InteressenvertreterDas sind Pferde und Ziegen. Hier sieht man nur eine Ziege. Der Rest treibt sich draußen herum. Die Ziege wurde im Pferdestall geboren. Sie ist mit Pferden aufgewachsen. Sie kennt die Pferde. Die Pferde kennen sie.
---Bild entfernt Pferde und eine Ziege - LT
Schön, dachten sich die Pferde. Da unsere Ziege von Geburt an unter uns war, in unserem Stall geboren wurde, mit uns aufgewachsen, ist sie quasi wie ein Pferd für uns. Das qualifiziert sie, unsere Pferdeinteressen zu vertreten. Gegenüber den anderen Ziegen. Außerdem sieht sie wie eine Ziege aus und das könnte das Vertrauen der anderen Ziegen in das Wohlwollen der Pferde stärken. Und gaben ihr Vorschußlorbeeren und einen Posten.
Inga, so hieß die Ziege, weil wir sie nicht Aydan nennen können, erfuhr fortan eine Verwandlung. Nicht äußerlich. Aber sie hatte nun andauernd was zu meckern. Also noch mehr als sonst. Zuerst kam die Futterfrage zur Sprache. Die Pferde würden immer mehr zu fressen bekommen als Ziegen. Daß das biologisch bedingt wäre und auch die Körpergröße eine Rolle spielt, tat Inga mit dem Hinweis auf Ungleichbehandlung ab und es wäre wohl eine Frage der Rasse. Da schwiegen die Pferde. Auf Rassefragen wollten sie sich nicht einlassen.
Jeden Tag kamen nun neue Klagen von Ingas Seite, daß sich die Ziegen auf dem Hof benachteiligt fühlten, zu wenig Platz hätten usw. und die Pferde sollten sich mal ein wenig anstrengen, um die Ziegen zu integrieren.
Hier muß der Blogwart einflechten, daß die Pferde einem Pferdezuchtbetrieb gehörten, der schnelle, starke und intelligente Pferde heranziehen wollte. Mit der Intelligenz haperte es noch. Wie man an der Wahl der Ziege Inga als Vermittlerin sieht. Die Ziegen waren lediglich angeschafft worden, um Milch und Käse für den Eigenbedarf herzustellen.
Viele Pferde hatten es inzwischen faxendicke mit der Inga, die immer nur die Ziegeninteressen ganz groß herausstrich, nie aber dabei die Pferde berücksichtigte. Also die Interessen der Pferde. Die nicht immer Ziegeköddel in Heu und Hafer vorfinden wollten, weil Ziegen nun einmal gerne dahin klettern, wo sie nichts zu suchen haben.
Schließlich faßten die Pferde Mut und schoben eine junge Stute nach vorn. „Hör mal, Inga,“ sprach die Stute, „sei jetzt bloß nicht zickig aber wieso schlägst Du Dich immer auf die Seite der Ziegen, wo Du doch dafür sorgen solltest, daß die sich hier ein wenig mehr einfügen, um nicht von integrieren zu sprechen.“
Da ließ Inga ihr herzliches, volltönendes Meckern hören: „Weil ich eine Ziege bin. Ihr Schafsköpfe!“
Die Pferde sahen sich an und überlegten, warum sie da nicht gleich darauf gekommen waren. Der Bauer hingegen, dem das lämmermäßig blöde Glotzen der Pferde aufgefallen war, überlegte laut, „vielleicht importiere ich demnächst 5 Löwen, damit die Pferde nicht völlig degenerieren. Ja, das ist eine gute Idee.“
Kar Eduard hat wieder zugeschlagen
