Heute für die, die es nicht gelesen haben, ein Nachtrag aus der TIP Zeitung:
Durch die Deutsche Klimaschutzinitiative Thailand sollen innerhalb von drei Jahren 400 Millionen Baht deutsches Geld nach Thailand fließen. Nicht alles davon, aber doch einiges, sind Steuergelder.
Klimaschutz muß uns alle interessieren, klar. Wenn es nicht schnell gelingt, die bereits eintretende Klimakatastrophe wenigstens abzumildern, wird unsere Erde in wenigen Jahrzehnten nicht mehr wiedererkennen zu sein, und das garantiert nicht zu unserem Vorteil.
Ich will deshalb in der TIP Zeitung bei jeder Gelegenheit, wann immer ich wieder etwas Neues zum Thema erfahre, mitteilen, wohin die 400 Millionen in Thailand fließen werden und was genau mit ihnen gemacht wird.
Meine ersten Rechercheversuche verliefen insofern jedoch leider äußerst zäh bis geradezu frustrierend. Erst nach sage und schreibe sechs E-Mails, einem Brief, drei Telefonaten, vier bereits im Vorfeld kläglich gescheiterten Verabredungen, darunter drei mit einer Botschaftsangehörigen, einem offiziellen Pressetermin sowie einem Besuch beim Bangkoker Büro der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) wurden mir fünf Wochen nach Beginn meiner Nachforschung, gerade als ich vorhatte, die GTZ für ihre Nicht-Reaktionen mal richtig in die Pfanne zu hauen, doch noch, buchstäblich in den letzten 20 Minuten vor Redaktionsschluß, die Namen zweier möglicherweise kompetenten Ansprechpartner genannt.
Die weitere Recherche kostet nun allerdings erst einmal eines: Zeit, die ich im Augenblick und noch mindestens bis September nicht habe. Alle drei, in der Pressemitteiltung des Bundesministeriums für Umwelt (BMU) namentlich genannten Institutionen, durch deren Hände das Geld in Richtung Thailand fließen soll, haben nämlich weder eine ladungsfähige Adresse, noch habe ich sie bisher im Internet gefunden... Merkwürdig. Aber ich lasse mich jetzt mal, positiv gestimmt, und auch mit der GTZ wieder versöhnt, überraschen und bleibe auf jeden Fall am Thema dran.
Inzwischen erbarmte sich immerhin die TIP-Chefredaktion meiner. Roy schickte mir höchstpersönlich „mit freundlichen kollegialen Grüßen“ auf Verlagskosten und aus aktuellem Anlaß das Buch „Entwicklungshelfer durch eigene Gnaden“ von Ingo Kordon. Ich hatte den Namen wohl schon mal gehört, das Buch kannte ich allerdings noch nicht.
Um es kurz zu machen: Ich nahm den Schmöker kürzlich mit auf eine Reise nach Manila und Brunei und las ihn von vorne bis hinten durch. In Manila zwischen Terminen im Hotel und in Brunei am Schwimmpfuhl des Empire Hotels, wo die holde Gattin und ich unser 25. Jubiläum mit ein paar Flittertagen feierten. Aber man kann ja nicht immer nur flittern. Das Buch hat mich gefesselt.
In Bangkok sprach ich David Obermeier, Chef der GTZ in Bangkok, darauf an: „Kennen Sie Ingo Kordon?“ – „Nein, den Namen habe ich nie gehört.“
Das dürfte stimmen, denn David Obermeier ist ziemlich neu in Bangkok und das von der GTZ belegte 16. Stockwerk des noblen „Lake Ratchada Office Complex“ *) gegenüber des Sirikit-Zentrums ist tatsächlich, vorsichtig geschrieben, ziemlich weit weg von den bodenständigen Problemen eines Ingo Kordon...
Schade ist es trotzdem, denn von seiner Erfahrung könnte jede Hilfsorganisation, gerade eine große und mächtige wie die GTZ, einiges lernen – nicht erst seit dem UNICEF-Skandal, der sicher nur die Spitze eines Eisbergs war.
(Die Buchbesprechung folgt hier demnächst, wenn ich wieder mal etwas Zeit habe.)
*) Untrügliches Anzeichen für "nobel" bzw. "äußerst nobel":
1.
Liebenswürdige Motorradtaxifahrer rufen am „Lake Ratchada Office Complex“ locker 100 Baht für den Katzensprung von ein paar hundert Metern zur nächsten U-Bahnstation auf, wenn dort einer mit Anzug, Krawatte, rahmengenähten Schuhen und mit diesem ganz gewissen, typisch ahnungslosen Farang-Unternehmer-Hundeblick aus der tiefgekühlten Höhle aufkreuzt und in Sekunden zu schwitzen anfängt...
2.
Mitarbeiterinnen der GTZ, soweit ich sie kenne, sind alle von einer ausgesuchten feinen äußeren Blässe. Im Aufzug des „Lake Ratchada Office Complex“ in den 16. Stock hängt die Werbung eines Hi So Schönheitsstudios aus, das sich im gleichen Hause befindet. Die Preise für eine einzige Behandlung "Facial Whitening" in diesem Schuppen sind derart hoch, daß wahrscheinlich bereits die Nennung der genauen Zahlen subversiv bis gemein wäre. Ich verkneife mir das in diesen journalistisch schwierigen Zeiten deshalb lieber erst mal, bevor ich nicht genau weiß, ob sich da irgendeine echte oder gar, noch schlimmer, selbsternannte Majestät beleidigt fühlen könnte, falls ich derartiges Geheimwissen öffentlich mache...