Das Schicksal des Milliardaers Epstein
Und,sprach Gustav von Epstein,ich brauche natuerlich auch Stallungen fuer 15 Pferde und
Theophil Hansen nickte dazu.
Theophil Hansen war der angesagteste Architekt seiner Zeit.Er erbaute das Parlament,die
Boerse und viele andere Prachtbauten.
Als er gleichzeitig 42 Baustellen zu betreuen hatte,warteten zwei Irrenwaerter diskret im
Hintergrund,damit sie eingreifen koennen,wenn eintritt,was befuerchtet wurde.
Mit Gustav von Epstein und Theophil Hansen sassen sich Bauherr und Architekt gegenueber
und berieten die Plaene fuer ein standesgemaesses Zuhause.
Gustav von Epstein hatte das Grundstueck am Ring,gleich neben dem Parlament zu einem
ungeheuren Preis gekauft,das selbst dem Erzherzog Ludwig-Viktor ( Bruder des Kaisers) zu
teuer war und zurueckzuckte.
Gustav von Epstein war Jude und Bankier und half der finanziell maroden Monarchie mit
Krediten aus,damit sie froehlich einen Krieg fuehren konnte und verzichtete dann und wann
auf die Rueckzahlung.
Sein Vater,Lazar Epstein legte den Grundstock fuer das Vermoegen.In Boehmen erfand er
ein neues Verfahren der Texildruckerei und der angeschlossene Grosshandel garantierte
ein grosses Einkommen.
Seinen Sohn,Gustav sandte er nach Wien um den Grosshandel zu leiten.Einige Jahre fuehrte
Gustav in Wien die Geschaefte,eroeffnete eine Wechselstube und verkaufte,nach dem Tod
von Lazar die Betriebe und wendete sich dem Geldgeschaeften zu.
Bald war er der zweitreichste Bankier,nach den Rothschilds und Direktor der Nationalbank.
Das Palais wurde prachtvoll.
Im Erdgeschoss war die Bank,die man auch durch einen unscheinbaren Seiteneingang be-
treten konnte.
Durch diese Tuere traten verarmte Buerger ein,die ohne jede weitere Sicherheiten anbieten
zu koennen,Geldbetraege bar auf die Hand ausbezahlt bekamen,damit sie vor dem Elend be-
wahrt werden.
An die 500.000 Gulden gelangen so jaehrlich zur Auszahlung,weit mehr als der Kaiser zur
Verfuegung stellte.
In der ersten Etage waren die Repraesentationsraeumlichkeiten.Der Ballsaal,die Salons waren
Treffpunkte der High Society,wo Dichterlesungen und Konzerte stattfanden.
Die zweite Etage ware die "Belle Etage".Die Privatraeumlichkeiten der Familie.
Vom Ring ausgesehen rechts das Herrenzimmer,das Privatbuero und die reichhaltige Bibliothek.
Der linke "Fluegel" das Boudoir der Hausherrin und die Raeumlichkeiten der Kinder.
Diese Etage war besonders kostbar ausgestattet.Spiegel,Fresken an der Decke und das Mobilar
war von ausgesuchter Schoenheit und Eleganz.
Im naechsten Geschoss waren die Raeumlichkeiten des Personals.
1873 titelten die Zeitungen: "Als er Wien verliess,war er Millionaer,als er kam war er ein Bettler".
Damit meinte man Gustav von Epstein und nicht etwa einen Kollegen,der nach Thailand zog.
Die Tragoedie begann mit der Weltwirtschaftskrise 1873,wo viele durch Spekulation ihr Hab,Gut
und Vermoegen verloren.
Die Epstein - Bank waere halbwegs gut durch die Zeit gekommen,wenn nur der Kassier der Bank
die Fingern aus der Blase gehalten haette.
Adolf Taussig (34 J) war der Name jenes Mannes,der eines Tages in der obersten Etage noch
hoeflich ein Dienstmaedchen gruesste,dann das Fenster oeffnete und sich auf die Lothringer -
strasse hinabstuerzte.
Zuvor hatte er sein Buero akkurat aufgeraeumt und in einem Abschiedsbrief um Entschuldigung
gebeten.
Taussig hatte ohne Wissen von Gustav Epstein mit Bankgeldern spekuliert,war kurz reich und
stand dann nach Platzen der Blase vor einem Desaster.
Gustav befand sich zu dieser Zeit in Italien,einerseits Kunstwerke zu kaufen,andererseits sein
Halsleiden zu kurieren.
Zurueckgekehrt versprach er,alle offene Verbindlichkeiten auszugleichen und musste dafuer
seine Barmittel aufwenden,die Bank verkaufen und sein Palais mit Hypotheken zupflastern.
Bis 1875 konnte er noch im Palais wohnen bleiben,doch nach dem Tod seines Sohnes zog die
Familie in eine kleinere Wohnung in der Naehe des Rathausplatzes um.
Nachdem er 1879 an Kehlkopfkrebs verstorben war,uebersiedelte seine Witwe mit den Toechtern
nach Budapest.
Die Toechter heirateten in weniger bekannten Familien ein,die aus dem Militaer- und Juristen -
kreisen stammten.
Daher verliert sich langsam die Spur der einst vermoegenden und einflussreichen Familie.
Das Palais kaufte eine englische Gasfirma,die in Wien ihr Unwesen trieb,war waehrend der
Besatzungszeit nach WK II.Sitz der sowjetischen Kommandatur.
Dass das Palais nicht gepluendert und vandaliert wurde,hat man einen kunstsinnigen Offizier
zu verdanken,der dies verhinderte.
Heute ist das Palais eine Dependance des Parlaments.
Mit Jeffrey Epstein,jenen amerikanischen Milliadaer,dem Unzucht mit Minderjaehrigen vorge-
worfen wird und jetzt tot in seiner Zelle aufgefunden wurde,hat die oesterreichische Familie
Epstein keine verwandtschaftliche Verbindung,
Jock