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Autor Thema: Literatur und welche Bücher man sonst noch lesen oder vergessen sollte  (Gelesen 58489 mal)

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goldfinger

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Hörbuch über die Welt nach dem 3. Weltkrieg

https://youtu.be/ClUqrfDIwOM?si=vh4ScaNKuQiyRS21
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b.o.bachter

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Re: Literatur und welche Bücher man sonst noch lesen oder vergessen sollte
« Antwort #107 am: 03. Januar 2025, 09:32:58 »

Buchbeschreibung: 'A Plastic Nation: The Curse of Thainess in Thai-Burmese Relations' von Pavin Chachavalpongpun. New York: University Press of America, 2005.

Beschreibung:
'A Plastic Nation' untersucht die immense Rolle der thailändischen Nationalität in der Innen- und Außenpolitik. Obwohl "Thainess" oder "khwampenthai" faktisch eine frei erfundene, nicht definierte, sprich genau genommen beziehungslos angenommene, Bezeichnung ist, wurde und wird sie von den thailändischen Eliten immer wieder zur Legitimierung ihrer Macht und Verteidigung ihrer wirtschaftlichen Interessen eingesetzt. Die Geltendmachung "Thainess" war und ist nicht nur tief in den privaten Interessen der Machthaber verwurzelt, sondern wurde und wird auch gern als Teil einer nationalistischen Gesinnung eingesetzt, um damit internationale Normen und nationale Verantwortung abzuwehren, die oft als Bedrohung für die Eigeninteressen der Machthaber angesehen wurden und werden. Dieses Buch richtet sich im Wesentlichen an Studenten und Professoren, die sich mit der thailändischen Nation und dem thailändischen Nationalismus sowie mit den zeitgenössischen thailändisch-burmesischen Beziehungen befassen. Es richtet sich aber auch an die politischen Entscheidungsträger in der Regierung sowie im Militär.

Der thailändische Nationalismus, der durch sein negatives Bild von Myanmar und den westlichen Ländern geprägt ist, wurde und wird von den Eliten manipuliert, um eine eigennützige Politik gegenüber Myanmar zu rechtfertigen, was die Hohlheit im thailändischen Nationalismus widerspiegelt.


Zusammenfassung einer Buchkritik

Veröffentlicht am 1. Dezember 2006 - N. Ganesan

Contemporary Southeast Asia: A Journal of International and Strategic Affairs

'Eine Nation wie Kunststoff: Der Fluch von Thainess in den thailändisch-burmesischen Beziehungen' von Pavin Chachavalpongpun

Dies ist ein recht interessantes Buch, da es die Auswirkungen eines verzerrten Nationalismus auf eine wichtige bilaterale Beziehung in Südostasien untersucht. Während alle Versuche, den Nationalismus zu definieren und ihn zu einem inspirierenden und bewahrenswerten Artefakt zu machen, von einem Element abstrakter Phantasie begleitet werden, ist diese Studie einzigartig in ihrer Argumentation, dass der thailändische Nationalismus eine wichtige Komponente hat, die im Gegensatz zu seinem unmittelbaren und wichtigen Nachbarn Myanmar definiert wird. Der Autor argumentiert, dass es zwei wichtige Aspekte bei der Konstruktion des tugendhaften Selbst und des stereotypen Anderen gibt. Myanmar fällt in die letztgenannte Kategorie, ebenso wie die Länder, die weitgehend mit dem Westen assoziiert werden. Diese beiden Negativbilder werden in zwei wichtigen einheimischen Konzepten zusammengefasst: 'khwampenthai', was so viel wie "Thainess" oder "Thai-Sein" bedeutet, und 'tam kon farang', was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie "den Westlern in den Hintern kriechen". Das Hauptargument des Autors ist, dass diese beiden Konzepte von der thailändischen Elite auf verschiedene Weise manipuliert wurden und werden, um eine eigennützige Politik gegenüber Myanmar zu rechtfertigen. Unter Eigennutz ist in diesem Fall eher das persönliche Interesse der Machtelite zu verstehen als ein nationales Interesse. In der Tat bleibt der Autor bei seinem Argument, dass der thailändische Nationalismus traditionell ein Zusammenschustern von Eliteninteressen ist, die vage mit Begriffen wie 'khwampenthai' gerechtfertigt werden.
Nach einer kurzen Einleitung gliedert sich das Buch in 6 Kapitel. In den ersten beiden Kapiteln wird die Diskussion über den Nationalismus in einen theoretischen und dann in einen thailändischen historischen Kontext gestellt. In den nächsten drei Kapiteln werden die beiden Konzepte 'khwampenthai' und 'tam kon farang' auf drei Fallstudien angewandt: die thailändische Politik gegenüber ethnischen Aufständischen an der thailändisch-myanmarischen Grenze, der Drogenhandel und die Aufnahme Myanmars in die ASEAN Gemeinschaft im Jahr 1997. In der Schlussfolgerung wird die Bedeutung des negativen Anderen in der Rechtfertigung der Eliten für eine Politik, die als im nationalen Interesse liegend dargestellt wird, erneut hervorgehoben, was gleichzeitig eine gewisse Hinterhältigkeit des thailändischen Nationalismus widerspiegelt.
Nach Ansicht des Autors eignet sich der Begriff 'khwampenthai' für außergewöhnliche Manipulationen, während er gleichzeitig politische Legitimität verleiht. Und wenn dieser identifizierbare Aspekt des Nationalismus nicht nützlich ist, wird der umgekehrte Begriff 'tam kon farang' verwendet, um ein Verhalten zu bezeichnen, das nicht thailändisch ist. Mit anderen Worten: Wenn nötig, wird tugendhaftes Verhalten durch Negatio definiert. Neben diesen amorphen Konzepten gibt es eine Reihe von weniger kontextbezogenen kulturellen Begriffen/Normen, die der Außenpolitik eine zusätzliche Rechtfertigung geben. Dazu gehören 'nam chai/khwammi ham chai' [Wohlwollen/Großzügigkeit], 'chaibun' [verdienstvolles Herz], 'songkhro/songsan' [Hilfe für Unglückliche/Mitgefühl], 'khaorop' [Respekt], 'krengchai' [Ehrerbietung und angemessenes Verhalten] und 'khwamnpakdi' [Loyalität]. Viele dieser kulturellen Normen stammen eher aus klientelistischen und hierarchischen Interaktionen als aus abstrakten und universellen Kernnormen wie 'khwamyutitham' [Gerechtigkeit], 'khwamsuesat' [Ehrlichkeit] und 'khwamsamoephak' [Gleichheit].
Die Kernnormen, die oft in krassem Gegensatz zu den kulturellen Normen stehen, werden absichtlich unterdrückt, um eine Situation so darzustellen, dass sie den Machtinteressen der Eliten entgegenkommt (S. 18). Darüber hinaus argumentiert der Autor, dass die thailändische Machtelite einen enormen Spielraum bei der Definition von 'khwampenthai' und der kulturellen Norm zur Auswahl hat. Die Propagierung und Sozialisierung von 'khwampenthai' durch Schulen, Medien und andere staatliche Propagandainstrumente hat das Konzept mächtig und heilig gemacht (S. 23). Die Herrschaft von Phibun, Sarit und Thanom in der Nachkriegszeit identifizierte Myanmar, den Kommunismus und Drogen als Themen, die mit 'khwampenthai' nichts zu tun haben. Im Falle Myanmars ist die Verwendung der Begriffe 'khwampenthai' und 'tam kon farang' durch die thailändische Elite zur Rechtfertigung abrupter Änderungen in der Politik eindeutig auf unehrliche und korrupte Motive zurückzuführen. ...

Link: https://consensus.app/papers/nation-curse-thainess-thaiburmese-relations-review-ganesan/1d98a1aeac0c5afabe46cb63cc984a62/


Eine thailändische Studie über Thainess
Die konstruierte Mainstream-Denkweise von "Thainess" und die durch "Thainess" konstruierte "Wahrheit"

Saichol Sattayanurak*
Übersetzt von Sarinee Achavanuntakul

Zusammenfassung
Die Mainstream-Denkweise über "Thainess" wurde seit der Herrschaft von König Rama V. von bedeutenden Intellektuellen fest definiert. Die Intellektuellen passten die Schlüsselaspekte und die Bedeutung von "Thainess" in regelmäßigen Abständen an, um auf die sich verändernden politischen Kontexte zu reagieren. Die ursprüngliche Struktur von "Thainess" wurde bei diesen Anpassungen jedoch beibehalten. Infolgedessen hat die konstruierte Mainstream-Denkweise von "Thainess" einen überwältigenden Einfluss auf die Denkweise der Thailänder.

Die Definition von "Thainess" entstand im Kontext der zentralisierten politischen Struktur. Diese konstruierte Mainstream-Denkweise von "Thainess" wurde dann zur Grundlage der Ideologie, die das zentralisierte politische Regime und die hierarchische Sozialstruktur aufrechterhält. Seit Ende der 1950er Jahre wird das thailändische Volk von dieser übergreifenden Ideologie beherrscht, die seitdem als Hindernis dafür fungiert, dass sich das thailändische Volk nicht an die raschen, entscheidenden Veränderungen in der thailändischen Gesellschaft anpassen kann. Darüber hinaus war die Bedeutung dieser Idee von "Thainess" zu eng gefasst, um einen "sozialen Raum" zu schaffen, in dem alle Gruppen des thailändischen Volkes Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit erlangen können. Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit sind unerlässlich, damit die Menschen Zugang zu den wichtigsten Ressourcen haben und ein zufriedenes Leben führen können. Daher können wir sagen, dass die konstruierte Mainstream-Denkweise von "Thainess" ein Teil der gewalttätigen Struktur der thailändischen Gesellschaft ist.

Zusammenfassung
Dieses Papier ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie "History of Thai Intellectuals' Thought on Thai Society and Culture, 1892-1992 A.D.", die vom Thailand Research Fund gefördert wurde. Ziel dieser Studie war es, die Definition von "Thainess" durch eine Reihe von Intellektuellen zu analysieren, die einen großen Einfluss auf die thailändische Ideologie der "Gesellschaft und Kultur" hatten. Diese Ideologie bildet die Grundlage für die vorherrschenden Erklärungen verschiedener Ereignisse und Probleme in der politischen Gesellschaft Thailands und übt über die Jahre hinweg bis heute einen enormen Einfluss auf die Denkweise der Thais aus. Dieser Artikel konzentriert sich auf M.R. Kukrit Pramojs Idee von "Thainess", weil er ein Intellektueller war, der so aktiv mit der thailändischen Gesellschaft kommunizierte, dass er den größten Einfluss auf ihr Denken in den letzten fünfzig Jahren hatte.

Für die Studie wurden umfangreiche Werke von Intellektuellen in den jeweiligen politischen Kontexten analysiert. Die Analyse zeigt, dass das Konzept von "Thainess", wie es von den thailändischen Intellektuellen definiert wurde, als Antwort auf die politischen Probleme entwickelt wurde, mit denen die herrschende Klasse in jeder Epoche konfrontiert war, und dass der Begriff "Thainess" dazu dient, die von der politischen Elite gewünschte soziale und politische Struktur zu schaffen. Diese Ideologie wurde in der Gesellschaft so konsequent kultiviert, dass sie zu einem "Wahrheitssystem" wurde, das die Denkweise der Thais stark beeinflusst und viele wichtige "Wahrheiten" im thailändischen Gemeinwesen geschaffen hat.

Daher besteht das Hauptziel dieser Studie darin, anhand von Argumenten und historischen Belegen zu zeigen, wie "Thainess", wie es von thailändischen Intellektuellen definiert wurde, im politischen Kontext entstanden ist und wie wichtig es als Grundlage der Ideologie ist, die zur Aufrechterhaltung des zentralisierten politischen Regimes und der hierarchischen Sozialstruktur beitrug und weiterhin beiträgt. Die Studie versucht darüber hinaus zu analysieren, wie diese Ideologie - als konstruierte "Mainstream"-Denkweise seit den 1950er Jahren - das thailändische Volk daran hindert, sich an die raschen Veränderungen in seiner Gesellschaft anzupassen. Das liegt daran, dass die Ideologie von "Thainess" zu eng gefasst ist, um einen ausreichenden "sozialen Raum" für die Thailänder zu schaffen, in dem sie die notwendigen persönlichen Rechte, Freiheit und Gleichheit sowie den Zugang zu wichtigen Ressourcen und das Recht auf ein würdiges Leben erlangen können. Daher können wir sagen, dass die konstruierte Mainstream-Denkweise über "Thainess" ein Teil der gewalttätigen Struktur der thailändischen Gesellschaft der letzten Jahrzehnte war bzw. ist.

Eine postmoderne Gesellschaft besteht in der Regel aus mehreren fragmentierten Gesellschaften, die zusammen verschiedene Wissensbestände und Diskurse umfassen. Der Diskurs in jeder dieser fragmentierten Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass er "lokal" ist, d. h. nur für die jeweilige Gesellschaft gilt, und keine "universelle Philosophie" darstellt, die eine allgemein gültige Erklärung für die Gesellschaft als Ganzes ist [1].

Doch in der postmodernen thailändischen Gesellschaft ist das Wissen bzw. der Diskurs über "Thainess", wie er von staatlich unterstützten Intellektuellen etabliert und über die Medien und das staatlich regulierte Schulsystem verbreitet wird, nach wie vor sehr einflussreich und wird von Lehrern und Schülern sowie von "Reproduzenten" und "Konsumenten" "hochgeachtet", obwohl es mehrere fragmentierte Gesellschaften gibt. Dieser Diskurs genießt vor allem deshalb den Status eines Mainstreams, weil die thailändischen Medien und das Bildungssystem nicht wirklich reformiert wurden, obwohl in den letzten Jahrzehnten Akademiker, Sozialunternehmer und Bewohner ländlicher Gemeinden neue Bedeutungen und "Anti-Establishment"-Gedanken zu "Thainess" entwickelt haben.

Der Autor hofft, dass die Ergebnisse dieser Studie die Thais dazu ermutigen werden, die konstruierte Mainstream-Denkweise von "Thainess" gemeinsam zu analysieren, um herauszufinden, welche Elemente es wert sind, bewahrt zu werden (vielleicht mit notwendigen Änderungen, um sie auf den neuesten Stand zu bringen), und welche Elemente als Teil von "Thainess" neu konstruiert werden sollten, um den Thais zu helfen, in Frieden in einer Gesellschaft zusammenzuleben, die durch Gleichheit gekennzeichnet ist.

[1] Chetta Puanghut, “Wiwata Structure-Agency lae kanhathangoc hai kap panha tawilakniyom” [Structure-Agency Debate and the Overcoming of the Problematic Dualism in Social Theory: Marxism versus Foucault] Warasan aksornsat mahawittayalai sinlapakon [Aksonsat Journal, Silapakon University]. 26,2 (December 2003-May 2004): 74-135. Chetta weist darauf hin, dass Michel Foucault eine systematische Theorie der poststrukturalistischen Bewegung entwickelt hat, die den lokalisierten und fragmentierten Charakter der Gesellschaft betont.

* Department of History, Faculty of Humanities, Chiang Mai University. Email: saicholnid@hotmail.com

Link: https://www.semanticscholar.org/paper/The-Construction-of-Mainstream-Thought-on-%E2%80%9C-%E2%80%9D-and-%E2%80%9C-Sattayanurak/9a105c84daaca1b2d41b93aaa5885acd18de7b28
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Re: Literatur und welche Bücher man sonst noch lesen oder vergessen sollte
« Antwort #108 am: 04. Januar 2025, 09:25:36 »

Das folgende Buch dürfte wohl weniger bekannt sein: „Krimineller Wohlstand - Drogenhandel, Geldwäsche und Finanzkrisen nach dem Kalten Krieg“ {1,2} von Guilhem Fabre {3}

{1} Original: 'Les prospérités du crime : trafic de stupéfiants, blanchiment et crises financières dans l'après Guerre froide' - 1999
{2} Englisch: 'Criminal Prosperity : Drug Trafficking, Money Laundering and Financial Crises after the Cold War' - 2003
{3} Guilhem Fabre geboren am 21. Oktober 1951 in Vaucluse [1], Sinologe und Sozioökonom, ist Professor an der Fakultät für internationale Angelegenheiten der Universität Le Havre [2] und Mitglied des Institut Universitaire de France [3]. - https://fr.wikipedia.org/wiki/Guilhem_Fabre

Für alle, die es nicht kennen, hier aus dem Buch das Kapitel: 'Krise und Geldwäsche in Thailand: Der Angriff der Provinzpaten auf Bangkok' (Teil 1 von 2)

Nach einer Studie* des großen thailändischen Korruptionsspezialisten Sungsidh Piriyarangsan von der Chulalongkorn-Universität hat die Geldwäsche in der thailändischen Wirtschaft riesige Ausmaße angenommen. Sechs illegale Aktivitäten, nämlich Prostitution, Waffenschmuggel, Schmuggel von Kohlenwasserstoffen, illegales Glücksspiel und illegaler Handel mit Arbeitskräften und Drogen, erwirtschafteten jährlich den Gegenwert von 11 bis 18 Milliarden USD oder 8 bis 13 Prozent des BIP von 1993 bis 1995. Der kreativste Sektor für parallele Arbeitsplätze ist das illegale Glücksspiel, an dem vier Millionen Menschen beteiligt sind und das etwa acht Prozent des BIP ausmacht. An der Prostitution sind zwischen 150.000 und 200.000 Frauen beteiligt, die jährlich mindestens vier Milliarden Dollar bzw. zwei Prozent des BIP erwirtschaften. Im Vergleich dazu macht der gesamte Drogenhandel kaum mehr als eine Milliarde Dollar aus. [1] Diese Zahl ist zweifellos zu niedrig angesetzt, da sie nur den Inlandsmarkt (mit 200.000 Heroin-abhängigen, 250.000 Amphetamin-Konsumenten und über 300.000 Marihuana-Konsumenten) und den Heroin-Großhandelsexport betrifft. Die Studie von Sungsidh Piriyarangsan [2], die sich auf zahlreiche Feldstudien im ganzen Land stützt, widerlegt die gängige Vorstellung, dass der Drogenhandel die Hauptquelle illegaler Gelder in Thailand ist, und verweist auf die beträchtlichen Ausmaße des organisierten Verbrechens und der lokalen Geldwäsche. Um sich ein besseres Bild von den systemischen Beziehungen zu machen, die sich zwischen der legalen und der illegalen Sphäre herausgebildet haben, kann es nützlich sein, die lokalen politischen Institutionen zu untersuchen.

(* Buch: 'Corruption and Democracy in Thailand' by Pasuk Phongpaichit and Sungsidh Piriyarangsan)

Das politische System Thailands wurde von 1945 bis Mitte der 1980er Jahre von der Rivalität zwischen dem Militär und der zivilen Bürokratie beherrscht, die sich die Einnahmen aus der Korruption teilen. [3] Die kulturell akzeptierte Dynamik von Rent-Seeking** beherrscht alle öffentlichen Märkte und die Beschaffung von militärischem Material. Die politische Klasse ist reicher geworden, nach dem Vorbild von Marschall Sarit, Ministerpräsident von 1957 bis 1963, dessen persönliches Vermögen 42 % des Staatshaushalts ausmachte. [4] Die zivile und die militärische Bürokratie werden als im Wesentlichen thailändische Organisationen wahrgenommen, im Gegensatz zu den Geschäftskreisen, die von chinesisch-stämmigen Thais dominiert werden, von denen die meisten aus dem Bezirk Chaozhou (Teochow) in der Provinz Guangdong stammen. Die 10 Millionen Sino-Thailänder, die ein Sechstel der Bevölkerung ausmachen, beherrschen die Wirtschaft, die großen Banken und die großen Privatunternehmen in der Region Bangkok und stehen unter dem bezahlten Schutz der Zivil- und Militärbürokratie. Im Norden des Landes dürfen die „irregulären chinesischen Streitkräfte“, Überbleibsel der nach 1949 vertriebenen Kuomintang-Truppen, im Rahmen einer stillschweigenden Vereinbarung agieren, die vorsieht, das Land gegen eine kommunistische Expansion zu schützen und im Gegenzug die Kontrolle über den illegalen Grenzhandel mit Heroin und Edelsteinen zu erhalten. In den 1970er Jahren wurden die „irregulären chinesischen Streitkräfte“ direkt dem zentralen Hauptquartier in Bangkok unterstellt, was es ihnen ermöglicht, alle Autonomiebestrebungen der Minderheit der Bergbevölkerung zu unterbinden und die Umverteilung der Drogengewinne zu institutionalisieren.

(** Unter Rent-Seeking versteht man die Vermehrung des eigenen Wohlstands durch Manipulation des sozialen oder politischen Umfelds, ohne neuen Wohlstand zu schaffen.)

Ab 1979, als die Innenpolitik stabiler wurde und regelmäßige Wahlen stattfanden, hingen 90 Prozent der Parlamentssitze von den Regionen ab, was es einer neuen Gruppe von Wirtschaftseliten aus den Provinzen, den Jao Ppho, den sogenannten Paten, ermöglichte, ihren Einfluss auszuweiten. Die nur langsam voranschreitende Demokratisierung hat zu einer politischen Integration der Provinzen geführt, die im Gegensatz zu ihrer wirtschaftlichen Rückständigkeit steht: Auf die Provinzen entfällt ein Drittel der Unternehmen des Landes, während der Großraum Bangkok die Hälfte des nationalen Einkommens und nur fünfzehn Prozent der Bevölkerung kontrolliert. In den letzten beiden Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts ermöglichte dieser Gegensatz den Aufstieg der Paten zu einer unangreifbaren Gruppe in der thailändischen Politik. Die meisten Jao Pho stammen von chinesischen Einwanderern der zweiten oder dritten Generation ab, die ursprünglich aus dem Bezirk Chaozhou in Guangdong stammen und dem Beispiel der „anderen“ Sino-Thai folgen. Ihre neue politische Rolle steht in engem Zusammenhang mit ihrem wirtschaftlichen Aufstieg, der durch die Verflechtung ihrer legalen und illegalen Aktivitäten gekennzeichnet ist. Ursprünglich boten die Jao Pho der Bevölkerung, die trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs weitgehend ländlich geblieben ist, Beratung und landwirtschaftliche Kredite an, dann diversifizierten sie in den Handel, lokale Monopole wie den Vertrieb von Whisky, den Verkauf von Autos und Motorrädern, Immobilien- und Grundstücksspekulationen, Bauwesen und öffentliche Arbeiten, illegale Waldausbeutung, Schmuggel, Massagesalons und Prostitution, Waffen- und Drogenhandel.

Die bemerkenswerte wirtschaftliche und politische Entwicklung dieser neuen Paten wurde in neun Fallstudien dokumentiert, die von Sungsidh Piriyarangsan und Pasuk Phongpaichit durchgeführt wurden. [5] Viele bezeichnen sich offen als „halb Geschäftsleute, halb Gangster“ [6], während andere einfach ihren Einfluss nutzen, um ihre Geschäfte auszubauen und ihre politische Karriere zu verfolgen. Sie beschäftigen oft eine Gruppe von „Justiz“-Gangstern, die als nak leng bekannt sind, und unterhalten freundschaftliche Beziehungen zu den Polizei- und Militärhierarchien, die ihnen dann verpflichtet sind. Die thailändischen Paten haben in gewisser Weise „den quasi universellen Traum aller etablierten Unternehmer verwirklicht: das Ausschalten der Konkurrenz“ [7], allerdings um den Preis mörderischer Konflikte, die oft ihre Existenz beenden. Wenn ihr wirtschaftliches Kapital mit dem von ihnen kontrollierten Territorium zusammenhängt, gewinnen sie an Prestige durch Klientelismus und Umverteilung in Form von öffentlichen Investitionen, die für die Gemeinschaften nützlich sind. Die Paten versuchen nicht, ihre Angelegenheiten außerhalb des Gesetzes zu regeln, sondern „über dem Gesetz“ [8] und sehen sich selbst als unangreifbare Schiedsrichter, die „auf ihrem Weg“ Frieden schaffen. So rühmt sich einer von ihnen damit, dass er in seiner Provinz Petchburi, die für ihre Gewalttätigkeit und ihre Bluttaten berühmt ist, allein und ohne Leibwächter unterwegs sein kann: „Ich hatte Feinde“, erklärt er, „aber die sind alle tot.“ [9]

Das direkte oder indirekte Streben nach lokaler und regionaler politischer Macht ermöglicht es den Jao Pho schließlich, ihre Position zu institutionalisieren. Ihre lokalen Netzwerke geben ihnen die Kontrolle über „Stimmenbanken“, die für einen Wahlsieg unerlässlich sind. Die illegale Praxis des Stimmenkaufs hat seit 1949 epidemische Ausmaße angenommen. Das Ziel der Politiker besteht nicht mehr darin, die Wähler zu überzeugen, sondern sich der Loyalität der neuen „Männer mit Einfluss“ zu versichern, die die Wahlversprechen an die Dorfvorsteher und die lokalen Beamten weitergeben. In den von den Paten kontrollierten Regionen, den Küsten, dem Norden und dem Nordosten, wo legale Aktivitäten, Schmuggel und illegale Einkünfte zusammenfließen, werden die Wahlen in den ländlichen Gebieten zu einer Zeit der Spannungen und der Angst und nicht zu einer Gelegenheit für eine politische Debatte. Mit bewaffneten Wahlkampfhelfern, die oft im Namen der rivalisierenden Kandidaten patrouillieren, lässt sich leicht Gewalt entfachen. [10]

Unter der Regierung von General Prem (1980-88) übernahmen das Militär und die politische Bürokratie die Kontrolle über die neuen Eliten der Provinzen, indem sie die wichtigsten Minister einfach einsperrten. Dieses Bündnis hatte jedoch Probleme mit der Führung der Chart Thai Partei unter den Kabinetten von General Chatichai (1988-91) und Banharn (1995-96). Um Clausewitz zu paraphrasieren, definieren die Führer der Chart Thai die Politik als die Verfolgung von Geschäften mit verschiedenen Mitteln. Banharn, der mit öffentlichen Bauvorhaben ein Vermögen gemacht hat, vertritt die Meinung, dass „für einen Politiker die Opposition dem Hungertod gleichkommt“. [11] Die fünfjährige Führung der Chart Thai institutionalisierte die Positionen der Provinzpaten, die enge Beziehungen zu Gouverneuren, regionalen Kommandanten und Polizeichefs unterhielten und die öffentlichen Arbeiten in ihren Gebieten monopolisierten. Nach einer Reihe von Korruptionsskandalen wurde die Chatichai-Regierung 1991 durch einen Militärputsch gestürzt, der auf ein Bündnis zwischen der Armee und der zivilen und geschäftlichen Bürokratie Bangkoks zurückging. Es wurde eine Untersuchung gegen 25 Minister durchgeführt; 13 von ihnen wurden als „ungewöhnlich reich“ eingeschätzt, da sie zahlreiche Schecks von Geschäftsleuten im Zusammenhang mit öffentlichen Aufträgen eingelöst hatten. [12] Diese Ergebnisse bedeuten jedoch nicht, dass rechtliche Schritte eingeleitet wurden, da es den Hauptpersonen gelungen ist, sich in dem instabilen Spiel der Machtkoalitionen neu zu definieren.

Dies gilt zum Beispiel für Narong Wongwan, der als „Pate des Nordens“ bekannt ist. Nachdem er ein offizielles Vermögen mit Tabak gemacht hatte, wurde er Landwirtschaftsminister unter der Chatichai-Regierung und danach der ernsthafteste Kandidat für das Amt des Premierministers im Jahr 1992 unter der Militärjunta. Seine Ambitionen wurden aber durch die Information behindert, dass die USA ihn des Drogenhandels verdächtigten und ihm die Einreise in amerikanisches Gebiet untersagten. [13] Dies hielt Narong Wongwan allerdings nicht davon ab, sich während der Regierung Banharn um das strategisch wichtige Amt des Innenministers zu bemühen, nur um dann aus den gleichen Gründen wieder verhaftet zu werden. Andere Abgeordnete waren den gleichen Anschuldigungen ausgesetzt, wie Mongkol Chongsuttamanee, Thanong Siripreechapong - der 1996 an die USA ausgeliefert wurde - und Vatana Asavahame, einer der Führer von Chart Thai. [14] In den Jahren 1995-96 wurde die Regierung Banharn von einer Reihe von Skandalen erschüttert, in denen viele Minister in Immobilienspekulationen und Geldwäsche verwickelt waren. Nach Drohungen gegen die Presse und der Unterdrückung eines Fernsehsenders erlitt die zweite Koalition der Chart Thai, die den Provinzpaten den Weg zur Zentralmacht geebnet hatte, bei den Wahlen im November 1996 schwere Verluste, was dann dem Kabinett von General Chavalit zugutekam, der dann die Krise von 1997 auf katastrophale Weise verwaltet hat.

Als ehemaliger Generalstabschef, der ins Zivilleben zurückgekehrt war, beteiligte sich Chavalit an der Regierung Chatichai (1988-91) und hoffte, Premierminister zu werden. Die Gründung der Neuen Aktionspartei (NAP) nach dem Staatsstreich von 1991 begünstigte dieses Ziel. Chavalit stützte sich zunächst auf ein Netz von Paten aus dem Nordosten, um sich eine loyale Wählerschaft zu sichern, die von den Dorfchefs und lokalen Beamten umgeben war. Am Tag vor den Wahlen im März 1992 trat der Generalsekretär der NAP, Prasong Soonsiri, zurück und kritisierte „vor allem die Expansionspolitik der NAP“, die ihn dazu veranlasste, „einflussreiche Männer“ innerhalb seiner Gruppe zu akzeptieren, ein Euphemismus, der die kriminellen Paten bezeichnet. [15] Die Anschuldigungen richteten sich in der Tat gegen Sia L., „den Paten aus dem Nordosten“, den Sohn chinesischer Einwanderer in den 1930er Jahren, der neben den traditionellen Jao Pho-Monopolen auch durch die Kontrolle einer illegalen Lotterie ein Vermögen machte. Als regelmäßiger Kunde der großen Glücksspieler Bangkoks, die sehr enge Beziehungen zur Militär- und Polizeihierarchie unterhielten, war auch Sia L. auf diesen Schutz angewiesen, um sein Geschäft auszubauen. „Ich habe arm und ohne Ausbildung angefangen“, erklärt er, „deshalb muss ich mich bei allem, was ich unternehme, auf Freunde und politische Beziehungen verlassen.“ [16] Nachdem er in Bangkok, wo er seine Aktivitäten entwickeln wollte, mehrere Attentate überlebt hatte, erhielt Sia L. Besuche vom zukünftigen Generalstabschef, vom Glücksspielmagnaten der Hauptstadt und sogar vom Generalsekretär der Demokratischen Partei, einem persönlichen Freund.

Nachdem Sia L. bei den Wahlen von 1988 seine Unterstützung für vier politische Parteien diversifiziert hatte, entschied er sich 1992 für die NAP von General Chavalit, deren regionaler Koordinator für den Nordosten er wurde. Von den 40 Sitzen, die die NAP errang, kamen 31 aus dem Nordosten, was dem mit Chavalit verbündeten Paten erhebliche Macht über diejenigen gab, die er als seine Stellvertreter betrachtete. [17] Der Aufstieg der NAP und ihre feindliche Haltung gegenüber der Militärjunta während des Volksaufstands vom Mai 1992, der von der Armee niedergeschlagen wurde, ermöglichten es General Chavalit, in der von der Demokratischen Partei von Chuan Leekpai geführten Koalition 1992-95 den Posten des Innenministers zu besetzen. Obwohl die NAP ihre Glaubwürdigkeit als Partei des Volkes verloren hatte, nutzte Chavalit seine Position, um seine politische Klientel in den Provinzen zu festigen, indem er Stimmen kaufte, auch von Abgeordneten. Diese Praxis entwickelte sich während der Wahlen im Juli 1995, als einige etablierte Politiker den Gegenwert von 400.000 bis 800.000 US-Dollar an „Ablösesummen“ akzeptierten, um das politische Lager zu wechseln. [18]

Die Demokratische Partei von Chuan Leekpai wurde weiterhin eher weniger mit einer Politik des Geldes identifiziert, was durch ihre Dominanz in den reicheren Regionen von Bangkok und Südthailand erleichtert wurde. Da sie jedoch keine absolute Mehrheit erlangt hatte, war sie 1992-95 gezwungen, eine Koalitionsregierung mit der neuen Provinzelite zu bilden, was ihren Sturz während eines Skandals im Zusammenhang mit der Agrarreform zur Folge hatte. Ihr Streben nach Macht während der Krise von 1997 machte einen Regierungskompromiss mit Kräften der neuen Versammlung notwendig, die diesmal stärker mit der Politik des Geldes identifiziert wurden, wie z. B. die Social Action Party, die 22 Abgeordnete hatte, oder mit den Dissidenten von Prachakorn Thai, einer der kleinsten Fraktionen. Die Verwaltung der zerbrechlichen und instabilen Koalitionsmehrheiten verleiht den kleineren Parteien einen unverhältnismäßig großen Einfluss. Viele Ministerposten wurden an Dissidenten der Prachakorn Thai vergeben, von denen einige eindeutig als in illegales Glücksspiel und Drogenhandel verwickelt identifiziert worden waren. Dies war beispielsweise bei Vatana Asavahame der Fall, der von der Presse als einer der „Paten des Nordens“ bezeichnet wurde und den strategischen Posten des Vize-Innenministers innehatte. Die USA haben ihn öffentlich des Drogenhandels und der Geldwäsche verdächtigt und ihm 1995 ein Einreisevisum verweigert. [19]

Die Demokratisierung des thailändischen politischen Systems scheint daher stark von territorialen Machtkämpfen zwischen Regionen beeinflusst zu sein, die große Ungleichheiten aufwiesen, was zur Institutionalisierung illegaler oder krimineller Geldwäscheaktivitäten führte. Der Stimmenkauf, der ein Viertel oder ein Drittel der Ausgaben eines Kandidaten ausmacht, erhöhte die Wahlkampfkosten, die exorbitante Dimensionen erreichten: zwischen 800.000 und 1 Mio. USD für einen Kandidaten aus dem Nordosten im Jahr 1995 und 4 Mio. USD in bestimmten Fällen. [20] Der Wahlkampf 1995 kostete 680 Millionen US-Dollar, der von 1996 1 bis 1,2 Milliarden US-Dollar. [21] Neben der Finanzierung auf lokaler Ebene, die häufig von Paten erfolgt, erhalten die wichtigsten politischen Parteien auch private Spenden von Banken und Großunternehmen. Die unsichtbare Macht der großstädtischen Geschäftsleute und der Technokraten der Zentralverwaltung, die öfters mit der Demokratischen Partei verbündet sind, hat die aufeinander folgenden Regierungen schwer belastet. In den Augen der Bangkoker Elite stellt der Aufstieg der Provinzpaten oder der mit ihnen verbundenen Politiker die größte Bedrohung für eine rationale Steuerung der wirtschaftlichen Entwicklung dar. [22] Das thailändische politische System basiert also auf Arbitrage und Umverteilung zwischen legalen und illegalen Bereichen, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass man von einer Kriminalisierung der Institutionen sprechen muss, die mit dem zunehmenden Einfluss der illegalen Wirtschaft einhergeht.

Die Polizei zum Beispiel gilt als der korrupteste staatliche Dienst. [23] Alle Beamten, die in ihrer Karriere schnell vorankommen wollen, müssen ihren Vorgesetzten bezahlen. Finanzielle Zuwendungen an die Polizei werden nicht als verwerflich angesehen, solange sie freiwillig sind. Mehr als die Hälfte der Polizeikräfte ist in „Schutz“-Netzwerken für Juweliere, Fabriken, Massagesalons, Bars, Lagerhäuser und Glücksspielbetriebe angestellt. Die Gewinne dieser riesigen, gewerkschaftlich organisierten Schlägerbanden werden innerhalb der Polizei um verteilt, wo sie die „Wohlfahrtsfonds“ speisen, aber auch in die Militärhierarchie, das Innenministerium und das Rechtssystem fließen. Die Abzocke ist somit zu einer Notwendigkeit für die Polizei geworden, und zwar umso mehr, je weiter man auf der Karriereleiter aufsteigt. Die besonders lukrativen Kommandoposten werden tatsächlich auf dem Schwarzmarkt ausgehandelt: Ein General der thailändischen Polizei gab an, dass 1990 ein guter Posten in der Provinz 40.000 US-Dollar kostete. Die Kommandoposten in Bangkok sind mindestens zehnmal so hoch und erreichten 1994 fast 1 Million US-Dollar, ein Betrag, der dem entspricht, der in Mexiko für einen lukrativen Kommandoposten an der Grenze zu den USA verlangt wird. [24] Als Anteilseigner der illegalen Wirtschaft fördert ein Teil der thailändischen Polizei also die Entwicklung von Superprofiten, indem er die Kriminalisierung der Gesellschaft und der Politik vorantreibt.

Wenn dieser Überblick über die Institutionen einen Hinweis auf den Umfang der illegalen Wirtschaft gibt, so hängt ihre Interaktion mit der formellen Wirtschaft weitgehend von der Dynamik der legalen Wirtschaft ab, die wie in Mexiko durch die Liberalisierung von Handel und Investitionen und die Privatisierung des öffentlichen Sektors gekennzeichnet ist. Von 1985 bis 1991 war Thailand der Hauptnutznießer der Entlokalisierung der arbeitsintensiven Tätigkeiten in den Industrieländern Asiens (Japan, Südkorea, Hongkong, Taiwan, Singapur), die durch die aufeinander folgenden monetären Neubewertungen des Plaza-Abkommens von 1985 und durch den Anstieg der Grundstücks- und Lohnkosten benachteiligt worden waren. Die Direktinvestitionen in Textilien, Bekleidung, Spielzeug, Autos und Elektronik haben die Entwicklung der thailändischen Exporte ermöglicht (zwischen 1985 und 1995 von 28 % auf 41 % des BIP). Bangkoks wirtschaftlicher Einfluss ist bei seinen Nachbarn, Myanmar, Kambodscha, Laos und Vietnam, die in der Unterentwicklung gefangen waren, gewachsen. Dieses rege Interesse des hauptsächlich asiatischen Kapitals an Thailand führte zu einer drastischen Neubewertung der lokalen Vermögenswerte: Zwischen 1987 und 1990 stiegen die Grundstückswerte und Wertpapiere in schockierendem Ausmaß - in einigen Fällen um das 10- bis 20-fache. [25] Eine solche Geldspritze erleichtert den raschen Aufstieg der Kapitalbesitzer und begünstigt den sozialen Aufstieg von qualifizierten Arbeitskräften und gebildeten Führungskräften, die die neue metropolitane Mittelschicht bilden. So verzehnfachte sich zum Beispiel der Automobilabsatz in den Städten in weniger als zehn Jahren (1985-95).

Das 1987-88 eingeleitete Privatisierungsprogramm ermöglicht es, das durch den Anstieg der Immobilienwerte und der Löhne verfügbare Kapital zu nutzen, indem es die Anleger an die Börse lockt, die für die Investoren attraktiver ist als die niedrigen Zinssätze für Bankeinlagen. Die staatlichen Unternehmen werden als ineffizient und korrupt angesehen (sie dienten lange Zeit der zivilen, militärischen und politischen Bürokratie als Einnahmequelle), und die Konzessionierung bestimmter öffentlicher Infrastrukturen an den privaten Sektor soll der alptraumhaften Überlastung der Verkehrssysteme in der thailändischen Hauptstadt ein Ende setzen. Die Börse, die sehr bescheidene Ausmaße hat, wird so zu einem Zentrum der Akkumulation, in dem die traditionelle Elite der Prem-Jahre - darunter Politiker, zivile Bürokraten, Militärs, große chinesisch-thailändische Unternehmer - Beziehungen zu einer neuen Generation von Unternehmern, Managern und Finanziers aus der Provinz aufbauen kann, die oft im Ausland ausgebildet wurden. In Ermangelung einer angemessenen Regulierung begünstigt das Aufkommen von Wertpapieren parallel zur starken wirtschaftlichen Entwicklung die spekulativen Veruntreuungen von Neulingen, die von Politikern garantiert werden, die in diesem Markt eine sauberere und raffiniertere Finanzquelle sehen als die traditionellen korrupten Fonds, die immer schwerer zu verbergen sind.

Die Börseneuphorie führt gleichzeitig zu einer Verschuldung der Mittelschicht, die Kredite aufnimmt, um dauerhafte Güter (Immobilien, Autos, Schmuck) zu kaufen oder Anleihen zu erwerben, sodass die privaten Ersparnisse von 1989 bis 1995 von 20 auf nur noch 8 % ihres Nettoeinkommens sanken. [26] Die Einrichtung einer Börsenkontrollkommission im Jahr 1992 diente dazu, einige der besorgniserregendsten Veruntreuungen einzudämmen, die durch das Netzwerk von Sia Song organisiert wurden und Investmentfonds im Wert von 800 Millionen US-Dollar betrafen. Paul Handley weist darauf hin, dass „der Begriff Sia im Allgemeinen für wohlhabende Geschäftsleute, meist chinesischer Herkunft, reserviert ist. Er spiegelt die Vorstellung von Reichtum und Macht wider und wird häufig mit 'dunklen Einflüssen' in Verbindung gebracht, d. h. mit Personen, die ihr Vermögen durch halb-legale oder illegale Aktivitäten erwerben“. [27]

Die Schließung von Sia Songs Vereinigungen zur Anleihemanipulation betraf 130 Persönlichkeiten der städtischen Elite und der politischen Welt, darunter General Chavalit, Führer der Neuen Aktionspartei, und zwei wichtige Akteure der Demokratischen Partei. Noch überraschender war die Reaktion, die auf Sia Song folgte. Anstatt eine ehrenvolle Strafe für die zweifelhaften Investitionen hinter den Kulissen und die peinlichen Folgen zu zahlen, stürzte sich Sia Song in Begleitung zahlreicher Abgeordneter in einen regionalen Kreuzzug, um eine regelrechte Verschwörung zwischen einer Reihe prominenter Politiker und Wirtschaftsführer (z. B. Finanzminister Tarrin), gegen Jungunternehmer wie ihn und Vertreter der Kleinaktionäre des Mittelstands anzuprangern. Er warf der bürokratischen Elite vor, in einem der Demokratie völlig fremden Geist versucht zu haben, den Anleihemarkt zu monopolisieren, indem sie ungestraft ihren Zugang zu wertvollen Informationen ausnutzte und die neue Generation daran hinderte, Gewinne zu erzielen.

Paul Handley unterstreicht zu Recht die Stichhaltigkeit dieses Einwandes: Die meisten Banker sind aufgrund ihres privilegierten Zugangs zu vertraulichen Unternehmensinformationen wichtige Börseninvestoren. Auch die führenden Frauen in Politik und Wirtschaft intervenieren häufig auf dem Markt. Daher ist kein Mitglied der Finanzwelt davor gefeit, nach dem Skandal zitiert oder befragt zu werden. Es ist sehr zweifelhaft, dass Sia Song in der Lage gewesen wäre, Gelder in dieser Größenordnung ohne die Unterstützung von Banken, Finanzhäusern und Börsenmitgliedern zu verwalten. Dieser Eindruck scheint sich durch die Privatisierungspolitik vieler großer staatlicher Unternehmen zu bestätigen, wie z. B. der thailändischen internationalen Fluggesellschaft, der PTT, dem wichtigsten Vertreiber von Erdölprodukten, der ETA (Express way and Transit Authority of Thailand) und der BECL (Bangkok Expressway Corporation Ltd.). In all diesen Fällen hat sich ein grauer Markt für unterbewertete Anleihen entwickelt, der Managern, zivilen und militärischen Bürokraten und Politikern vorbehalten ist. Die Buchhaltungsmanipulationen erleichtern den Anstieg der Anleihen und der von den Insiderhändlern erzielten Gewinne, ohne dass die Ergebnisse des Unternehmens überhaupt verbessert werden und obwohl der Staat ihnen ausdrücklich die finanziellen Garantien entzieht. [28] Die Rolle der Börse bei der Zuteilung von Finanzmitteln scheint also durch die systematische Praxis des Insiderhandels, der die Wäsche illegaler Gelder beinhalten kann, pervertiert zu werden.

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Re: Literatur und welche Bücher man sonst noch lesen oder vergessen sollte
« Antwort #109 am: 05. Januar 2025, 08:43:34 »

Teil 2 vom Kapitel: 'Krise und Geldwäsche in Thailand: Der Angriff der Provinzpaten auf Bangkok' aus dem Buch „Krimineller Wohlstand - Drogenhandel, Geldwäsche und Finanzkrisen nach dem Kalten Krieg“

Anders verhält es sich mit den ausländischen Direktinvestitionen (ADI), die sich zu 90 % auf die Region Bangkok konzentrieren und dazu beitragen, dass das wirtschaftliche und industrielle Gewicht dieser Region im Vergleich zum Rest des Landes zunimmt. Da 70 % der ausländischen Direktinvestitionen aus den asiatischen Industrieländern stammen, haben sich die Ströme um 1992 deutlich verlangsamt, was auf die Überlastung der Infrastrukturen, den Anstieg der Immobilien- und Arbeitskosten und den Mangel an qualifiziertem Personal aufgrund von Verzögerungen in der Sekundar- und Fachschulausbildung zurückzuführen ist. Mit der Wiederbelebung seiner Politik der Öffnung und der offiziellen Einführung des Wirtschaftsmarktes im Jahr 1992 wurde China zu einem gefürchteten Konkurrenten für alle südostasiatischen Länder. Gleichzeitig profitierte China von seiner geografischen und kulturellen Nähe zu Hongkong, Taiwan, Japan und Südkorea sowie von seinen Arbeitskosten, die zwei- bis dreimal niedriger waren als in Thailand. Es profitierte auch von einem Überfluss an qualifiziertem Personal, was es schnell zu einem bevorzugten Zentrum für die Verlagerung anderer asiatischer Aktivitäten mit hoher Arbeitsintensität und geringer Wertschöpfung machte. Die Dynamik ausländischer Investitionen in Thailand wurde ab diesem Zeitpunkt zunehmend von der Durchdringung eines in voller Expansion befindlichen Binnenmarktes bestimmt, insbesondere im Automobilsektor, der von japanischen Unternehmen dominiert wurde. In den anderen Sektoren wie Elektronik oder Textilien, die 1995 23 % bzw. 12 % der Ausfuhren ausmachten, blieb die lokale Wertschöpfung schwach, da 75 bis 90 % der Teile oder Rohstoffe importiert wurden. [29] Der Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit der thailändischen Wirtschaft wurde nach 1996 durch den steigenden Wert des Dollars, der die Preise der einheimischen Exporte in die Höhe trieb, und durch den Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Elektronik- und Computerprodukten, von dem alle asiatischen Länder betroffen waren, noch verschärft. Dies zeigte sich in der Stagnation der Ausfuhren im Jahr 1996 und in der Höhe des Leistungsbilanzdefizits, das zwischen 1993 und 94 und 1995-96 von 6 % auf über 8 % des BIP anstieg.

Der Rückgriff auf kurzfristiges ausländisches Kapital zur Finanzierung der Schulden, ein Mittel, das seit den 1980er Jahren eingesetzt wird, hat sich in den 1990er Jahren mit der Liberalisierung der Devisenkontrolle durch Kredite, den Erwerb von Anleihen an der Börse und vor allem durch Konten von Gebietsfremden erheblich weiterentwickelt. Das Zinsgefälle zwischen ausländischen und thailändischen Märkten erklärt diese Tendenz. Die Einrichtung eines Offshore-Zentrums, der Bangkok International Banking Facility, im Jahr 1993 verstärkte die kurzfristigen Kapitalströme, von denen mehr als die Hälfte durch diese Einrichtung fließen. Die ausländischen Direktinvestitionen, die neue Technologien einführten und den wirtschaftlichen Wettbewerb verbesserten, gingen von 12 % auf 1 % des Kapitalzuflusses in den privaten Sektor zurück. [30] Mit den ausländischen Direktinvestitionen und den Exportbeschränkungen ist das thailändische Wachstum zunehmend von diesen kurzfristigen Kapitalströmen abhängig geworden, was die spekulative Tendenz der Investitionen, die weitgehend auf den Aktienmarkt und Immobilien ausgerichtet sind, noch verstärkt hat.

Um sich vor der Wahrscheinlichkeit einer Währungskrise und einer Abwertung des Baht zu schützen, die ihre Investitionen benachteiligen würde, wie es in Mexiko der Fall war, verweisen die internationalen Wirtschaftsbeteiligten auf die Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Wenn die thailändische Auslandsverschuldung 1994 höher war als die mexikanische (49 % des BIP gegenüber 35 %), so diente sie nicht der Finanzierung des Konsums, sondern war ein Beitrag zu den Investitionen (43,8 % des BIP) und ergänzte eine bereits hohe Sparquote (34 % des BIP). [31] In der Realität scheitert diese Analyse allerdings aus zwei Gründen. Der erste Grund ist, dass die thailändischen Ersparnisse im Wesentlichen öffentlich blieben. Die Behörden erzielten Haushaltsüberschüsse sowohl durch eine orthodoxe Finanzpolitik als auch durch Nachlässigkeit, nämlich durch zersplitterte Verwaltungen unter instabilen politischen Bedingungen. Sie sind auch nicht in der Lage, die massiven Infrastrukturprogramme zu realisieren, die das Land braucht. Die privaten Ersparnisse sind, wie wir gesehen haben, zwischen 1989 und 1995 von 20 % auf 8 % des Nettoeinkommens zurückgegangen. Dies zeigt, dass die kurzfristige Auslandsverschuldung den protzigen Konsum der Mittel- und Oberschicht, wie in Mexiko, finanziert hat.

Zweitens spiegelt die thailändische Investitionsquote (43,8 % des BIP), die im Vergleich zu Mexiko (23,5 % im Jahr 1994) recht hoch ist, nicht die Effizienz der Ressourcenallokation wider, sondern das Abdriften der Kredite in spekulative Immobilien- und Überkapazitätsunternehmensprojekte. Die Gesamtkredite für den Immobiliensektor wurden Ende 1996 auf 800 Mrd. Baht-Dollar (31 Mrd. USD) bzw. 16 % des BIP geschätzt, wovon die Hälfte (17 Mrd. USD) aus notleidenden oder nicht rückzahlbaren Krediten besteht. Gleichzeitig stehen in Bangkok 350.000 und im Rest des Landes 800.000 Wohnungen leer. Es wurden zweihundert Golfplätze gebaut, aber nur 20 Prozent der 400.000 thailändischen Golfer haben die Mittel, um diesen Clubs beizutreten. [32] Dieses spekulative Abdriften der Investitionen in Immobilien, das durch den Fluss kurzfristigen Kapitals begünstigt wird, lässt Parallelen zu Mexiko erkennen. Die übermäßige Investitionsquote, die sich von der Mexikos unterscheidet, kann jedoch nicht einfach durch die Bedeutung der öffentlichen Ersparnisse aus dem seit 1988 angehäuften Haushaltsüberschuss oder durch den kurzfristigen Kapitalfluss erklärt werden, der in den 90er Jahren weniger als 10 % des BIP ausmachte. [33] Diese Anomalie wäre nur erklärbar, wenn das thailändische Finanzsystem die beträchtlichen Mittel aus der Schattenwirtschaft im Hinblick auf den Rückgang der privaten Ersparnisse und der begrenzten Eigenfinanzierungsmittel der Unternehmen recyceln würde. Um diese Hypothese weiter zu erklären, müssen wir auf die Besonderheiten dieses Systems zurückkommen.

Die thailändischen Geld- und Finanzkreisläufe werden in Provinzen wie Bangkok von Unternehmern chinesischer Herkunft beherrscht. Neben dem formellen Netz der registrierten Einrichtungen gibt es ein informelles System von Krediten und Einlagen mit internationalen Verbindungen. Jahrhundert für die Einlagen der ausgewanderten Chinesen aus Südostasien geschaffen wurde, ist es möglich, mit einem Minimum an Dokumenten und einem Maximum an Diskretion, unabhängig von den gesetzlichen Bankverfahren, Beträge von 500.000 US-Dollar von Chieng Mai nach Bangkok oder von Bangkok nach Hongkong und New York zu überweisen. Ein System der Schuldanerkennung und der gegenseitigen Entschädigung ermöglicht es, eine vor Ort hinterlegte Summe von einem nicht-offiziellen Akteur eines anderen Landes zu erhalten. Juweliere, Industriegesellschaften, Import-Export-Unternehmen oder Devisenbörsen dienen als Kanäle für diese Parallelgeschäfte. Sie gehören häufig der gleichen dialektalen Gemeinschaft der Chaozhou-Chinesen an, die ursprünglich aus Shantou im Norden der Provinz Guangdong stammen. Diese informellen Netze, die den Hawala-Netzen in Südasien sehr ähnlich sind, werden auf legale oder illegale Weise genutzt, z. B. von Drogenhändlern. Das Huikuan-System hat zweifelsohne einen vernachlässigbaren Einfluss auf den internationalen Zahlungsverkehr Thailands, was jedoch nicht für das informelle Kreditsystem gilt, das durch die Schwächung des formellen Kreditwesens erhebliche Auswirkungen auf die Binnenwirtschaft hat.

Das formelle Finanzsystem setzt sich aus Geschäftsbanken, Finanzgesellschaften und Offshore-Banken zusammen. Neunzig Prozent des Bankvermögens, das Ende 1996 auf 227 Mrd. USD geschätzt wurde, wurde von inländischen Instituten kontrolliert, von denen die ersten sechs 67 Prozent des Gesamtvermögens verwalteten (Bangkok Bank, Krung Thai, Thai Farmers, Siam Commercial, Bank of Ayudhya, Thai Military). Die 91 Finanzgesellschaften, die sich weitgehend der Aufsicht der Zentralbank entziehen, verfügten Ende 1996 über ein Vermögen von 72 Mrd. USD. Sie finanzieren sich durch Darlehen oder Wechsel, die von Privatpersonen gezeichnet werden können, und sind im Makler- und Kreditgeschäft, insbesondere im Immobilienbereich, tätig. Der Offshore-Markt (Bangkok International Banking Facility) stützt sich auf 46 Banken, von denen 15 inländische Banken sind, und der Gesamtbetrag der gehaltenen Kredite wurde Ende 1996 auf 51 Mrd. USD geschätzt, wovon 60 % Devisenkredite für Gebietsansässige waren. [34]

Die Bank of Thailand überwacht das Finanzsystem nicht gründlich oder ernsthaft. Die obersten Führungskräfte der sechs Großbanken wurden teilweise von der Zentralbank versetzt und umgekehrt, was immer wieder zu einer gewissen Verwirrung zwischen Marktteilnehmern und Aufsichtsbehörden führt. Diese Verwirrung wurde durch den Verlust der Unabhängigkeit der Bank of Thailand gegenüber der politischen Macht seit der Regierung Banharn im Jahr 1995 sogar noch verstärkt. Wenn man bedenkt, dass Politiker häufig Aktionäre von Finanzgesellschaften sind, dass zwei der sechs wichtigsten Institute, die Krung Thai Bank und die Thai Military Bank, Eigentum der Regierung und der Armee sind und dass die Bangkok International Banking Facility per definitionem der Aufsicht der Zentralbank entzogen ist, ergibt sich das Bild eines Finanzsystems, das gleichzeitig spekulativ sowie der politischen Macht verpflichtet ist. Diese Versklavung stellt mit dem Streben nach Wachstum, das durch die Stagnation der Exporte im Jahr 1996 gefährlich eingeleitet wurde, die perfekte Voraussetzung für die Ausübung von Spekulationen dar, d. h. eine Situation, in der die nationalen und internationalen Marktteilnehmer davon überzeugt sind, dass das Risiko völlig sicher ist, denn wenn die privaten Finanzinstitute schwach sind, werden diese von der Bank of Thailand gedeckt, da sie über acht Jahre Haushaltsüberschüsse und solide Währungsreserven verfügt. [35]

Ende 1996 folgte das Platzen der Immobilienblase auf den Anfang des Jahres gestarteten Aktienmarkt. Von den 90 Mrd. USD an Auslandsschulden, davon 37 Mrd. USD mit kurzer Laufzeit, wurden umgerechnet 31 Mrd. USD an Projektträger verliehen. Die Hälfte dieser Mittel lief über Finanzgesellschaften und stellte uneinbringliche Forderungen dar. [36] Der Fall von Finance One, dem wichtigsten von allen, ist recht repräsentativ: 1995 kontrollierte Finance One fast 20 % der Börsentransaktionen in Bangkok; seine Vermögenswerte beliefen sich auf 6 Mrd. USD; Immobilienkredite machten 30 % des Gesamtportfolios aus und Verbraucherkredite 24 %. Der junge Geschäftsführer war umgeben von einflussreichen und berühmten Persönlichkeiten wie Vijit Supinit, dem Gouverneur der Zentralbank, und zählte die Charoen Pokphand Group, die Paribas Bank und die Thai Farmers Bank zu seinen Aktionären. [37] Bei Finance One, wie auch anderswo, schwächte der Fall der Aktien an der Börse die Bilanzen des Unternehmens, das angesichts von Überkapazitäten im Immobilienbereich und Zahlungsausfällen seiner Schuldner in den Keller stürzte. Aber das war nicht das Problem: Die Regierung richtete einen Fonds für Finanzentwicklungsinstitutionen ein, der im ersten Quartal 1997 bis zu einer Obergrenze von 19 Mrd. USD, d. h. 10 % des BIP, für in Schwierigkeiten geratene Privatunternehmen bürgte. Der ehemalige Finanzminister Wiraphong Ramangkun brachte sein Erstaunen über den Umfang dieser Hilfe zum Ausdruck, indem er darauf hinwies, dass die ursprüngliche Forderung des Gouverneurs der Bank of Thailand nur ein Zehntel dieses Betrags ausmachte. Diese Rettungsaktion der politischen Klasse hatte jedoch nur einen begrenzten Nutzen: Anstatt die Liquiditätsprobleme der Institute zu lösen, wurden die meisten öffentlichen Gelder, die ihnen zu einem Zinssatz von 13 % zur Verfügung gestellt wurden, ebenso schnell zu einem Zinssatz von 20 % an ihre Kunden weiter verliehen oder im Ausland deponiert. [38]

Der Rest der Reserven der Bank of Thailand verpuffte in einer heftigen Paritätsverteidigung der Währung gegenüber dem Dollar, insbesondere auf dem Terminmarkt, indem sie versprach, in den folgenden drei, sechs, neun oder zwölf Monaten Baht zu 23,4 Mrd. USD zu kaufen. Nach dieser unvorsichtigen Verteidigung beliefen sich die realen Währungsreserven im Mai 1997 auf nur 800 Millionen US-Dollar, während die Bank offiziell Reserven von 38 Milliarden US-Dollar ausgewiesen hatte. [39] Die Diskrepanz zwischen diesen beiden Zahlen verdeutlicht das Ausmaß der Währungskrise, die mit der Entscheidung begann, den Baht Anfang Juli floaten*** zu lassen, was durch den dringenden Hilfsplan des IWF in Höhe von 17 Mrd. USD erleichtert wurde. Die von den internationalen Fondsgläubigern geforderte Schließung von 56 der 91 insolventen Finanzunternehmen erfolgte erst nach langen Verhandlungen, während derer die Regierung Chavalit versuchte, die öffentlichen Mittel zu Rekapitalisieren, bevor sie im November 1997 unter dem Druck der Öffentlichkeit gestürzt wurde. Die Währungskrise verwandelte sich somit in eine finanzielle, wirtschaftliche und politische Krise, die die große Verantwortung durch die Führung deutlich machte.

(*** Floating ist im Bankwesen der Anglizismus für ein Wechselkurssystem flexibler Wechselkurse, bei denen die Preisbildung auf dem Devisenmarkt dem unbeeinflussten Devisenangebot und der unbeeinflussten Devisennachfrage überlassen wird. Das Floating ist also ein marktwirtschaftskonformes Währungsregime. Pendant ist das Wechselkurssystem fester Wechselkurse.)

Ein Jahr später wurden die Gesamtkosten auf 128 Mrd. USD geschätzt, was 100 % des BIP von 1998 entspricht, wenn man den Rückgang des Aktienindexes um 50 % und den Rückgang des Wechselkurses gegenüber dem Dollar um mehr als 70 % berücksichtigt. Dies hat auch die Rückzahlungsquote der lokalen Gläubiger in die Höhe getrieben. Von den 35 Finanzgesellschaften, die nach dem Dezember 1997 übriggeblieben waren, gibt es jetzt nur noch 28, und die Kosten für die Rekapitalisierung des Bankensystems werden auf mehr als 20 Milliarden US-Dollar geschätzt, mehr als die gesamte derzeitige Kapitalisierung des Aktienmarktes. [40]

Die Arbeitslosigkeit war gestiegen, und die Rezession hat das BIP 1998 um mindestens 4 % verringert. Die Tatsache, dass sich die Krise auf die gesamte südostasiatische Region ausbreitete, erklärt die Tiefe der Krise mit der Abwertung anderer südostasiatischer Währungen gegenüber dem Dollar und den Auswirkungen der thailändischen Schwäche auf die japanischen Banken, die die Hälfte der kurzfristigen Schulden des Landes finanzierten (ganz zu schweigen von den Investitionen und den koreanischen Schulden in Südostasien, die auf 15,5 Mrd. USD anstiegen). [41] Die Wiederbelebung der thailändischen Exporte, die zur Hälfte nach Asien gehen, wird durch die regionalen Perspektiven der Rezession eingeschränkt. Abgesehen von diesem internationalen Aspekt bleiben die strukturellen Wurzeln der Krise jedoch bestehen.

Das gesamte Finanzsystem hat die Geldwäsche institutionalisiert, in der Börse, in den Finanzgesellschaften und in den regionalen Zweigstellen der nationalen Banken, die unter dem Einfluss der lokalen Paten stehen. [42] Diese Institutionalisierung ist die logische Folge des Fehlens von Gesetzen gegen die Geldwäsche, mit Ausnahme des Sonderfalls des Drogenhandels, bei dem es sich offenbar um geringe Beträge handelt. Das Bankgeheimnis wird strengstens gewahrt, und die thailändischen Behörden wehren sich stets gegen die Ausweitung des Begriffs der Geldwäsche auf illegale Aktivitäten, mit denen immer kostspieligere Wahlkämpfe finanziert werden. Wenn Politik als „das Streben nach Geschäften mit anderen Mitteln“ verstanden wird, führt dies zu einem ständigen Bemühen um Rendite, sei es durch Veruntreuung bei Infrastrukturprojekten und auf dem Markt für öffentliche Ausrüstungen (im Durchschnitt 30 bis 40 % dieser Budgets) [43] oder durch Anleihemanipulationen und spekulative Investitionen. Die Rückführung von illegalem Geld führt zu künstlichen Wachstumseffekten in der Wirtschaft, indem dies die Immobilienblase, den Aktienmarkt und den Konsum anheizt. Der Zustrom von kurzfristigem ausländischem Kapital verstärkt diese Dynamik, indem er die lokale Wettbewerbsfähigkeit zunehmend schwächt, bis hin zu einer offenen Krise, die dann zur Sozialisierung der Verluste führt.

Die Verantwortung der Regierung ist so offensichtlich, dass eine der Prioritäten Thailands bei der Bewältigung der Krise eine neue Verfassung ist, um die Rolle des Geldes in der Politik zu begrenzen. [44] Auch wenn es noch zu früh ist, um den Erfolg oder Misserfolg der institutionellen Reformen zu beurteilen, so gibt es doch Anzeichen für die Kontinuität des Systems. Sungsidh schreibt: "In der vorangegangenen Versammlung gingen zwanzig bis dreißig Parlamentarier illegalen Tätigkeiten nach, die es ihnen ermöglichten, ihre Stimmen für Wiederwahlen zu kaufen. Die Gewinne aus illegalen Aktivitäten sind leicht, wichtig und nicht steuerpflichtig. Ihre Verwertung in regulären Geschäften setzt ehrliche Unternehmer auf die Bank und schafft eine künstliche Inflation bei Immobilien, deren Preise trotz der Krise nicht sinken." [45]

Das Aufkommen der Geldwäsche verlangsamt somit jeden Stabilisierungsprozess des Finanzsystems, trotz der Verstaatlichung bestimmter Banken oder der Rekapitalisierung der sechs größten Institute, die für ihre uneinbringlichen Forderungen Gelder hinterlegen. Die strengen Kriterien für die Kreditvergabe, die von der thailändischen Zentralbank eingeführt wurden, um die lokalen Praktiken an die internationalen Praktiken anzugleichen, haben zu einem Anstieg der Kreditzinsen geführt, die manchmal mehr als 16 % erreichen. Die Marktteilnehmer neigen dann dazu, sich in die informellen Kreditnetze zurückzuziehen. Indem sie die Wiederverwendung illegaler Gelder und den ungleichen Wettbewerb, den sie einführen, verstärken, erleben diese Netze einen Aufschwung. [46] Unter diesen Bedingungen kann die Stabilisierung des Finanzsystems die Geschwindigkeit zugunsten der illegalen Wirtschaft verlangsamen, wodurch die Ressourcenallokation zugunsten weniger wettbewerbsfähiger Sektoren verzerrt wird und die Verschuldung und die Abhängigkeit vom Ausland zunehmen.

Referenzen

1 vgl. Nord-Sud Export Conseil, 22 February 1997. The importance of the sex industry is confirmed in a recent report of the ILO (International Labor Organization), which estimates that it accounts for up to 14 per cent of the GDP in Indonesia, Malaysia, the Philippines and Thailand (vgl. Le Monde, 22 August 1998).
2 vgl. The Thai Journal Phuchatkan, Bangkok, 6 October 1997 in SWB BBC Asia-Pacific, 9 October 1997; Michael Vatikiotis and Bertil Lintner, Far Eastern Economic Review, 11 May 1995 and 8 May 1997; La Depeche internationale des drogues, no. 75, January 1998. Thailand has at least 214.000 heroin addicts, according to official statistics.
3 vgl. Sungsidh Piriyarangsan and Pasuk Phongpaichit, Democracy and Corruption in Thailand, Chieng Mai, Silkworm Books, 1996.
4 Ibid., p. 52.
5 Ibid., ch. 3.
6 Ibid., p. 69.
7 vgl. Diego Gambetta and Peter Reuter, 'The mafia in legitimate industries', in Gianluca Fiorentini and Sam Peltzman, The Economics of Organized Crime, Cambridge University Press, 1997, p. 133.
8 Sungsidh Piriyarangsan and Pasuk Phongpaichit, Democracy and Corruption, p. 61.
9 Ibid., p. 78.
10 vgl. Surin Maisrikrod and Duncan MacCargo, 'Electoral Politics', in Kevin Hewison (ed), Political Change in Thailand, Democracy and Participation, London, Routledge, 1997, pp. 135 and 136.
11 vgl. Pasuk Phongpaichit and Chris Baker, 'Power in transition: Thailand in the 1990s', in Hewison, Political Change, p. 31.
12 vgl. Sungsidh Piriyarangsan and Pasuk Phongpaichit, Democracy and Corruption, p. 14.
13 Ibid., p. 81.
14 vgl. Thitinan Pongsudhirak, 'Thailand's media, whose watchdog?', in Hewison, Political Change, p. 226.
15 vgl. Duncan MacCargo, 'Thailand's political parties', in Hewison, Political Change, pp. 128-29.
16 vgl. Sungsidh Piriyarangsan and Pasuk Phongpaichit, Democracy and Corruption, p. 75.
17 Ibid., pp. 75-6.
18 Maisrikrod and MacCargo, 'Electoral politics', pp. 137-8.
19 vgl. Far Eastern Economic Review, 16 April 1998. The Social Action Party, a member of the Democratic coalition headed by Chuan Leekpai, is perceived as the most corrupt political force after the Thai Chart. It is led by Montri Pongpanich, one of the police officers accused of unexplained wealth after the Military State coup of 1991 (vgl. Sungsidh Piriyarangsan and Pasuk Phongpaichit, Democracy and Corruption, pp. 156-7). vgl. auch Suchitra Punyaratabandhu, 'Thailand in 1997: Financial crisis and constitutional reform', Asian Survey no. 2, February 1998; La Depeche internationale des drogues, DGO, Paris, no. 79, May 1998.
20 Maisrikrod and MacCargo, 'Electoral politics', p. 139.
21 Hewison, Political Change, p. 2.
22 Pasuk Phongpaichit and Baker, 'Power in transition', p. 29.
23 Sungsidh Piriyarangsan and Pasuk Phongpaichit, Democracy and Corruption, ch. 4, 'Corruption in the police' and following chapters.
24 vgl. Peter Andreas, 'The political economy of narco-corruption in Mexico', Current History, April 1998.
25 The following information largely connects with the study of Paul Handley, 'More of the same: Politics and business, 1987-1996', in Hewison, Political Change' pp. 95-113.
26 Ibid., p. 102.
27 Ibid., p. 268.
28 Ibid, pp. 109-13.
29 vgl. The Far East and Australia, 1998, p. 1075.
30 vgl. Toshio Tanaka (1996) 'Baht economy and financial deregulation', quoted in China Newsletter jE TR 0, no. 133, 1998, vol. 2, pp. 11, 14, 15.
31 vgl. Financial Times, 9 August 1996.
32 vgl. Far Eastern Economic Review, 21 August 1997 and Nord-Sud Export Consultants, 22 February 1997 and 27 April 1997.
33 The pre-eminence of the public savings over the private savings is one of the specifics of the Thai economy compared to the Asian capitalist economies. Between 1980 and 1985, for example, the public savings represented 14.3 per cent of GDP and the private savings 4.7 per cent, or 19 per cent of the savings rate, quite low among southeast Asia countries. In the 1990s, the budgetary surplus represented each year, up until the crisis, about 3 per cent of GDP.
34 vgl. F. Lakhoua, 'La crise financiere thailandaise', Epargne sans frontieres no. 46, March-April 1997.
35 vgl. Financial Times, 12 January 1998, p. 6.
36 Lakhoua, 'La crise'.
37 vgl. Emmanuelle Boulestreau, Chronique d'une catastrophe annoncee: Coree, Thailande, Indonesie ... , Paris 1998, pp. 115-17.
38 vgl. Thai' Rat, Bangkok, 12 August 1997, in SWB BBC Asia-Pacific, 15 August 1997; Far Eastern Economic Review, 4 September 1997.
39 vgl. Declaration of the economic counsellor of the Prime Minister Chuan Leekpai, Thai' Rat, Bangkok, 15 April 1998, in SWB BBC Asia-Pacific, 22 April 1998.
40 vgl. Declaration of the State Secretary of Finance, Pisit Leeahtam, Financial Times, 19 May 1998; The Economist, 8 August 1998, p. 66.
41 vgl. Federation of Korean Industries, Yonhap news agency, Seoul, 17 February 1998, in SWB BBC Asia-Pacific, 18 February 1998. 60 per cent of the invested or loaned funds by the Koreans, or USD 9.3 billion, are directed to Indonesia and Thailand.
42 vgl. Michael Vatikiotis, Far Eastern Economic Review, 16 April 1998.
43 vgl. Sungsidh Piriyarangsan and Pasuk Phongpaichit, Democracy and Corruption, p. 164.
44 vgl. Suchitra Punyaratabandhu, quoted article, p. 165.
45 vgl. Emmanuelle Boulestreau, p. 141.
46 vgl. Michael Vatikiotis, Far Eastern Economic Review, 16 April 1998.

Zitate aus der Schlussfolgerung über Thailand:

∙ In Japan, wie auch in Mexiko und Thailand, entwickelt sich die kriminelle Wirtschaft auf der Grundlage systematischer Korruption, einer Tradition von Toleranz gegenüber dem organisierten Verbrechen und teurer politischer Systeme.

∙ Der Wettbewerb wurde und wird eingeschränkt, was den Banken zugutekommt, die im Recycling von Drogengeldern tätig sind. Im Falle Thailands, wo der Drogenhandel nur einen kleinen Teil der illegalen Wirtschaft ausmacht, führt die Krise zu einem Rückschritt des formellen Finanzsektors zum Vorteil des informellen Sektors, indem der Einfluss der Geldwäsche verstärkt wird.

∙ Japan und Thailand, die in der Krise eine entscheidende Rolle spielten - im ersten Fall als Meister der Kunst der asiatischen Regionalisierung und im zweiten als Katalysator - haben beide einen qualitativen Sprung von der Stufe der systemischen Korruption zu der einer fortschreitenden Kriminalisierung der Finanzsphäre erlebt.

∙ Die politische Dynamik dieser drei Länder veranschaulicht jedoch eine besorgniserregende Tendenz, die wir in Thailand beobachten können und die jederzeit auch in China auftreten kann: Der Demokratisierungsprozess von Regimen wird zunehmend von Elementen des organisierten Verbrechens als trojanisches Pferd benutzt.

∙ Die beträchtliche Ausdehnung des Drogenkonsums in den Erzeuger- und Transitländern stellt seit den 90er Jahren ein neues Problem dar, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass die Trennung zwischen Produktion, Handel, Konsum und Geldwäsche immer mehr verschwindet, wie es in Mexiko und Thailand der Fall ist.

∙ Schließlich haben wir anhand der drei großen Finanzkrisen der Zeit nach dem Kalten Krieg in Japan, Mexiko und Thailand die sogenannte Funktionalität der Rückführung von Gewinnen aus Drogenhandel und organisierter Kriminalität untersucht.

∙ Es gibt also eine Art Anziehungskraft des Kapitals auf der Suche nach den höchsten Renditen, der höchsten Produktivität, von Mexiko nach Thailand und dann nach Russland, und die Kriminalisierung der Volkswirtschaften, welche die besonders profitablen spekulativen Tendenzen des Finanzkapitals verstärkt.

∙ Wie hoch auch immer die Gewinne des organisierten Verbrechens in China sein mögen - dies ist bisher noch nicht untersucht worden, seine Geldwäsche-Aktivitäten erreichen sicherlich nicht die Dimensionen Thailands, gemessen an einem Bruttoinlandsprodukt von mehr als 900 Milliarden US-Dollar im Jahr 1997.

∙ Heute sind die Schwellenländer am stärksten bedroht, da die Politik einer Deregulierung, die Liberalisierung der Kapitalströme und die Privatisierung der öffentlichen Monopole, wie wir in Mexiko und Thailand sehen, ideale Bedingungen für die Wäsche von schmutzigem Geld in einem allgemeinen Kontext der Entwertung des rechtlichen Rahmens bieten. In diesem Sinne verseucht das Virus der Geldwäsche heute das große Programm der Globalisierung des Austauschs, das am Ende des Kalten Krieges eingeleitet wurde.
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