Darum hier mal ein übersetzter Artikel aus der "Nation" über ein Jahr "Regierungsarbeit" von Yingluck:
Die Regierung Yingluck: Ein Jahr vorbei mit weiteren Manipulationen Es ist wirklich nicht schwer, sich über die nun ein Jahr amtierende Regierung Yingluck ein Urteil zu bilden. Dazu ist lediglich nötig, die Manipulationen in den Nachrichten und die rasch wechselnde Taktik von Defensive und Offensive im American Football zu verstehen.
Auf jeden Fall dürften die Thais mit tiefer Inbrunst und ohne im Geringsten zu zögern darin beipflichten, dass Premierministerin Yingluck Shinawatra aufgrund ihres fotogenen Gesichts hübsch anzusehen sei. Damit eng verbunden ist auch die überdurchschnittlich hohe Zustimmung, die ihr entgegengebracht wird. Sie hat es wirklich verstanden, aus ihrem Aussehen Kapital zu schlagen. Da spielt es dann keine Rolle mehr, dass sie eigentlich gar nichts zu melden hat – genauer gesagt, dass sie einen recht ungewöhnlichen Führungsstil verfolgt, nämlich absolut keine Führung. Aufgrund ihres Charmes ließen sich die elektronischen wie auch die gedruckten Medien zu der einfältigen Haltung hinreißen, ihr Erscheinungsbild und ihre Körpersprache als wirksame Kommunikationswege für das, was ungesagt blieb, zu preisen. „Fotos sagen mehr als Worte“ ist gerade in ihrem Fall dafür die treffende Bezeichnung. Im letzten Jahr hatte sie – mehr als je irgend ein Thai-Premier zuvor – die beste Bildberichterstattung in allen Medienformen. Von ihr wurden zahllose Fotos veröffentlicht, auf denen sie mit Dorfbewohnern und Opfern der letztjährigen Flut zu sehen ist und mit ihrem Zeigefinger unter anderem auf betroffene Personen und Gebiete zeigt – gerade so, als ob ihre Hand ein Zauberstab und Allheilmittel wäre. In jüngster Zeit wurde sie den Thais als die Vorzeigemutter und -frau präsentiert, deren Liebe zu ihrem Sohn und deren Hingabe zum Wohle der Nation beispielhaft seien – ganz zu schweigen von dem Umstand, dass sie die erste Premierministerin des Landes ist. Soweit ist das schon mal klar.
Und um das alles noch zu übertreffen, gab es das ganze letzte Jahr über beinahe täglich ganzseitige Anzeigen in den wichtigsten Medien darüber, wie toll die Regierung sei mit ihren populistischen politischen Maßnahmen. Medienkonzerne und Werbeagenturen lieben die Regierung für die Milliarden von Baht, die diese für groß angelegte Medienkampagnen ausgegeben haben, die dem Volk das Gefühl geben sollen, auf gleicher Wellenlänge mit dem Regierungsstil Yinglucks zu sein und dadurch sicher zu stellen, dass sie einen guten Draht zu den Thais auf der Strasse hat. Die vorherige Regierung war da knauserig und distanzierter. Ausländische Fernsehsender machten damals zahlreiche Vorschläge, Thailand in der Öffentlichkeit zu präsentieren, die aber häufig abgelehnt wurden. Die jetzige Regierung dagegen ist immer für Öffentlichkeitsarbeit zu haben – egal, um welchen Preis.
Recht spät gab es dann Versuche, die Illusion zu schaffen, die gegenwärtige Staatschefin verfolge eine eigene, insbesondere von ihrem Bruder Thaksin Shinawatra unabhängige Linie. Dies erhielt Priorität, nachdem Suranant Vejjajiva, ein echter Könner im Manipulieren der Medien, ihr Privatsekretär wurde. Er wurde ihr engster Vertrauter und steuert, was die Premierministerin tagsüber zu sagen und zu tun hat und was am Abend in die Medien kommt. Er hat ganze Arbeit geleistet, ihr Profil zu schärfen. Aber eines konnte er nicht ändern – dass sie nämlich, sobald sie auf Herausforderungen oder unvorhergesehene Situationen trifft, in Passivität verharrt. Bei den regelmäßigen Kabinettssitzungen ist sie weiterhin diejenige, die diese zwar einberuft, aber nicht deren Leiterin.
Zum Verständnis der übrigen Regierungsmannschaft Yinglucks muss man die defensiven und offensiven Spieltaktiken des American Footballs verstehen, die dazu dienen, Raum zu gewinnen und Punkte zu machen. Der Regierung ist es gelungen, all diese Taktiken in ihren Schlüsselfiguren zu vereinen: Die Mitglieder der Rothemden, Akademiker, Geschäftsleute, Bürokraten, Polizisten und Militärs als Teil dieses „Dream Teams“ stellen wie die Spieler im American Football Fallen an den Seitenlinien oder den Spielfeldenden. Sobald der Gegner sich in einer dieser Formationen festläuft, macht das Team Punkte und kommt weiter. Dabei wird jede Chance zu Wechsel und Umgruppierung genutzt. Diese unendliche Abfolge defensiver und offensiver Taktiken bewirkte, dass die Kritik verhalten blieb. Schlimmer noch, die thailändischen Medien haben in diesem Labyrinth der Täuschungen völlig die Übersicht verloren – sei es bei dem vielgepriesenen Versöhnungsgesetz, dem versprochenen Reispreis oder dem Frauenförderplan. Der jüngste Plan ist das neue Einsatzzentrum in Bangkok für die Verwaltung der südlichen Provinzen. Damit soll eine weitere Illusion geweckt werden, dass nämlich etwas getan werde, um die Krise zu entschärfen. Erst vor kurzem wurde berichtet, man würde mit den Separatisten verhandeln. Normalerweise lassen sich staatliche Stellen auf so ein Spiel nur ein, wenn sie gegenüber den nicht-staatlichen Akteuren die Oberhand haben. Das Ganze ergibt keinen Sinn.
Nun, ob die Thais genau so eine Regierungschefin verdient haben, steht hier und jetzt nicht zur Debatte. Jüngste Umfragen – egal, ob professionell oder unprofessionell durchgeführt – ergaben alle ein gemeinsames Ergebnis: So eine schlechte Führungsperson sei sie ja nun auch wieder nicht und sie solle ruhig weitermachen. Derzeit sei jede Kritik an ihr unfair und werde als heimtückische Verschwörung angesehen, denn schließlich habe sie immer nette Sachen gesagt und sei niemandem zu nahe getreten. Einzig und allein damit konnte sie das vergangene Jahr über schon punkten, denn die Thais haben wirklich genug Probleme am Hals mit den hohen Lebenshaltungskosten, da können sie nicht auch noch versuchen, zu enträtseln, was die Premierministerin eigentlich so von sich gibt. Tatsächlich war diese Sinnfreiheit ihrer Ansichten die perfekte Tarnung – ihr Vorgänger hatte dagegen gewaltig gelitten durch sachkundige und intelligente Äußerungen. Seine Ansichten waren zwar schlüssig und realistisch gewesen, aber leider nicht das, was die Menge hören wollte. Thais genügt es zum glücklich sein, wenn sie etwas Geld zum Ausgeben in der Tasche haben. Auf dem Lande können da 10 oder 20 Baht viel ausmachen. Yingluck und ihre Phüa-Thai-Partei haben dafür gesorgt, rasch Kohle unter die Leute zu bringen, auch wenn davon viel unterwegs schon abhanden kommt. In dieser Regierung grassiert die Korruption, aber das stört die Thais in der Regel nicht, solange sie ganz schnell auch mal was davon abkriegen. Wirklich klasse, so etwas!
Unter der Vorgängerregierung verlief die Verteilung öffentlicher Gelder langsam infolge strenger Regularien, was in der Öffentlichkeit nicht gut ankam. Nun läuft es genau anders, denn diese Regierung verwendet viel Energie darauf, die Ausgaben durch unterschiedlichste Kostenstellen – darunter auch betrügerische Buchprüfer – zu verschleiern. So hat die Regierung dann erfolgreich einige der vor genau einem Jahr angekündigten 16 politischen Versprechungen erfüllt. Einige davon sind schlampig ausgearbeitet – überall noch Baustellen. Aber noch mal, den Thais ist das egal, solange sie eingebunden werden. Langfristige negative Folgen interessieren sie nicht. Man lebt heute, was schert einen morgen. Deshalb verfolgt die Regierung eine Politik von Tag zu Tag und dröhnt das öffentliche Bewusstsein damit zu, dass man ja schließlich ein gutes Leben habe. Die Zukunft ist noch weit weg. Unter der jetzigen Regierung wird nie ein Zeitpunkt kommen, wo man mal was zurückzahlen muss. Es kann ja nur vorwärts gehen, denn schließlich wird die Phüa-Thai-Partei die nächste Wahl auf jeden Fall gewinnen, egal, wann diese stattfinden wird.
Sogar in der Außenpolitik ändert diese Regierung alle Spielregeln. Yingluck ist sehr stolz darauf, dass sie alle thailändischen Botschafter, die ja eigentlich Repräsentanten des Königlichen Hofes sind, in Handelsvertreter für OTOP-Produkte im Ausland umgestrickt hat. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn inzwischen sind die führenden Diplomaten in einigen wichtigen Staaten Anhänger ihres Bruders. Nun, einige Botschafter scheinen ja sogar ganz glücklich über diese neue Rolle zu sein. Das ist schließlich viel weniger stressig, als zu versuchen, die politischen Ränkespiele in Thailand zu erklären – und das dann auch noch in verständlichem Englisch. In diesen Tagen passiert jede Menge außerhalb Thailands in Myanmar, Kambodscha, Vietnam und Laos. In den letzten 65 Jahren seit Ende des Zweiten Weltkriegs betrachtete man Thailand stets als den Klassenprimus der Region, dem niemand das Wasser reichen konnte und das als einziges unabhängiges Land frei war von der Bürde einer kolonialen Vergangenheit. Leider sahen die Thais das als eine Selbstverständlichkeit an. Inzwischen sind diese guten Zeiten Geschichte und all die Nachbarländer Thailands haben ebenfalls ungehinderten Zugang zu den gleichen Human- und Kapital-Ressourcen. Die sind ganz schnell durchgestartet mit klaren Zielen, weisen eine bessere Erfolgsgeschichte auf und ihre Bevölkerung ist ehrgeiziger und energiegeladener.
Die Regierung Yingluck möchte, dass das Land Anschluss an die Welt hält und verharrt gleichzeitig bei der Kommunikation mit der Weltgemeinschaft in Passivität. Ihre bevorstehende Rede vor den Vereinten Nationen Ende des nächsten Monats dürfte interessant werden. Wahrscheinlich wird sie versuchen, Thailand als Moderator zwischen reichen und armen Ländern, dem Norden und dem Süden, den Großmächten und den kleineren Mächten etc. ins Spiel zu bringen. Thailand ist traditionell sehr gut darin, von einer Seite auf die andere zu schwenken wie ein Schilfrohr, das sich in leichtem wie in starkem Wind biegt. Unter ihrer Regierung hat Thailand nicht länger Ambitionen, eine führende Rolle zu spielen – es reicht voll und ganz, mit dem Rest der Welt mitzulaufen.
Quelle:
http://www.nationmultimedia.com/opinion/Yingluck-Govt-one-year-on-more-spins-30188637.html