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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 439824 mal)

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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Frauen
« Antwort #60 am: 23. Dezember 2008, 18:09:21 »

Frauen

Frauen im Allgemeinen geben viele Rätsel auf und sind oft undurchschaubar, auch wenn sie sehr ansehnlich sind.
Viele Thai Frauen sind feenhafte Wesen in jeder Beziehung. Man hat sie und man hat sie doch nicht.
Sie leben in der Milchstrasse, während sich die Männer den irdischen Dreck von den Füssen klopfen
und in klaren Nächten ohne Bierdunst die flüchtigen Sternschnuppen einzufangen versuchen.

Weniger poetisch:
Lieber einen Bierkalender and der Wand als eine Puppe am Firmament.
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Re: Geschichten aus Hinterindien:Köpfe
« Antwort #61 am: 24. Dezember 2008, 14:32:26 »

Köpfe                            Juni  2006


Banknoten, Münzen und Briefmarken sind mit dem Porträt des verehrten Monarchen geschmückt.
Ein Leserbrief in der Bangkokpost meinte zum Thema:
„Die 25 und 50 Satang Münzen sind in Bangkok beinahe wertlos, werden kaum angenommen und öfters weggeschmissen.
Aber man sollte diese Münzen nicht einfach wegwerfen, weil sie mit dem Kopf des Königs verziert sind.“

Der Schreiber meinte, die Prägeanstalt solle die Münzen weiter produzieren, aber nicht mit dem Kopf des Königs.
Beispielweise könnte man ein Bild von Taksin verwenden. Dann wären sie zum Wegschmeissen geeigneter.“


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Re: Geschichten aus Hinterindien: Weihnacht
« Antwort #62 am: 24. Dezember 2008, 23:43:02 »

Weihnacht

Eine süsse junge, knackige und kurvige Dorfprinzessin fragte mich:
„Was kann ich tun an Weihnachten? Ich verlor meinen Job. (In der Bar.)
Ich brauche Geld.
Die Wasserbüffel sind krank. Die Eltern sind krank. Meine Geschwister sind krank.
Die Leute im Dorf husten. Das ganze Land ist krank.
Bitte hilf mir.“

Ich erklärte:
„Am Besten gehst du als Engel arbeiten.
Kleine Flügel am Rücken,
die die Freier entzücken.
Kleider brauchst du kaum.
Dann klopfst du dezent auf deine Sammelbüchse.
Es gibt nur wenige Farang, die deinem leeren Schlitz widerstehen können.“
« Letzte Änderung: 24. Dezember 2008, 23:46:23 von Low »
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Re: Geschichten aus Hinterindien: Stricher
« Antwort #63 am: 25. Dezember 2008, 16:37:17 »

Stricher                   April 2006

Ein Bursche vom Karen Stamm lebte vom vierzehnten Lebensjahr an in einem buddhistischen Tempel.
Die Mönche betreuten, schulten und führten ihn in die Lehre Buddha's ein.
Mit zweiundzwanzig Jahren trat er aus dem Tempel aus.
 
Anschliessend schaffte er als Strichjunge in Chiang Mai an und befriedigte meistens Ausländer.
Er hatte eine Freundin. Sie arbeitete in einem Supermarkt und wusste von seiner Geschäftstätigkeit.
Unverzagt planten die Beiden ihre Zukunft und wollten einen Gemüseladen eröffnen, (vielleicht spezialisiert auf Spargel und Stangensellerie.)
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Re: Geschichten aus Hinterindien: Wie fluchen eigentlich Thais?
« Antwort #64 am: 26. Dezember 2008, 10:14:07 »

Auszeit

Nach fast vierzig Beiträgen wundere ich mich, dass ich nicht angegriffen wurde. Die Geschichten sind doch ein und dasselbe billige Strickmuster:
Sex, Alkoholismus und Kriminalität.
Dem kann ich nicht widersprechen. Aber dies entspricht einem wesentlichen Teil meiner Erfahrungen in Thailand.
Bei Gotthelf waren im Emmental die Grundlagen ähnlich. Seine Verpackung war fabelhaft. Als Pfarrer kam bei ihm ein Brocken Religion und Ethik hinzu.

In einem Land mit vorwiegend animistischer Bevölkerung bin ich vorsichtig.
Die wundervollen Tempel, die Kunst um den Buddhismus, die Verehrung des Volkes gegenüber dem Lehrer Buddha, ohne jeglichen Bezug auf dessen Aussagen einzugehen,
erfordert eigentlich neue Bewusstseinsdimensionen.

Da steht mir der heimische Bauernknecht mit seinem herzhaften: „Heilanddonner!“ wesentlich näher.
Wie fluchen eigentlich Thais? Ich weiss, auf Thai. Aber was?

Wenn in Hinterindien in einer heftigen Diskussion um nichts die Argumente ausgehen, das ist sehr schnell der Fall, heisst es sofort:
„Ich bringe dich um,“ oder gefährlicher: „Ich lasse dich umbringen.“
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Re: Geschichten aus Hinterindien: Wassertropfen
« Antwort #65 am: 27. Dezember 2008, 14:11:13 »

Wassertropfen                                                August 2006

Weil seit Jahren alle Wasserleitungen im Dorf leckten, schraubte der Kerl der Wasserversorgung aus Bequemlichkeit einfach den Druck auf ungefähr 0.8 Bar herunter.
Seit Wochen liefen die Waschmaschinen unserer Nachbarinnen nicht mehr an. Die Ventile öffnen bei etwa 1 Bar.
Spät in der Nacht, wenn keiner Wasser brauchte, stieg der Druck etwas an und theoretisch hätte man dann waschen können. 
Die meisten undichten Stellen könnten in etwa drei Tagen in aller Ruhe mit etwas Teflonband repariert werden.
Meistens tropfen nur die Verbindungen an den Zählern auf der Gemeindeseite und die Verbindungen an den T-Stücken.
Ich dichtete unseren Anschluss und der war in Ordnung, bis der Herr Inspektor anlässlich einer Kontrolle den Anschluss öffnete und nicht wieder sauber verschraubte.
Er tropft seit Jahren bis in alle Ewigkeit. Ich könnte ihn flicken und würde das defekte Absperrventil der Gemeinde ebenfalls erneuern.
Wenn das jedoch der Herr Inspektor beim Zählerablesen bemerkt, ersetzt er es gegen ein defektes Nadelventil aus seinem Fundus und verkauft mein neues Ventil.
Das ergäbe mindestens drei Flaschen Chang.
Nach dem Eingriff des Beamten würde die Verbindung wieder tropfen.

Dorf Wasser benötigen wir glücklicherweise selten. Wir haben unsere eigene Versorgung mit 2.8 Bar.
Auf meiner Seite des Wasserzählers montierte ich deshalb einen neuen Hahn, oder ich würde Wasser ins öffentliche System pumpen.
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Re: Geschichten aus Hinterindien: ATM
« Antwort #66 am: 28. Dezember 2008, 00:43:54 »

ATM                                             Dezember 2008

Frauen, oft aus gescheiterten Thai Ehen mit einem Kind, fragen mich immer wieder, kennst du keinen Farang, der mich heiraten würde?
Da ist diese schnuckelige Witwe mit etwas Vermögen und einem fast erwachsenem Sohn. Eigentlich eine gute Partie.
Sie war nur Mia Noi, kam mit der Hauptfrau schlecht aus und half dem Ableben ihres wohlhabenden Mannes etwas nach.
Bei jedem, zum Glück seltenen Treffen, fragt sie erneut nach einem Gatten.

Ein Staatsbürger aus einem Land wo früher Wild West Romantik herrschte,
wurde in seinem Kondominium brutal überfallen und niedergeschlagen. Im Fallen konnte er eine Kurzwahltaste seines Telefons drücken.
Der Bekannte, der den Anruf annahm, aber keine Antwort erhielt, schaute umgehend nach.
Da lag der stattlich Mann in den besten Jahren bewusstlos in seinem Blut auf dem Boden.
Wüste Wunden am Hinterkopf und Halswirbelbereich liessen Böses erahnen.
Der Mann lag einige Tage bewusstlos auf einer Intensivpflegestation und hatte Lähmungserscheinungen, die sich jedoch schnell besserten.
Man kannte den Täter, der sich um etwa zwei Millionen, zum Teil Bargeld, Baht und Dollar, zum Teil Kreditkarten, bereicherte. Er war Thai und lebte im selben Haus.
Die Polizei fand, oh Wunder, keine Verdachtsmomente gegen ihren Landsmann.

Das Opfer erholte sich relativ rasch von den Verletzungen. Ein weiterer Aufenthalt im Spital war unnötig. Für gewisse Verrichtungen brauchte er jedoch Hilfe.
Seine finanzielle Situation war trotz des Raubes gesichert. Dank seinem Arbeitgeber verfügte er fast über unbeschränkte Mittel. Die Verluste deckten  Versicherungen.
Was er brauchte, war eine Vertrauensperson, die ihm in den täglichen Obliegenheiten helfen konnte. Für die attraktive Witwe war den Mann kein Unbekannter.
Sie wollte aber keine Hilfeleistungen erbringen. Sie benötigte bloss eine funktionierende AT Maschine.

Es fand sich eine einfache Bäuerin, nicht die Schönste, nicht die Klügste, nicht die Sauberste. Aber die Frau hat ein gutes Herz, ist furchtlos und kann zupacken.
Die Bäuerin machte den Haushalt und kochte. Sie massierte und half wo es nötig war.
Der Verletzte lebte seit Jahren in Hinterindien, spricht Thai, und wurde verschiedentlich von Angestellten wüst ausgenommen. Er sah, diese Frau ist anders.
Er traute ihr und zahlte ihr ein fürstliches Gehalt. Nach kurzer Zeit kaufte er auf ihren Namen ein Motorrad und ein Condo, wo beide für einige Zeit gefahrlos leben konnten.
Sie arbeitet wieder auf den Reisfeldern, fern von jeglicher ATM.
« Letzte Änderung: 28. Dezember 2008, 00:54:11 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Klimaanlage
« Antwort #67 am: 28. Dezember 2008, 18:37:29 »

Die Klimaanlage                                                       Nov 2007

In unserem Büro gab es zwei Klimaanlagen. Eine von ihnen funktionierte nicht mehr. Was sollten wir tun? Klar, den Reparaturdienst anrufen.
Der Herr kam auch ziemlich schnell vorbei und wollte sich an dem Gerät, das unter der Decke hing, zu schaffen machen. Er wurde von uns noch gewarnt, die Wände seien frisch gestrichen, er solle bitte vorsichtig sein. Etwa eine Stunde später funktionierte die Klimaanlage wieder, doch die Wand war mit schwarzen Stellen übersäht. Das ließe sich bei einer Reparatur leider nicht vermeiden, wurde uns gesagt. Nun gut. Immerhin funktionierte die Klimaanlage. Jetzt riefen wir einen Maler, damit er die Flecken überpinselte. Jedem, der einmal gestrichen hat, ist bewußt, daß Weiß nicht gleich Weiß ist. Es gibt Hunderte von verschiedenen Weißtönen. Wir sagten dem Maler daher am Telefon, welche Farbe er kaufen mußte (Hersteller der Farbe und Nummer des Farbtons). Als er kam, wollte er erst einmal ein Lineal haben. Wozu er das denn bräuchte? Was wolle er vermessen? Nein, er müßte den mitgebrachten Farbeimer öffnen. Daraufhin gaben wir ihm einen Schraubenzieher. Der tat es auch. Doch dann stieß er auf das nächste Problem. Er hatte keinen Pinsel mitgebracht. Den mußte er erst einmal kaufen. Nachdem er mit einem Pinsel zurückkam, begann er die fleckigen Stellen zu streichen. Nach getaner Arbeit bewunderten wir sein Werk. Die Wand war immer noch fleckig, auch wenn sich die schwarzen Flecken in weiße verwandelt hatten. Es war der falsche Farbton. Nach einem Hinweis wurde uns vorgeworfen, die Nummer auf dem Farbeimer nicht kontrolliert zu haben. Damit verabschiedete sich der Maler, und wir riefen einen anderen an.

Der zweite Maler ging professioneller zu Werk, denn er hatte die richtige Farbe und sogar einen Pinsel mit. Da die Flecken nun ziemlich großflächig waren, mußte die komplette Wand gestrichen werden. Er wollte schon loslegen, als wir ihm sagten, es sei vielleicht besser, den Teppichboden mit Zeitungspapier auszulegen. Die Farbe würde tropfen. Der Maler bestritt, daß Farbe tropfen würde, ließ sich nach langen Diskussionen aber dazu überreden, Zeitungen zu kaufen und auszulegen. Natürlich tropfte die Farbe – auf das Zeitungspapier. Als der Maler fertig war, wurden wir gerufen, um sein Werk zu begutachten. Zuerst fielen uns weiße Fußspuren auf dem Teppich auf, die von der frischgestrichenen Wand zum Badezimmer führten. Darauf angesprochen meinte der Maler, daß dies nicht passiert wäre, wenn er den Boden nicht mit Zeitungspapier ausgelegt hätte. Dann hätte sich die Farbe nicht sammeln können, sondern wäre sofort von dem Teppichboden aufgesogen worden. Interessant fanden wir auch, was er mit den Bildern gemacht hatte. Er war nicht auf die Idee gekommen, diese abzuhängen, sondern hatte kunstvoll um diese herumgestrichen. Einige Rahmen waren übermalt, aber vielleicht darf man das nicht so eng sehen.

Nachdem der Maler gegangen war, riefen wir eine Teppichreinigungsfirma. Die kam, reinigte den Teppich und meinte nach fruchtloser Arbeit, wir hätten zu lange gewartet, die Reinigungsfirma anzurufen. Farbreste müsse man sofort entfernen.

Daraufhin entschlossen wir uns, einen neuen Teppich zu kaufen. Der Teppich wurde vermessen und geschnitten, der alte entfernt und der neue ausgelegt. Aber der Teppichverleger hatte schief geschnitten. An der frischgestrichenen Wand mit der Klimaanlage klaffte eine große Lücke. Darauf angesprochen meinte der Mann, der Teppichschneider sei schuld. Er habe seinen Boß schon mehrfach um ein neues Teppichmesser gebeten, aber dieser sei geizig. Wir (nicht er) kamen dann auf die Idee, den Teppich andersherum zu legen, die schiefe Stelle verschwand auf diese Weise unter einem Regal.

Nach dieser Aktion wußten wir zwei Dinge: Wenn man zwei Klimaanlagen hat, reicht eine aus.
Und wenn die funktionierende Klimaanlage ausfallen sollte, dann ist die Reparatur derselben auch nicht billiger als in Deutschland. la

Quelle:
TIP Zeitung für Thailand, Zweite Ausgabe November 2007
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Kälte
« Antwort #68 am: 29. Dezember 2008, 14:16:08 »

Kälte                                               Dezember 2008

Im Norden Thailands, besonders in den Hügeln um Chiang Mai, wird es im Winter kalt. So kalt, dass es auf Doi Inthanon Frost, Rauhreif, Nahm Kaeng – Eis gibt.
Das ist etwas so exotisches, dass viele Thai dort oben eine Nacht frierend, schlotternd und saufend im Zelt ausharren. Als gratis Souvenir bringen sie dann manchmal eine Bronchitis nach Hause.
Weniger spassig ist die Situation für die Menschen, die auf den Hügeln in armseligen Behausungen leben.
Seit Jahren werden in Chiang Mai Kleider und Decken für diese Bedürftigen gesammelt und vor dem Kälteeinbruch verteilt.
Vor allem Kleinkinder und ältere Menschen überleben den Winter trotzdem nicht.

Dieses Jahr wurden wir durch die Witterung ebenfalls geschädigt. Wir haben zwei Teiche. Darin schwimmen seit vier Jahren vor allem einheimische Fadenfische der Gurami Familie.
Die gibt es in vielen farbenprächtigen Varianten, wie die blau marmorierten Fadenfische oder die Mosaik-Fadenfische.
Es gibt gelbe und rötliche Fische und die grössten von ihnen die Speise Gurami, rot, dunkelgrau oder weiss, werden über 70 cm lang.
Der Nachteil der grossen Fische ist, sie fressen alles, wie Pflanzen, Frösche, Würmer und kleinere Fische.
Die Fische waren handzahm und kannten uns. Wir fütterten sie öfters mit Rüstabfällen aus der Küche, mit Bananen und Kokosraspel, den Resten unserer Kokos/Rum Cocktails.
Manchmal nahm ich die Angelrute und wir fingen ein leckeres Abendessen.

In den Aquarien hält man diese Fische bei einer Wassertemperatur zwischen 22 und 28 Grad. Da ist ihnen wohl und die Männchen bauen Schaumnester an der Wasseroberfläche.
Das beobachteten wir im Garten oft.

Wir erlebten einige Überschwemmungen. Die Teiche lagen 50 cm unter Wasser. Unsere Haustiere flüchteten nicht.
Die hatten zwar freien Ausgang, wir beobachteten sie unter Bäumen und Sträuchern. Dann kehrten sie ins Becken zurück.
Nach den Fluten verzeichneten wir Zuwachs an anderen Fischen, darunter Ale und Welse.

Die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember war kalt. Vielleicht neunzig Prozent des Fischbestandes fiel der Kälte zum Opfer.
Ich prüfte Nitrit und Nitratgehalt des Wassers. Die Werte waren einwandfrei.
Wir sezierten einige Fische: Kein Pilzbefall, keine Organschäden, die Weibchen trugen Laich.
Trotz Umwälzpumpe registrierten wir noch am Mittag in einem Meter tiefe nur 16 Grad Celsius.
Solarheizung? Denkste, das Wetter war kalt und es nieselte dauernd.
Hineinpinkeln hätte wenig gebracht, es sind etwa dreissig Kubikmeter Wasser.

« Letzte Änderung: 29. Dezember 2008, 14:36:41 von Low »
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Re: Geschichten aus Hinterindien: Denkmal-Pflege
« Antwort #69 am: 30. Dezember 2008, 20:38:47 »

Denkmal-Pflege                  März 2006                            Nakon Haripunchai

In einigen Tempeln werden Schulkinder jeden Alters zum Tempelunterhalt missbraucht. Anstatt dass die Buben und Mädchen fleissig lernen,
begrüssen sie uniformiert am Eingang die Besucher mit einem freundlichen Wai.
Die meiste Zeit vertrödeln die Kinder schnatternd mit dem Warten auf Gäste. Sie flechten Blumengirlanden, die als Opfergaben verkauft werden.
Sie wischen und schrubben ohne jegliche Aufsicht oder Anleitung. So vergammeln Kulturdenkmäler.
 
Die Leidtragenden sind die Kinder, die um die Chance für eine bessere Zukunft  betrogen werden. Aber die erhalten ohnehin nächstes Jahr einen Laptop von Thaksin.
Sofern sie den PC booten könnten, könnten sie während dem Warten Solitär oder Raubkopien von Action Games spielen, bis die Akkus den Geist aufgeben.

Nach reiflichem Überlegen fand ich heraus, dass ich den Schülern zu unrecht unterstellte, ihr wischen und schrubben in der Tempelanlage sei dilettantisch.
Die jahrelangen Erfahrungen mit Handwerkern und Putzequipen lassen vermuten, dass Erwachsene den Dreck nicht besser verteilt hätten, als es die Kleinen anstellten.

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Verkehr
« Antwort #70 am: 31. Dezember 2008, 14:26:32 »

Verkehr            Mai 2004

Wir ärgern uns immer wieder über Kinder zwischen sieben und fünfzehn Jahren, die ohne Helm, Ausweis, Nummernschild,
Versicherungen und ohne jegliche Fahrpraxis mit Motorrädern die Strassen unsicher machen. Meist sitzen gleich mehrere Bengel auf diesen Pubertierlafetten
Am Markt von Hangdong wurde ich Zeuge, wie eine Suppenküche vier junge Mädchen auf einem ungebremsten Moped spektakulär stoppte.
Die Alten fahren nicht besser, vor allem wenn sie stockbesoffen sind.

Ein Bekannter fragte mich:
„Heute ist wieder Freitag. Kommst du abends mit uns in die Loy Kroh Road?
Programm drei B, Bars, Bier, Bumsen?“
Ich mochte weder Bier noch die Idee, am frühen Morgen mit einem beduselten Fahrer nach Hause zu fahren. Ich hatte einen Unfall hinter mir.
Chiang Mai war ein Dorf. Wenn mich irgend ein Taxi oder Tuk-Tuk Fahrer in einer Bar sah und tratschte, hätte ich wieder Scherereien im Dorf.
Das waren genügend Gründe um abzulehnen.

Zudem zog ich die pflegeleichten Dorfschönen aus Bodenhaltung den Bargirls aus Stangenhaltung vor.
Das Fleisch war bedeutend frischer und nicht hundert mal betatscht, wie die von Schmeissfliegen umschwärmten Klösse auf dem Fleischmarkt.

Ich lebte in meinem Gästehaus, etwas entfernt vom Dorfzentrum. Vor dem Haus grasten Kühe und hinterliessen hin und wieder einen dünnen Fladen auf dem Strässchen.
Hinter dem Haus lagen Reisfelder. Nicht allzu weit entfernt erhoben sich im Dunst die Hügel mit dem Wat Phra That Doi Suthep Ratcha Woraviharn.

Es war eine schwül heisse Tropennacht. Schwitzend wälzte ich mich auf dem Bett. Ich sah die schwachen Lichter von Wat Doi Suthep und hörte den Fröschen und Zikaden zu.
In der Ferne heulten ein paar Hunde. Dann knatterte weit weg ein Moped und schaffte offenbar die Kurve in mein Strässchen.
Der Motor wurde lauter und verstummte nicht bis zu meinem Quartier. Morgens um eins ertönte die Klingel. Eine helle Stimme in der dunklen Nacht wisperte: „Khun Love.“

Flugs war ich aus dem Bett und schaltete die Beleuchtung ein.
Da stand sie, hohe Backenknochen, perlweisse Zähne. Das ovale Gesicht umrahmt von einer dunklen, gepflegten Haarpracht ohnegleichen.
Vier pralle Rundungen an den richtigen Stellen, kaum verhüllt von einem zarten Hauch von Kleidchen.
Ein Bild von Gauguin. Ein Sommernachtstraum.
Schlaftrunken bemerkte ich: Kein Nummernschild, kein Helm, keine Unterwäsche.

« Letzte Änderung: 31. Dezember 2008, 14:29:50 von Low »
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Profuuu

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #71 am: 31. Dezember 2008, 15:25:46 »

@Low,

beim letzten Satz habe ich herzhaft gelacht.  :D

Ist schon eine Kunst, wie du solche Pointen vorbereitest
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #72 am: 02. Januar 2009, 12:49:08 »

Danke Profuu.
Ich hoffe, du warst nicht der Einzige mit einem Lacher.
Die Pointe übrigens, das war die Frau, die zur rechten Zeit erschien.
Zu früh oder zu spät und die Geschichte wäre im Eimer gewesen.

Nebenbei: Wisst ihr, warum die so spät kam?
Ich hatte noch immer keinen Fernseher.   (Siehe auch Antwort # 33)
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Re: Geschichten aus Hinterindien: Konsum
« Antwort #73 am: 02. Januar 2009, 12:52:48 »

Konsum            Dez. 2008

Früher bauten die Europäer Dome und Kathedralen zur Verehrung des Höchsten. Nach dem letzten Krieg waren es Paläste für die Banken.
Dann kamen die Shopping Center, welche elementare Geschäfte und den einfachen Glauben ersetzten. Das Wort wich dem Garantieschein.
Einkaufszentren sind hier ebenfalls beliebt. Vor allem bei tropischer Hitze bietet ein klimatisierter Grossraum am Wochenende viel Sanook für die ganze Familie.

Ihr wisst es. In diesem Land kauft man alles, nicht nur Lebensmittel.
Das fängt in der Schule an, wo man Noten nicht erarbeitet, sondern dem Lehrer bringt.
Das geht auf der Hochschule weiter, wo auf den Noten die Nullen wachsen. Die Universitäten ziehen gedeckte Schecks vor.

Ich wurde einmal gebeten, einem zukünftigen “Doctor of mechanical engineering“ bei seiner Dissertation behilflich sein.
Bald fand ich heraus, dass er nicht einmal einfachste technische Zeichnungen lesen konnte. Seine Experimente strotzen vor Fehlern.
Die ersten zwei Tage arbeitet er wacker mit. Dann verschwand er auf Nimmerwiedersehen. Er rief mich später an, wann er „seine“ Arbeit abholen könne.
Ich selbst benötigte keine Doktorarbeit und verschwendete keine weitere Zeit für ein unnützes Pamphlet, das ohnehin ein abgekupfertes Plagiat war.  
Aber den Titel, den bekam er.

Man kauft den Fahrausweis, nicht bei Tesco Lotus, sondern beim Amt.
Man kaufte Wählerstimmen für ein paar hundert Baht. Das ist verboten und wurde kürzlich vom Gericht geahndet. Die Regierung musste gehen.
Danach schienen vierundvierzig Millionen pro Kopf für den Kauf von Abgeordneten zur Bildung eines neuen Gremiums völlig legal zu sein.

Mann kauft Alkohol, Drogen, Potenzmittel und Frauen, stundenweise, tageweise.
Aber wenn einer für eine Ehegefährtin im “Land der freien Liebe“ Sin Sod, Brautgeld, bezahlen sollte,  dann finden diese Filous plötzlich tausend Ausreden.

Was ist der Unterschied zwischen der Lebensabschnittspartnerin und dem Bargirl?
Bar-Girls wollen Bar-Geld.



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† Jhonnie

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #74 am: 02. Januar 2009, 13:51:17 »

Jo Low da haste recht mit dem Bargeld

aber wesentlich ist auch die Art und Moeglichkeit der Terminierung dieser ATM Beziehung.
(mancher wird auch terminiert)

Jhonnie

Bei dir gibts immer was zu lachen und zu scmunzeln in den Geschichten. bin eifriger Mitleser.
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.... In der Bibel steht geschrieben: " Liebe deinen Naechsten " UND das Kamasutra zeigt  " WIE ES GEHEN KOENNTE". auch fuer RUD's behaftete geeignet.
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