Formel 1 in Monaco
Als am 22.Mai 1955 ein massiger aelterer Herr im schwarzen Anzug,dunkler Krawatte,
glaenzender Schuhen und Hut auf dem Kopf zwischen den Rennautos auftauchte,hat
er sich nicht auf dem Weg zu einem Begraebnis verlaufen.
Der Herr hiess Alfred Neubauer und war Rennleiter bei Mercedes-Benz.Ein wichtiger
Mann im Circus,der half,viele Erfolge in der Formel 1 fuer MB zu erringen.Nur an diesem
einen Tag,hatte er kein Erfolgserlebnis zu verzeichnen,denn es gewann nicht der Silber-
pfeil sondern Ferrari.
Vergleicht man den Film vom Rennen 1955 mit den heutigern Aufnahmen,stellt man
fest,dass sich in einigen Bereichen,viel veraendert hat und damit ist nicht das Aussehen
der Boliden gemeint.Die sahen damals aus,wie Zigarren auf Raedern.
Keiner von den Piloten hatten damals feuerfeste Unterwaesche an und Overalls aus
schwer entflammbaren Stoffen.Die Helme,die schon damals trugen,schienen von der Feuerwehr ausgeliehen worden zu sein.Ueberrollbuegel und Nackenstuetzen kamen
erst Jahrzehnte spaeter.
Heute duerfen nur 2 Boliden eines Rennstalls an den Start gehen.Damals sah man
das lockerer.Neben den Werksteams,waren auch Privatfahrer zugelassen.Diese jungen
Herren,die sich durch akkurat gescheiteltes Haar auszeichneten,machten,abseits der
Strecke,mit einem Glas Whiskey in der Hand,durchaus gute Figur in den Salons.
Kein Wunder,waren sie doch oft Soehne von stinkreichen italienischen oder franzoes-
ischen Fabriksbesitzern,die in ihrer reichlichen Freizeit Autorennen fuhren.
Astronomische Fahrergehaelter sind heute.Damals ging es mehr um Ehre und Sport-
geist.Neben der Tatsache,dass heute ein Formel 1 - Aspirant schon Millionenbetraege
aufwenden muss,bevor er eine Chance auf ein Cockpit erhaelt,haelt sich das Geruecht,
dass Niki Lauda der billigste Fahrer war.
Bei seinem Wiedereintritt in die Formel 1 verlangte er 5 Mio Dollar.Der gute Enzo Fer-
ri wollte auf keinen Fall den Betrag akzeptieren.
Daher reduzierte Niki Lauda seine Forderung auf 1 Dollar.Allerdings wollte er fuer seine
Werbewirksamkeit 4.999.999 Dollar haben.
Die Herren wurden sich auf dieser Basis einig.
Ist heute das Formel 1 Rennen in Monaco ein Publikumsmagnet,war es fuer die Mone-
gassen 1955 eine Veranstaltung,wie viele andere auch.
Nur wenige Tribuenen wurden errichtet und diese schwach abgesichert.Ein paar Stroh-
ballen und Sandsaecke mussten reichen.Werbung war spaerlich zu sehen und die
stechenden Abgase der Motoren liessen noble Nasen ruempfen.
Wo heute die "Loews" Haarnadel mit Leitplanken gesichert ist,standen dort ein paar
gelangweilte Streckenwaechter,mit am Ruecken verschraenkten Haenden herum.Auch
die Streckenfuehrung entlang Hafenpromenade war nur mit Begrenzungssteinen ge-
sichert.
Prompt fuhr ein Herr Ascari ins Hafenbecken und musste von Matrosen eines Herrn
Onassis gerettet werden.
Im Andenken seines Badeausflugs und nach einem weiteren Zwischenfall gleicher Art,
errichtet man dort praktischerweise gleich ein Schwimmbad.
Es gaebe noch viel zu erzaehlen,denn das Formel 1 Rennen in Monaco ist einzigartig.
Zum Beispiel ist es der einzige Platz auf der Erde,wo der Sieger des Rennens,verdreckt,
verschwitzt und nach Benzin stinkend,einer echten Fuerstin die Hand kuessen darf,ohne
in Gefahr zu laufen,abgefuehrt zu werden.
Jock