Och, ich hätte schon Interesse, ziemlich großes sogar, zumal das hier mit abendlichen Schwatzrunden trüb aussieht. Doch leider, leider werde ich zu diesem Zeitpunkt nicht in Hua Hin sein. Erst wieder zum Ende des Monats November. Das ist wirklich schade, denn ich bin eigentlich immer offen für „frische Geister“, die das fade Einerlei ein wenig auflockern.
Du freust dich auf Hua Hin?
?
Ach, worauf denn bloß? Darf ich vermuten?
Auf die vielen emsigen Dauerbaustellen entlang der Küstenlinie, wo private Condoanlangen und exklusive Boutiqueresorts wie Pilze nach einem Sommerregen aus der Erde schießen oder die überdimensionierten Megawühllöcher der internationalen Hotelgiganten, die nun mit Macht in diesen Ort drängen?
Auf die wochenends hoffnungslos verstopften Straßen der hippen Bangkok-Ausflügler, die in ihren unbezahlten Hochpreiskarrossen wie verscheuchte Hühner etwas kopflos zwischen ihren mondänen Condos, den Edelbistros und den schicken Musikpubs hin und her pendeln?
Auf den dichten und völlig überlasteten Straßenverkehr in dem überhasteten Ort, wo blitzgeschwinde Mopeds keine Regeln kennen, wo auf engen Pickuppritschen wie Vieh zusammengepferchte Bautagelöhner aus dem Isaan kreuz und quer herum gekarrt werden, und wo Fußgänger in steter Unfallgefahr herumlaufen, weil die Bürgersteige verbaut, verstellt oder eingestürzt sind?
Auf die heruntergekommenen Straßen, die seit Jahren nur achsenbruchgefährend zusammengeschustert werden?
Achja, vielleicht freust du dich auf den Strand? Der hat so einiges zu bieten, das ist wahr. Pferdescheiße im Sand, verendete dicke Quallenklumpen und süße Sandfliegen, die eitrige juckende Andenken hinterlassen.
Oder meinst du vielleicht die vielen blitzsauberen Schneiderläden, die straßenzugweise mal endlich für ein einheitliches Ortsbild sorgen mit ihren adretten, aufmerksamen jungen Burschen davor, die den unbedarft herumstolpernden Touristen sprachgewandt ihre Hilfsleistung hinterher rufen. („Hallo Boss, new suit for you?)
Oder die Ruhe ausstrahlenden leeren Läden in jedem fünften Haus, in die die Immobilienfritzen im Boom nicht schnell genug einziehen konnten, und die nun eine wohltuende Behaglichkeit verbreiten und traumatisierte Vermieter zurücklassen, die von ihren verblühten Glanzmieten träumen.
Oder freust du dich etwa auf einen Ausflug zu den unzähligen herrlichen Wohnansiedlungen außerhalb des Ortes, wo der gestresste nordeuropäische Rentner in der abgeschiedenen Hügelwelt nach seiner Fahrt durch die brennenden Müllhalden endlich sein beschauliches Wohnzuhause hinter hohen Mauern und wehrhaften Gittern gefunden hat, und wo auf der Wegstrecke noch die reine Idylle und Naturverbundenheit aus jedem einzelnen der anatolischen Schlaglöcher herauswabert.
Meinst du das?
Hua Hin kriegt ein neues Gesicht. Ich weiß nicht, wem das gefällt. Mir nicht.