So, seit Montagabend haben wir wieder Strom und seit heute Abend auch wieder Internet.
So kann ich nun etwas über das Hochwasser hier bei mir in der Provinz Sakon Nakhon berichten.
„Nam Tuam“ im Changwat Sakon Nakhon
Es hat ja im Monat Juli sehr ergiebig geregnet, erheblich mehr als die letzten fünf Jahre. Und man kämpfte tapfer gegen die zu hohen Wasserstände auf den Reisfeldern in vielen Dörfern in der Gegend hier. Tagelang liefen die Pumpen um das Wasser von den Feldern abzupumpen, damit der Reis nicht allzu viel Schaden nimmt. Es erinnerte beinahe an Sisyphus. Dann begann am 25. Juli immer mehr Regen zu fallen. Das Wasser auf unseren Äckern stieg immer höher. Abpumpen machte in diesem Moment keinen Sinn mehr, es war zu viel.

So sieht dass Feld hinter dem Haus in der Trockenzeit aus. Bis zum Strohlager ist es etwa 1,50 Meter.

Und so etwa um den 20 Juli herum. Aber man sieht noch immer gut die Reispflanzen.
Am Freitag den 28 Juli um 04:00 Uhr weckte uns eine Nachbarin und sagte, dass Wasser beginne ungewöhnlich schnell zu steigen und auch im Dorf begann Wasser durch die Gassen zu fliessen. Ich stand sofort auf und betrachtete die Situation. Haus und Stall sollten nicht betroffen werden, doch das Strohlager schien in Gefahr zu sein. In der Zwischenzeit fiel der Strom aus. Internet ebenso und Handyempfang war auf einmal sehr schlecht. Ich räumte also sofort die noch etwa 120 Ballen Stroh aus dem Lager und brachte sie in den Stall. Dabei störte ich noch zwei Schlangen, die es sich dort gemütlich gemacht hatten. Das war gut so, denn um acht Uhr begann das Wasser bereits in das Strohlager zu fliessen.

Strohlager im Wasser.

So sah es dann am Freitagmorgen aus.

Freitagabend.
Ich konnte mir den schnellen Anstieg nicht erklären. Aus dem Dorf hörte man jedoch, dass aus einem Wasserreservoir Wasser abgelassen werde, um das Reservoir zu schützen. Ich spazierte Richtung Dorf und sah dann, wie dass Wasser mit sehr starker Strömung daher kam. Die Nachbardörfer vor unserem waren bereits überflutet. Am Mittag wurde verkündet, dass nochmals während zwei Stunden Wasser abgelassen werden müsse. Erst später erfuhr ich, dass der Damm gebrochen war und kein kontrolliertes Abfliessen stattfand.

Spaziergang Richtung Dorf.

Die Strasse zu unserem Haus steht bereits unter Wasser.

Hier sieht man gut, wie stark die Strömung des Wassers ist.

Die ersten Fischer sind schon auf der Strasse.
Das Wasser stieg immer höher und ich musste zwei Wasserpumpen demontieren, damit die nicht dem Hochwasser zum Opfer fielen. Die Bauern rund ums Dorf, die vom Hochwasser überrascht wurden, brachten ihre Kühe zu Bauern, deren Unterstände erhöht stehen. Ich nahm ebenfalls zwei Mastbullen auf, ich habe ja im Moment noch zwei Boxen frei. Und ob ich nun elf oder dreizehn Kühe betreue, macht keinen Unterschied. In der Nacht zum Samstag stieg das Wasser weiter an und ich überlegte schon, was ich noch unternehmen könnte, wenn es für die Kühe kritisch werden sollte.
Doch der Standort des Stalls scheint richtig gewählt zu sein. Das Wasser erreichte den Stall nicht und der Zugang dazu blieb ebenfalls verschont. Im Dorf konnte sich niemand erinnern, dass es einmal so einen hohen Wasserstand gegeben hatte, zu mindestens in den letzten dreissig Jahren nicht. Wobei man ja sagen muss, dass der Dammbruch zusammen mit den Regenfällen daran schuld ist.

Feld hinter dem Haus am Samstagabend.

Feld hinter dem Haus am Samstagabend, andere Sicht.

Das Wasser ist schon beim Strohlager angekommen.
In die Stadt konnte man nicht mehr fahren, den man erfuhr noch am Freitagnachmittag, dass dort eine, man kann sagen, Hochwasserkatastrophe im Gange sei, wie sie in den letzten dreissig oder sogar vierzig Jahren nicht mehr vorgekommen war. Der Flughafen wurde geschlossen und Katastrophen Alarm ausgelöst. Am Samstagnachmittag schlug sich ein Nachbar mit seiner hochschwangeren Tochter mit einem Pick-up in die Stadt durch bis zum Spital. Er erzählte mir, dass er teilweise durch meterhohes Wasser fuhr und mit viel Glück zum Spital kam.
Weiterhin gab es keinen Strom und kein Internet. Im Dorf verteilte der Phu Yai Ban Trinkwasser und mit einem Generator, den er bekam, konnten die Leute ihre Handys und Taschenlampen wieder laden. Es kamen auch Leute zu uns um ihre Handys zu laden. Den der neue Notstromgenerator hat seine Feuertaufe bestens bestanden Er war schlussendlich vier Tage im Dauereinsatz, täglich bis zu 16 Stunden, dann musste ich ihm jeweils ein Pause gönnen. Ab Sonntag beruhigte sich die Lage und das Wasser stieg nicht mehr. Am Sonntagabend begann es sogar zurück zu gehen und ab Montag sah man deutlich, dass für diesen Moment das Schlimmste überstanden war. Das Dorf war wieder trocken und ab Dienstagmorgen konnte man wieder ohne Probleme in die Stadt fahren.
Ich war dann heute Dienstag in der Stadt und habe bereits kein Wasser mehr gesehen. Überall beginnt nun das Aufräumen und Entsorgen von zerstörtem Hab und Gut. Auf einem grossen Teil der umliegenden Gebiete jedoch steht noch immer sehr viel Wasser. In unserem Dorf selbst ist nach meiner Schätzung etwa die Hälfte aller Reisfelder noch unter Wasser, wobei das bedeutet, bis zu einem Meter. Unsere gemieteten Reisfelder scheinen Glück gehabt zu haben, dort steht das Wasser nicht mehr allzu hoch und es scheint, dass dieser Reis überlebt. Unsere eigenen Felder dagegen stehen noch immer zwischen 70 cm bis zu einem Meter unter Wasser. Dieser Reis dürfte vernichtet sein.

Unsere gemieteten Felder am Freitag, heute Dienstag ist dass Wasser hier praktisch weg.
Nun noch Bilder vom Freitagmittag bis Montagnachmittag aus dem Dorf und der Umgebung.

Selbst den widrigsten Umständen noch etwas positives abgewinnen, das können sie, die Thais.

So sieht es heute noch an vielen Stellen aus.