Zur Zeit,als der Sonnenkoenig Ludwig XIV. in Frankreich herrschte,
entwickelten sich die Tischsitten zu ungeahnten Hoehen.
Wollte man zum Hofbanquett eingeladen werden,wurde vorausge-
setzt,dass man sich bei Tisch zu benehmen wusste.
Schmatzen,Grunzen und Ruelpsen waren verpoent und man sollte
auch den richtigen Gebrauch des Bestecks beherrschen.Ausserdem
sah man es ungern,wenn jemand den abgenagten Knochen ueber die
rechte Schulter nach hinten warf.
Nach und nach buergerten sich diese Tischsitten auch beim gemeinen
Volk ein,aber nur Weniges davon erreichte das rechte Rheinufer.
Wenn heutzutage der franzoesische Praesident einen hochrangigen Deutschen
zum Staatsdinner bittet,bekommt niemand mehr darob Sorgenfalten.
Gekonnt hantiert dieser mit Messer und Gabel,ohne sich mittelschwere
Gesichtsverletzungen zuzuziehen.Er weiss,wie man das Besteck richtig ablegt
und stopft sich nicht mehr die Serviette in den Hemdkragen.
Aber das ist laengst Geschichte.
Nur bei Speisen,die auch heute noch mit der Hand gegessen werden,verunsichern
da und dort unerfahrene Gaeste,die dann vorsichtig zum Tischnachbarn schielen,
wie der die Sache angeht.
Zu den wenigen Speisen,welche man auch in den besten Restaurants in die Hand
nehmen darf,zaehlen Wachteln,Krebse und vor allem das Brathuhn.
Wenn das Brathuhn,fettig glaenzend, aber doch knusprig serviert wird,wird gleich-
zeitig auch eine kleine Schale Wasser mit einer schwimmenden Zitronenscheibe mit-
gebracht.
Darin kann man sich nach dem Essen die Finger reinigen.Doch das wurde oft miss-
verstanden.
Friedrich Jahn,der sein Leben lang sein eigener Oberkellner geblieben war,obwohl
er ueber ein Hendelimperium herrschte,war es vorbehalten,die Deutschen aus dem
finsteren Tal archaiischer Tischmanieren herauszufuehren.
Bei den rastlosen Inspektionen seiner "Wienerwald "-Kette sah er zum Entsetzen,
dass Gaeste die Fingerschale aussoffen und sich hinterher die fettigen Finger am
Tischtuch abwischten.
Er sann auf Abhilfe und er fand sie,indem er statt eine Fingerschale eine verpackte
Feuchtigkeitsserviette an den Tisch brachte.
Mit einem Schlag erreichten die Tischmanieren der Deutschen internationales Niveau
und er wurde dafuer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Jock
p.s. Habe ich erwaehnt,dass Herr Jahn Oesterreicher war ?