Als Ergänzung – Erinnerungen an mein Studium
Ich bin in den 70ern nach dem Militär an eine kleine aber feine TU gegangen um ein Ingenieurstudium zu machen. Vorher gab es (wie heute auch noch) zwei Arten von Ingenieuren: den „Ing.grad.“ = Fachhochschulabschluss und den „Dipl.Ing.“=TU Abschluss.
Dann gab es in den 70ern eine Anpassung, so dass der „Ing. grad. “ auch als „Dipl.Ing.“ bezeichnet wurde, allerdings wurde darauf hingewiesen, dass man den Zusatz FH bzw. TU benutzen soll.
Ein FH Studium dauerte 6 Semester. Absolventen konnten dann mit Quereinstieg ins TU Hauptstudium kommen, welches sich dem TU-Vordiplom nach 4 Semestern Uni anschloss. Diese Jungs waren erheblich praxisorientierter vorgebildet als die TU-Studenten, hatten jedoch (kaum einholbare) Defizite in den theoretischen Grundlagen.
Einschub: In meiner Studienrichtung waren zu Beginn 55 Köpfe, am Ende waren wir nur noch 12. Die Durchfallquote der Vordiplomklausuren lagen in Ing-Mathe, Physik und Thermodynamik bei 50-80%. Man benötigte das Vordiplomzeugnis als Nachweis nach 4 Semestern, ansonsten wurde BaföG eingestellt. Viele sind dann in eine FH gewechselt um einen Abschluss zu bekommen.Das Hauptstudium war deutlich verschieden, nur wenige Pflichtvorlesungen, viele freiwillige Ergänzungsfächer. 2 „highlights“:
- Informatik, das ergab kiloschwere, endlos lange Papierprints aus dem Nadeldrucker, kompilierte Fortran-4 Programme und Pakete von Lochkarten.
- Die Vorlesung „Polymere“. Da war ich der einzige Hörer. Der Professor hat die kurzerhand in sein Büro an den Sitzungstisch verlagert, wg. Telefon und so, die Sekretärin hat uns immer mit einem guten Kaffee versorgt.
Als die „Pätscheler“ kamen war ich längst weg. Ich hab dann in den 90ern als Alumnus mal ein paar Studiengänge angeschaut (ich war bei einer Mitarbeiterauswahl) und war über den Niveauverlust geschockt. Kennt man auch bei den aktuellen Anforderungen für Abitur gegenüber den 70ern.
Die Uni-Professoren haben sich dagegen kaum gewehrt, die haben in ihrem Aufgabenbereich ‚Lehre und Forschung‘ ihre Berufung eher in Forschungsprojekten (und Drittmittelaquisition) gesehen, „Lehre“ war eher lästig.
Und darum klappt’s (im Westen) nicht mit den Mondlandungen und Deutschland wird lange Jahre brauchen um die Kompetenz in Kerntechnik wieder zu erlangen.
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