Auf der Seite "Verschreiben thailändische Ärzte zu viel Medizin?" habe ich am 22.03.2015 bereits ausführlich über Blutdrucksenker berichtet und in diesem Zusammenhang auf die "ALLHAT-Studie" von Blutdruckmitteln verwiesen.
Zu der ALLHAT-Studie schreibt die Medizinerin und Journalistin Marcia Angell, ehemalige Chefredakteurin der weltweit bedeutenden Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine", in ihrem pharmakritischen Buch "Der Pharma Bluff" wie folgt:
"Die ALLHAT-Studie wurde 1994 in Angriff genommen, weil allgemein die Unzufriedenheit darüber zunahm, dass niemand wusste, welches von den einhundert Blutdruckmedikamenten aus sieben Wirkstoffklassen sich für die Erstbehandlung der Hypertonie am besten eignet."
"Natürlich kann eine einzelne Studie diese Frage nicht abschließend beantworten. Diese Mammutstudie zog sich über acht Jahre hin. Mit mehr als 42.000 Teilnehmern an über 600 Kliniken war es die groeßte Studie zur Behandlung des Bluthochdrucks, die jemals unternommen wurde."
"Verglichen wurden vier Medikamentengruppen: Erstens ein Calciumantagonist, der von Pfizer unter dem Namen "Norvasc" vertrieben wird und in der Liste der weltweit meistverkauften Medikamente auf Platz 5 steht; zweitens ein Alpharezeptorenblocker, bei Pfizer unter dem Namen "Doxazosin" im Angebot; drittens ein ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym) unter dem Namen "Zestril" von AstraZeneca und "Prinivil" von Merck sowie als Generikum unter dem Namen Lisinopril erhältlich; viertens ein generisches Diuretikum (Entwässerungsmittel) eines Typs, der schon seit über 50 Jahren auf dem Markt ist."
Im Anschluss an diese Studie waren 2004 in den USA die fünf meistverwendeten Wirkstoffe für die Bludrucksenkung: 1. Lisinopril (ACE-Hemmer), 2. Metoprolol (Betarezeptorenblocker), 3. Atenol (Betarezeptorenblocker), 4. Hydrochlorothiazid HCT (Diuretikum), 5. Furosemid (Diuretikum). Lisinopril ist bis heute der meistverwendete Blutdrucksenker in den USA.
Der Calciumantagonist "Norvasc" (Amlodipin) von Pfizer, einst weltweit führender Blutdrucksenker, belegte 2004 in den USA nur noch Platz 6 (in Deutschland Platz

, der Wirkstoff Doxazosin Platz 16 (Deutschland Platz 15) und das über 50 Jahre alte Diuretikum HCT belegte Platz 4 (Deutschland Platz 9).
In Deutschland war 2004 bei den Blutdrucksenkern die Reihenfolge wie folgt: 1. Enalapril (ACE-Hemmer), 2. Metoprolol (Betarezeptorenblocker), 3. Ramipril (ACE-Hemmer), 4. Furosemid (Diuretikum), 5. Captopril (ACE-Hemmer). Im Jahr 2005 wurde Ramipril anstelle Enalapril der meistverwendete Wirkstoff für die Blutdrucksenkung in Deutschland und ist es bis heute.
Die Wirkstoffe Enalapril, Lisinopril und Ramipril haben jeweils eine Plasmahalbwertszeit von 12 Stunden (1 Dosis pro 24 Stunden) und sind leicht austauschbar, wogegen Captopril (der zuerst eingeführte ACE-Hemmer) mit einer Halbwertszeit von knapp 3 Stunden eine deutlich kürzere Halbwertszeit hat. In Anbetracht dessen ist schwer zu verstehen, dass Ärzte immer noch diesen veralteten ACE-Hemmer verordnen anstelle der verbesserten Präparate.
Übrigens: Die gesamten Mengen Diuretika, die zumeist gemeinsam mit anderen Blutdrucksenkern eingesetzt werden, sind vermutlich nicht nur zur Blutdrucksenkung verwendet worden, denn sie werden auch für andere Indikationen eingesetzt.