paloma" hauchte er seine Seele aus, als die Kugeln in seinem
Koerper einschlugen.

Damit endet das kurze Gastspiels eines Oesterreichers,der gerne Kaiser sein wollte.

Zwei abschliessende Bemerkungen dazu :

Es ist seither verpoent,auf Schiffen,die unter oesterreicher Flagge fahren,La Paloma
zu singen oder zu spielen. Das gilt bis zum heutigen Tage.

Charlotte blieb nach den tragischen Geschehen in ihrer geistigen Umnachtung noch
weitere 60  Jahre bevor sie 1927 starb.
Aber stets verlangte sie,dass wenn sie zu Tisch gebeten wurde,dass ein zweites Ge-
deck aufgelegt wurde,da ja Max gleich kommen wuerde.Sie haette eben gerade noch
mit ihm gesprochen.

Lieber Jhonnie,es gibt bei dieser Geschichte noch einige andere Details,die es wert
waeren,erzaehlt zu werden.Leider reicht dazu die Geduld der Leser nicht und es soll
ja auch kein Geschichtsseminar daraus werden.

Jock



« Letzte Änderung: 17. Juni 2013, 22:33:16 von jock »
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† Jhonnie

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #26 am: 18. Juni 2013, 00:22:05 »

@Jock

Danke fuer die Aussfuehrung. Die Hintergruende sind immer die erstaunlichsten.Manchmal gruselt es einen , und dann wieder " aber ola ".
Jedenfalls mach weiter so. Schoen zulesen, schmunzeln und auch ein AHA auszustossen.

Joachim


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Könick

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #27 am: 18. Juni 2013, 22:36:18 »

Sagt er,dann auch ich bin ein Berliner.

Nein, wohl nicht - aber vielleicht sagt er ja: "Ick bin ein Mohrekop" :D

Wolfram

Aha.  :o
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Peter

jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #28 am: 19. Juni 2013, 10:52:22 »

Die letzten 2 Tage waren gepraegt vom Totengedenken an die Eltern
meiner Frau.

Alle kamen sie zusammen,es wurde gekocht,zum Wat gefahren,anschliessend
gegessen,einige Flaschen Hochprozentiges vernichtet,Karten gespielt,wieder
gegessen bis spaet in die Nacht. Das Uebliche halt !

Es war Zeit genug,mir darueber Gedanken zu machen,wie es den bei mir so
sein wird,wenn Gevater Tod da war.

Zwar habe ich jede Hoffnung aufgegeben,dass man mir ein Grabdenkmal errichten
wird,das den Pyramiden gleichkommt.Auch den Heldenfriedhof Arlington kann ich
langsam vergessen.Samt dem Pferd,das mitgefuehrt wird mit dem leeren Stiefel im
Steigbuegel.
Aber freuen wuerde es mich schon,wenn man mein Grabmahl so errichten koennte,
dass sich jeder verbeugen MUSS,wenn er daraufblicken will,wie beim Grabmal Kaiser
Napoleon I.
Die Franzosen ehren so bis zum heutigen Tag,einen ihrer Grossen (und haben ihm laengst
verziehen,dass er mit einer Oesterreicherin verheiratet war).

Die Bestattungsgebraeuche haben sich im Laufe der Zeit immer wieder veraendert,ge-
nauso die Geschaeftspraktiken die damit verbunden sind.

Den Verstorbenen in antiken Griechenland,hat man eine Goldmuenze unter die Zunge
gelegt,damit sie Charon die Faehrkosten bezahlen konnten,den sonst wuerden sie fuer
immer in den Hainen der Hesperiden umherirren.

Zu Zeiten der Pestseuchen,machte man weniger Aufhebens.Die Toten wurden einge-
sammelt und in Massengraeber verscharrt.Nur der "Lieber Augstin" entkam der Pest-
grube.
Es war etwas betrunken,als er eingesammelt wurde.Da er jedoch fuer tot gehalten wurde,
war das Erstaunen nicht schlecht,als er in der Grube zu singen begann.
Zuerst rannte die Totengraeber davon,dann halfen sie den lieben Augustin doch noch heraus.

Abgesehen davon,dass hoehere Kreise (Koenige,Kaiser) sich Begraebniszeremonien leisten
konnten und auch leisteten,waren fuer die normale Bevoelkerung diese oft zu teuer.
Eine Grube am Gottesacker,darauf ein Kreuz war der Normalfall.

Teuer war es allemal,sodass Kaiser Joseph II,dekredierte,dass ein Einheitssarg mit unten
angebrachter Klappe,es auch tun wuerde,statt teures Holz dazu zu verwenden.
Dieser, immer wieder zu gebrauchende Sarg,fand allerdings nicht die Zustimmung seiner
Untertanen und so musste er sein Dekret zurueck nehmen.

Darueber freuten sich nicht nur die Angehoerigen von Verstorben,sondern auch die Sarg-
tischler und Fuhrwerker.
Um die Konkurrenten auszustechen,unterhielten sie gute Beziehungen zu den Kanzleien und
Pfoertner von Krankenhaeuser,um moeglichst als Erster vom Tod eines Patienen zu er-
fahren und einen Auftrag ans Land zu ziehen.
So kam es vor,dass die Angehoerigen oft von diesen Gewerbetreibenden,vom Tod eines
Angehoerigen erfuhren,bevor noch eine offizielle Nachricht ankam.

Geld war das Wundermittel,das so manches ermoeglicht.Zum Beispiel die Errichtung
von monstroesen Grabdenkmaeler im 19.Jhd.die auch nach dem Tode die Bedeutung
des Verstorbenen (und der Familie)herausstrichen. Neben dem Name und den Daten
von Geburt und Sterbetag,wird auch vermerkt,dass der Inlieger,Hausbesitzer,Seiden-
fabrikant und Bezirksrat gewesen war.

Daraus kann man ersehen,dass es auch am Friedhof Standesunterschiede gegeben hat
und noch immer gibt. ( Heute ist es nicht mehr modern " Hausbesitzer" anzufuhren,aber
"Generaldirektor,DDr.oder Oberoffizial finden man oft)

Die Stadt Wien hat zu Ende des 19.Jhd. die abzockenden privaten Beerdigungsunternehmen
abgeschafft und zockt nunmehr selber ab.
Aber auch die kath.Kirche ist nicht faul im Nehmen.
Bei der Beerdigung der Mutter eines Freundes,konnte ich Einblick in die Rechnung,die
man dem Sohne diskret zugesteckt hat,nehmen.

Mehr als 3.000 Euro standen darauf.Peinlich genau aufgelistet,wieviele Kerzen brannten,
wieoft mit der Glocke gelaeutet wurde u.s.w.

Angesichts dieser Summen,muss ich noch etwas zuwarten,das Zeitliche zu segnen,denn
auch Bestattungen in Thailand gehen ins Geld.

Schliesslich soll es eine grosses Event werden,mit Musik und Tanz und einer Reihe von jungen
Klageweibern,die den altaegyptischen Ritualen folgen,unter Schreien ihre Brueste entbloessen

Nicht,dass nur meine Witwe und mein Hund dem Sarg folgen.


Jock
« Letzte Änderung: 19. Juni 2013, 11:01:08 von jock »
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Tobi CR

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #29 am: 19. Juni 2013, 11:25:14 »

Hallo, Jock,
du bringst immer wieder wirklich interessante Geschichten.

Bezüglich der Stellung im Leben eines Verstorbenen bietet auch
ein Spaziergang über den "Alten Südfriedhof" in München ein buntes Bild.
Vom "Kommerzialrat" bis zum "Privatier", von der "herzensguten Mutter"
bis zur "Privatiers-Gattin" sind aufschlussreiche Bezeichnungen und Bemerkungen
auf den Grabsteinen zu lesen.

Der verwilderte 450 Jahre alte Friedhof im Herzen der Stadt ist heute nicht mehr in Betrieb
und als Grünanlage/Park allen zugänglich.

Was mich betrifft, ich lasse mich schnellstens und möglichst ohne "Party" verbrennen;
weder öffentlich Weinende, noch Betrunkene, weder Sylvesterknaller, noch Musik.
Keine Nassauer, die sich kostenlos den Bauch und die Birne vollhauen.
"Große Feier, um zu zeigen, dass wir viel Geld haben" -> dies wurde mir sinngemäß als
einer der Gründe für ein solches Event desöfteren hier in den Dörfern erklärt...  :(

Ich persönlich trauere um einen lieben Menschen im Stillen und nicht im Rahmen eines
Spektakels; und beweisen ("ach, war der oder die beliebt", soo viele Menschen nehmen Abschied)
muss man mir auch nichts...
Bezüglich der "letzten Ehre" bevorzuge ich es, diese bereits zu Lebzeiten
dem Verstorbenen entgegenzubringen.  ;)

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