Europa ist Europa, Südostasien ist Südostasien...
Wir haben andere Massstäbe zuhause, aber diese Massstäbe lassen sich eben nicht einfach nach Asien transferieren.
Ich habe viele Leute in Singapur gefragt, ob sie nicht ihr System gerne ändern würden. Im günstigsten Fall habe ich damit Unverständnis geernted, im ungünstigsten Fall wurde ich aufgefordert, mich um die Missstände in Deutschland zu kümmern und mich aus den Verhältnissen in Asien herauszuhalten. Meistens kam aber die Frage, was denn nun in Deutschland so viel besser wäre. Aber wie auch immer, man wolle doch beim aktuellen System gerne bleiben.
Drogenhändler, die mir eventuell eine abweichende Antwort gegeben hätten, habe ich allerdings nicht befragen können, die letzten waren gerade hingerichtet worden.
Nach meinen Erkenntnissen müssen die Philippinos ihren eigenen Weg gehen, ob uns das nun gefällt oder nicht.
Nach ihren Erfahrungen hatten die demokratischeren Versuche keinerlei Erfolge gebracht. Gerade die reicheren Drogenhändler und einflussreicheren Verbrecher haben sich in der Vergangenheit einfach freigekauft und ihr schmutziges Geschäft dort fortgesetzt, wo sie unterbrochen worden waren.
Das ist nun einmal die traurige Wahrheit auf den Philippinen. Nur eine derartige Vorgeschichte hat schlussendlich dazu geführt, dass heute so verfahren wird, dass die toten Drogenhändler die auf Dauer ungefährlichsten sind. Die ungewöhnlich drastischen Massnahmen haben erstmals in der philippinischen Geschichte zu massiven Geschäftseinbrüchen im Drogenhandel geführt.
Aktuell sind unter anderen auch 4 Generäle angeklagt, in den Drogenhandel verwickelt gewesen zu sein. Sollte sich das bewahrheiten, haben sie sicherlich schlechte Karten, den angeklagten Polizisten und Staatsanwälten drohen auch keine paradisischen Verhältnisse.
Wir werden einfach abwarten müssen, was die nächste Zukunft bringt. Bei den hier gegebenen Verhältnissen riskiert schliesslich Herr Duterte selbst sein Leben. Hier sind allzu viele Leute in schmutzige Geschäfte verwickelt.
Sollten jemals etwa die vielen Steuerhinterzieher belangt werden, wird das Land zum Pulverfass.
Sollte jemals die Frage gestellt werden, womit wie viele Menschen hier ihren Lebensstil, ihre Häuser und Autos bezahlt haben, wird es sicher noch heisser.
Ich bin selbst gespannt, wie es weitergehen wird.
Präsident Duterte wurde demokratisch gewählt, im Vorfeld war sein Wahlsieg klar, obwohl er nie einen Hehl aus seinen Absichten gemacht hat. Sein Vorgehen in Davao als Oberbürgermeister war dabei allgemein bestens bekannt.
Trotzdem haben die Philippinos ihn mit grossem Vorsprung vor seinen Mitbewerbern gewählt. Jetzt haben sie ihn, und er wird in erster Linie ihr Problem sein, wir sind nur Gäste in seinem Land und somit Zuschauer ohne Mitbestimmungsrecht.
Natürlich steht jedem von uns seine eigene Meinung zu, sie sollte allerdings durch echte Kenntnis der Zustände begründet sein.
Einfach europäische Denkmuster übertragen zu wollen, wird nicht zielführend sein.
Wolfram
Wir werden