Die dpa hat weitere Pressestimmen aus Europa gesammelt:
"Le Figaro" (Frankreich): "In Wahrheit ist Tsipras' Aufruf ans Volk nichts anderes als ein politischer 'Coup', der unter der Maske der direkten Demokratie versteckt ist. Unfähig, seine Versprechen zu halten und das Land mit seiner radikalen Mehrheit unter den Bedingungen der katastrophalen Lage der Wirtschaft zu führen, ruft er die Bürger auf, zwischen ihm und Europa zu wählen."
"De Standaard" (Belgien): "Die Griechen wissen, dass sie außerhalb des Euro kein Heil zu erwarten haben. Aber wenn sie mit 'Ja' stimmen, wäre das keine Legitimierung der Fortsetzung der gescheiterten Schuldenpolitik. (...) In jedem Fall läuft es auf eine Erniedrigung eines besiegten Volkes hinaus."
"Sme" (Slowakei): "Wenn in Spanien im Herbst Podemos gewinnt und dem Fiskalpakt den Gehorsam verweigert wie jetzt Syriza der ehemaligen Troika, steht Madrid in ein paar Monaten ebenso am Abgrund wie jetzt Griechenland."
"Times" (Großbritannien): "So verführerisch es auch ist, dies als Zerfall des europäischen Traums zu sehen, ist es wahrscheinlich doch eher nur ein Beweis für ein anderes Phänomen, das wir überall auf der Welt beobachten - einen Rückzug vom Internationalismus."
"De Volkskrant" (Niederlande): "Wenn die Griechen den Plan abweisen, wie Tsipras will, müssen sie die Konsequenz akzeptieren, dass für sie in der Eurozone kein Platz mehr ist. Die Euroländer können es sich nicht erlauben, dass für einen von ihnen die Spielregeln nicht gelten."
Die Zeitung "La Stampa" aus Italien schreibt zur Griechenlandkrise und Angela Merkel: "Die deutsche Kanzlerin ist die Vorsicht in Person. Oder die Unentschlossenheit in Person? Tatsächlich hat sie in der jüngsten Vergangenheit stets an einem gewissen Punkt, oft völlig überraschend, wichtige Entscheidungen getroffen. Als ob sie die Situation immer bis zum Maximum eskalieren lassen würde, bevor sie eingreift. Bislang ist das gut gegangen. Aber es könnte ein gefährliches Spiel sein."
Die "Corriere della Sera" richtet den Fokus stärker auf das Überleben Europas: "Angela Merkel sagt, wenn der Euro scheitert, scheitert auch Europa. Das ist wahr. Aber auch das Gegenteil ist wahr. Wenn die EU scheitert, wird nicht nur der Euro nicht gerettet, sondern auch der einzige Plan des alten Kontinents, um in einer neuen Welt zu überleben, zerbricht in Stücke."