Ich hab' das an anderer Stelle ja schon dargelegt.
Erst wollte ich bei Renteneintritt nach TH übersiedeln, hab' ein Häuschen bauen lassen und Alles wäre gut gewesen. Aber dann wollte ich meinem Schatz auch unsere Lebensweise (Ordnung, Sauberkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit - typisch Deutsch eben) näher bringen und hab' sie nach DE geschleppt.
Sie war überwältigt! Nicht zuletzt von der Aufnahme in meinem Familien- und Bekanntenkreis (und natürlich auch von unserer "Kneipenkultur")!
Sie hat dann selbst angefangen Deutsch zu lernen (Schule gab es erst für den B1) und wir haben in DE geheiratet. In unserer Wohnung herum sitzen, wollte sie aber nicht. Beim Besuch meiner ehemaligen Dienststelle hat sie dann mal gefragt und von einer ehemaligen Kollegin eine Telefonnummer bekommen.
Sie konnte direkt anfangen und ist jetzt das 8. Jahr dort. Vom Zimmerservice anfangs hat sie sich in einem kleinen Hotel nach einem Eigentümerwechsel zur Rezeptionistin hoch geschafft und ist stolz darauf, die ganze Abwicklung im Haus fast alleine auf die Reihe zu kriegen. Einen solchen Job hätte sie in TH trotz Highschool-Abschluß wenn überhaupt mit viel Geld erst kaufen müssen!
Heimweh? Jein! Die ersten Jahre war das eigentlich kein Thema. Wir waren ja auch jedes Jahr 4-5 Monate drüben und ihr ging sehr schnell der ihr auch in der Großfamilie entgegen gebrachte Neid auf den Zeiger! Anfangs kam bei allen möglichen Anlässen der ganze Clan zu uns zum Feiern aber im Laufe der Jahre bröckelte das kontinuierlich ab, da bei der Gattin sonst nix zu erben war (
keine Leistung ohne Gegenleistung)!
Letztes Jahr ist dann die Oma sehr krank geworden und mein Hase hat sich mit Erlaubnis ihres Chefs direkt in den Flieger gesetzt. Die Oma hat ihren Besuch noch realisiert und ist dann kurz nach der Rückreise verstorben. Die Trauer hier war sehr groß und in der Wohnung wurde ein "Altar" aufgebaut. Das Wort "Heimweh" hab' ich in den Folgewochen häufig gehört!
Dann kam die glorreiche Idee, die Mutter (Vater gibt es seit ihrer Kindheit nicht mehr in der Familie) und die Schwester zu einem Besuch einzuladen. Bis das Alles in trockenen Tüchern war, war in DE Winter! Ich hab' die Beiden in FRA bei heftigem Schneefall abgeholt und sie wurden in den vier Wochen auch bei Gelegenheiten in unserem Freundes- und Familienkreis herumgereicht. Ansonsten Stuhl an der Heizung! Nau, nau, nau! Meine liebe Schwägerin hat auch gemeint, ich wolle sie vergiften, als sie in "unserer" Weinstube ein Glas Wein vor die Nase gestellt bekam. Was der Bauer nicht kennt...........!
Das bisherige Heimweh wird erkennbar immer "dünner" und ist ausschließlich nur noch bezogen auf ihre innersten Familienangehörigen (Mutter, Schwester, Schwager und nur einer von 4 Onkeln mit Tante und zwei Töchtern). Von TH selbst, ihren Landsleuten und der TH-Politik hält sie kaum noch etwas.
Hier in DE kann sie leben und arbeiten, ohne dass man ihr ständig über die Schulter schaut und ihr ihren Erfolg neidet! Untypisch ist auch, dass ihr Interesse an Europa insgesamt geweckt ist, sie will noch mehr davon sehen. Da wir nur außerhalb der Saison weg können, geht's also dann Nov./Dez. 2 Wochen nach Süden (Mittelmeer). TH ist erst Jan.-Mrz. dran!
Ich erinnere mich gerne noch an eine Tour direkt bei ihrem ersten Besuch. Wir sind die Mosel hoch gefahren nach Apach (Frankreich), rüber nach Luxembourg, weiter über Bastogne nach Belgien und über Maastricht (Niederlande) wieder nach Hause - und Alles an einem Tag ohne Grenz- oder Passkontrollen und ohne teure Visa. Das hat ihr imponiert! In der Zeit haben sie in TH noch über die Grenze nach Kambodscha wegen ein paar alter Steine geschossen.
Leider entwickelt meine Gattin aber keinen Ehrgeiz für die Theorie-Prüfung zum Führerschein (es geht ja auch jedes Jahr für 180 Tage ohne, und das bereits seit 10 Jahren) und nachdem man ihr erzählt (FB) hat, dass man für einen dt. Pass einen Integrationskurs machen muss der einen Test beinhaltet, will sie keinen Pass mehr! Geht ja auch ohne!
Fazit: Heimweh gibt es nur noch sporadisch und ist z.Zt. auf Geburts- und Muttertage beschränkt! Dieses Heimweh verfliegt aber auch relativ schnell, wenn sie in den ersten Tagen nach Ankunft im Heimatdorf den ganzen Klatsch und Tratsch auf's Ohr genagelt bekommen hat!