Wir sind uns sicher einig, daß heute viele Nachrichten erst mal mehr oder weniger "aufgeblasen" werden, damit sie es in die Medien schaffen. Es heißt ja nicht zufällig "Medienmarkt" und die Lieferanten der Nachrichten stehen schon angesichts der Journalistenschwemme in stark zunehmender Konkurrenz. Jeder zweite Knaller, der gerade mal seinen Namen richtig schreiben kann und einen Blog mit einer Verschwörungstheorie aufmacht, gilt ja heute oft schon als ernstzunehmendes Medium.

In jedem Vorurteil steckt aber mindestens,
meist jedoch mehr als, ein Körnchen Wahrheit, denn sonst gäbe es das Vorurteil ja nicht.
Im Laufe der Evolution waren Vorurteile fast immer äußerst nützlich, da sie lebenswichtige Entscheidungsprozesse erheblich beschleunigt und Gefahren frühzeitig abgewendet haben.

Das hängt einfach damit zusammen, daß gewachsene Vorurteile, gerade gegenüber bestimmten Gruppen, eben doch sehr oft zutreffen, mindestens nämlich so oft, daß es sich lohnt, in bestimmten Fällen Vorurteile zu haben.
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Selbstverständlich ist es andererseits auch so, daß es für ein
einzelnes reisendes bona fide Individuum oder für sehr kleine Gruppen (maximal Familiengröße) normalerweise sehr einfach ist, die Menschen in den bereisten Gebieten davon zu überzeugen, daß sie ehrlich und guten Willens sind und für niemanden eine Gefahr darstellen. Wer ganz alleine reist oder aus anderen Gründen
als Individuum mit anderen Völkern zu tun hat, macht normalerweise grundsätzlich und überall posittive Erfahrungen mit den bereisten Gegenden und Menschen.
Bei größeren Gruppen ist das sehr viel schwieriger, siehe die Pauschal-Kommentare hier im Forum über "Chinesen", "Russen" usw. als Touristen in Thailand.

Es ist sicher kein Vorurteil, anzunehmen, daß Thais allgemein, und zwar ganz besonders gewisse "alt- und neureiche" Thais, auch heute noch bei ihren Nachbarn als notorische Trickser und Täuscher gelten, die sich für etwas besseres halten als alle anderen Völker. Einen guten Ruf hatten sie aufgrund ihrer jahrhundertelangen Raubzüge und Menschenverschleppungen in den Nachbarländern noch nie, noch nicht einmal bei blutsverwandten Völkern, wie etwa den Lao oder den Shan. Im alten Lan Na und im Isan sowie bei den Nachkommen der Mon und Khmer in Thailand ist man oft auch nicht besonders gut auf die arrogante Bangkoker Kolonialmacht zu sprechen, deren Elite zwar die eigenen Abkömmlinge allesamt gerne im Ausland studieren ließ, aber
die Menschen in den als Kolonie beherrschten und ausgebeuteten Landesteilen absichtlich dumm hielt, weil der einzige offizielle Zweck dieser Leute war, wie die Sklaven zu funktionieren.
Diese Erfahrung haben die Nachbarvölker (und sogar die eigenen Untertanen) mit der Bangkoker Herrscherelite jahrhundertelang gemacht und nicht vergessen. Wenn man sich diesen Konflikt vor Augen hält, versteht man auch die Auseinandersetzungen zwischen "Rot" und "Gelb" viel besser.
Es ist ganz normal, daß da einiges durch die Jahrhunderte hängenbleibt und dann auch zu solchen eigentlich treffenden Wortschöpfungen führt, für die ja vor allem das vielsprachige Singapur prädestiniert ist. Es gibt in Singapur auffallend viele, zum Teil wirklich lustige Wortschöpfungen, man google dazu mal nach "Singlish".
Noch heute liest sich ein Großteil der offiziellen thailändischen Geschichte bestenfalls wie eine Art gut ausgeschmückte Sage. Viele Herrscher dieses Landes, Minister und Könige waren geniale "Trickser und Täuscher", und das nicht nur gegenüber den ausländischen Mächten, sondern auch gegen das eigene Volk.
König Chulalongkon (...) schrieb am 12. Juli 1883 an den Hochkommisar von Chiang Mai, daß er Chiang Mai „nicht als eigentlichen Bestandteil unseres Königreiches“ ansehe:
„Wir möchten lediglich die wirkliche Macht ausüben. [...] die Lao [gemeint sind die Menschen im alten Lan Na und Lan Chang, also Chiang Mai, das heutige Laos, und der Isan] sollen wie eine Maschine arbeiten, die wir ganz nach Belieben vorwärts und rückwärts drehen können. [...] Das muß aber unbedingt stärker mit Verstand und Klugheit als mit Macht und Gewalt geschehen. Laß die Lao nicht erkennen, daß man sie knechtet und unterdrückt.“
http://www.thaiistik-gesellschaft.de/archive/alte%20buecher/lanna.htmlVietnamesen und Chinesen zum Beispiel sind allerdings auch nicht überall in Asien besonders beliebt.
Als offizielle Staatsreligion fällt mir überall zwischen Peking und Jakarta vor allem der Chauvinismus ein.
